Greg F. Gifune - Sag Onkel

  • Inhalt bei amazon.de
    „Greg F. Gifune schreibt Thriller vom Feinsten.


    Andy und Angela wurden von ihrem Onkel immer vor allem Übel dieser Welt beschützt. Onkel war ein guter Mensch. Onkel half den Kindern. Onkel wusste immer, was zu tun war. Doch als sie älter werden, ist es für die beiden sehr schmerzhaft, zu verstehen, dass Onkel selbst böse sein muss, um das Böse zu bekämpfen …


    Mit einem Vorwort von Tom Piccirilli. Greg F. Gifune (geb. 1963) gilt als einer der besten Thrillerautoren seiner Generation«. Neben vielen Erzählungen sind bereits 15 Romane von ihm erschienen. Ihr dunkel-melancholischer Ton hat ihm unter Kritikern und Lesern fanatische Fans gesichert. Er lebt mit seiner Frau und einer ganzen Schar Katzen in Massachusetts/USA.“




    Meine Meinung
    Nachdem ich „Blutiges Frühjahr“ und „Die Einsamkeit des Todbringers“ gelesen und geliebt habe, kam ich auch um „Sag Onkel“ keineswegs herum.
    Greg F. Gifune ist sofort nach seinem ersten in Deutschland veröffentlichten Buch für mich ein besonderer Autor geworden, bei dem mir klar war, dass ich jedes Buch von ihm lesen will und werde.


    Kleinstadtabenteuer scheinen Gifunes Vorliebe und Spezialität zu sein, denn auch „Sag Onkel“ lebt von den schrecklichen Geschehnissen „beim Nachbarn nebenan“. Seine Geschichte rund um Andy, dessen Schwester und ihrem verstorbenen Onkel ist so packend und erneut depressiv verstimmend, dass ich sie in einem Rutsch verschlungen habe. Gifune wechselt von der Gegenwart immer wieder in die Vergangenheit und der Leser bekommt so nach und nach all die Tragik von Andys zerstörter Kindheit mit. Wirklich nur seiner? Aber lest selbst...
    Seine Charaktere hat Gifune wieder einmal wunderbar ausgearbeitet. Andy war mir von Beginn an total sympathisch. Wir als Leser erleben einen ganzen Tag in seinem Leben, einen Tag, der Andys Vergangenheit und verdrängte Erinnerungen wachrüttelt und wiederbelebt. Gifune beschreibt seine Gedanken und Handlungen so gefühlsecht und authentisch, dass einem beim Lesen eine Gänsehaut nach der anderen den Körper herunterjagt. Ich muss hier erneut seinen wundervollen Schreibstil loben! Er reißt einen mit, obwohl man gar nicht wirklich weiß, warum. Es liest sich so flüssig und mitreißend, dass ich von seinen Texten nicht mehr wegkomme.


    Wie kein anderer, den ich zuvor gelesen habe, versteht er, sich besonders düster, anmutend, mitfühlend und rührend auszudrücken. Er nimmt einen quasi bei der Hand und mit auf eine Reise, auf der man als Leser sehr viel zum Nachdenken und Grübeln kommt.
    Gifune kommt fast komplett ohne Blut aus, vielmehr schockiert er mit seinen Protagonisten, deren Gedanken und Taten, und so war „Sag Onkel“ ebenfalls wieder sehr makaber. Erwähnt werden muss, dass seine Charaktere keinesfalls durchgedrehte Freaks oder Wahnsinnige sind, nein, sie sind Menschen, wie du und ich, sodass all ihre Handlungen so verdammt realistisch und nachvollziehbar sind. Dies schockt viel mehr als blutige Beschreibungen eines Tatortes oder Mordes. Bei Gifune heißt es: Tatort Mensch. In jeglicher Hinsicht.


    Ich brauche keine ca. 50 Seiten, um in einen „Gifune“ rein zu finden, ich bin sofort drin! Suchtgefahr ist hoch und ich kann daher jedem Genussleser „Sag Onkel“ nur wärmstens ans Thrillerherz legen.


    Solltet ihr das Buch in einer Buchhandlung sehen, greift zu und lest das Vorwort. Für mich drücken Tom Piccirilli Worte über Gifunes Bücher genau das aus, was ich während des Lesens empfand und worüber es mir schwer fiel, es hier in der Rezension zu beschreiben.

