Inhalt: (Verlagsinfo)
Quirin Melchior, ein Heidelberger Lebenskünstler und Fan des Mittelalters, gerät an die geheimnisvolle Ane. Diese Begegnung hat Folgen: Ane bereitet ihn heimlich auf eine Zeitreise vor. Und so landet Quirin mitten in Luthers Disputation an der Heidelberger Universität im Jahre 1518. Er lernt die süddeutschen Reformatoren Paul Fagius und Martin Bucer kennen und wird zu Pauls Beschützer. Der gemeinsame Weg führt sie nach Isny, wo Paul Fagius die erste hebräische Druckerei im deutschen Sprachraum einrichtet. Doch immer ist Zacharias Rugus, sein geheimer und gefährlicher Gegenspieler, in der Nähe.
Autorin: (Verlagsinfo)
Claudia Schmid, Jahrgang 1960, hat 30 Jahre ihres Lebens in Passau verbracht, fünf davon direkt am Dreiflusseck. Heute lebt die studierte Germanistin in der Metropolregion Rhein-Neckar. Der Reise- und Kulturführer „Passauer Land“ ist nach dem historischen Roman „Die brennenden Lettern“ ihre zweite Veröffentlichung im Gmeiner-Verlag, für den sie außerdem die Krimi-Anthologie „Mörderischer Erfindergeist“ herausgegeben hat.
Mein persönlicher Eindruck:
Mit „Die brennenden Lettern“ hat Claudia Schmid einen typischen Zeitreise-Roman geschaffen. Die Rahmenhandlung spielt größtenteils im Heidelberg der Gegenwart und die Binnenhandlung führt uns an die Schauplätze Heidelberg, Straßburg, Isny und Venedig in den Jahren 1518 (Heidelberger Disputation) bis 1549 (Tod von Paul Fagius).
Der arbeitsscheue Historiker Quirin, der von einer schmalen Erwerbsunfähigkeitsrente lebt, die er durch historische Führungen im Heidelberger Schloss aufbessert, lernt die Ärztin Ane kennen, die ein Faible für die frühe Neuzeit hat, insbesondere für die Reformation im Süddeutschen Raum. Einigen Andeutungen entnimmt man, dass sie für Quirin einen besonderen Plan hat im Zusammenhang mit Paul Fagius, der in den Jahren 1518 bis 1549 die Reformation vorangebracht hatte. Nach einer etwas rätselhaften Zeremonie mit Pentagramm, Trank und Zauberformel findet sich Quirin im Jahre 1518 in Heidelberg wieder.
Dort lernt er Paul Fagius kennen und verbringt die folgenden 30 Jahre an seiner Seite. Die Zeit zwischen der Heidelberger Disputation und der Gegenreformation bildet den Schwerpunkt des Buches.
Die Rückkehr Quirins in die Gegenwart erscheint mir angesichts des geheimnisvollen Anfangs wenig schlüssig, ich möchte aber an dieser Stelle nicht mehr verraten.
Die Rahmenhandlung empfand ich als relativ belanglos, dafür hat mich das Thema der Reformation sehr interessiert. Man merkt, dass die Autorin dazu intensiv recherchiert hat. Der Werdegang des Reformators Paul Fagius lässt sich anschaulich mitverfolgen. Die Personen sind teilweise etwas knapp, aber glaubhaft charakterisiert. Gegen Ende konnte ich die Entwicklungen um das „Interim“ nicht mehr wirklich nachvollziehen. Da hätte ich noch ausführlichere Erklärungen benötigt.
Erschwerend für das Verständnis war für mich die fehlende Strukturierung des Textes. Das Buch weist keine Kapitel auf; eine Einteilung in logische Abschnitte ist für mich nicht erkennbar. So werden an einigen Stellen völlig unterschiedliche Handlungsstränge nur durch einen einfachen Zeilenumbruch voneinander getrennt, was mich mehrfach verwirrt hat.
Leider konnte ich den interessanten Stoff nicht wirklich genießen, da der Roman meiner Meinung nach sehr unausgereift wirkt. Einerseits fällt er etwas knapp aus. Auf den nur 280 Seiten der Binnenhandlung sind 30 Jahre Geschichte zusammengefasst, so dass vieles zu oberflächlich dargestellt ist, bzw. kein Raum bleibt für Handlungen, bei denen man Mitgefühl für die Beteiligten entwickeln könnte.
Andererseits, und das ist für mich weitaus gravierender, häufen sich stellenweise sprachliche Entgleisungen, fehlerhafte Satzzeichen und Wiederholungen, die bei einem aufmerksamen Korrekturlesen hätten auffallen müssen. Dabei kann ich noch damit leben, dass Friedbert zwischendurch Friedhelm und Paul Büchlin auch mal Büchlein heißt. Aber wenn jemand wie auf S.81 Tücher in einen Krug mit Wasser „tut“ oder eine Reisegruppe Heidelberg am „2. August im Jahre 1522“ (S.110) verlässt, kurz darauf (S.112) von einem „heiteren Frühlingsmorgen“ die Rede ist und dazu noch eine Amsel ihr Lied in den Tag „plärrt“(S.110), dann fühle ich mich als Leser nicht mehr ernst genommen.
Leider sind das bei weitem nicht die einzigen Ausrutscher. Es würde jetzt aber den Rahmen meiner Rezension sprengen, wenn ich das noch vertiefen würde.
Mein Fazit:
Das vorliegende Buch handelt von einem spannenden Kapitel Süddeutscher Geschichte. Leider lässt die Ausführung in punkto Sorgfalt und Dramaturgie sehr zu wünschen übrig. Der gut gewählte Stoff verspricht einen interessanten und spannenden Roman. Für mich wird diese Erwartung nicht erfüllt. Ich kann dieses Buch nur jemandem empfehlen, der sich gezielt über Paul Fagius informieren möchte. Der Roman ist durchaus lesbar, der Lesegenuss fällt für mich leider zu flach aus.
Da mir die Aufmachung des Buches und das Thema sehr gut gefällt, vergebe ich