Henri Loevenbruck - Gallica - Die Stimme der Wölfe

  • Der Junge Bohem aus der Grafschaft Tolosa machte mit 13 Jahren auf sich aufmerksam. Damals zur Johannisnacht, als sein Vater einen Wolf fing, der von der Kirche als Nebel und somit den Dämonen zugeschrieben wurde, ferierlich lebendig verbrannt werden sollte, da rettete Bohem das Tier vom Scheiterhaufen und ließ es frei. Seit dem sehen ihn alle augen in seiner Heimat Passhausen anders an und sogar die Exkommunion drohte. Doch sein vater konnte ein gutes Wort einlegen, schließlich war er ein angesehener Wolfsjäger. Doch die geschichte blieb nicht unbemerkt und heute, als Bohem 17 ist holt sie ihn wieder ein. Er soll die Nachfolge seines Vaters antreten, doch Bohem weigert sich die von der Kirche als Nebel gebrandmarkten Geschöpfe zu jagen und zu töten. Sein Vater wirft ihn hinaus, auch fort von seiner geliebten Schwester. Allein im Wald stößt er auf einen Wolf und Bohem meint, es sei jener den er einst vor dem Feuer rettete.


    Der Wolf ist Bohem zutraulich, führt ihn weg von Passhausen hinein in die Nacht. Am frühen Morgen wird er jedoch aus seinen Träumen geweckt durch Gebell des Wolfes. Aufgeregt führt er den Jungen wieder in Richtung Passhausen und schon bald sieht Bohem Rauch. Seine Heimat wird angegriffen von barbarischen Kriegern, die kein Halt machen vor Frauen und Kindern. Er muss mit ansehen wie der Dorfpfarrer geköpft wird und der Kürschner stirbt in seinen Armen, bestätigt ihm jedoch, dass auch sein Haus in Flammen steht und alle tot seien. Die Krieger seien wegen ihm da, suchen den Jungen und Bohem gelingt mit Mühe die Flucht aus seinem Dorf.


    wer könnte ihn suchen und sogar vor brutalem Mord nicht zurückschrecken? Panisch, traurig und wütend flieht er nach Norden und trifft bald schon 2 Handwerksgesellen, die Bohem anbieten mit ihnen zu reisen. Zu dritt wandern sie von Herberge zu Herberge und Bohem erfährt von einer Herbergsmutter, dass Passhausen von den Aishaner angegriffen wurde und schon in der nächsten Herberge greifen sie erneut an. Wieder sterben Menschen, die ihm nahe standen und wieder entkommt Bohem mit Mühe und Not. Wieso streifen mordende Fremde durch das Königreich Gallica? Bald schon wird Bohem feststellen müssen, dass nicht nur diese Krieger hinter ihm her sind und er selber das Ziel für die Mächtigen wird. Alles nur wegen jener Johannisnacht?

    Meinung:



    Der französische Autor Henri Loevenbruck bringt mit Die Stimme der Wölfe den Auftakt seiner 2. Trilogie, Gallica. Die Fortsetzung zu seiner ersten Reihe, Das Geheimnis der weißen Wölfin, spielt dabei nicht in Gaelia sondern auf dem Kontinent, in Gallica. In dem Fantasy Buch vermischt wer dabei historische Begebenheiten und Personen, dichtet sie neu und vermittelt einen Blick in ein Zeitalter, in denen magische Geschöpfe noch neben den Menschen lebten.


    Das Setting ist das Königreich Gallica, das von seinem König Livain VII. regiert wird. Dieser hat seine Frau, die Herzogin Helena von Quitenien, verstoßen, da sie ihm zu frei im Geiste war und keine Frau, über die er bestimmen konnte. Doch die Herzogin, die in Gallica mehrere Grafschaften unter ihrem Herzogtum vereint und ein beachtliches Stück Land vorweisen kann innerhalb des Reiches, hat in Emmer Ginsterhaupt einen neuen Mann auserkoren. Der designierte König von Brittia will Helena heiraten, was ihm in Gallica die Länder Helenas bescheren würde und somit auch Druck auf Livain ausüben könnte. Der König weiß davon und sucht nun selber einen Ausweg, Frieden im Reich zu sichern und dennoch Stärke zu demonstrieren. Sein neuer Berater, der Abt von Cerly, Pieter der Ehrwürdige, rät zu einer Vermählung mit der Tochter des Königs von Kastel im Süden, denn dadurch würde man einen starken Bündnispartner haben.


