Louise Penny "Der grausame Monat" (Originaltitel: "The cruellest month")
Blanvalet Taschenbuch (bei Random House), erschienen März 2011, Originalausgabe 2007
471 Seiten
Autorin (von der Verlagsseite):
Louise Penny, in Toronto geboren, arbeitete als Rundfunkjournalistin in allen Regionen Kanadas. »Denn alle tragen Schuld«, ihr erster Roman, wurde weltweit als Entdeckung des Jahres gefeiert, u. a. erhielt sie den begehrten »Debut Dagger Award« der britischen Crime Writers’ Association. Ihre Inspector-Gamache-Krimis werden mit den besten Romanen von PD James und Elizabeth George verglichen. Inzwischen lebt und arbeitet Louise Penny in Sutton bei Québec.
Kurzinhalt (ebenfalls von der Verlagsseite):
Der Mord an der allseits beliebten Madeleine Favreau stellt Inspector Armand Gamache von der Sûreté Québec vor große Rätsel. Vor Ort trifft er auf eine Mauer des Schweigens, keiner im idyllischen Three Pines kann sich ein Motiv vorstellen. mit gewohnt sanfter Hartnäckigkeit späht Gamache tief hinter die perfekten Fassaden – und entdeckt mörderische Geheimnisse. Doch dabei gerät er selbst unter schweren Beschuss: In seinem eigenen Ermittlungsteam lauert ein Maulwurf, der ihn vernichten will …
Meine Eindrücke:
"Der grausame Monat" ist der dritte Teil der Krimiserie von Louise Penny. Den ersten Teil fand ich gut, den zweiten besser und vom dritten Teil bin ich begeistert, sie hat sich meines Erachtens sehr gesteigert!
Erstmal hat sich ihr Stil verbessert. Beim ersten Teil hat mich der Perspektivwechsel, der buchstäblich von Satz zu Satz geschah, ziemlich verwirrt. Bei diesem Buch hier hatte ich überhaupt keine Probleme mehr, nachzuvollziehen, aus wessen Perspektive gerade etwas geschildert wird. Übersetzt wurden alle drei Teile von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck, daran wird es also nicht liegen.
Der Inhalt ist ja nicht das Unwichtigste, deshalb dazu folgendes: Der Pensionsbesitzer von Three Pines erfährt, dass ein Medium in seiner Pension abgestiegen ist und überredet sie, mit ein paar Dorfbewohnern eine Seance abzuhalten. Es ist eher ein Spaß, aber als eine zweite Seance in einem leerstehenden Haus abgehalten wird, in welchem sich nach Ansicht mancher Bewohner regelrecht "das Böse" ansammelt, stirbt jemand. Das Opfer war eine allseits beliebte Frau, von der alle sagen, dass sie strahlte wie die Sonne. Aber an der Sonne kann man sich auch verbrennen, und so ist es nun die Aufgabe von Armand Gamache, herauszufinden, wer den Tod des Opfers gewünscht haben könnte.
Im Mittelpunkt stehen hier wieder die vielfältigen Beziehungen der Bewohner dieses scheinbar so beschaulichen Ortes untereinander sowie die tiefsitzenden Verletzungen, Ängste und Sehnsüchte einiger Einzelner. Während manche Figuren etwas klischeehaft und oberflächlich bleiben, erhalten andere hier eine besondere Tiefe. Louise Penny beschreibt die Gefühlswelten ihrer Figuren oft mit wenigen Worten so genau, dass man weiß, sie hat wirklich Einblick in die menschliche Seele, hat vieles von dem, was sie da beschreibt, sicher schon selbst ähnlich empfunden. Es ist einfach authentisch. Ob es da um Angst, Einsamkeit, Neid, Trauer oder Enttäuschung geht, sie beschreibt die Gefühle pur und mit echtem Mitgefühl. Das ist eine ganz große Stärke der Autorin!
Nichtsdestotrotz kommt aber auch der Humor nicht zu kurz. Ich habe oft gelacht, der Humor ist manchmal albern, oft leicht ironisch, aber nie boshaft.
Ein Medium, dass außerdem den Wicca angehört, ein "böses" Haus, ein Mann, der die Bäume schreiben hört, wenn sie gefällt werden, Bibelzitate hier und da - das Buch strotzt nur so vor spirituellen Themen und fast alle Beteiligten sind sehr offen für alles mögliche, an das man so glauben kann. So haben sie z.B. die Theorie, dass all das Negative, was die Dorfbewohner "losgelassen" haben, sich in dem Haus auf dem Hügel gesammelt hat, und es deshalb der negative Gegenpol zu dem idyllischen und freundlichen Dorf selbst ist. Das besondere an Louise Penny ist aber, dass sie das nicht einfach so stehen lässt - am Ende wird das Haus von allen Bewohnern gemeinsam renoviert, das ganze Dunkle, was auf dem Haus lastete, wird von ihm genommen, es wird regelrecht befreit.
Zum Schluss noch ein Zitat der Autorin, welches auf ihrer Homepage zu finden ist, weil ich finde, dass man genau das in ihren Büchern finden kann:
"My books are about terror. That brooding terror curled deep down inside us. But more than that, more than murder, more than all the rancid emotions and actions, my books are about goodness. And kindness. About choices. About friendship and belonging. And love. Enduring love.If you take only one thing away from any of my books I'd like it to be this:Goodness exists."
(4,5/5)