J.R.R. Tolkien - Die Kinder Húrins (ab 14.08.2011)

  • Ich eröffne schon mal den Thread. :wink: Über die Lesemenge pro Tag müssen wir uns noch einigen.
    Ich bin schon gespannt, wer noch mitlesen wird.

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • So, wie es jetzt aussieht, werden an dieser MLR taliesin, Strandläuferin und ich teilnehmen. Sollte noch jemand Lust haben, darf er oder sie sich natürlich gern anschließen.
    Wieviel lesen wir denn pro Tag? Ich mal geschaut - so lang sind die Kapitel nicht - aber so viel Zeit habe ich unter der Woche leider auch nicht. Was haltet ihr von 2 Kapiteln pro Tag?

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  • Wieviel lesen wir denn pro Tag? Ich mal geschaut - so lang sind die Kapitel nicht - aber so viel Zeit habe ich unter der Woche leider auch nicht. Was haltet ihr von 2 Kapiteln pro Tag?


    Nächste Woche wird es bei mir wohl auch zeitlich etwas eng und mehr als 2 Kapitel pro Tag kann ich nicht schaffen. Würde vorschlagen,
    wir lesen am Sonntag Vorwort und Einführung und starten dann am Montag mit Kap 1 und 2. Passt das bei euch?


    Freu mich schon......... :D

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen


  • Das müsste bei mir passen. :)


    Ja - bei mir auch. :D

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  • Also, ich muss es ehrlich zugeben, ich bin froh, wenn es morgen in der Leserunde dann auch wirklich mit der Geschichte selbst losgeht. :uups: Das Vorwort fand ich zwar äußerst spannend, weil es aufzeigt, wie Tolkien arbeitete, was seine Vision von seinem literarischen Werk war und wie es nun zu dieser Ausgabe von "Die Kinder Húrins" kam oder kommen konnte, aber von der Einführung fühle ich mich schlicht und ergreifend erschlagen. Sie ist für mich genau das, was mich an Tolkien-Fans fasziniert und was ich gleichzeitig kaum leistbar finde: Da sind zig Namen und Zusammenhänge in Familiengeschichten, fremdartige Ortsnamen und etliches mehr - und ich weiß, dass es da draußen Leute gibt, die mit all diesen Namen etwas anfangen können, während ich mich an die bekannten Namen aus dem "Herrn der Ringe" klammere - und dann durchaus interessiert verfolge, wie es dort Andeutungen auf die Figuren gibt, die mir in den folgenden Kapiteln begegnen werden. :ergeben:


    Immerhin, ich weiß nun, dass Túrin, Húrins Sohn, unter "unheilvollen Vorzeichen" (S. 16) geboren wurde, weil Húrin von Morgoth verflucht worden war, nachdem er sich dessen Willen widersetzt hatte. Morgoth ist nicht einfach irgendein Widersacher und Feind, er ist unvorstellbar alt und mächtig (er "vermag das Verderben seines Feindes durch die Kraft seines eigenen gewaltigen Willens zu bewirken" (S. 18 )), und sein Fluch ist es, dass er Húrin zwingt, die Welt mit seinen Augen - also verzerrt durch unvorstellbare Bösartigkeit - zu sehen. Dasselbe gilt auch für Húrins Kinder und Túrins Leben ist von eben diesem Fluch überschattet. Er versucht, diesem zu entkommen und wird sogar versuchen, seinen Namen zu verschweigen, um dem Fluch zu entgehen, aber natürlich ist das so einfach nicht möglich.


    Also, so interessant diese Informationen auch waren und so sehr sie auch deutlich machen, wie komplex und durchdacht Tolkiens Welt ist - was ich mehr als beeindruckend finde! - bin ich doch ein bisschen überfordert von all diesen Hintergrundinformationen. Ich denke, ich werde die Einführung beim weiteren Lesen noch manchmal zum Nachschlagen verwenden. :uups:

  • Ich denke, ich werde die Einführung beim weiteren Lesen noch manchmal zum Nachschlagen verwenden. :uups:

    :D Ich denke, das war auch ein Grund, warum Christopher Tolkien sie dem Buch vorangestellt hat (ebenso wie das Verzeichnis von Orten und Personen am Ende). Ich kann dich gut verstehen, denn auch ich fand diese vielen Namen immer sehr verwirrend - sehr zum Leidwesen meiner Tochter, die damit problemlos klar kommt und mir geduldig immer wieder mal die Zusammenhänge erklärt :wink: . Aber dieses Mal ist es so, dass es C.Tolkien gelungen ist, mich direkt wieder gefangen zu nehmen. Nicht zuletzt die Bezüge auf "Herr der Ringe", in denen diese Geschichten bzw. dieses Zeitalter ja auch erwähnt werden, gaben mir ein bisschen das Gefühl, gute alte Bekannte zu treffen.


