Morgan Callan Rogers: Rubinrotes Herz, eisblaue See/ Red Ruby Heart in a Cold Blue Sea

  • Die Autorin:
    Morgan Callan Rogers wurde 1952 in den USA im Bundesstaat Maine geboren. Dort wuchs sie auch auf und an diese Gegend, geprägt durch Strände, Schiffswerften und Fischerdörfern, verlor sie ihr Herz. Heute lebt sie in der Hafenstadt Portland. Sie studierte Anglistik und hat mehrere Essays und Erzählungen veröffentlicht. Der hier rezensierte Roman "Rubinrotes Herz, eisblaue See" ist ihr erster.


    Das Buch:
    Mit ihrem Romanerstling präsentiert uns Morgan Callan Rogers eine Geschichte über Verlust und Verarbeitung.
    Florine ist 11 Jahre alt, als Carlie, ihre über alles geliebte Mutter, während ihres jährlichen Sommerurlaubs mit der besten Freundin einfach verschwindet. Die Polizei sucht, findet jedoch nichts: Keine Carlie, keine Erklärung. Die Zeit vergeht und Florine wächst auf zwischen Hoffnung und Bangen, immer mit dem innigsten Wunsch, das ihre Mutter eines Tages wieder auftauchen möge. Währenddessen kann und will sie nicht verstehen, dass das Leben für alle Beteiligten weitergeht und mit der Zeit sogar eine gewisse Normalität zurückkehrt.


    Meine Meinung:
    Die Beschreibungen der Landschaft, der Leute und deren Tätigkeiten sind sehr gut gelungen. Leser/innen mit Hang zur Handarbeit dürfte an einigen Stellen das Herz vor Freude hüpfen, wenn über das Stricken, das Brot backen oder das Kränze binden erzählt wird. In dieser Beziehung beherrscht Frau Rogers das erzählerische Handwerk auf jeden Fall.


    Ihre Hauptfigur Florine agiert über weite Strecken aber dermaßen egoistisch, dass ich nicht richtig mit ihr fühlen konnte und deshalb distanziert blieb. Nein, zwischen ihr und mir kam keine Sympathie auf. Sie ist beileibe nicht die Einzige, die unter Carlies Verschwinden leidet, aber die Trauer und den Schmerz gesteht sie nur sich selbst zu, sonst keinem anderen. Auch das Verhalten des Vaters rang mir ein ums andere Mal ein Kopfschütteln ab. Der einzig durchweg gelungene Charakter ist Grand, die Oma. Stella ist eine Figur von der man das Gefühl hat, die Autorin mag sie gar nicht so sehr. Trotzdem konnte ich als Leser gerade für sie sehr schnell große Sympathie aufbauen, leidet sie doch oft unverdientermaßen unter Florines Verhalten. Diese Diskrepanzen verhinderten, das ich statt nur mit dem Kopf, auch mit Herz und Seele in die Geschichte abtauchen konnte. Und dafür, dass der Roman sehr weitschweifig und fließend ist, kam der Schluß recht abrupt, fast abgeschnitten.
    Am Ende blieb trotz all der schönen Beschreibungen, die die Autorin benutzte, eher ein Gefühl der Unzufriedenheit und des Ärgers über die Lektüre in mir zurück.
    Deshalb von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Florine verlebt eine glückliche Kindheit in einem Fischerdorf an der Küste von Maine. Ihre Mutter Carlie ist unternehmungsfreudig und lebenslustig, während ihr Vater, Fischer von Beruf, eher bodenständig und heimatverbunden zu nennen wäre. Trotz dieser Gegensätze führen die drei - bzw. vier, die Großmutter, die gleich nebenan lebt, gehört natürlich auch dazu - ein harmonisches Familienleben, bis Carlie eines Tages während eines Kurzurlaubs mit ihrer Freundin spurlos verschwindet.


    Florine und ihr Vater sind völlig aus der Bahn geworfen. Tage, Wochen und Monate gehen ins Land, ohne dass sich Carlies Verschwinden aufklärt. Kein Lebenszeichen, kein Leichenfund, keine weiterführenden Hinweise. Ein wenig aufgefangen wird Florine von ihrer geliebten Oma und von ihren Freunden. Von ihrem Vater wendet sie sich verletzt ab, als dieser nach einiger Zeit eine Beziehung mit einer neuen Frau beginnt - ausgerechnet einer, die Florine sowieso nicht leiden kann.


    Trotz allem geht das Leben weiter, Florine wird allmählich erwachsen, fühlt sich aber immer wieder überfordert, von der Schule, von den sich im Zuge der Pubertät verändernden Beziehungen in ihrer kleinen Clique und schließlich auch von der verwirrenden ersten Liebe. Und immer noch hat sie insgeheim die Hoffnung, ihre Mutter doch noch wiederzufinden.


    Das Buch beginnt wie eine dieser typisch amerikanischen Coming-of-Age-Geschichten. Das meine ich jetzt gar nicht negativ, aber die ersten paar Kapitel stachen für mich nicht besonders aus der breiten Masse hervor. Doch mit der Schilderung von Landschaft und Leuten in dem kleinen Küstendörfchen in Maine und mit der ungewöhnlichen Entwicklung der Geschichte hat mich die Autorin schnell zu fesseln verstanden. Florine ist eine gelegentlich sperrige Hauptfigur, die ich mit ihrer ironischen Selbsterkenntnis jedoch ins Herz geschlossen habe - auch wenn ich sie manchmal hätte schütteln mögen. Die herzensgute unkonventionelle Oma ist nun wirklich keine originelle Figur, aber auch sie mochte ich sehr.