    „Melancholisch, düster, authentisch: Bei Gifune heißt es Tatort Mensch.“

  • Danke für die tolle Rezi, Dave.
    Ich bin so wahnsinnig gespannt auf das Buch und hoffe, es trifft bald ein bei mir. Laut Amazon wurde der Erscheinungstermin ja auf den 10.12. verschoben. Aber irgendwie kann man da nicht mehr so richtig danach gehen: Oft werden dort die Termine verschoben und dann kommt es doch noch früher. Jedenfalls kann ich es kaum erwarten, Gifune ist einfach überragend! :thumleft:

  • Ist bei mir auch direkt auf der Wunschliste gelandet :)
    Aber das Cover macht mir ehrlich Angst...


    Danke fürs Reinstellen ;)

    Ein Wort, ein Buch, ein Autor sind nichts als einzelne Wassertropfen.
    Alle zusammen ergeben den Strom, der alles hinwegreisst und den keine Kraft zurückfliessen lassen kann.


    -Adalbert de Chamisso-

  • "Sag Onkel" war ein gutes Buch, gar keine Frage. Trotzdem ist es von den dreien, die ich von Gifune bisher gelesen habe, das schwächste gewesen.
    Der außergewöhnlich gute Schreibstil des Autoren war von der ersten Seite an zu spüren, hier gibt es wirklich einen großen Wiedererkennungswert. Die melancholischen, manchmal anrührenden und oft auch düsteren Gedanken der immer tollen Protagonisten von Gifune sind sowas wie sein Markenzeichen. Die Metaphern und Beschreibungen, die er nutzt sind einfach ausgezeichnet und in meinen Augen manchmal sogar auf eine düstere Weise als poetisch zu bezeichnen. In Gifunes dunklen Thrillern gibt es keine Metzelorgien, sehr viel spielt sich stattdessen nur im Kopf der Personen ab. Wie in "Sag Onkel" Vergangenheit und Gegenwart zu einer Einheit verknüpft wurden, war richtig klasse. Obwohl es ein Buch zum Nachdenken ist, dessen Handlung einem noch eine ganze Weile im Kopf rumspuken wird, vor allem bei Fragen wie "Recht oder Unrecht?", "Wie können Ereignisse die Sichtweise zum Leben verändern?", "In welchem Maße ist Rache moralisch vertretbar?", habe ich zu "Sag Onkel" keinen solchen starken Bezug gefunden wie zu "Die Einsamkeit des Todbringers" oder "Blutiges Frühjahr". Trotzdem natürlich sehr lesenswert, wenn auch recht kurz mit nur 196 Seiten! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Meine Meinung


    Es beginnt mit einem schrecklichen Ereignis, welchen den Leser sofort in seinen Bann zieht, da man erfahren möchte, was da passiert ist. Spannend bleibt es leider nicht wirklich, es gibt zwar einige spannende Stellen, ansonsten ist das Buch sehr langatmig.
    Es wird aus 3 Perspektiven erzählt, einmal aus der Vergangenheit, Gegenwart und nochmals Vergangenheit, die aber nicht allzuweit zurückliegt. Leider wird nur die 2. Vergangenheit eigens gekennzeichnet. Die Kindheitserinnerungen und die Gegenwert sind am Anfang schwer zu unterscheiden und man wird dadurch oft verwirrt.
    Das Ende ist überhaupt nicht befriedigend, es bleiben zuviele Fragen offen und man könnte denken, dass es nur der Anfang einer Geschichte war.


    Der Schreibstil ist leicht und man gerät nicht ins Holpern während des Lesens. Dennoch ist es sehr eintönig geschrieben und irgendwann muss man Abschnitte nochmals lesen, um sicherzugehen, dass man nichts verpasst hat.


    Der Charakteraufbau ist recht gut gehalten, Andy wird gut charakterisiert und hat eine gewisse Tiefe, was man von den anderen nur in ihrer Kindheit wenn behaupten kann.
    Andy hat als Kind zu seinem Onkel aufgeblickt und ihn verehrt, das ändert sich mit der Zeit und er wird reifer und erwachsener, er blickt der Wahrheit ins Gesicht.


    Die Idee ist nichts Neues und kann auch leider nicht in ihrer Ausarbeitung überzeugen.


    Cover


    Das Cover zeigt ein Puppengesicht, welches mit den weißen Hintergrund zu verschmelzen scheint. Es ist etwas gruselig und gibt mir ein ungutes Gefühl.
    Dennoch könnte ich nur Vermutungen anstellen, was dieses Cover mit dem Buch zu tun hat. Soll das Puppengesicht die Unschuld der Kinder symbolisieren? Der uneingeschränkte Glaube an den Onkel?