    Genau wie du freue ich mich jetzt darauf, morgen mit der eigentlichen Geschichte zu beginnen und mich Tolkiens großartiger Erzählkunst hinzugeben.

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  • Nicht zuletzt die Bezüge auf "Herr der Ringe", in denen diese Geschichten bzw. dieses Zeitalter ja auch erwähnt werden, gaben mir ein bisschen das Gefühl, gute alte Bekannte zu treffen.


    Ja, es ist schon ein wenig wie nach Hause kommen wenn man liest, dass Baumbart, Elrond und Galadriel noch von in diesen uralten Zeitaltern
    wissen und die Legenden aufrecherhalten. Die Fülle der Namen sind allerdings wirklich eine Herausforderung und ich bin, wie ihr auch eher
    selektiv vorgegangen und habe mich an diese bekannten Namen gehalten. Einige andere, wie Beren und Luthien kenne ich aus dem Silmarillion.
    Ich denke, man kann die Einführung und auch den Anhang im Laufe der nun erzählten Geschichte recht gut noch zur Information benutzen.
    Jetzt freue ich mich auf die Gecshichte des Turin, dessen junges Leben schon so früh von einem Fluch überschattet wird.


    lg taliesin :winken:

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  • Was ich noch sagen wollte: ich habe die Ausgabe von Klett-Cotta und ich liebe die Illustrationen von Alan Lee. Ich könnte das Buch immer wieder durchblättern und mir die Bilder anschauen. Einfach großartig! :pray:

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  • Diese Ausgabe habe ich auch, sie ist wirklich wunderschön!


    Schön, dass ihr es erwähnt. Es ist eine wahre Freude. Die Illustrationen sind wunderschön. Klett Cotta weiß was Leser wünschen...... :lechz:

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  • So, Chefin ist auswärts, deshalb ganz kurz zu den ersten beiden Kapiteln......... 8-[


    Selten gibt es Autoren denen es gelingt mich sofort in ihren Bann zu ziehen. Tolkien macht das mit einer Leichtigkeit
    die wirklich faszinierend ist. Wer beherrscht die Schönheit der Sprache so wie der alte Professor? Wer baut diese
    Spannung und das Mitgefühl für die handelnden Personen so auf wie er?
    Ich mag hier zu enthusiastisch klingen, aber es tut mir so leid, dass dieser geniale Autor nicht noch mindestens 50 Jahre
    leben durfte. Was hätten wir für Freude empfunden mit diesem Füllhorn der fantastischen Geschichten. :pray:


    Zusammenfassung der ersten beiden Kapitel folgt heute Abend. Muss jetzt noch ein bisserl arbeiten......... :wink:


    lg taliesin :winken:

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  • Ich mag hier zu enthusiastisch klingen, aber es tut mir so leid, dass dieser geniale Autor nicht noch mindestens 50 Jahre
    leben durfte. Was hätten wir für Freude empfunden mit diesem Füllhorn der fantastischen Geschichten. :pray:

    Und so sollten wir Christopher (und inzwischen auch dessen Sohn Adam) dankbar sein, dass sie sich dem Werk des Professors widmen und uns so nach und nach noch in den Genuss des einen oder anderen Werkes kommen lassen.


    Werde jetzt noch Kapitel 2 lesen :cry: und mich dann später auch zum Inhalt melden.

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Irgendwie fällt es mir schwer, die vielen Dinge in Worte zu fassen, die Tolkien uns in diesen beiden ersten Kapiteln erzählt. Aber ich will es mal mit Kapitel 1 versuchen:


    Zuerst erfahren wir, dass Húrin eine Zeit in Gondolin verbracht hat (der versteckten Stadt der Elben) und dort sehr viel von den Elben gelernt hat. Turgon mag Húrin und seinen Bruder sehr, aber er lässt sie ziehen. Des Königs Neffe Maeglin fordert allerdings einen Eid, niemals zu verraten, wo sie waren und wo Gondolin zu finden ist.


    Dann lernen wir Túrin kennen, ein sehr ernsthaftes Kind, dass so ganz anders ist als seine immer fröhlichen Schwester.

    Zitat

    Er war nicht heiter, redete wenig, obwohl er früh sprechen lernte und immer älter wirkte, als er an Jahren war.


