Tom Rob Smith - Agent 6

  • Inhalt:


    Buecher.de


    Für sein Land würde Leo Demidow alles tun. Für seine Familie würde er sterben. Die Suche nach dem, der sie zerstört hat, hält ihn am Leben.
    Und nur ein Mann kennt die Wahrheit: Agent 6
    Moskau 1950. Der schwarze amerikanische Sänger Jesse Austin besucht die Sowjetunion, um sein idealistisches Bild des Kommunismus zu überprüfen. Damit Austin nicht hinter die Kulissen des für ihn inszenierten Alltags schauen kann, wird ihm Geheimdienstoffizier Leo Demidow an die Seite gestellt. Doch trotz Leos Einsatz kommt es fast zum Eklat. Fünfzehn Jahre später reist Demidows Frau Raisa mit ihren beiden Töchtern nach New York, wo ein Konzert sowjetischer und amerikanischer Schüler für Entspannung im Kalten Krieg sorgen soll. Auch Jesse Austin wurde eine Rolle in dem Spektakel zugewiesen. Der Abend endet mit mehreren Toten, und nur ein Mann weiß, was wirklich geschah: Agent 6. Und eines Tages wird Leo ihn finden.



    Meine Meinung:


    Moskau 1950. Leo Demidow, junger und vielversprechender Agent des KGBs, tut alles dafür um Stalins Feinde aufzuspüren und ihnen das Handwerk zu legen.
    Als dann der schwarze, amerikanische Sänger und bekennender Kommunist Jesse Austin als Gast nach Moskau kommt, bekommt Leo die Aufgabe ihm das idealistische Abbild eines Lebens in der Sowjetunion zu geben.
    Es scheint aber nicht wirklich nach Plan zu verlaufen....
    Als sich die beiden Mächte, U.S.A. und Sowjetunion, 15 Jahre später zu Zeiten des Kalten Krieges nach außen hin als versöhnlich gehen wollen, planen sie ein friedliches Zusammentreffen in New York, bei dem sowjetische Schüler mit amerikanischen Gleichaltrigen ein Konzert geben sollen.
    Leos Frau Raisa Demidowa und ihre Adoptivtöchter Soja und Elena sollen die Schüler begleiten.
    In New York aber entwickelt sich die zunächst friedliche Veranstaltung immer mehr zum Chaos mit weitreichenden Folgen.
    Leo Demidow, mittlerweile Ex-Agent des KGBs, will nun auf eigene Faust die Wahrheit herausfinden und startet so in seinen letzten Fall.
    Von „Kind 44“, dem ersten Teil der Trilogie um den Ex-KGBler Leo Demidow, war ich einfach nur begeistert. Ein wahnsinnig gutes und spannendes Buch mit einem unglaublichen Sog, das einen geflasht zurückließ. Natürlich freute ich mich dann schon sehr auf weitere Bücher des Autors und empfand große Vorfreude auf „Kolyma “, den zweiten Teil.
    Dann wurde ich allerdings enttäuscht. „Kolyma“ kam einfach nicht an den Vorgänger heran und ich fand es nur sehr zäh und konstruiert.
    Dennoch mochte ich Leo und seine Frau Raisa sehr und ihre Geschichte interessierte mich nach wie vor. Deswegen freute ich mich trotzdem auf einen weiteren Fall des Agenten, wenn auch ich mit geringerer Erwartung an „Agent 6“ heranging.
    Ich muss gestehen, dass ich zunächst nicht wusste, dass es sich um eine Trilogie handelt, ich mir aber nach „Agent 6“ auch keine Fortsetzung vorstellen könnte.
    Der Anfang des Buches war wieder sehr spannend und mitreißend, die Spannung flacht dann aber wieder deutlich ab.
    So ist die weitere Handlung eher zäh und langatmig und der eigentliche Fall wird mehr und mehr zum Randgeschehen, denn anstelle von Russland als Hauptschauplatz dominieren hier die U.S.A. und Afghanistan. Interessant war das durchaus und Abwechslung war dadurch auch genug vorhanden, dennoch fand ich gerade Russland zu dieser Zeit und unter diesem Regime als Handlungsort sehr „verlockend“, da es einmal etwas anderes war und so meine Neugier weckte.
    In „Kind 44“ und „Kolyma“ war also genug dieses „Flairs“ vorhanden, hier aber geht Russland als Schauplatz komplett unter.
    Die Geschichte der Sowjets in Afghanistan war dann aber dennoch interessant zu lesen, wenn auch dieser Handlungsabschnitt irrelevant für den eigentlichen Fall war und die Geschichte dadurch eher künstlich in die Länge gezogen wirkt, da vor allem die Aufklärung recht unspektakulär verläuft und ohne diesen Afghanistanpart die eigentliche Geschichte schnell erzählt gewesen wäre.
    „Agent 6“ war für mich besser als „Kolyma“ was Glaubwürdigkeit und Spannung betrifft, kann dem ersten Buch „Kind 44“ aber leider nicht das Wasser reichen.
    Dennoch war es für mich ein guter und gelungener Abschluss der Trilogie, da zum Einen eine Fortsetzung der Reihe nach den gravierenden Geschehnissen in „Agent 6“ unvorstellbar gewesen wäre und zum Anderen das Ende einfach perfekt passt und etwas anderes wäre auch unglaubwürdig oder nicht passend gewesen.
    So hat es etwas endgültiges und ist stimmig mit Leos Schicksal und dem sowjetischen Regime zu dieser Zeit.
    Den Titel „Agent 6“ empfinde ich aber was Handlung und Fall betrifft als eher irreführend, da hier Leos Geschichte zentral ist und der Bezug auf den Titel erst auf den ca. letzten 50 Seiten erwähnt wird.
    Wer also „Kind 44“ und „Kolyma“ gelesen hat, der sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen, da es die Trilogie perfekt abschließt.
    Alle anderen sollten die Reihe chronologisch lesen, da man so Leos Werdegang und die Geschichte seiner Familie besser verstehen kann und dadurch werden auch Leos Handlungsweisen nachvollziehbarer und der Leser ist nicht von den vielen Namen und erwähnten Details aus der Vergangenheit verwirrt. Für das bessere Verständnis ist die Einhaltung der Reihenfolge also durchaus empfehlenswert.
    Ich fand „Agent 6“ gut und die ganze Reihe um Leo Demidow und seine Familie sehr lesenswert! Ich werde sie vermissen.