    Titel


    Der Titel passt gut zu dem buch, da es ja hauptsächlich um den Onkel geht und dieser zu den Kinder früher gesagt hat, dass diese in "Onkel" nennen sollten.


    Fazit


    Ein Buch, von welchem ich mir viel erhofft habe und bitterlich enttäuscht wurde. Ich trau mich immer nicht so eine Kritik bei Rezensionsexemplaren zu geben, aber Ehrlichkeit soll hier nicht versteckt werden!
    Daher kann ich nur sagen, dass ich das Buch nur denjenigen empfehle die Greg Gifune als Autor mögen.

  • Amazon.de Kurzbeschreibung:


    Greg F. Gifune schreibt Thriller vom Feinsten. Andy und Angela wurden von ihrem Onkel immer vor allem Übel dieser Welt beschützt. Onkel war ein guter Mensch. Onkel half den Kindern. Onkel wusste immer, was zu tun war. Doch als sie älter werden, ist es für die beiden sehr schmerzhaft, zu verstehen, dass Onkel selbst böse sein muss, um das Böse zu bekämpfen … Mit einem Vorwort von Tom Piccirilli. Greg F. Gifune (geb. 1963) gilt als einer der besten Thrillerautoren seiner Generation«. Neben vielen Erzählungen sind bereits 15 Romane von ihm erschienen. Ihr dunkel-melancholischer Ton hat ihm unter Kritikern und Lesern fanatische Fans gesichert. Er lebt mit seiner Frau und einer ganzen Schar Katzen in Massachusetts/USA.


    Eigene Inhaltsangabe:


    Andy und Angela sind Geschwister, die vor allem eine Person in ihrem Leben schätzen und lieben: ihren Onkel. Dieser scheint immer zur Stelle zu sein, wenn einem der beiden Kinder irgendetwas Böses widerfährt und bestraft die Täter zeitnah. Gleichzeitig kümmert er sich liebevoll um die beiden, sodass er ihnen extrem wichtig ist. Doch als Angela Opfer einer Vergewaltigung wird und sich der Onkel um den Täter kümmert, wird Andy schmerzlich bewusst, dass sein Onkel vielleicht doch kein so guter Mensch ist. Er bricht den Kontakt daher ab.
    Als er Jahre später erfährt, dass sein Onkel gewaltsam ums Leben gekommen ist, beginnt er sich für das Leben des Onkels zu interessieren und recherchiert entsprechend. Relativ schnell stößt er dabei auf die wahre Seite seines Onkels und erfährt gleichzeitig, was damals mit dem Vergewaltiger passierte …


    Eigene Meinung:


    Wer bereits Bücher von Greg F. Gifune gelesen hat, wird sicherlich zunächst etwas irritiert sein, wenn er “Sag Onkel” angelesen hat. Denn dieses Buch beinhaltet nahezu keine direkte Gewalt, vielmehr wird diese äußerst versteckt und subtil dargestellt, was allerdings nicht weniger drastisch erscheint.


    Zudem ist der stilistische Ansatz ein völlig anderer als in vielen Büchern von Gifune, denn er baut “Sag Onkel” mit einer interessanten Kapitelstruktur auf. Dabei wird jedes Kapitel zunächst in der Vergangenheit – als die Protagonisten noch Kinder waren – und dann in der Gegenwart – der Recherche-Phase – erzählt.
    Dieser stete Wechsel ist zunächst ein wenig irritierend, angenehmerweise gewöhnt sich der Leser jedoch schnell daran.


    “Sag Onkel” ist vielleicht aus genau den genannten Gründen so gut, denn durch diese Vorgehensweise erzählt Greg F. Gifune eine recht simple und überschaubare Geschichte extrem spannend. Und obwohl man das Ende schon kennt, sobald man dieses Buch beginnt, bleibt es bis zur letzten Seite fesselnd. Auch dies hat der Autor wirklich gelungen umgesetzt.


    “Sag Onkel” ist streng genommen ein Thriller, kann aber zudem bedenkenlos von Horror-Fans gelesen werden, da er dieses Genre zeitweise vor allem durch die Erzählweise streift.
    Im Gegensatz zu den immer komplexer werdenden Büchern der heutigen Zeit beschränkt sich Gifune bei diesem Buch auf eine simple Story in einem eng abgesteckten Mikrokosmos und überrascht den Leser dennoch sehr häufig.


    (Diese Rezension wurde von mir für das Webzine NecroWeb.de geschrieben.)

    “Ich hoffe mein Schaden hat kein Gehirn genommen.” – Homer Simpson