Kevin O'Brien - Die Toteninsel

  • Zwei Brüder suchen auf einer Mülldeponie nach verborgenen Schätzen, die man später nach Aufarbeitung für viel Geld noch verkaufen könnte. Doch was sie entdecken, ist der Beginn einer Tortur. Sie finden eine nackte Frau, mit einer Schusswunde im Brustkorb und einem Frischhaltebeutel um den Kopf. Doch die Frau ist nicht tot, sie lebt noch und sie scheint die erste Überlebende zu sein, die der Serienkiller Rembrandt zurückgelassen hat. Als Jane Doe wird sie im Krankenhaus von Bellingham operiert und stationiert. Die Polizei will die Frau befragen, doch sie erinnert sich an nichts, nicht mal an ihren Namen. Die Presse belagert das Krankenhaus, denn der Fall Rembrandt hält die Polizei und Leute schon seit langem in Atem. Viele Frauenleichen wurden schon aufgefunden, immer mit einem Frischhaltebeutel über dem Kopf, denn Rembrandt schminkt und frisiert seine Opfer und will sein Kunstwerk noch nach dem Tod konservieren für die Beamten.


    Nach und nach wird Jane ins Leben zurückgeholt, doch ihre Erinnerungen bleiben verschlossen. In der Pflegerin Sherita sieht sie eine einzige Freundin, doch auch ihre Versuche ihr einen Namen zu entlocken schlagen fehl. Doch dank der Therapie kommen langsam Bruchstücke zurück. Zunächst meint sie Claire Ferguson zu sein und nennt sogar eine Adresse in Washington. Doch dort gibt es keinen Ehemann und Sohn, den sie angab. Doch es ist ein Anfang, denn dies war eine alte Erinnerung an ihren verstorbenen Mann, denn nach dessen Tod heiratete sie neu, nun heißt sie Claire Shaw. Mit dem Namen kommen die Erinnerungen zurück und als ihr wahrer Mann sie besucht, erfährt sie auch, dass ihr Sohn Brian verschwunden ist, abgehauen sei, nur einen Tag vor ihrem Verschwinden.


    Ihr Mann Harland Shaw will sie wieder nach Hause bringen, auf die Insel Deception Island. Doch die Gefahr von Rembrandt bleibt bestehen, denn noch nie überlebte ein Opfer und somit ist sie ein wichtiger Zeuge, wenn sie sich an ihn erinnern würde. Rembrandt selber schlug während ihres Krankenhausaufenthaltes erneut zu und sein Opfer arbeitete in dem Krankenhaus. Es muss ihr also nah sein. Zu ihrem Schutz werden die Detectives Al Sparling und Tim Sullivan abgestellt. Doch was wenn Rembrandt ihnen einen Schritt voraus ist? Außerdem umgibt die Gemeinde auf Deception Island ein Geheimnis, denn niemand scheint sich um Brians Verschwinden Gedanken zu machen und Claire spürt, dass man ihr nicht die Wahrheit sagt.


    Meinung:


    Kevin O’Brien liefert mit Die Toteninsel seinen 2. Roman in Deutschland ab. Ich hatte vor gut 2 Jahren schon sein Debüt gelesen, Blutzeugin und war damals angetan von O’Briens Story, den Wendungen und dem Plot, der dann doch anders ausfiel als beim Lesen vermutet. Ehrensache für mich also, auch seinen 2. Thriller in die Griffel zu bekommen und rororo als Label mal wieder zu würdigen.