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  • „Agent 6“ ist nach „Kind 44“ und „Kolyma“ bereits der dritte Roman um Leo Demidow. Wieder stehen er und seine Entwicklung im Mittelpunkt des Geschehens und der Zuordnung zum Genre des Thrillers kann ich nur bedingt zustimmen. Das ist aber eine Nebensächlichkeit. Betrachte ich den Roman rückblickend, kann ich sagen, dass es Tom Rob Smith gut gelungen ist, die Arbeit der verschiedenen Geheimdienste, neben dem KGB spielen auch die CIA und das pakistanische Pendant ISI eine Rolle, darzustellen. Für mich, die ich nur über literarische Geheimdiensterfahrungen verfüge, stellten sich diese Sachverhalte so dar, als hätte es sie in der Realität so gegeben. Der gesamte Roman, egal ob der Handlungsort die damalige Sowjetunion, die USA oder auch Afghanistan war, wirkte von Beginn an sehr düster und bedrückend auf mich. Die persönliche Entwicklung, die Leo Demidow nahm, war zwar menschlich nachvollziehbar beschrieben, manche Abschnitte wirkten aber trotzdem überzogen auf mich. „Agent 6“ lebt von und mit vielen Zeitsprüngen, Was in diesen ausgesparten Jahren geschah, weiß der Leser teils aus den Vorgängerromanen, teil bleiben die Geschehnisse auch im Dunkeln. Das fand ich ein wenig schade. Aber die Zeit, die der Leser den Protagonisten durch die verschiedenen Schauplätze begleitet, sind großteils spannend, actiongeladen und mitunter schon fast hollywoodlike. Besonders die letzten 100 Seiten waren so geschrieben, als hätte der Autor bereits eine Verfilmung im Hinterkopf, sozusagen ein finale grande, um dann (zu) schnell und einfach einen Schlusspunkt zu setzen.
    Mein Fazit: „Agent 6“ ist ein schlüssig aufgebauter Roman, der auf den vorhergehenden Büchern aufbaut und mich trotz des etwas schwachen Endes gut lesen ließ.

  • Vielen Dank für die Rezensionen! Ich selber habe das Buch "Agent 6" leider noch nicht gelesen, warte da aber auch auf das Taschenbuch.


    Kind 44 und Kolyma habe ich beide gelesen und fand sie sehr spannend. Auch ich mag die Geschichte von Leo, Raisa und den zwei Töchtern.


    Daher bin ich jetzt noch gespannter auf den 3. Teil (auch wenn Eure Erwartungen nicht getroffen worden sind)


    Also nochmals Danke für Eure Eindrücke!


