Petra Schier - Die Gewürzhändlerin

  • Klappentext:
    Luzia verbringt mit ihrer Herrschaft die Wintermonate in Koblenz. Die Bauerntochter ist überwältigt: Das Leben in der Stadt ist so aufregend! Ihr Glück scheint vollkommen, als der Gewürzhändler Martin Wied sie um ihre Mitarbeit bittet: Ingwerwurzeln, Safranfäden, Paradieskörner, Zitronenöl, Muskatnuss - Luzia entdeckt ihre Passion. Ihr Verkaufstalent, ebenso wie ihr hübsches Äußeres, bleibt auch anderen nicht verborgen. Ausgerechnet Siegfried Thal, der Sohn von Martins größtem Konkurrenten, will Luzia zur Frau. Noch bevor Martin ihr seine eigenen Gefühle offenbaren kann, wird er des Mordes angeklagt. Überzeugt von seiner Unschuld, beginnt Luzia nach dem wahren Täter zu suchen.


    Meine Meinung:
    In ihrem aktuellen Buch „Die Gewürzhändlerin“ schafft es die Autorin durch ihren ansprechenden Schreibstil, die Figuren des Buches lebendig werden zu lassen. Aber nicht nur die Hauptcharaktere und Nebenfiguren werden lebendig, ihr gelingt es auch die Stadt Koblenz des 14. Jahrhunderts vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen. Ebenso gelingt es ihr, die Lebensweise der Menschen sehr bildhaft aber auch sehr glaubhaft darzustellen – mein Gang durch die Gassen wurde durch den Stadtplan begleitet, der im Buch enthalten ist. Die Hauptcharaktere aber auch die Nebenfiguren werden sehr detailliert charakterisiert, so dass es nicht schwer ist, den ein oder anderen zu mögen oder zu hassen. Aber man sollte nicht von vornherein in Gut und Böse einteilen, da es auch hier Überraschungen gibt. Martin und Luzia, die beiden Hauptcharaktere, haben mir sehr gut gefallen. Der verbale Schlagabtausch der beiden wann immer sie sich begegnen, die Zerrissenheit der beiden – von Luzia auf Grund ihrer Herkunft und von Martin auf Grund seiner Entstellungen – ist sehr glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt. Man kann daher die Handlungsweisen der beiden sehr gut nachvollziehen, kann sich hineinversetzen in das was sie tun. Der historische Roman beinhaltet alles, was einen guten Roman ausmacht: eine interessante Story, interessante Schauplätze, Hintergrundwissen zu Gewürzen (was mich als Kochbegeisterte Leseratte am meisten begeistert hat), eine Romanze und einen Krimianteil. Das hie auch etwas Mystik reinspielt liegt wohl an dem derzeitigen Hype den dieses Genre derzeit erfährt, stört aber den Lesefluss nicht wirklich. Das „Die Gewürzhändlerin“ der zweite Teil einer Reihe ist, war mir beim Lesen nicht bewusst. Daher kann ich sagen, dass man das Buch auch sehr gut ohne das Vorwissen des ersten Bandes lesen kann. Das erste Buch, das ich im neuen Jahr abgeschlossen habe und gleich ein so gutes? So kann das Lesejahr weitergehen.


    Meine Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Luzia Bongert, die Leibmagd der Gräfin Elisabeth von Manten, verbringt mit ihrer Herrschaft den Winter über im Stadthaus in Koblenz. Dort trifft sie auch Martin Wied wieder, Wein- und Gewürzhändler, und durch einen Zufall wird sie seine Gehilfin. Schnell stellt sich heraus, dass sie als Händlerin außerordentlich begabt ist. Zwischen Martin und ihr baut sich eine merkwürdige Beziehung auf, denn Luzia kann ihre Gefühle ihm gegenüber nicht recht einordnen. Als sich Martin dann auch noch als Nachkomme eines der Männer herausstellt, die sich nach einem Kreuzzug eine wertvolle Reliquie geteilt haben und zu denen auch einer von Luzias und von Elisabeths Vorfahren gehörten, wird die Verbundenheit der beiden, aber auch Luzias Verwirrung noch größer.