    Mag sein, dass der eine oder andere Aspekt ein wenig unrealistisch daherkam und sich teilweise vorhersehen ließ, worauf ein Teil der Geschichte hinauslaufen würde - die letzten Kapitel haben mich trotz der eher ruhigen Erzählweise richtig mitgerissen und ziemlich durchgerüttelt zurückgelassen. Unterm Strich für mich eine sehr schöne Sommerlektüre.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe das Buch an nur einem Tag durchgelesen, weil mich die Geschichte so fesselte. Obwohl Florine sehr egoistisch und stur agiert, konnte ich doch mit ihr mitfühlen. Vielleicht auch deshalb, da die Pubertät auch noch nicht so weit hinter mir liegt.


    Schade finde ich jedoch

    Außerdem war ich ebenfalls etwas enttäuscht, dass die Geschichte so abrupt endete.


    Von mir würde dieses Buch 4 1/2 Sterne bekommen. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Zu Deinem Spoiler:

  • Sehr schönes Buch. Am Anfang hatte ich ein wenig Probleme mich rein zu lesen, aber dann habe ich das Buch in null komma nichts durch gelesen. Die Geschichte ist wirklich rührend. Ich konnte mich oft in Florine einfühlen und manchmal konnte ich ihr Verhalten nicht verstehen.


    Ich gebe dem Buch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .

  • Ich war nach dem Eingangspost hier etwas kritisch eingestellt gegenüber dem Buch. Ich reagiere nicht gut auf unfaire und zickige Personen. Trotzdem hat mich die Geschichte begeistert. Ich fand Florine gar nicht so schlimm und konnte ihre Reaktion grösstenteils gut nachvollziehen und ihr mitfühlen. Die Autorin hat es meiner Meinung nach geschafft, die Gefühle von Florine gut zu transportieren. Zudem ist die Geschichte flüssig und spannend geschrieben.
    Doch dann kam der Schluss. Da mochte ich Florine nicht mehr, ihr Auftreten Susan gegenüber fand ich einfach nur gemein. Und der Schluss allgemein fand ich zu kitschig, zu unrealistisch und ich hatte mir etwas mehr erhofft. Schade. Dennoch hat mich das Buch über weite Teile gut unterhalten, wäre der Schluss nicht gewesen, hätte ich 4-Sterne verteilt. Jetzt sind es jedoch nur noch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: geworden. Den zweiten Teil werde ich jedoch nicht lesen.

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  • Das Buch habe ich praktisch gelesen, ohne zu wissen, worum es darin auch nur annähernd geht. Habe auch den Klappentext vorher nicht gelesen. Das hätte ganz schön schief gehen können - ist es aber nicht. Trotz der melancholischen Grundstimmung des Buches hat es mir sehr gut gefallen. Ich konnte Florine total gut verstehen und wenn ich noch in ihrem Alter wäre, hätte ich mich ganz bestimmt genauso verhalten. Einzig das Ende... nun ja, fand ich dann doch etwas seltsam und vielleicht auch unrealistisch. Alles in allem mochte ich das Buch sehr gern und hatte es schnell durch. Den zweiten Teil werde ich allerdings auch nicht lesen, weil ich mir aufgrund der Beschreibung vorstellen könnte, dass mich das Buch nicht mehr so begeistern wird.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Es fällt mir schwer, "Rubinrotes Herz, eisblaue See" zu bewerten. Von der Inhaltsangabe her hatte ich eine bewegende, herzzerreißende Geschichte um ein junges Mädchen erwartet, das heranwächst und versucht, mit dem tragischen Verlust ihrer Mutter, dem Rätsel um das Verschwinden und den Änderungen in ihrem Leben klarzukommen. Das alles habe ich auch bekommen, allerdings konnte ich von Anfang keine Verbindung zu irgendeinem der Charaktere aufbauen. Viele von ihnen handelten für mich unverständlich und obwohl die Trauer von allen, gerade von Florine, gut und realistisch dargestellt war, habe ich nicht mit ihnen mitfühlen können. Ich hatte das Gefühl, das Geschehen aus einer gewissen Distanz zu betrachten und auch das spätere Schicksal einiger wichtiger Personen hat mich nicht bewegt.


    Florine selbst ist eine Protagonistin, von der ich nicht weiß, ob ich sie sympathisch finde oder nicht. Der Verlust ihrer Mutter und die Ungewissheit hat bei ihr offensichtlich Spuren hinterlassen und obwohl ich ihr Verhalten manchmal unmöglich fand, war es aufgrund der starken Trauer und ihrer Unfähigkeit, die Veränderungen um sie herum zu akzeptieren, doch verständlich, wieso sie so gehandelt hat. Deshalb ist es mir manchmal schwer gefallen, sie zu mögen, doch ich habe trotzdem mit ihr mitgelitten.


    Ein großes Plus an dem Buch ist, dass es nicht scheut, Höhen und Tiefen realistisch darzustellen und dass wirklich eindringlich gezeigt wird, wie ein plötzlicher Verlust das ganze Leben verändern kann, wie es sich auf Beziehungen auswirkt und auf wie viele verschiedene Arten man mit der überwältigenden Trauer umgehen kann. Es war auch interessant zu sehen, wie Florine aufwächst und sich weiterentwickelt, was aus ihrem Freundeskreis wird und natürlich war ich interessiert auf die Aufklärung des Verschwindens von Carlie. In Bezug darauf hatte ich am Ende des Buches den Eindruck, dass die Geschichte unfertig ist, aber ich habe schon gesehen, dass es im zweiten Band mehr dazu geben soll, also werde ich ihn vermutlich noch lesen.


    Die Handlung hat mir gut gefallen und auch die Botschaft in der Geschichte ist wichtig, aber da sie mich emotional nicht richtig ansprechen konnte und ich bis zuletzt nicht wirklich eine Verbindung zu den Charakteren hatte, vergebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

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