Klappentext: Eines Morgens lässt die Mittfünfzigerin Gemma ihr Leben in Rom hinter sich und fliegt mit ihrem Sohn Pietro nach Sarajevo. Die Stadt ist
schwer gezeichnet von vier schrecklichen Kriegsjahren. Sie werden von Gojko erwartet, der Gemma während der Olympischen Winterspiele 1984 mit der Liebe ihres Lebens bekannt gemacht hat: mit Diego, dem wilden Fotografen aus Genua. Er lebt nicht mehr, doch ein paar seiner Arbeiten werden jetzt zur Erinnerung an den Bosnienkrieg ausgestellt.
Jäh wird Gemma von der Vergangenheit eingeholt. Die süße, unschuldige Zeit vor dem Krieg: zwei furchtlose junge Menschen und ihre leidenschaftliche, bedingungslose Liebe in einer noch unversehrten Stadt. Auf immer ist diese Liebe an Sarajevo gebunden. Dort kam 1992, während die ersten Bomben fielen, der von Gemma so heiß ersehnte gemeinsame Sohn zur Welt.
Wie der Krieg und diese Geburt schicksalhaft verknüpft sind, wie Liebende sich finden und zueinander halten und wie zuletzt immer Güte, Hoffnung und Gerechtigkeit siegen, davon erzählt Margaret Mazzantini so eindringlich und mitreißend, wie man es selten gelesen hat.
Zur Autorin: Margaret Mazzantini, 1961 in Dublin geboren als Tochter eines italienischen Vaters und einer irischen Mutter, reiste als Kind mit ihren Eltern quer durch Europa. Ihre Karriere begann sie als Theaterschauspielerin. Ihre Romane Die Zinkwanne und Geh nicht fort wurden zu internationalen Bestsellern. Allein Geh nicht fort wurde in Italien über 1,5 Millionen Mal verkauft, in 32 Sprachen übersetzt und 2004 mit Penélope Cruz verfilmt. Margaret Mazzantini gewann dafür u.a. den Premio Strega und den Premio Grinzane Cavour, für Das schönste Wort der Welt wurde sie mit dem Premio Campiello ausgezeichnet. Die Verfilmung von Das schönste Wort der Welt mit Penélope Cruz und Emile Hirsch kommt 2012 in die Kinos.
Margaret Mazzantini ist mit dem Schauspieler und Regisseur Sergio Castellitto verheiratet. Die beiden haben vier Kinder und leben in Rom.
Inhalt: Eines Tages ruft Gojko an, aus heiterem Himmel. Seit einigen Jahren hat Gemma nichts mehr von ihm gehört. Sie macht sich mit ihrem Sohn Pietro auf nach Sarajevo, dem Ort, wo sie einst den Fotographen Diego kennenlernte, Pietros Vater. Diego, den sie bei den Olympischen Spielen zum ersten Mal traf, mit dem sie die gemeinsamen Jahre in Rom verbrachte und wegen dem sie im Krieg lebte und dort ihren Sohn bekam.
Meine Meinung: Gemma, bereits über fünfzig, Ich-Erzählerin und Protagonistin, lebt mit ihrem Mann Giuliano und ihrem Sohn Pietro zusammen. Mit letzterem bricht sie nach Sarajevo auf, und trifft dort auf ihren alten Freund Gojko. Er ist Dichter und arbeitete in der Vergangenheit als Fremdenführer und Dolmetscher und er weckt mit einer gemeinsamen Woche in der vom Krieg gezeichneten Stadt alte Erinnerungen. Während sie in Sarajevo alte und bekannte Orte und Menschen entdeckt und sich mit ihrem Sohn herumschlägt, der nichts mit seinem Vater zu tun haben möchte, denkt siean die Zeit mit Diego zurück.
Diego ist etwas jünger als Gemma, verliebt sich aber schnell in die Frau. Er macht anfangs einen teilweise kindischen Eindruck, reist hinterder Protagonistin her, als sie Sarajevo zum ersten Mal verlässt. Als Fotograph liebt er es, Pfützen zu fotographieren, weil sie etwas einfagen, was man erst später bemerkt. Eine wunderbare Beschreibung. Mitder Zeit macht er die wahrscheinlich größte Wandlung in diesem Buch durch. Zu Beginn ist er freier Fotograph, später unterrichtet er Fotographie, arbeitet aber auch für Werbeagenturen. Erst ganz zum Schluss merkt der Leser, dass wie viel Verantwortung, Schuld und Ernsthaftigkeit in diesem Mann stecken.
Zwischen diesen beiden Personen entwickelt sich eine Liebe, die nichtzu überzogen daherkommt, mit all ihren Höhen und Tiefen. Gemma verlässtfür Diego ihren ersten Mann. Die beiden wünschen sich ein Kind. Mit Verlauf der Geschichte merkt man, dass dieser Wunsch viele Tiefen zur Folge hat. Sie merken selbst, dass sie sich verändern und damit auch ihre Beziehung. Trotzdem halten beide aneinander fest, auf eine sehr berührende Art.
Besonders reizvoll sind auch die vielen Nebencharaktere. Gojkos kleine Schwester Sebina zum Beispiel wird Gemmas Patenkind. Obwohl diesedas Mädchen erst richtig kennenlernt, als es bereits zehn Jahre ist, ist Gemma in Sebina vernarrt und auch die Leser kommt kaum darum herum, sie gern zu haben.
Aber auch Gemmas Vater hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Anfangs scheint er distanziert, etwas kühl. Erst durch Diego wird er zu einer warmen Figur, die den Leser beeindruckt und berührt.
Die Autorin hat ein oftmals ruhiges Buch geschrieben, sodass die Verbindung zwischen Gemma und Diego nicht überspitzt wird. Dank des Klappentextes erfährt man, dass die beiden auch stark an der Stadt Sarajevo hängen, wo sie sich auch während des Krieges befinden. Leider kommen diese Ereignisse erst nach etwas mehr als der Hälfte des Buches. Trotzdem sind auch die Geschehnisse bis dahin lesenswert. Aber besondersdie Zeit des Kriegs sticht in der ruhigen und bildhaften Erzählweise heraus.
„Den Toten nicht die Zeit zu geben, sich zu offenbaren und real zu werden, man muss unbeirrt weitergehen, darf einen Leichnam nicht von einem Sandsack unterscheiden, man muss sie unterschiedlos hinter sich lassen, muss sie von der Wahrheit entfernen und darf nur auf den eigenen Weg achten.“ (S.466-467)
Fazit: „Das schönste Wort der Welt“ ist eine Geschichte, die berührt, unter die Haut geht. Es ist eine Geschichte über Liebe, Verzweiflung und Hoffnung, die ruhig beginnt und über den Krieg hinaus miteiner Überraschung endet. Mir hat es gefallen, auch wenn ich es nicht jedem weiterempfehlen kann.