    Die Geschichte beginnt dabei mit einigen Überfällen eines Serienmörders, der als Rembrandt durch die Medien geistert. Er lauert seinen Opfern auf, Frauen, die allein unterwegs sind. Jedes Mal hinterlässt er dabei ein Indiz, eine Visitenkarte. Jedem Opfer zieht er ihr Höschen aus und lässt es zurück, damit man auch weiß, dass er am Werk war. Für den Leser gilt nun die Suche nach jener Überlebenden, die auf dem Klappentext schon beschrieben wurde, Claire Shaw. Ihr Fund auf einer Mülldeponie ist das Startsignal für ihre Geschichte, denn sie ist das erste Opfer, was scheinbar lebend aus Rembrandts Mordserie entkam. Doch ihr Gedächtnisverlust lässt nun die Jagd nach der Identität des Mörders stocken, denn sie kann sich nicht mal an ihre eigene erinnern. So sind die ersten Kapitel geprägt von ihrem Krankenhausaufenthalt und die werden vom Autor genutzt einen gewissen Hintergrundrahmen zu zimmern, der die Hauptperson dem Leser vertrauter machen soll.


    So erfährt man in Erinnerungsfetzen von Claires erster Ehe, dem Verlust ihres 2. Kindes durch plötzliche Kindstod und der spätere Verlust ihres Mannes durch Krebs. Allein mit ihrem Sohn Brian findet sie schließlich in Harland Shaw einen neuen Mann in ihrem Leben, zumal einen wohlhabenden dazu, der sie und Sohn aufnimmt. Harland Shaw selber verlor seine Frau bei einem Verkehrsunfall und bringt eine kleine Tochter mit in die Beziehung zu Claire. Gemeinsam leben sie auf Deception Island, doch Claire kam sich dort nie gemocht vor, denn immer sah man in ihr nur einen Ersatz zur ersten Frau Harlands. Als sie sich dann endlich an ihren Namen erinnern kann und auch an Harland und ihr aktuelles Leben, scheint zumindest dieser Spuk für den Leser vorbei. Doch es ist eben ein Thriller und es wütet weiterhin ein Killer, der auch Claires Identität wissen will, denn bisher hörte er nur von einer Jane Doe, die ihn überlebt haben soll.


    Doch Kevin O’Brien wäre eben nicht Kevin O’Brien, wenn er den Plot nicht doch noch eine Wendung gibt. Denn das Verschwinden von Claires Sohn und die Heimlichtuerei auf Deception Island gilt es ebenso noch aufzuklären. Hierbei tritt Detective Tim Sullivan in den Vordergrund. Der Cop, der anfänglich von Harland Shaw wegen schlapper Sicherheitsmaßnahmen im Krankenhaus fälschlich verantwortlich gemacht wurde, erfährt auf der Insel immer mehr Hintergründe über ein System, was auf Vertuschung und Lügen aufbaut und alles zum Schutz der Insel. Dabei wird sogar sein Partner, der eigentlich die Führungsrolle der beiden einnimmt ausgeschaltet und auch sein Leben wird mehrfach bedroht. Sullivan ist eher der zurückhaltende Cop, der in seiner Freizeit einen Comicstrip für überregionale Zeitungen entwirft und mit anderen Kollegen kaum was unternimmt. Doch die Nähe zu Claire Shaw, die auch in ihm einen Freund erkennt und eine Hoffnung, die Wahrheit zu erforschen, lässt ihn aus dem Schatten treten und er baut für den Leser nach und nach ein düsteres Inselleben auf.


    Im Grunde wäre allein der Rembrandt Fall schon genug für einen Thriller, doch man bekommt hier einen weiteren Plot, eben jenen auf der Insel und dem Verschwinden von Clair Shaws Sohn Brian. Nach und nach kommt man der Lösung auf der Spur und das in beiden Geschichten, denn beide scheinen mit einander zu tun zu haben. Man rätselt mit wer denn nun Rembrandt sein kann, was wirklich passiert sein kann mit Brian und dessen bestem Freund, von dem auch jegliche Spur fehlt. Schlüssel dabei wieder Claires Erinnerungen und die Arbeit von Tim Sullivan. Ich tappte lange im Dunkeln wer für all das verantwortlich sein konnte und die Lösung am Ende war dann doch mehr als ein reiner Serienkiller Plot. Es ist eine Geschichte geboren auf der Insel und gefüttert von deren Bewohner. Es ist brutal geschrieben, was dem Buch nur gut tut. Natürlich ist es keine neue Erfindung des Thrillerrades, doch warum auch? Kevin O’Brien liefert einen schönen Spannungshappen ab, der mit seinen 570 Seiten zugig zu lesen ist, wenn man erst mal den Faden aufgenommen hat. Glaub sein 3. Buch landet auch bald daheim.