    Gvlg Jeanny

  • Ich selber habe das Buch "Agent 6" leider noch nicht gelesen, warte da aber auch auf das Taschenbuch.

    Da schließ ich mich an - und wir müssen wohl noch etwas Geduld aufbringen! Wirklich ärgerlich: die ersten beiden gab es direkt als TB und weil die so gut liefen, gibt es den letzten Teil erstmal nur als HC.... passt doch dann gar nicht zu meiner Reihe :wuetend: :cry:

  • Da schließ ich mich an - und wir müssen wohl noch etwas Geduld aufbringen! Wirklich ärgerlich: die ersten beiden gab es direkt als TB und weil die so gut liefen, gibt es den letzten Teil erstmal nur als HC.... passt doch dann gar nicht zu meiner Reihe :wuetend: :cry:

    Ach nööööööö! Ich hatte gehofft, dass es nicht soooo lange braucht :wuetend: Immer diese Warterei.... :cry:

  • Da schließ ich mich an - und wir müssen wohl noch etwas Geduld aufbringen! Wirklich ärgerlich: die ersten beiden gab es direkt als TB und weil die so gut liefen, gibt es den letzten Teil erstmal nur als HC.... passt doch dann gar nicht zu meiner Reihe :wuetend: :cry:

    Du irrst dich. "Kind44" erschien im Januar 2008 als gebundenes Buch und als TB erst 2 Jahre später. "Kolyma" erschien Januar 2009 erstmals und im August 2010 als TB. Es dauerte also schon etwas. Und ich denke, dass es bei "Agent 6" auch solange dauern wird, also mindestens ein Jahr. Das Buch erschien ja erst im September und ich denke, dass es Ende 2012 erscheinen wird. Das Warten lohnt sich aber, außerdem ist das Ende dann nicht so schnell da. :winken:

  • Das Warten lohnt sich aber, außerdem ist das Ende dann nicht so schnell da. :winken:


    Es gibt ja auch immer noch die Option, gleich das englische Original zu lesen, dann fallen nervige Wartezeiten weg. :wink:


    Ich war von "Kind 44" begeistert, habe "Kolyma" aber nicht gelesen. Dann hat es wohl wenig Sinn, jetzt "Agent 6" aus der Bücherei zu holen?
    Aus unerfindlichen Gründen hat unsere Bücherei den mittleren Band nicht.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Aus unerfindlichen Gründen hat unsere Bücherei den mittleren Band nicht.

    Also das ist jetzt wirklich witzig. Bei unserer Bücherei (ich habe gerade mal nachgesehen) ist das genauso. Da ich jetzt mit "Kind 44" fast durch bin, werde ich auch gleich mit "Agent 6" weitermachen.(Beide Bände hatte ich mir noch schnell vor der Büchereischließung in den Osterferien mitgenommen) Bin gespannt, ob dieser letzte Teil mich genauso begeistern wird, wie Band 1.

    :study: Jeder Tag, an dem ich nicht lesen kann, ist für mich ein verlorener Tag!

  • Ich habe jetzt den letzten Teil dieser Trilogie um Leo Demidow gelesen und hatte die Empfindung, dass dieser Roman auch als eigenständiges Werk gelesen werden kann. Begeistert war ich auch hier wieder. Zwar ist die Grundstimmung schon nicht mehr ganz so düster wie in "Kind 44", aber die zentralen Themen Kommunismus und Menschenverachtung kommen auch dieses Mal wieder zum Tragen. Der Aufbau der Kapitel wurde beibehalten, d.h. sie sind betitelt mit Ort und Zeitpunkt des Geschehens. Und hier gibt es dann auch größere Zeitsprünge (aber chronologisch) und mehrere Ortswechsel.


    Beginn der Handlung diesmal ist das Jahr 1950, als ein schwarzer amerikanischer Sänger und Anhänger des Kommunismus die Sowjetunion bereist. Dieser Teil enthält dann auch schon einige komische Momente, als der Sänger Jesse Austin von der vorgegebenen inszenierten Besuchsroute abweichen will und die ihm zur Seite gestellten Aufpasser mit schnell herbeigeführten Improvisionen ganz schön ins Schwitzen geraten.


