Mary Pat Kelly - Galway Bay

  • Kurzbeschreibung (amazon)


    In a hidden Ireland
    where fishermen and tenant farmers find solace in their ancient faith,
    songs, stories, and communal celebrations, young Honora Keeley and
    Michael Kelly wed and start a family. Because they and their countrymen
    must sell both their catch and their crops to pay exorbitant rents,
    potatoes have become their only staple food.


    But when blight
    destroys the potatoes three times in four years, a callous government
    and uncaring landlords turn a natural disaster into The Great Starvation
    that will kill one million. Honora and Michael vow their children will
    live. The family joins two million other Irish refugees--victims saving
    themselves--in the emigration from Ireland.


    Danger and hardship await them in America. Honora, her unconventional sister Máire, and their seven sons help transform Chicago from a frontier town to the "City of the Century." The boys go on to fight in the Civil War and enlist in the cause of Ireland's freedom.


    Spanning six generations and filled with joy, sadness, and heroism, GALWAY BAY
    sheds brilliant light on the ancestors of today's forty-four million
    Irish Americans--and is a universal story you will never forget.





    Eigene Beurteilung


    Mary Pat Kelly hat in ihrem Roman "Galway Bay" das Leben ihrer Ur-Urgroßmutter Honora Keeley-Kelly (1822 - 1899) zu einem Jahrzehnte umspannenden Werk verarbeitet. Die Tochter eines Fischers aus Galway Bay heiratet Michael Kelly und bewirtschaftet mit ihm ein kleines Stück Land. In den schwierigen 1840er Jahren müssen die Iren fast ihre gesamte Ernte verkaufen, um die völlig überteuerten Mieten für ihre elenden kleinen Häuser aufzubringen. Für ihren eigenen Nahrungsmittelbedarf sind sie von der Kartoffelernte abhängig. Als es Mitte der Vierziger Jahre aufgrund von Pilzbefall zu drei Missernten kommt, verlieren während der "Großen Hungersnot " Tausende von Menschen ihr Leben.
    Viele Iren wandern nach Amerika aus, um dem sicheren Hungertod in ihrer Heimat zu entgehen. Auch Honora und ihre Schwester Maire, beide jung verwitwet, nehmen die gefahrvolle Reise ins Ungewisse auf sich, um ihren Kindern das Überleben zu ermöglichen. Eindrucksvoll schildert der Roman, wie die Schwestern und schließlich ihre heranwachsenden Kinder und Enkelkinder aus dem Beginn in Armut heraus allmählich ein Leben in bescheidenem Wohlstand und in einer großen, harmonischen Familie aufbauen.
    Der Roman ist in fünf Teile gegliedert: der erste Teil beschäftigt sich mit dem zwar bescheidenen, aber dennoch glücklichen Leben vor der Hungersnot (1839-1845 ), der zweite Teil erzählt über die Zeit der katastrophalen Missernten (1845 -1848 ), der dritte Teil beginnt mit der Auswanderung der Kellys nach Amerika (1848 ). Der vierte Teil schließt nach einem größeren zeitlichen Sprung an und schildert die Jahre des Sezessionskriegs, an dem die Söhne von Honora und Maire teilnehmen. Der relativ kurze, fünfte Teil präsentiert die inzwischen durch Enkel und Urenkel erweiterte Familie im Jahre 1893.
    "Galway Bay" ist in einem sehr ansprechenden Erzählstil geschrieben, der dem Leser nicht nur die Ich-Erzählerin Honora, sondern auch deren Kinder sehr nahe bringt und viel Empathie erzeugt. Die irischen Ausdrücke, die immer wieder in den Text eingeflochten sind, werden im Anhang in einem Glossar inklusive Aussprachehilfen aufgeführt. Neben den irischen Ausdrücken enthält das Buch besonders im ersten Teil auch einige Geschichten aus der irischen Mythologie, die Honora als junges Mädchen von ihrer Großmutter hört.


    Das Buch ist bisher nur in englischer Sprache erhältlich, aber ich hoffe sehr, dass es noch ins Deutsche übersetzt wird. Für mich bot "Galway Bay" ein unvergessliches und zutiefst beeindruckendes Leseerlebnis, das ich jedem, der sich für irische Literatur und Geschichte interessiert, wärmstens empfehlen möchte. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Vielen Dank für deine Rezi. :thumleft: Das ist genau das, was ich gerade suche...
    Eine Frage: wie anspruchsvoll ist das Englisch? Mein Englisch ist zwar nicht schlecht, aber gibt schon einiges, an das ich mich noch nicht traue.

  • Eine Frage: wie anspruchsvoll ist das Englisch?


    Das ist schwer zu beantworten. Die speziell irischen Wörter werden in einem Glossar erklärt, ansonsten ist das Buch zwar anspruchsvoll, aber nicht übermäßig kompliziert geschrieben, wenn man einigermaßen flüssig Englisch lesen kann. Bei amazon.com kannst Du in das Buch reinlesen. Vielleicht merkst Du dann schon, wie Du damit zurechtkommst. :arrow: Klick

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Es hat durchaus einige Moment gebraucht, bis ich dieses Buch nun beenden konnte. Immer wieder musste ich das Buch mal weglegen, weil wirklich so viele Eindrücke aus einem sehr authentischen Alltag einer irischen Familie im Zeitraum der "Großen Hungersnot" mitgeliefert werden. Eine Masse an Detailtiefe, die auch während der ganzen Story aufrecht gehalten wird und dadurch so ein lebendiges Buch entstanden ist. Ich interessiere mich sehr für irische Geschichte und daher war ich komplett gefesselt, auch wenn das Buch manchmal zäh zum Lesen war. Hin und wieder verliert es sich in kleinen Details über Ackerbau in Irland oder Straßensuche in Chicago, was vielleicht abschreckend wirken könnte, wenn man sich nicht so sehr für das Thema interessiert. Insgesamt ist es auf jeden Fall eine wunderbare Lektüre, die mir nochmal weiteres Verständnis für einen Teil der irischen Geschichte eingegeben hat. Daher :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: als Bewertung.

