578 Seiten, Hardcover
Übersetz.(a.jap.) Gräfe, Ursula
Erstverkaufstag: 12.10.2011
Als Tengo seinen komatösen Vater im Krankenhaus besuchen will, findet er
in dessen Krankenbett eine ›Puppe aus Luft‹ vor, die ein Abbild Aomames
als junges Mädchen in sich birgt. Er greift nach ihrer Hand, und eine
unsichtbare Verbindung entsteht. Fortan wartet Tengo darauf, der Puppe
nochmals zu begegnen, doch vergebens. War das Signal nicht stark genug,
um die zwischen Leben und Tod schwankende Aomame zu retten.
Unterdessen setzt die gefährliche Sekte alles daran, um den Mord an
ihrem ›Leader‹ aufzuklären. Aomames Spur wird von einem so unheimlichen
wie unangenehmen Agenten aufgenommen. Er ermittelt mit tödlicher
Präzision, doch schließlich bringt er mehr in Erfahrung, als gut für ihn
ist …
Im dritten Teil des Epos beweist Murakami erneut aufs Eindrucksvollste,
dass sich die Schraube des gnadenlos packenden Erzählens immer noch
etwas weiter drehen lässt. Auch die jüngste Episode seines größten Werks
wird Sie mit dem Wunsch zurücklassen, diese unfassbare Geschichte möge
niemals enden. [Verlagstext ]
"Romeo und Julia unseres Jahrtausend"
"Murakami ist zweifelslos einer der gewieftesten Erzähler, die wir haben, und 1Q84 ist sein Meisterwerk. Das hat man noch nie gelesen."
[Klappentexte]
Inhalt
Aomame wird vor der sie suchenden Sekte, deren Leader sie ermordet hat, von Tamura, dem Beschützer der alten Dame und Auftraggeberin zum Mord, in einem Appartement im Stadtteil Koenji versteckt. Dort liest sie Prousts A la recherche du temps perdu, trainiert und beobachtet jeden Abend die 2 Monde und natürlich den Spielplatz auf dem sie Tengo gesehen hat.
Tengo fährt für 2 Wochen in das Sanatorium (besser: Hospiz) am Meer um seinen im Koma liegenden Vater täglich zu besuchen, ihm vorzulesen und ansonsten - ähnlich wie Aomame - die Zeit totzuschlagen. Er befreundet sich ein wenig mit 3 Schwestern und hat ein eher ungewolltes Techtelmechtel mit einer von ihnen, bei der er an Aomame denken muss.
Der Privatdetektiv Ushikawa, Generaldirektor der ominösen Stiftung zur Förderung der neuen japanischen Wissenschaften und Künste, fahndet im Auftrag der Sekte nach Aomame und erahnt eine Verbindung zwischen ihr und Tengo. Er mietet sich im Mietshaus, in dem Tengo wohnt, ein und beobachtet die aus- und eingehenden Leute. Auch er wird im Lauf der Zeit die zwei Monde entdecken und dadurch seinen entscheidenden Fehler machen.
Stil
In 31 Kapitel wird aus der Sicht von 3 Personen erzählt. Im Unterschied zu den den Bänden 1+2 kommt mit dem hässlichen Ushikawa neben Aomame und Tengo also eine dritte Erzählstimme hinzu.
Der Schreibstil bleibt schlicht und vollkommen einfach. Ein Viertklässler kriegt das hin. Nur in wenigen Momenten wechselt die Erzählerperspektive, von einer subjektiven in eine objektive dritte Person singular.
Dialoge kommen wenige und wenn, hauptsächlich als Telefonate vor.
eigene Meinung
Ganz harter Tobak!
Schon vom ersten Band der Trilogie (Bände 1+2, ISBN 3832195874 )haben mich die sprachliche Schlichtheit, die ewigen Wiederholungen, die enervierenden Plotlöcher erschüttert, aber eben angesichts der Welt, die Murakami da über 1000 Seiten aufzubauen im Stande war, fasziniert (siehe hier ). Was gab es danach für unglaubliche Möglichkeiten! Was waren das für 1000 seitige Versprechungen!!!
Ein Action-Reisser mit Verfolgung, Flucht und Furcht hätte es werden können. Eine Abrechnung mit der Religion und Sektentum, ja mit der ganzen stereotypen Menschheitsentwicklung zum "Facebook/Apple"-Adepten (um nur zwei "Beispiele" zu nennen). Eine Parallelwelt, paradiesisch, metaphorisch und alternativ.
Was ist es geworden? - 350 Seiten kompletter, grausamer Stillstand mit einem lächerlichen, vor Kitsch und schmachtender Romatik nicht zu überbietenden blödsinnigen Ende.
350 Seiten passiert tatsächlich absolut nix. Wäre nicht die einzige halbwegs interessante Figur, Ushikawa, in den Erzählerstand erhoben worden, man hätte nicht einmal Buchstaben auf leeren Seiten vermisst. Aber auch seine "Geschichte" ist letztendlich nicht viel mehr als eine laaaanggezogene Wiederholung der Bände 1+2. Und Aomame und Tengo? Wen schert es schon nach ein paar dutzend Seiten? Sie verkümmern im resoluten Nebel des "ich-habe-nix-zu-erzählen - aber-das-lang-und-ausschweifend". 2 Schüsseln Miso-Suppe beim Abkühlen zuzuschauen macht mehr Spass als diesen beiden still vor sich hinwartenden und -vegetierenden Flachfiguren zuzuschauen.
Ein Beispiel? Wer will sowas auf Seite 310 lesen (willkürlich rausgegriffen)? Am winterlichen Himmel waren der gelbe und der kleine grüne Mond aufgegangen. Der Wind blies Wolken in verschiedenen Formen und Grössen vor sich her. Weiß und dicht, wirkten sie wie Eisschollen, die auf Schmelwasser in Richtung Meer trieben. Der Anblöick der ziehenden Wolken gab ihr das Gefühl, etwas habe sie selbst an den rand der Welt getragen. Ich bin am Nordpol der Vernunft gelandet, dachte Aomame. Nördlich von hier existiert nichts mehr, nur leeres Chaos.
Puh. das ist ja mal was von verdammt bedeutungsschwanger...
Ein Offenbarungseid von Murakami.
Danke dafür, dass Sie mir nochmal eine erkleckliche Zahl Euros aus der Tasche geleiert haben. Nur unsere Politiker können das noch genauso gut. Danke für den vielen Schlaf mit offenen Augen.