    Dieser Roman ist der zweite Band einer Trilogie. Im Gegensatz zum Vorgängerband „Die Eifelgräfin“ wird die Erzählung hier von der Burg in die Stadt verlagert, und auch der Charakterfokus wird verlagert, in diesem Band stehen Luzia und Martin, die man aber beide schon recht gut in „Die Eifelgräfin“ kennenlernen konnte, im Mittelpunkt des Geschehens. Beide sind sehr eigenwillige und interessante Figuren, Martins Leben wurde von einer Verunstaltung durch Brandnarben geprägt, Luzia, die für eine Bürgertochter gehalten wird, aber eigentlich eine einfache Bauerntochter ist, bemüht sich, diesen „Makel“ verdeckt zu halten, zudem hat sie ein überbordendes Temperament und eine hohe Intelligenz, sie kann nicht nur lesen und schreiben sondern ist auch sehr interessiert an kaufmännischem und mathematischem Wissen.


    Petra Schier hat generell ein Händchen für Charaktere. In diesem Band sind sie ihr wieder besonders gut gelungen. Allesamt sind sehr gut ausgearbeitet, ihre Entwicklungen nachvollziehbar und der eine oder andere für eine Überraschung gut. Schön finde ich, dass es hier kein reines Gut oder Böse gibt (wenn man vielleicht von ein oder zwei Personen absieht), so dass die Charaktere sehr real wirken und nachvollziehbar handeln. Einige der Charaktere aus dem Vorgängerband trifft man hier wieder, es gibt aber selbstverständlich auch eine ganze Reihe neue, besonders interessant fand ich Augusta, Martins Mutter, Martins Knecht Alban sowie Klarissa, Chefin eines Hurenhauses.


    Leider ist der Klappentext nicht so richtig mit dem Roman vereinbar, dort werden Teile der Handlung in den Mittelpunkt gestellt, die im Roman deutlich weniger Raum beanspruchen, als man denken könnte. Wer also einen historischen Kriminalroman erwartet, könnte enttäuscht sein, denn das ist dieser Roman nicht. Es ist vielmehr eine Liebesgeschichte, aber eine mit einem gut recherchierten Hintergrund und einer interessanten Handlung. Da ich keine Liebhaberin von reinen Liebesgeschichten bin, diesen Roman aber grandios finde, sollte man sich von dieser Einordnung bitte nicht abschrecken lassen. Denn es ist auch die Geschichte zweier Menschen, die es im Leben nicht immer leicht haben, die aber beide ihren Mann (bzw. ihre Frau) stehen und sich nicht unterkriegen lassen. Der Roman ist spannend, interessant, praktisch kitschfrei und in Petra Schiers üblich schönem, sehr bildhaften und einnehmenden Erzählstil geschrieben.


    Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch hier ein paar Extras: Eine Karte von Koblenz (wo der Hauptteil der Handlung spielt), ein Personenregister sowie ein Nachwort in dem die Autorin ein bisschen über Fakten und Fiktion erzählt.


    Petra Schiers historische Romane kann ich allesamt sehr empfehlen. Dieser ist einer meiner liebsten. Um ihn aber richtig genießen zu können, sollte man zunächst „Die Eifelgräfin“ lesen. Leider wird die Fortsetzung „Die Bastardtochter“ noch auf sich warten lassen, ich kann es kaum erwarten, Luzia, Martin und die anderen wieder zutreffen, auch wenn dann wahrscheinlich wieder andere Figuren in den Mittelpunkt treten.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ist Luzia dieser Aufgabe auch gewachsen???


    Nachdem ich „Die Eifelgräfin“ mit großer Freude gelesen hatte, musste ich natürlich auch „Die Gewürzhändlerin“ lesen, denn diese Geschichte schließt nahtlos an den Vorgängerroman an.


