Arthur Slade - Gefahr für das britische Empire / The Hunchback Assignments

  • Kurzbeschreibung:
    London um 1860. Menschen verschwinden plötzlich aus der Stadt, technische Wunderwaffen verbreiten Angst. Die heißeste Spur führt zur Clockwork Guild. Modo, der gefährlichste Agent des Empire, wird auf den mysteriösen Geheimbund angesetzt. An seiner Seite Octavia - klug, mutig, schön. Können die beiden Topagenten den Kampf gegen das Böse gewinnen?


    Zum Autor:
    Arthur Slade stammt aus Saskatchewan/Kanada. Er hat bereits zahlreiche Jugendbücher veröffentlicht, u.a. "Dust", das mit dem renommierten Governor General's Literary Award for Children's Literature ausgezeichnet wurde. Der Vierteiler "Mission Clockwork" ist sein ambitioniertestes Projekt.


    Rezension:
    Der junge Modo wächst im Hause des etwas mysteriösen Mr Socrates auf, der ihn als kleines Kind von umherwandernden Zigeunern abgekauft hatte. Denn Modo ist etwas ganz Besonderes: Er ist von Geburt an sehr entstellt, hat einen Buckel, kann aber das Aussehen von anderen Personen annehmen. Dies macht ihn zu einem besonderen Kind, das Mr Socrates als Agent ausbilden lässt.


    Nach seiner Ausbildung bekommt er alsbald seinen ersten Auftrag: Er soll herausfinden, was hinter der mysteriösen Clockwork Guild steckt, einer Vereinigung, die es scheinbar darauf absieht, das englische Empire an sich zu reißen. Zusammen mit Octavia, einer ebenfalls von Mr Socrates ausgebildeten Agentin, macht sich Modo auf in ein Abenteuer, das bald in einen Kampf auf Leben und Tod mündet...


    Parallelen zu dem Glöckner von Notre Dame, Quasimodo, lassen sich sehr auffällig in "Mission Clockwork. Gefahr für das britische Empire" ziehen, was nicht nur an Modos Namen, sondern auch an seiner einzigartigen Erscheinung liegt. Doch sonst haben diese beiden Figuren eigentlich nichts gemein. Modo ist ein sehr sympathischer Charakter, mit dem man mitfühlt, sobald er von Mr Socrates sein wahres Äußeres in einem Spiegel präsentiert bekommt, das für ihn sehr lange im Verborgenen gelegen hatte.


    Seine sensible Seite vereint er aber auch gekonnt mit seinem neuen Agentenleben, das er mit einer Gesichtsmaske verhüllt bestreitet. In diesem wirkt er sehr abgeklärt und reif für sein Alter. Seinen weiblichen Gegenpart findet Modo in Octavia Milkweed, einem ehemaligen Waisenkind, die auch zur Agentin ausgebildet wurde und mit Modo zusammen im Fall um die Clockwork Guild ermittelt. Sie ist scharfzüngig, sehr selbstsicher und -bewusst und die beiden ergänzen sich bestens. Auch die Bösewichte sind Arthur Slade gut gelungen, allen voran die eiskalte und grausige Frau Hakkandottir und Dr. Cornelius Hyde, ein etwas irrer Wissenschaftler.


    Die wichtigen Steampunk-Elemente kommen nicht zu kurz und fügen sich tadellos in die Geschichte mit ein. Dies kommt vor allem in den Szenen mit Dr. Hyde zum Tragen, der verschiedene Körperteile bei Mensch und Tier durch dampfbetriebene Konstruktionen ersetzt und auch das Ziel der Clockwork Guild, das Empire zu stürzen, wird mithilfe eines konstruierten Automaten in Angriff genommen.


    Das Ende des Romans ist stimmig in sich abgeschlossen, doch handelt es sich hier um den Auftaktband einer auf 4 Teile angelegten Reihe. Im Original sind bereits der zweite Band "The Dark Deeps" und der dritte Band "Empire of Ruins" erschienen und am Ende des Buches wurde eine kurze Leseprobe zum nächsten Band "Mission Clockwork. Angriff aus der Tiefe" abgedruckt, zu dem aber noch kein Erscheinungstermin vermerkt wurde.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover, das komplett glänzend gestaltet wurde, zeigt im Hintergrund das nächtliche London, im vorderen Bereich eine dunkel gekleidete Gestalt mit Kapuze und eine von Zahnrädern angetriebene Maschine. Sehr steampunkig!


    Fazit: "Gefahr für das britische Empire" ist ein gelungener, atmosphärisch dichter Auftakt zur "Mission Clockwork"-Reihe mit sympathischen Hauptfiguren und fiesen Bösewichtern. Auch die Steampunk-Elemente kommen hier zum Glück nicht zu kurz und ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.