    :study: - 2016 - Bücher: 06 / Seiten: 2.668 / Hörbucher: 08 / Minuten: 3.099 / Comics: 03 / Seiten: 892

  • Zwischen Honora Keeley und Michael Kelly ist es Liebe auf den ersten Blick, als sie sich eines frühen Morgens am Meer, der titelgebenden Bucht von Galway, begegnen. Honoras Familie ist einigermaßen überrascht, als die Siebzehnjährige wild entschlossen verkündet, den gutaussehenden jungen Mann heiraten zu wollen, wo sie doch eigentlich bald ins Kloster gehen sollte.


    Die Zeit gibt Honora recht. Sie ist glücklich mit Michael, die Familie wächst, die beiden bauen sich ihre eigene Existenz auf und leben ganz gut vom Kartoffelanbau. Wenn nur die verhassten Engländer nicht wären, die die Iren nur zu gerne mit sinnlosen Vorschriften quälen und ständig spüren lassen, dass sie sie für minderwertig halten.


    Doch dann kommt es zu katastrophalen Missernten, gleich mehrere Jahre hintereinander rafft die Kartoffelfäule fast den kompletten Ertrag dahin, den Kartoffelbauern wie Michael mit hartnäckigem Einsatz den kargen Böden abgetrotzt haben. Eine verheerende Hungersnot ist die Folge, Krankheiten breiten sich aus, und die zynischen Engländer sehen kaltlächelnd zu und reglementieren auch noch die Essensausgabe in den Suppenküchen, auf die viele Menschen irgendwann angewiesen sind.


    Die Kellys müssen eine schwere Entscheidung treffen: bleiben und auf bessere Zeiten hoffen oder, wie es viele andere aus Verzweiflung tun, nach "Amerikay" auswandern und dort ihr Glück versuchen?


    Mit "Galway Bay" ist Mary Pat Kelly ein wunderbarer historischer Roman gelungen, der auf der Geschichte ihrer eigenen Ururgroßeltern und den Erinnerungen ihrer Tante an deren Erzählungen basiert. Hier bekommt Geschichte ein Gesicht oder vielmehr viele Gesichter - das Buch ist bevölkert von lebendigen, greifbaren Figuren. Nicht nur Honora und Michael wachsen dem Leser ans Herz, auch Honoras resolute Schwester Máire, die es im Leben nicht leicht hat, Michaels charismatischer Bruder, die zahlreichen Kinder, die nach und nach geboren werden und herrlich vielfältig porträtiert werden.


    Das Geschichtenerzählen nimmt viel Raum ein. Dass man sich in der Familie bei so ziemlich jeder Gelegenheit erst mal eine passendes Geschichte erzählt, wirkte anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und ein bisschen konstruiert, doch ist diese Tradition tatsächlich ein wesentlicher Bestandteil der irischen Kultur. Durch die vielen Einschübe mit "Fadò - Es war einmal ..." lernt man quasi nebenbei zahlreiche irische Sagen und Legenden kennen.


    Auch die Musik darf in einem Buch über Irland nicht fehlen. Wer sich ein bisschen mit traditionellem irischem Folk auskennt, hat sofort den passenden Soundtrack im Kopf, vom Wiegenlied "Siùil a rún" bis hin zu "Mrs. McGrath", einem der ältesten Antikriegslieder, und natürlich dem sehnsüchtigen "A Nation Once Again".


    Der Unabhängigkeitskampf der Iren und der unbändige Wunsch, die verhasste Besatzungsmacht loszuwerden, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, insbesondere nach der "Great Famine", den furchtbaren Hungerjahren, was nur zu verständlich ist, wenn man liest, welch unvorstellbares Leid die Machthaber den Menschen, die sowieso schon Schlimmes durchmachen müssen, durch unbarmherzige Willkür zufügten. Alles redliche Mühen, irgendwie ein Auskommen zu finden, war vergeblich, wenn die Vorschriften immer idiotischer und immer restriktiver wurden und den Iren schließlich kaum anderes übrigblieb, als das Land zu verlassen.


    Das tun die Kellys dann auch, wohl oder übel. Die zweite Hälfte des Buches beschäftigt sich mit ihrer Ankunft in Amerika und dem Versuch, dort Fuß zu fassen. Schnell ist eines klar: "Amerikay" ist voller Möglichkeiten, aber sicher nicht das Gelobte Land, und erneut ist Durchhaltevermögen, Einfallsreichtum und Leidensfähigkeit gefragt.


    Ein schöner, detailreicher und gut recherchierter Historienschmöker der besten Art. Es mangelt nicht an tollen Figuren und emotionalen Szenen (den einen oder anderen Kloß im Hals gibt es beim Lesen) und ist viel zu schnell vorbei. Gerne hätte ich noch ein paar Generationen von Kellys begleitet.