    Hier wird die Geschichte von Luzia erzählt, sie ist eine Bauerntochter und durch viele Zufälle ist sie die Leibmagd von Elisabeth von Künemund geworden. Nachdem diese den Grafen von Manten geehelicht hat, kommt Luzia nun im Winter nach Koblenz. Der Graf hat sich dort eine Wohnung gekauft, um die kalten Wintermonate in heimischer Wärme mit seiner Frau zu verbringen. In Koblenz nun trifft Luzia den Kaufmann Martin wieder. Er, der durch einen Brandunfall gezeichnet ist, ist ein guter Freund des Grafen und seines Eheweibs. Luzia, die sich das Rechnen selbst beigebracht hat, zweifelte ja an der Ehrlichkeit des Kaufmanns und kann diesen Überzeugen, sie ihn seine Bücher blicken zu lassen. Schnell merkt Luzia aber, dass sie sich geirrt hat. Martin hingegen muss feststellen, dass Luzia eine äußerst gebildete junge Frau geworden ist. Aus einer Not heraus bittet er Luzia, ihm doch auf dem Jahrmarkt an seinem Verkaufsstand zu helfen. Sie tut ihm den Gefallen, sind doch ihre Vorfahren durch eine Reliquie miteinander verschworen. Luzia findet Gefallen am Verkaufen der Gewürze und ist schnell in der Lage, die Gewichte zu bedienen und Preise im Kopf zu errechnen. Als der Jahrmarkt sich dem Ende neigt ist sie ganz traurig, machte es ihr doch große Freude, die verschiedenen Gewürze an die Marktbesucher zu verkaufen. Martin ist sehr zufrieden mit ihr und auch von Anton, dem jüngeren Bruder Luzias, der ihm in dieser Zeit auch sehr behilflich war. Als dann Martins Bruder bei einem Unfall schwer verletzt wird und er nach Lahnstein reisen muss, bittet er Luzia, sein Kontor zu führen. Sie macht das gern, einzig Martins Mutter Augusta passt das gar nicht. Sie weiß um Luzias Vergangenheit und glaubt, sie macht sich nur an ihren Sohn heran, um sein Eheweib zu werden und sich somit in ein reiches Heim einzunisten.

    Martin gerät schließlich unter Mordverdacht, aber das kann nicht sein, er ist ein geachteter Kaufmann und würde Niemandem etwas zu Leide tun. Aber alle Beweise sprechen gegen ihn und so wird er in den Trum gesperrt. Luzia versucht, ihm zu helfen, aber kann sie das auch??

    So hier werde ich nun meine Zusammenfassung beenden. Lest selbst diesen tollen historischen Roman und lasst Euch in seinen Bann ziehen.


    Fazit:

    Schon „Die Eifelgräfin“ der Autorin Petra Schier hat mich begeistert. Die Fortsetzung nun „Die Gewürzhändlerin“, übertrifft aber mein Empfinden um ein Vielfaches. Dieser Roman ist so toll geschrieben, dass man ihn tatsächlich nicht aus der Hand legen kann.


    Die historischen Hintergründe und Beschreibungen der Städte und Jahrmärkte sind so vielfältig, dass ich von Anfang an in diesem Buch gefangen war. Auch die Charaktere sind wieder mit sehr viel Liebe und Detailgenauigkeit beschrieben. Ich konnte mich sofort mit ihnen identifizieren und mochte vor allem Luzia und Martin hier sehr. Auch die anderen Protagonisten sind wunderbar herausgearbeitet und konnten mich gleich überzeugen. Petra Schier versteht es außerordentlich gut, ihren Figuren Leben einzuhauchen. Die Erzählungen über das Jahrmarktleben und die Geschehnisse möchte ich hier hervorheben. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut und ich kann schon jetzt sagen, dass sie ab sofort zu meinen Lieblingsautoren gehört.


    Auch der historische Hintergrund ist hier sehr fein recherchiert und überzeugt von Anfang bis Ende. Hier kommen von mir dicke 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

    Antoine de Saint-Exupéry. Aus: Der kleine Prinz