    Der nächste Zeitsprung ins Jahr 1965 führt nach New York zu einem Konzert, an dem Raisa und ihre Töchter Elena und Soja zusammen mit russischen und amerikanischen Jugendlichen im Rahmen der Völkerverständigung vor den Vereinten Nationen spielen sollen. Hier kommt es zu einem Zwischenfall mit tötlichem Ausgang. Der wahre Hintergrund des Anschlags und die dahinterstehenden Drahtzieher werden sowohl von amerikanischer wie auch sowjetischer Seite vertuscht. Und im nachfolgenden Verlauf der Ereignisse im Leben Leo Demidows, hat dieser immer das Ziel im Hinterkopf, den wahren Sachverhalt aufzuklären. Aber dazu muss er zum Ort des Geschehens gelangen und das ist schon fast unmöglich, wie sein weiterer Lebensweg beweist.


    Denn nun folgt ein neuerlicher Sprung ins Jahr 1980 und diesmal geht es nach Afghanistan. Hier landet Leo nach einem missglückten Fluchtversuch, da ihm nur die Alternative eines lebenslangen Gefängnisaufenthaltes oder eben Einsatz in diesem Krisengebiet angeboten wird. Und jetzt folgt der eigentliche Hauptteil der Handlung, die die Ereignisse im besetzten Afghanistan beschreibt. Der Leser erhält hier einen faszinierenden Einblick in die täglich stattfindenen Kämpfe zwischen der sowjetischen Besatzung und den afghanischen Rebellen, den Mudschaheddin. Und Leo immer mittendrin. Er findet sogar eine Art neue "Ersatzfamilie", die afghanische, für die Russen angeworbene Agentin Nara und ein kleines afghanisches Mädchen Zabi.


    Und dann geht es weiter mit der Frage, ob er es schaffen kann, irgendwie nach New York zu gelangen. Die ungeklärten Ereignisse dort haben ihn nie losgelassen und er entwickelt schließlich einen Fluchtplan.


    Das Ende bietet dann einen irgendwie traurigen, aber stimmigen Abschluss im Leben Leo Demidows.


    Mein Fazit: Ein lohnenswerter Politthriller, der auch wieder mit Informationen und Hintergrundwissen, besonders im Hinblick auf den Kommunismus sowohl in der Sowjetunion, aber auch in den USA aufwarten kann. Und es werden interessante Einblicke in die Verwicklungen und Machtkämpfe um Afghanistan gegeben. Meine Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Jeder Tag, an dem ich nicht lesen kann, ist für mich ein verlorener Tag!

    2 Mal editiert, zuletzt von birgitk ()

  • Nun also der dritte Teil über Leo Demidow - Teil 1 hier und Teil 2 hier .


    Was mit einem strammen Rückblick noch vor die Haupthandlung von KIND 44 im Jahre 1950 beginnt, endet 1981 in Moskau über die Umwege der sowjetischen Besatzung von Afghanistan und New York. Die von mehreren heftigen Zeitsprüngen getragene Handlung verfolgt nach einer längeren Einleitung, in der seine Frau Raisa und die beiden Adoptivtöchter in NY in ein Komplott verstrickt werden, ausschliesslich konsequent dem Leben und Handeln von Leo Demidow.


    Und das ist dann wieder eine schier endlose Abfolge von persönlichen Katastrophen, Zweifel, Misstrauen, Zufällen und viel Gewalt. Wie schon in den vorangegangenen beiden Romanen gilt: Gefangene werden nicht gemacht!


    Nach rd. 1000 Seiten, wilden Zeitsprüngen von über 30 Jahren, anti-sowjetischer Ressentiments und blutig-brutalen Meucheleien bin ich verdammt froh, mit diesem Roman das Leben von Leo Demidow und den Seinen zu verlassen. Denn mehr noch als zuvor wird in AGENT 6 deutlich, was für ein widerlich verbohrter Egozentriker dieser Charakter ist, der sowohl für seine Überzeugungen als auch sein eigenes, vermeintlich ungerecht gequältes Seelenwohl knallhart und kompromislos über Leichen geht. Ein in seiner schwarz-weiß-Denke fast schon faschistischer Kerl, auf den Bush´s Credo wie die Faust zu passen scheint: wer nicht für mich ist gegen mich!


