Klappentext:
Der 17-jährige Johnny arbeitet in den Ferien im Schusterladen eines Hotels in Miami. Er glaubt, das langweiligste Leben überhaupt zu führen. Doch als eines Tages die schöne Prinzessin Victoriana in dem Hotel absteigt, scheint sich das Blatt zu wenden. Sie bittet Johnny, ihr bei der Suche nach ihrem Bruder, Prinz Philippe, zu helfen, der von einer bösen Hexe in einen Frosch verwandelt wurde. Johnny hält Victoriana zunächst für verrückt und glaubt ihr kein Wort – bis sie ihm zwei magische Geschenke übergibt, mit deren Hilfe er den verzauberten Prinzen retten soll.
Über die Autorin:
Alex Flinn, geboren 1966 in New York, lernte schon mit drei Jahren Lesen und wollte bereits mit fünf Jahren Schriftstellerin werden. Für Recherchen absolvierte sie unter anderem eine Schauspielschule und eine Gesangsausbildung. Heute ist sie eine vielfach preisgekrönte Jugendbuchautorin, die Märchen ganz besonders liebt und zahlreiche erfolgreiche Bücher erfolgreich veröffentlicht hat. Im Baumhaus Verlag erschien bereits ihr Romanbestseller „Beastley“, der auch verfilmt wurde. Die Autorin lebt in Miami, Florida, USA.
Allgemeines zum Buch:
„Kissed“ umfasst 366 Seiten und gliedert sich in 50 Kapitel. Diese haben mit durchschnittlich sieben Seiten eine angenehme Länge. Einige der Kapitel sind mit Zitaten aus klassischen Märchen überschrieben, die immer zum Inhalt des Kapitels passen.
Geschrieben ist das Buch aus Sicht des Ich-Erzählers und Protagonisten Johnny in der Gegenwartsform.
Der Roman umfasst einen Handlungszeitraum von ungefähr zwei Wochen und spielt in den USA.
„Kissed“ ist als Hardcover mit Schutzumschlag im Baumhaus Verlag erschienen. Die Originalausgabe erschien unter dem Titel „Cloaked“. Übersetzt wurde das Buch von Sonja Häußler.
Das Cover ist toll gestaltet. Der schwarze Hintergrund passt wunderbar zu dem grasgrünen Titel und dem Frosch auf seinem Seerosenblatt. Natürlich passt dieses Cover auch wunderbar zum Inhalt des Romans. Im Inneren des Buches setzt sich die schöne Gestaltung fort: Das Vorsatzpapier ist ebenfalls in einem tollen Grasgrün gehalten und die Zahlen, mit denen die Kapitel überschrieben sind, sind mit kleinen Ranken versehen. Sehr schick!
Meine Meinung zum Buch:
„Kissed“ hat alles, was es für ein modernes Märchen braucht: Einen jugendlichen und frischen Helden, eine wunderschöne Prinzessin, einen in einen Frosch verzauberten Prinzen, Riesen, Elfen, sprechende Tiere, magische Gegenstände. Dazu spielt die Handlung in der Neuzeit in Amerika. Man nehme diese Zutaten, gebe spritzige Dialoge und bildhafte Beschreibungen dazu, fertig ist das moderne Märchen.
Alex Flinn schafft eine neue Handlung, in die Elemente aus den Märchen der Gebrüder Grimm einfließen. So verarbeitet sie unter anderem die Märchen „Die sechs Schwäne“, „Das tapfere Schneiderlein“ oder offensichtlich „Der Froschkönig“. Die übernommenen Elemente stehen von ihrem Umfang her aber in einem ausgeglichen Verhältnis zu den eigenen Ideen der Autorin, sodass man nicht das Gefühl bekommt, die Autorin hätte nur von anderen abgeschrieben. Dem Klappentext soll an dieser Stelle nicht mehr hinzugefügt werden, aber die Handlung ist sehr viel umfangreicher, als sie dort dargestellt wird. Für manche Geschmäcker mag sie eventuell zu umfangreich sein, denn auf wenigen Seiten passiert wirklich sehr viel. Die Charaktere sind immer in Bewegung und kommen kaum zur Ruhe, ebenso wie der Leser. Das lest ihr aber am besten selbst!
Insgesamt wirkt die Handlung sehr skurril. Dem Protagonisten Johnny wird es nicht gerade leicht gemacht, den Wunsch der Prinzessin zu erfüllen. Zwar bekommt er Unterstützung von anderen Figuren, doch diese verlangen für ihre Hilfe wiederum etwas, sodass Johnny immer mehr Aufgaben erfüllen muss, um seinem Ziel näher zu kommen. Dadurch wirkt die Handlung aber auch sehr konstruiert, ebenso wie die Dialoge. Diese sind zwar oft erfrischend spritzig, originell und mit einer Prise Humor versehen. Realistisch erscheinen sie dadurch aber nicht und oft dienen sie zu offensichtlich dazu, die Handlung voranzutreiben. Besonders anstrengend waren die Dialoge, in denen die Prinzessin oder der verzauberte Prinz beteiligt sind, da diese in einem französischen Dialekt sprechen, der zum Beispiel auf diese Art und Weise sehr stark verdeutlicht wird: „Isch ‘abe so getan, als wäre isch betrunkön.“ Sätze wie dieser lesen sich nicht sehr leicht und es bedarf einiges an Übung und Nerven, mit diesem Dialekt klar zu kommen.
Es taucht eine Vielzahl an Charakteren in diesem Buch auf. Leider bleiben sie eher oberflächlich. In die Hauptfigur kann man sich ganz gut hineinversetzen, die Nebencharaktere bleiben aber unnahbar und eine Beziehung kann man als Leser zu ihnen nicht aufbauen. Braucht man vielleicht aber auch nicht.
Wie in den klassischen Märchen auch, gibt es in „Kissed“ einige blutige Szenen. Diese halten sich aber in Grenzen und sind nur kurz und oberflächlich geschrieben. Viel wichtiger ist, dass natürlich am Ende ein Happy End auf den Leser wartet. Wie soll es in einem Märchen auch anders sein. Zusätzlich hat die Autorin für ihr Jugendbuch noch einige typische Teenie-Szenen eingebracht, die sich hauptsächlich um das große Thema „Liebe“ drehen.
Insgesamt steckt hinter „Kissed“ wirklich eine schöne und originelle Idee. Leider sorgen die skurrile Handlung und die gestellten Dialoge für ein gemindertes Lesevergnügen.
Mein Fazit:
Ein modernes Märchen mit vielen Elementen aus klassischen Märchen der Gebrüder Grimm.