Klappentext:
Michael Connelly ist ein Rastloser, und er durchquert das Land mit nur einem Ziel: Rache zu üben. Denn dort draußen, zwischen den ratternden Zügen, den Lagern der Landstreicher und der endlosen Prärie verbirgt sich der Mann, der Michaels Tochter ermordet hat. Michael kennt weder den Grund für die Tat, noch weiß er, wohin er sich wenden soll. Aber er wird seine Suche zu Ende führen, und sie wird in Blut enden. Denn niemand kennt den Täter, und doch flüstert jeder seinen Namen: Mr. Shivers …
Über den Autor:
Robert Jackson Bennett wurde in Baton Rouge, Louisiana, geboren und wuchs in Katy, Texas, auf. Als Absolvent der University of Texas lebt er heute in Austin. »Mr. Shivers« ist sein erster Roman.
Allgemeines zum Buch:
„Mr. Shivers“ umfasst 399 Seiten und gliedert sich in 27 Kapitel sowie einen Epilog. Mit durchschnittlich 14 Seiten haben die Kapitel eine angenehme Länge. Zum bequemeren Lesen und zum Spannungsaufbau sind sie zusätzlich in Absätze unterteilt. Die Kapitel sind jeweils mit ihrer Zahl als auch mit einem besonderen Symbol überschrieben, deren Bedeutung leider nicht erklärt bzw. ersichtlich wird.
Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines allwissenden Erzählers in der Vergangenheitsform.
„Mr. Shivers“ ist im Juli 2011 im Piper Verlag erschienen. Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel „Mr. Shivers“ bei Orbit, New York. Übersetzt wurde das Buch von Andreas Decker.
Das Cover ist gruselig und passt zum Inhalt des Buches. Der Titel ist mit Spotlack gedruckt. Der Buchschnitt ist im Rough Cut gehalten.
Meine Meinung zum Buch:
Zielstrebig und von nichts und niemandem zu stoppen, ist Michael Connelly unterwegs, um den Mörder seiner Tochter zu finden und umzubringen. Dabei reist er quer durch die Vereinigten Staaten Amerikas, die unter einer schweren Depression leiden. Auf seinem Weg gen Westen trifft Connelly Menschen, die ebenfalls auf der Suche nach dem Mann mit dem vernarbten Gesicht in seinem schwarzen Mantel sind, da er auch ihnen schreckliches Leid angetan hat.
Hinter vorgehaltener Hand und voller Angst werden am Lagerfeuer Schauergeschichten über den Mann erzählt, den alle Mr. Shivers nennen. Diesen Namen trägt er nicht umsonst, denn sein unheimlicher Anblick und sein skrupelloses Morden sorgen für Zittern und Gänsehaut.
Durchweg umgibt das Buch eine sehr düstere und beklemmende Atmosphäre. Die Menschen, die Bekanntschaft mit Mr. Shivers gemacht haben, werden bestimmt von Rachsucht, Hass und Trauer. Die verbleibenden Einwohner Amerikas leiden unter Armut und Arbeitslosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Rastlosigkeit. Die anhaltende Dürre bestimmt den Alltag der Menschen und so verlassen viele ihre Dörfer und Heimat und wandern nach Osten, in der Hoffnung auf Besserung. Zu Fuß oder mittels heruntergekommener Züge bewegen sich die Menschen fort, modernere Fortbewegungsmittel sind nicht vorhanden.
Connelly ist ein schweigsamer und unnahbarer Mann. Dennoch gelingt es aufgrund des eindringlichen Schreibstils des Autors leicht, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Schnell nimmt man sich seiner an und seine Motive werden nachvollziehbar. Obwohl das Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ längst nicht mehr gilt, ist es doch verständlich, dass Connelly nur eine Antwort auf den Mord seiner Tochter kennt. Und so reist der Leser mit ihm und hofft, dass die Begegnung mit Mr. Shivers nicht zu lange auf sich warten lässt.
Noch dringender wird eine Frage auf die Antwort erwartet, warum Mr. Shivers mordend durch das Land reist. Diese wird am Ende des Buches beantwortet und ist durchaus plausibel und stimmig. Der Autor überrascht mit einigen unerwarteten Wendungen, schafft insgesamt ein nachvollziehbares Ende.
Obwohl es in diesem Buch viele unheimliche und blutige Szenen gibt, bei denen der Autor nicht an Details spart, ist das Buch doch nicht in die Kategorie „Horror“ einzuordnen. Denn diese Szenen nehmen nur einen geringen Umfang ein. Im Vordergrund des Buches steht vielmehr die Lebenssituation in den USA und insbesondere die Lebensgeschichte und Entwicklung von Connelly. Das Buch beinhaltet viele tiefgründige Dialoge, in denen über das Leben philosophiert wird. Die Handlung lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen, und doch umfasst das Buch 400 Seiten. Zwischenmenschliche Beziehungen nehmen ebenfalls einen großen Raum ein in jener Zeit, in der jeder auf die Hilfe anderer angewiesen ist.
Ansatzweise erinnert „Mr. Shivers“ an „Schwarz“, dem ersten Band der Reihe um den Dunklen Turm von Stephen King. Aber die Zeiten sind andere und auch die Motive, aus denen Connelly Mr. Shivers folgt, sind andere als jene, aufgrund derer Roland dem Mann in Schwarz durch die Wüste folgt.
Mein Fazit:
Ein düsterer und beklemmender Roman, der in einer hoffnungslosen und einsamen Zeit spielt, in der jeder auf die Hilfe des anderen angewiesen ist und in der ein Mann mit vernarbtem Gesicht in einem schwarzen Mantel für Gänsehaut sorgt.