'Herzblut' von Kerstin Stojanov

  • Inhaltsangabe:


    Der junge Ritter Reiner von Heydebach kämpft an drei Fronten: Gegen seine Mutter und seinen Bruder, die ihn mit allen Mitteln aus der Heimat verjagen wollen. Gegen seinen skrupellosen Widersacher Ludwig von Loon, der seine Verlobte und seinen Tod will. Und gegen sich selbst, denn der gut aussehende Reiner steckt ständig in Schwierigkeiten, weil er einfach keiner hübschen Frau widerstehen kann. 'Ganz nebenbei' versucht er auch noch, seinen Vater zu retten und dem Kaiser zu dienen. Was ihm wahrscheinlich viel besser gelingen würde, wären da nicht die schöne Gerberstochter und die alte, abseits liegende Scheune ...


    Meine Meinung bislang:


    Ich habe diesen Roman mit Spannung und Skepsis erwartet. Er lehnt an an die haibacher Sage des Ritters von Heydebach an. Da ich in Haibach lebe, hat das Buch Heimvorteil. Oder Nachteil.
    Die handelnden Personen gefallen mir bislang relativ gut. Ein bisschen bin ich ins Straucheln geraten, weil sich schon am Anfang zeigt, dass die Autorin die Sage 'großzügig' ausgelegt hat. Wer ohne Hintergrundwissen an das Buch heran geht, wird sich daran aber nicht stören, deswegen dies nur am Rande.
    Der Schreibstil ist flüssig und locker, mich hat der Roman sofort 'gehabt'. Die Autorin hält sich nicht mit langer Vorgeschichte auf, sondern zieht den Leser sofort in die Handlung, die durchaus interessant ist.
    Die Geschichte wurde in das Jahr des Wormser Konkordats gebettet, 1122. Reiners Widersacher sind keine Geringeren als der Erzbischof von Mainz und Ludwig von Loon. Der Roman vermittelt ein gutes Bild der damaligen politischen Ereignisse, ohne den Leser mit historischen Fakten zu erschlagen. Meiner Meinung nach ist der Autorin eine gelungene Mischung gelungen, wobei das Hauptaugenmerk ganz klar auf Reiners Geschichte gerichtet ist. Ich weiß nicht genau, was ich von diesem Mann halten soll, der durchaus sympathisch daherkommt. Er scheint flatterhaft, was aber wieder zu ihm passt. Auf der einen Seite möchte ich ihn manchmal schütteln, auf der anderen tut er mir leid. Teilweise schuldlos gerät er in die Mühlen der Politik, gerät zwischen Kaiser und Erzbischof, und verschärft seine Situation noch durch sein Handeln, wobei hier meist eine Frau im Spiel ist.


    Großer Überraschungspluspunkt: Richard von Bessenbach. Aber er ist nicht die erste 'Nebenfigur', die den Hauptprota hier und da in den Schatten stellt.


    Wehrmutstropfen: Gertrude, Reiners Geliebte, finde ich persönlich nicht so gut gelungen.


    Das letzte Drittel habe ich noch vor mir und ich bin sehr gespannt, wie die Autorin die Kurve bekommen möchte, um sich zumindest im Groben an die Sage zu halten. Im Moment erscheint mir das sehr schwierig.