Kurzbeschreibung von Amazon.de:
Sie liebt. Sie lauert. Sie tötet.
Ein Rosenstrauß ohne Absender. Geschenke vor der Haustür. Briefe unter dem Scheibenwischer ... Der Psychiater Jan Forstner wird von einer Unbekannten mit Liebesbezeugungen überhäuft. Anfangs glaubt Jan noch an die harmlose Schwärmerei einer ehemaligen Patientin. Doch dann bittet ihn ein Journalist um Mithilfe im Fall einer geistig gestörten Person und wird kurz darauf ermordet. Jan erkennt, dass er ins Visier einer Wahnsinnigen geraten ist. Und seine Verfolgerin schreckt vor nichts zurück.
Über den Autor (von www.randomhouse.de):
Wulf Dorn, Jahrgang 1969, schreibt seit seinem zwölften Lebensjahr. Seine Kurzgeschichten erschienen in Anthologien und Zeitschriften und wurden mehrfach ausgezeichnet. Mit seinem Debütroman Trigger gelang ihm sofort ein Bestseller, die Verfilmung des Romans befindet sich in Vorbereitung. Inzwischen wurden seine Romane in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Handlung:
Der Psychiater Dr. Jan Forstner hat seine Probleme mit dem Verschwinden seines kleinen Bruders vor vielen Jahren (siehe HIER , "Kalte Stille") mittlerweile gut verkraftet und arbeitet recht erfolgreich in der Fahlenberger Klinik. Momentan ist er gerade dabei, ein Projekt abzuschließen, bei dem er es in mühsamer Arbeit geschafft hat, eine neue Abteilung für Kinder- und Jugendpsychatrie zu eröffnen. Als ein Bekannter, der Journalist Volker Nowak, aufgeregt bei ihm anruft und ein dringendes Treffen mit ihm verlangt, taucht dieser dort nie auf und Jan erfährt kurz darauf, dass Nowak brutal ermordet wurde. Kurz zuvor soll er sich lautstark mit einer Frau gestritten haben. Bei Jan Forster summieren sich gleichzeitig seltsame Vorfälle: er bekommt anonym Rosen geschickt, mysteriöse Anrufe häufen sich und Umschläge, die kindliche Zeichnungen beinhalten, tauchen bei ihm auf. Diese Bilder sind nach Analyse eines von Jans Kollegen von einer weiblichen, schon älteren Person erstellt worden. Jan spricht mit Volker Nowaks Mutter, einer schwerkranken Frau, die ihm davon erzählt, dass sie kurz vor dem Tod ihres Sohnes zusammen mit ihm am Grab ihres Mannes einen weiblichen „Geist“ gesehen haben soll. Volker habe sich danach sehr seltsam verhalten.
Auch rund um der Fahlenberger Kirche gibt es Außergewöhnliches zu berichten: Die Kapelle wurde von einer unbekannten Person vollkommen mit Opferkerzen bedeckt und der junge Pfarrer Felix Thanner kommt in einen Gewissenskonflikt, da ihm eine scheinbar geistesgestörte Frau in der Beichte zwei Morde gestanden hat, die sie aus unerwiderter Liebe begangen hat und ihm sogar davon erzählt, dass sie einen weiteren „Geliebten“ auserkoren hat. Das Beichtgeheimnis verbietet ihm, darüber zu sprechen, aber er kann doch nicht einfach abwarten, wenn weitere Menschen in Gefahr sind.
Wie hängen die Vorfälle zusammen und vor allem: Wer ist die mysteriöse, psychisch gestörte Frau, die sich anscheinend Jan Forstner als nächstes Opfer ausgesucht hat?
Meine Meinung:
"Dunkler Wahn" führt die Geschichte rund um den Psychiater Dr. Jan Forstner fort, der im Vorgängerbuch schon die Hauptperson war. Man kann das Buch theoretisch auch ohne die Vorkenntnisse des ersten Teils lesen. Allerdings ist es schon von Vorteil, auch "Kalte Stille" zu kennen, denn es wird desöfteren auf Geschehnisse aus der Vergangenheit angespielt.
Der Prolog ist schon sehr vielversprechend: Es gibt eine Tote, die vor den Augen des schwer angeschlagenen Jan Forstner abtransportiert wird. Er beginnt sich zu erinnern und wir machen mit ihm einen Sprung zurück in die Vergangenheit, als die Geschichte begann. Wie schon in den anderen Büchern von Wulf Dorn dauert es nicht allzu lange bis etwas passiert. Das Stalking rund um Jan beginnt zwar langsam und nur schrittweise, doch der Mord an dem Journalisten lässt den Leser gleich aufhorchen.
Wulf Dorn schickt den Leser immer wieder auf falsche Fährten. Eine davon war allerdings ein wenig zu offensichtlich gelegt, so dass ich mir schnell sicher war, dass diese Person nicht die gesuchte Mörderin ist. Es tauchen mehrere Frauen in "Dunkler Wahn" auf, die in Frage kommen würden, so dass ein tolles Rätselspiel für den Leser vorgelegt wurde und einem das Buch nicht aus der Hand legen lässt. Mir hat die Geschichte in den 2 1/2 Tagen, die ich dafür gebraucht habe, keine Ruhe gelassen.
Es gab auch immer wieder Kapitel, die aus der Sicht der Mörderin geschrieben wurden. Dort bekam man einen guten Einblick in die Psyche und die gespaltene Persönlichkeit dieser kranken Frau. Einerseits ist sie regelrecht besessen von Liebe, andererseits ist sie sehr gewalttätig, aufbrausend und ich hatte das Gefühl von ihren Ausbrüchen regelrecht eingeschüchtert zu werden. Auch die Kapitel, die aus der Sicht des Pfarrers Thanner geschrieben wurden, haben mir gut gefallen. Auch bei ihm taucht die mysteriöse Frau auf, und man hat schnell den Eindruck gewonnen, dass dies einen Grund haben muss und die Besuche nicht nur zur Abnahme der Beichte gedacht waren. Auch hier kann man toll miträtseln und versuchen einen Sinn in den Brotkrumen, die Wulf Dorn ausgelegt hat, zu erkennen.
Den Protagonisten Jan Forstner mochte ich schon in "Kalte Stille" sehr gern, und in "Dunkler Wahn" ist er mir noch mehr ans Herz gewachsen. Ein sehr ausgewogener Charakter, der sympathisch, bescheiden umgänglich und relativ normal wirkt. Er ist kompetent auf seinem Gebiet, aber er lässt sich den "Doktor" definitiv nicht raushängen und ist eher die Person, mit der man sich in der Kneipe gerne auf ein Bier treffen würde.
Zum Ende hin zieht die sowieso schon angespannte Atmosphäre nochmals richtig an, und es wird atemlos spannend wenn man in den letzten 100 Seiten der Auflösung immer näher und näher kommt. Dann gibt es auch noch einige Überraschungen und Wendungen, mit denen ich nie im Leben gerechnet hätte. Der letzte Teil war definitiv das Beste an dem sowieso schon tollen Buch und für diese überragenden Seiten, bei denen man den Mund kaum mehr zukriegt, zolle ich Wulf Dorn meinen tiefsten Respekt.
Fazit: Wulf Dorn, der sich langsam zu einem meiner Lieblingsautoren entwickelt, hat hier einen fast perfekten Psychothriller abgeliefert, der vom Anfang bis zum Ende fesselt. Einzig einige zu glattgehende Handlungsstränge haben ihm bei mir den letzten halben Stern gekostet.