Klappentext:
Franka ist weg. Spurlos verschwunden seit Weiberfastnacht. Sie sitzt in einer kleinen dunklen Kiste und spürt ihr Herz klopfen. Noch. Draußen macht sich Lissy auf die Suche nach ihrer Freundin. Aber wer immer Franka in seiner Gewalt hat, er ist jetzt auch hinter Lissy her.
Über die Autorin:
Agnes Hammer wurde 1970 geboren und wuchs zusammen mit fünf Geschwistern im Westerwald auf. Später studierte sie Germanistik und Philosophie in Köln. Seit 1998 arbeitet sie mit sozial benachteiligten Jugendlichen in einem großen Berufsbildungszentrum. Außerdem ist sie seit 2005 Anti-Aggressivitäts-Trainerin.
Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte der 16-jährigen Lissy, die am Rande der Gesellschaft aufwächst. Die Eltern sind getrennt, wobei der Vater als obdachloser Alkoholiker in den Straßen Düsseldorfs lungert und die Mutter sich mit Hartz IV und schlecht bezahlten Kurierfahrten durch den Alltag kämpfen muss. Auch mit ihrem Freund Can läuft es für Lissy nicht rund. Derartig frustriert und wütend schwänzt Lissy dauerhaft die Schule, streunert durch die Stadt und pöbelt fremde Menschen an, das ein oder andere Mal schlägt sie sogar zu. Nur zu Franka hat sie einen guten Draht. Die 13jährige ist ein sensibles Mädchen, das in der Schule gemobbt wird und leidenschaftlich gerne Gedichte schreibt. In der Anonymität des Internets tauscht Franka sich mit anderen über ihre Gedichte aus. Besonders zu jemanden, der sich "Erlkönig" nennt, hat sie viel Kontakt.
Als plötzlich ein vermisstes Mädchen tot aufgefunden wird und Franka an Karneval abends nicht nach Hause kommt, gibt Lissy keine Ruhe und sucht nach ihr. Dabei kommt sie dem "Erlkönig" gefährlich nahe und gerät schließlich selbst in sein Visier.
Das Buch umfasst die Zeitspanne von Dienstag vor Karneval bis Aschermittwoch nach Karneval. Die Kapitelüberschriften geben den jeweiligen Wochentag an, das Kapitel selbst beginnt mit einem kurzen Gedicht. Es wird perspektivisch abwechselnd von Lissy und vom "Erlkönig" erzählt. Anfangs fand ich Lissy sehr unsympathisch. Es hat mich abgestoßen, dass sie einfach zuschlägt, nur weil ihr der Blick einer unbeteiligten Person nicht gefällt. Die Autorin schildert Lissys Gefühle bildlich, indem sie diese als Tier in Lissys Bauch bezeichnet, das vor Wut die Lefzen bleckt, sich vor Angst zusammenkauert oder sich vor Aufregung auf die Hinterläufe stellt , bereit zum Sprung. Diese Schilderung, anfangs eher ungewöhnlich, hilft dem Leser jedoch, Lissys Denken und Fühlen einzuordnen. Schnell erfährt der Leser mehr über Lissys Umfeld und die Probleme, die sie belasten.
Die Autorin malt ein sehr authentisches Bild des Milleus, in dem Lissy lebt. Ihre Erfahrung aus der Lehrtätigkeit einer Einrichtung für sozial benachteiligte Jugendliche sowie aus dem Anti-Aggessionstraining sind deutlich zu erkennen. So neigt sich die Sicht des Lesers von Antipathie zur Sympathie, nicht zuletzt deshalb,
weil aus dem aggressiven Mädchen am Ende eine Heldin wird.
Ich kann diesen 280 Seiten umfassenden Jugendthriller auf jeden Fall weiterempfehlen. Die Geschichte hat mich von Anfang an spannend unterhalten. Der Spannungsbogen blieb ununterbrochen aufrecht und ich war Neugierig darauf zu erfahren, ob Lissys Recherchen dazu führen, Franka zu finden. Dabei konnte ich eine Entwicklung an Lissy feststellen, die mich gefreut hat.