    Er liebt seine Schwester sehr, doch leider stirbt sie jung. Trost findet Túrin in seiner Trauer leider nicht bei seinen Eltern, aber zum Glück hat er Sador (eigentlich Labadal), einen Knecht, der ihm stets zuhört. Ihm stellt er viele schon philosophisch anmutende Fragen und erhält sehr ernsthafte Antworten. Ihm vertraut Túrin auch an, dass er zu den Elben will, um von ihnen zu lernen. Darüber ist Sador recht geteilter Meinung.

    Zitat

    Und dennoch denke ich manchmal, dass es besser gewesen wäre, wenn wir sie nie getroffen hätten. Denn ihr Wissen ist uralt, und sie sind stolz und gebieterisch. In ihrem Licht wird das unsere gemindert, oder es brennt mit allzu heißer Flamme, und das Gewicht unseres Schicksals lastet umso schwerer auf uns.


    Zu diesem Zeitpunkt ist Túrin fast 8 Jahre alt und es wird zum Krieg gerüstet.
    Húrin ist entschlossen, den Elben zur Seite zu stehen und er ist voll Hoffnung, dass sie den Sieg über Morgoth davon tragen werden. Morwen ist da anderer Meinung, aber sie ist auch entschlossen, für ihre Sippe zu tun, was sie tun muss und was ihr die Stunde gebieten wird.
    Und selbst Morwen verrät Húrin nicht, wo Gondolin liegt, damit sie dort Zuflucht suchen könnte. Ob er es wirklich nicht kann oder nicht wegen seines Eides nicht will, ist mir dabei nicht ganz klar.


    Zum Geburtstag schenkt Húrin seinem Sohn ein Elbenmesser, das dieser aber sofort an Sador weiterverschenkt, da er dem Alten ein Geschenk machen möchte, aber ja nur Dinge verschenken darf, die ihm gehören. Sein Vater schilt ihn deswegen keineswegs, sondern lobt ihn wegen seiner Großzügigkeit und seiner Güte. Es ist vielleicht das letzte Mal, dass er seinen Sohn loben kann, denn schon bald zieht Húrin in die Schlacht. Er ist voller Hoffnung, aber schon der Titel des 2. Kapitels verrät uns, dass diese Schlacht nicht gut enden wird für Elben und Menschen.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • zu Kapitel 1


    Es passiert schon so einiges in diesem ersten Kapitel und so wie dir, Hirilvorgul sind auch mir die Antworten und Gedanken von Sador aufgefallen.
    Ein einfacher aber sehr weiser Mann.


    Zitat

    Er liebt seine Schwester sehr, doch leider stirbt sie jung. Trost findet Túrin in seiner Trauer leider nicht bei seinen Eltern, aber zum Glück hat er Sador (eigentlich Labadal), einen Knecht, der ihm stets zuhört. Ihm stellt er viele schon philosophisch anmutende Fragen und erhält sehr ernsthafte Antworten.

    Die Beschreibung der Schwester mit dem schönen Namen >Lalaith (das Lachen)< ist sehr eindringlich gestaltet und ihr Sterben fällt wohl unter die
    Kategorie >Only the good die young<.
    Ein weiteres schöner Beitrag Sadors ist seine Aussage über die Furcht, welche er durch seine eigene Geschichte bekräftigt sieht:

    Zitat

    (...);denn ein Mann, der vor seiner eigenen Furcht flieht, wird feststellen, dass er nur den kürzeren Weg gewählt hat, ihr erneut zu begegnen.


    Und selbst Morwen verrät Húrin nicht, wo Gondolin liegt, damit sie dort Zuflucht suchen könnte. Ob er es wirklich nicht kann oder nicht wegen seines Eides nicht will, ist mir dabei nicht ganz klar.

    Er erkärt ihr ja, dass sie auch wenn er es verraten würde, vor verschlossenen Türen stehen würde. Zudem kann er unmöglich den Eid verletzen.
    Ich denke, er hat sehr wohl eine Idee wo Gondolin liegt und wie man dorthin kommen könnte.


    Zum Geburtstag schenkt Húrin seinem Sohn ein Elbenmesser, das dieser aber sofort an Sador weiterverschenkt, da er dem Alten ein Geschenk machen möchte, aber ja nur Dinge verschenken darf, die ihm gehören. Sein Vater schilt ihn deswegen keineswegs, sondern lobt ihn wegen seiner Großzügigkeit und seiner Güte.