    ++auf Nimmerwiedersehen**

    Es gibt keine grössere Einsamkeit als die des Samurai. Es sei denn die des Tigers im Dschungel

  • Eigentlich müsste ich mindestens einen Zweizeiler zu jeden der drei Romane von Tom Rob Smith schreiben. Zusammenhängend sieht das aber erstens besser aus und es liest sich auch anders, drum hier ein kleiner Meinungsschnitt, sozusagen am Ende dieser Trillogie.
    "Kind 44" konnte mich wirklich packen. Noch nie habe ich mich, wenn es um Romane mit geschichtlichen Hintergrund dermaßen gegruselt und noch nie hatte ich das Gefühl, so tief in eine Zeit hinein zu versinken, in der man einfach nicht gelebt haben möchte, zumal nach diesen geschriebenen Zeilen, die unter die Haut gehen. Zumal der erste Roman sehr stark sich an realen Geschehnissen, zum einen die Stalin-Zeit an sich und dann diese Mordserie, orientiert, ein großer Pluspunkt für den Auftakt dieser Serie um Leo Demidow. "Kolyma" ist etwasentspannter, wobei auch diese Formulierung hinkt, wieder einmal ist Smith hier etwas gelungen, was ganz leicht nach hinten losgehen kann. Die Anpassung einer Geschichte in einer Zeitepoche, diese fühl- und begreifbar zu machen, für alle, die sie nicht erlebt haben. Hat mich in jeden Fall dazu angeregt, weiter über die darin beschriebene Zeit zu recherchieren. "Agent 6" ist vom Schreibstil her dagegen sehr gut, fällt aber insgesamt gegenüber seinen beiden Vorgängern sehr weit ab. Diesmal hatte ich nicht das Gefühl, dass der Autor mich mit auf Zeitreise nehmen konnte, die Handlung war etwas wirr und die Zeitsprünge wollten nicht so recht funktionieren. Gleichwohl es ein guter Roman ist, ist das Gesamtpaket aus meiner Sicht nicht stimmig und fällt dadurch gegenüber den anderen Bänden sehr ab. Schade.

  • Über die Handlung wurde hier schon ausreichend erzählt. Ich fand die Idee die Handlung in das Umfeld der stalinistischen Überwachung und Bedrohung anzusiedeln, sehr interessant. Da die Handlung sich über mehr als 30 Jahre hinweg zieht, entwickelt sich die Romanfigur Leo Demidow ungewöhnlich gut vor dem Auge des Lesers. So nehmen ihn Schicksalsschläge stark mit und verändern ihn, dadurch bleibt die Figur immer glaubhaft. Mir hat das besonders gut gefallen. Trotz der vielen wechselnden Schauplätze verliert der Leser niemals den Überblick, weil die Geschichte logisch und konsequent erzählt wird.

  • Bei dieser Reihe sind sich die Büchertreffler ausnahmsweise mal fast einig: Der erste Teil großartig, die beiden weiteren bleiben etwas hinter diesen Erwartungen zurück. Schon "Kolyma" konnte mich nicht mehr uneingeschränkt fesseln, und bei "Agent 6" war es eigentlich dasselbe. Dabei wussten der Anfangs- (vor allem dieser!) und der Schlussteil durchaus zu überzeugen und haben mich gut unterhalten. Leider konnte mich vor allem der mittlere Afghanistan-Abschnitt überhaupt nicht fesseln und im Nachhinein war er auch nicht wirklich relevant für die Geschichte.
    Wie schon für den Vorgänger kann ich leider nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: vergeben. Ich hätte gerne mehr gegeben, da mir Leo ziemlich am Herzen liegt, aber dafür war die Geschichte über die komplette Länge gesehen nicht immer ausreichend fesselnd.

  • Das war also der Abschluss der Leo Demidow-Trilogie. Es ist doch immer schön eine Reihe beendet zu haben. Jetzt habe ich wieder eine Ausrede, um drei neue zu beginnen. O:-)


    Im Vergleich zu "Kind 44" fielen beide Nachfolger ab, da stimme ich zu. Allerdings war auch "Agent 6" wieder ein spannendes, gut geschriebenes Buch, in welchem Leos Geschichte zu einem sinnvollen Ende gebracht wurde. Oft kritisiert wurde die Afghanistan-Episode. Es stimmt auch, dass die Geschichte wegen diesem Ausflug nicht wie aus einem Guss wirkt, aber gestört hat mich das nicht. Der Schauplatz bot nämlich Abwechslung zum Rest der Reihe und schnitt mit dem kommunistischen Afghanistan ein Thema an, über das ich bisher noch nicht viel wusste. Dadurch kam ich erst richtig in das Buch rein. Hat mich tatsächlich dazu animiert, mich da ein wenig über das Buch hinaus einzulesen.


    Der Plot an sich ist ein wenig simpel und lebt mehr von Leos Charakterentwicklung als von der Kriminalstory. Die Auflösung ist etwas enttäuschend, das halb offene Ende aber logisch und konsequent.