    In diesem Gebilde findet die Geschichte statt, die von dem Jungen Bohem erzählt und seiner Vergangenheit, die noch zu erforschen gilt. Er ist der Sohn eines Wolfsjägers, der im Namen der Kirche Nebel jagt. Nebel sind alle Geschöpfe, die die Kirche zu Werken des Teufels auserkoren hat. Wölfe, Chimären, Lindwürmer und das sagenumwobende Einhorn sind für das Christentum um Papst Nikolaus IV. ein Affront gegen Gottes Schöpfung. Doch Bohem sieht in diesen Tieren wunderschöne Wesen, die einen Tod nicht verdient haben und da die Nebel selber sich nicht mehr vermehren, werden es von Jahr zu Jahr weniger. So tritt er auch nicht in die Fußstapfen seines Vaters und die Begebenheit zur Johannisnacht ist nur der Anfang seines inneren Wunsches, die Nebel zu retten. Doch diese Nacht einst auf dem Scheiterhaufen ruft Mächte auf den Plan, die in Bohem einen Schlüssel sehen und bald schon ist er im Reich bekannt und gejagt.


    Schon früh beginnt dieses Abenteuer und mit Bohem eilt man von Ort zu Ort, quer durch die Wildnis und immer mit der Angst im Nacken, dass die Häscher schon um die nächste Ecke aufkreuzen. Unterwegs bekommt er Hilfe von den Wandergesellen, die als Handwerker von Ort zu Ort ziehen und sich ihre Sporen verdienen. Doch auch dort gibt es keine Sicherheit und als Leser muss man mit ansehen, wie kurze Freundschaften an Schwertern und Feuern zerbrechen. Erst als der das Mädchen Viviane vor Räubern rettet und sie ihn mitnimmt zum Herzogtum Quitenien, weil sie am Hofe der Herzogin Troubadoure werden will, bildet sich eine Gemeinschaft von Dauer. Gemeinsam reisen sie nun doch Bohem bleibt Ziel von allen Seiten der Macht. Denn auch der König Livain will diesen Jungen, da seine neue Frau in ihm einen gesandten Gottes sieht, den man lieber unter Seinen sieht. Doch auch die Kirche wird aufmerksam, denn der Berater des Königs schaltet den Legaten des Papstes ein und die Christliche Miliz reitet aus.


    Das Buch ist spannend von A bis Z, ohne jede Frage. Spannend auch die historischen Parallelen, die Loevenbruck in seinen Roman zieht. So lassen sich zu den meisten Charakteren auch wahre Personen zuordnen. So ist Livain VII. gleichzusetzen mit Ludwig VII., Emmer Ginsterberg wird zu Heinrich II., Helena von Quitenien wird zu Eleonore von Aquitanien, Papst Nikolaus IV. ist Hadrian IV. usw. Auch die Landschaften und Städte dichtet Loevenbruck um, dennoch sind auch hier ihre wahren Gesichter erkennbar. Somit ist das Buch eine Art alternative Geschichte, die mit phantastischen Elementen angereichert wird. Hierzu sicher auch der Orden der Druiden zählend, der ebenfalls auf den Plan tritt und hierbei wohl auch eine Brücke schlägt zur ersten Trilogie des Autors. Denn Elemente dieser Reihe bestimmen auch Gallica und sogar ein Merlin findet als Seher seinen Platz im Buch, wenn auch keinen erfreulichen.


    Mit Die Stimme der Wölfe wurde ich doch angenehm überrascht. Das Buch ist prall gefüllt und vermag dennoch in seinen gut 440 Seiten spannend verpackt dahinzufliegen. Natürlich muss man sich auf die Thematik einlassen, in der Einhörner und Co. eine Welt mit besiedeln, die man selber schnell herausliest als eine mittelalterliche Variante um das Jahr 1155. Da ich die Vorgängertrilogie nicht kannte konnte ich mich darauf einlassen und vermisse dennoch keinen Aspekt, da man hier mit Bohem seine Identität entschlüsselt und so auch viel näher dran ist als mit Vorkenntnissen. Freut man sich auf die restlichen 2 Bände.