  • Im Original sind bereits der zweite Band "The Dark Deeps" und der dritte Band "Empire of Ruins" erschienen und am Ende des Buches wurde eine kurze Leseprobe zum nächsten Band "Mission Clockwork. Angriff aus der Tiefe" abgedruckt, zu dem aber noch kein Erscheinungstermin vermerkt wurde.

    Ich habe grade gelesen, dass der Band 2 "Angriff aus der Tiefe" am 21.Feb. 2012 erscheinen wird.

    Der Leser hat`s gut, er kann sich seine Schriftsteller aussuchen!
    Kurt Tucholsky

  • Inhalt:
    Der kleine Modo hat das Haus seines Meisters noch nie verlassen. Mr Socrates war es, der den Jungen aus einem Kuriositätenkabinett gerettet hat, wo das Kind in einen Käfig eingesperrt war und auf Grund seiner Hässlichkeit als Attraktion ausgestellt werden sollte. Ja, tatsächlich hatte Mr Socrates wohl so etwas wie Mitleid mit dem kleinen Jungen, aber es war auch Modos ganz besondere Gabe, die ihn dazu brachte, das Kind mitzunehmen und es bei sich aufzunehmen. Und Modo ist ein gelehriger Schüler, perfekt ausgebildet in Kampfkünsten, gebildet und belesen, historisch und politisch informiert, vor allem aber ist Modo ein Meister der Verstellung – nicht nur deswegen, weil er verschiedene Arten zu sprechen beherrscht oder sich gut verkleiden kann – er kann auch sein Aussehen verändern; und das durch pure Willenskraft. Und genau das ist es, was Mr. Socrates an ihm so fasziniert, und weswegen er Modo ausbildet: er will ihn auf seiner Seite haben, will, dass Modo sein Agent wird.
    Das muss Modo aber auf die harte Tour lernen – eines Tages ist er in London plötzlich völlig auf sich allein gestellt und muss sich in der Metropole durchschlagen. Gar nicht so einfach, doch seine Fähigkeiten und seine Ausbildung kommen Modo jetzt zugute. Als Detektiv und Spion verdient er seinen Lebensunterhalt, und er lebt eigentlich recht gut, bis er plötzlich in einen Fall gerät, der unheimlicher und schrecklicher ist als alles, was er bisher gehört und gesehen hat: immer wieder verschwinden Waisenkinder in der Stadt, und wenn sie wieder auftauchen, sind sie zu einer Art Wolfskinder geworden – unglaublich stark und unglaublich wild. Was steckt dahinter? – Es dauert nicht lange, bis Modo herausfindet, dass jemand mit diesen Kindern experimentiert…


    Meine Meinung:
    Dank Charles Dickens und Co. ist das London des 19. Jahrhunderts in meinem Kopf ohnehin immer schon ein düsterer und unheimlicher Ort gewesen. Schmutzig, gefährlich, dunkel, unübersichtlich. “Mission Clockwork” zeichnet ein Bild der Metropole, das genau dazu passt. London ist ein bedrohlicher Ort – und Arthur Slade versteht es wirklich, eine solche Atmosphäre entstehen zu lassen. Selbst dann, wenn nichts Schlimmes passiert, wartet man immerzu darauf. Die Gefahr lauert hinter jeder Ecke.
    Der Roman ist der erste einer Reihe um Modo und seine Mitagentin Octavia Milkwood, und beide sind gut durchdachte, sehr interessante Figuren, denen man gerne durch Londons Unterwelt folgt. Sie sind ungewöhnliche Romanhelden und sie bleiben einem dadurch sicher länger im Gedächtnis. Insbesondere Modo ist ein recht beeindruckender Charakter, da er einerseits eine tiefe Traurigkeit ausstrahlt, was nur zu verständlich ist, wenn man seine Vergangenheit betrachtet, er andererseits aber auch immer wieder sehr mutig, witzig und tapfer ist. Und vor allem unglaublich loyal. Das hat mir sehr gut gefallen. Es dürfte spannend sein zu sehen, wie Modo sich weiterentwickelt.
    “Mission Clockwork” ist nicht das erste Buch aus dem Steampunk-Genre, das ich gelesen habe, aber das düsterste. Auch wenn die Verbindung zwischen Menschen und Maschinen auch schon in anderen Romanen eine Rolle gespielt hat, hier fand ich diese Verbindung besonders unheimlich und grausam dargestellt. Manchmal muss man schon mehr als schlucken, wenn man die Szenen mit Dr. Hyde, dem wahnsinnigen Wissenschaftler, liest. Das Ganze ist wirklich nichts für schwache Nerven.
    Doch die Kombination aus tollen Figuren, spannender Handlung und vor allem der absolut gelungenen düsteren Atmosphäre hat mich dann in ihren Bann geschlagen und ich bin von diesem Buch nachhaltig beeindruckt. Eine echte Leseempfehlung.
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