William Faulkner - Wilde Palmen / The Wild Palms

  • USA, 1930er Jahre.
    Ein junger Mann und eine verheiratete Frau beginnen ein Verhältnis.
    Die Frau sagt sich von ihrem Ehemann los und das Pärchen geht nach Chicago.
    Die beiden sind hin und hergerissen, einerseits wollen sie frei, exzesiv und selbstbestimmt leben, andererseits sehnt man sich auch nach Sicherheit und Geborgenheit.


    Um diesen Zwiespalt kreisen die beiden Protagonisten.
    Das Buch beschreibt eine düstere Stimmung voller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
    Unter diesem Aspekt betrachtet hat mich Faulkner, von dem ich nun mein erstes Buch gelesen habe ein wenig an Remarque erinnert.


    Überzeugt hat mich Faulkner vor allem in seinen Beschreibungen diverser Details. Er geht ein in die Tiefen der Gedanken- und Gefühlswelt seiner Hauptdarsteller.
    Auf Seite 107 ist z.B. zu lesen:


    Wenn Jesus heute wiederkehrte, müssten wir ihn zu unserer eigenen Verteidigung auf der Stelle noch einmal kreuzigen, um die Zivilisation zu rechtfertigen und zu schützen, die zu schaffen und zu vervollkommnen nach des Menschen eigenem Bilde wir zweitausend Jahre lang gearbeitet und gelitten haben und gestorben sind, schreiend und fluchend in Zorn und Ohnmacht und Angst.
    Wenn Venus wiederkehrte, wäre sie eine schmierige Person in einer U-Bahn-Bedürfnisanstalt mit einer Handvoll französischer Postkarten


    Mich hat das Buch jedenfalls in seinen Bann geschlagen, obwohl es kein großes Vergnügen war es zu lesen.
    Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: für "Wilde Palmen".

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „William Faulkner - Wilde Palmen“ zu „William Faulkner - Wilde Palmen / The Wild Palms“ geändert.
  • Thematisch hatte mich das Buch zunächst an Willa Carthers «Mein ärgster Feind» erinnert: ein junges Liebespaar «brennt» durch, lässt eine gesicherte Zukunft zurück und stürzt sich voller Leidenschaft und Zuversicht ins Abenteuer. Frei und selbstbestimmt wollen sie leben, von Luft und Liebe, ohne gesellschaftliche Konventionen, aber auf die Langlebigkeit der großen Liebe vertrauend. Aber das Leben ist hart, den Anforderungen des Alltags können sie nicht entkommen, können sie gegenseitige Erwartungen und Hoffnungen erfüllen?
    William Faulkners Umsetzung des ähnlichen Themas ist stilistisch allerdings deutlicher anders als Willa Cather. Für mich war es mein erstes Buch des Autors und zunächst fand ich kaum in die Geschichte rein. Nicht etwa aufgrund des generellen Aufbaus: bereits das erste Kapitel beschreibt das Ende, und die anschließenden Kapitel erklären, wie sich die Beziehung entwickelte. Aber an Faulkners ellenlange, teils abschweifende Sätze mit Anspielungen, Assoziationen und unzähligen Adjektiven musste ich mich erstmal gewöhnen. Zudem fand ich das Verhalten des Ehemanns der jungen Frau nicht nachvollziehbar, und ziemlich konstruierte Zufälle waren jetzt auch nicht große Kunst (bspw findet der Liebhaber ein Bündel Geld, just dann, wenn er es am Nötigsten braucht). Naja, dann ab der 2. Hälfte fand ich die Erzählung allerdings hervorragend. Jetzt konnte ich mit den Protagonisten mitfühlen, eintauchen in die teils philosophischen Gedanken und Diskussionen. Der Roman war somit durchwachsen, hat aber mein Interesse geweckt mehr von Faulkner zu lesen.


    Ich las übrigens eine Einzelausgabe (ohne "Der Strom") in der verlinkten Ausgabe.