  • Es gibt ja B-Movies. Gibt es eigentlich auch B-Bücher? Wenn ja, dann wäre "Die Toteninsel" so ein Fall. Das muss erst einmal nichts Schlechtes heißen, können diese doch auch relativ unterhaltsam sein. Dies war hier allerdings nur teilweise der Fall.
    Wenn ein Buch auf einer (kleinen) Insel spielt, hat es bei mir schon mal einen Stein im Brett, denn diese oft beklemmende und einengende Atmosphäre übt auf mich einen besonderen Reiz aus. Dies hat O'Brien auch ziemlich gut eingefangen. Der Schreibstil war rasant und gut lesbar, allerdings auch nicht besonders fordernd oder anspruchsvoll, so dass ich des öfteren an einen Groschenroman denken musste. Die Story fand ich interessant und spannend, allerdings waren 570 Seiten doch ein wenig zuviel des Guten und man hätte die gleiche Geschichte auch auf ca. 400 Seiten abhandeln können. Was mich aber am meisten gestört hat, waren die manchmal recht verstrahlt wirkenden Charaktere und dass sie sich völlig unrealistisch und teilweise auch selten blöd verhalten haben. Der Polizist Tim z.B. wirkte eher wie ein ahnungsloser Zivilist. Auch die Dialoge kamen oft recht seltsam rüber und ich dachte mir nicht nur einmal, dass so doch kein Mensch spricht.
    Dieser Thriller geht insgesamt gesehen in Ordnung, doch man sollte keinesfalls zuviel erwarten. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Erstmal vorweg ich war derart gefangen von dem Buch das ich einfach am liebsten nicht aufgehört hätte mit lesen, aber der Alltag erfordert Pausen. Solche Geschichten mag ich ja besonders. Claire wurde aufgefunden als einzelnes Opfer von "Rembrandt" lebend. Doch wie es ein gutes buch will. Ist absolut nichts wie es scheint. Neben dem Serienkiller. Spielt auch die Insel mit ihren "Guardians" und auch Claires Freundeskreis eine große Rolle. Und was ist nur mit ihrem 17jährigen Sohn passiert der scheinbar spurlos verschwunden ist. Doch nach und nach fügt sich alles zusammen was zusammengehört. Officer Tim Sullivan wird neben Al zur Beschützung Claires auf die Insel geschickt. Al unterliegt einer Tötung. Aber Tim ermittelt weiter, er der bishert nbur als Schreibtischhengst galt, bringt doch wahrlich erstaunliches zutage. Jedfoch scheint sein Chef ihn nicht allzu ernst zu nehmen. Mehr möchte ich auch nicht verraten, denn das nimmt die Spannung. Der Autor hat es sichtlich verstanden auf allen Ebenen zu schreiben. Er schreibt auch Sichtweise der Opfer, dann aus Claires Umfeld und auch aus Sichtweise des Officers Sullivan und natürlich auch aus der Sicht von "Rembrandt" In keinem Moment des Buches kam bei mir Langeweile vor, Es ging immer sehr temporeich zu. Und man wurde immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Ich werde mir sichert noch sein anderes Werk zu Gemüte tun. Er bringt alles vor, was ein Top-Autor benötigt. Ich bin absolut hingerissen.


    Ich muss auch dazu schreiben, weil ich es schon desöfteren gelesen habe, das viele meinen einige Werke haben nicht viel mit der Realität zu tun. Aber gerade das ist es ja , Bücher müssen nicht realistisch sein, sie beruhen meist auf reiner Fiction. Ich tauche mit Freuden in Büchern ein die mit der Realität nicht viel zutun haben. Denn sie lassen einen Zeit und Raum vergessen.