Edward M. Forster - Zimmer mit Aussicht / A Room with a View

  • Die neunzehnjährige Lucy Honeychurch ist mit ihrer spießigen Cousine Charlotte Bartlett als Anstandsdame auf einer Reise durch Italien unterwegs. In Florenz treffen sie in ihrer Pension unter anderem auf den unkonventionellen Mr. Emerson und seinen Sohn George. Charlotte ist entsetzt von diesen gewöhnlichen Leuten, die sich erdreisten, ihr und Lucy einen Zimmertausch anzubieten, damit die Damen in den Genuss einer schönen Aussicht auf die Stadt kommen, doch Lucy ist gegen ihren Willen und ihre Erziehung irgendwie angetan von den beiden.


    Zurück in England, verlobt sich Lucy standesgemäß mit Cecil Vyse, einer guten, angemessenen Partie. Dumm nur, dass Cecil ein aufgeblasener Langweiler ist. Lucy ist hin- und hergerissen zwischen den Gefühlen, die sie tief im Inneren spürt, und der Erwartungshaltung ihrer Umgebung und ihrem eigenen Standesdenken ...


    Dieses schmale Büchlein ist ein hübsches, bissiges Gesellschaftsporträt Englands um die Jahrhundertwende. Sehr amüsant fand ich Forsters Beobachtungen über baedekerbewaffnete Touristen, die sich strikt weigern, von den empfohlenen Städtetouren auch nur einen Millimeter abzuweichen. Manches ändert sich wohl nie.


    Lucy selbst kam mir recht wankelmütig vor, sie versucht sich wohl selbst zu täuschen, was ihre Gefühle betrifft. Einerseits ist sie fasziniert von der Andersartigkeit der Emersons und ein wenig abenteuerlustig, andererseits doch zu sehr in der Welt gefangen, in die sie hineingeboren wurde, um wirklich dagegen zu rebellieren. Hingegen mochte ich George Emerson und auch Lucys Bruder Freddy gerne. Wie die Geschichte für Lucy ausgeht, ahnte ich schon recht zeitig - aber es war dennoch nicht uninteressant, ihren Weg dorthin zu verfolgen.


    Was ich ganz entzückend fand, war das kleine Nachwort, das der Autor 50 Jahre nach Erscheinen des Buches verfasst hat und in dem er auf wenigen Seiten schildert, wie Lucys Leben nach Ende des Buches weiterging. Schön!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Danke für die Rezi!


    Ich profitiere, um auf die herrlichen Verfilmungen einiger Forster-Bücher durch James Ivory hinzuweisen. So auch hier! Siehe:


    http://www.amazon.de/Zimmer-Au…F8&qid=1324398492&sr=8-13

  • Was ich ganz entzückend fand, war das kleine Nachwort, das der Autor 50 Jahre nach Erscheinen des Buches verfasst hat und in dem er auf wenigen Seiten schildert, wie Lucys Leben nach Ende des Buches weiterging. Schön!

    Ich muss ja gestehen, dass mir dieser Teil im Grunde am Besten gefallen hat 8-[

    Den Rest des Buches, glaube ich, habe ich nicht so richtig verstanden. Ich kann es nicht richtig erklären, aber mir kamen einige Episoden einfach nur komisch und nicht sehr realistisch vor. Vielleicht weiß ich einfach zu wenig über diese Zeit, aber kann man wirklich glauben, dass Lucy einfach so von Miss Lavish vor der Kirche Santa Croce stehen gelassen worden wäre? Ich kann mir das zur heutigen Zeit ja nur schwer vorstellen, aber damals... Ich weiß ja nicht... :-s

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Edward M. Forster - Zimmer mit Aussicht“ zu „Edward M. Forster - Zimmer mit Aussicht / A Room with a View“ geändert.