    Eine wunderbare Geste Turins, die beweist, dass er den wahren Sinn eines Geschenkes verstanden hat. Unverständlich ist mir allerdings die Reaktion
    der Mutter.

    Zitat

    Allerdings bezweifle ich, ob Sador dieses Geschenk verdient, sagte Morwen. Er ist durch eigene Ungeschicklichkeit verkrüppelt, und er kommt
    seinen Pflichten nur schleppend nach, weil er viel Zeit auf überflüssige und nebensächliche Dinge verschwendet.

    Ein unnötig hartes Urteil Morwens, die Sador hier unter anderem wegen eines Unfalls kritisiert. Da ist der Vater schon einfühlsamer und seine Reaktion
    auf die Aussage seiner Frau ist bemerkenswert.

    Zitat

    Sei nachsichtig mit ihm, entgegnete Hurin. >Eine ehrliche Hand und ein aufrichtiges Herz können irren, und eine solche Verletzung ist
    schwerer zu ertragen als eine Kampfeswunde<.

    Wahre Worte, die Hurin hier spricht.


    Schon im nächsten Kapitel aber wird sich das Schicksal vieler Menschen und Elben für immer ändern.
    Ein große Schlacht steht bevor......... :cry:


    lg taliesin :winken:

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  • Kapitel 2


    So reitet Hurin in die Schlacht der Ungezählten Tränen. Viele Heere versammeln sich auf den Hügeln um die Streitmacht Morgoth
    zu empfangen. Zu Fingons Freude stößt auch Turgon mit dem Heer von Gondolin zu ihnen. Der Plan ist Morgoth und seine Krieger
    die Hügel erstürmen zu lassen und so ihre Kraft zu mindern. Viel Mühe kostet es Fingon seine Heere zurückzuhalten damit sie nicht
    vorzeitig in die Ebene reiten. Fingon ahnt, dass auch Morgoth seine Pläne hat und seine Erbarmungslosigkeit wird sich bald zeigen.


    Morgoth lässt den gefangenen und geblendeten Gelmir, Guelins Sohn in die Ebene führen, wo sie ihn vor den Augen seines Sohnes
    bestialisch töten. Das ist zuviel für seinen Bruder Gwindor, der nun ungestüm in die Ebene vorprescht und das Heer von Morgoth
    angreift. Morgoth Provakation geht auf. Auch Fingon stürmt mit seinen Kriegern los und dieser strategische Fehler läutet den
    Anfang einer bitteren Niederlage ein.
    Zuerst wird Maedhras und seine Mannen besiegt und nun hat Morgoth viele Krieger frei, die er nun schickt um Fingon zu töten.
    Als letzter seiner Krieger fällt dann auch der Hohe König der Noldor. Die Schlacht ist verloren. Nur Hurin, Huor und Turgon sind noch
    mit ein paar Kriegern am Leben. Damit Turgon eines Tages Rache nehmen kann, schicken sie ihn fort. Er soll einst ihre letzte
    Hoffnung sein und muss überleben. Huors letze Worte sind an Turgon gerichtet. Eine sehr traurige und doch hoffnungsvolle Szene:

    Zitat

    Doch wenn es nur noch eine kurze Weile steht, sprach Huor, dann wird aus deinem Hause die Hoffnung der Elben und der Menschen kommen.
    Dies, sag ich dir Herr, mit dem Weitblick des Todgeweihten: Auch wenn wir hier für immer scheiden und ich deine weißen Mauern nicht mehr
    schauen werde, so soll doch aus dir und mir ein neuer Stern aufgehen. Leb wohl.

    Am Bach von Rivil entscheidet sich dann ihr Schicksal. Am Ende steht nur noch Hurin, der jedoch auf Geheiß Morgoth nicht getötet, sondern gefangen wird.


    Zwar triumphiert Morgoth, aber sein größter Feind, Turgon ist entkommen. Morgoth ahnt, dass ihm von diesem stolzen König noch Unheil drohen wird.


    Welch eine atemberaubende Beschreibung dieser furchtbaren Schlacht. Tolkien ist einer der wenigen Autoren, der mit nur sparsam gesetzten brutalen
    Szenen eine Schlacht beschreiben kann. Wir spüren die Erbarmungslosigkeit und auch die Hoffnungslosigkeit im Angesicht der Niederlage. Der Leser kann
    kann gar nicht so schnell umblättern wie er möchte.
    Jetzt bin ich gespannt ob des Wortgefechtes zwischen Morgoth und Hurin, das uns im dritten Kapitel erwartet........ :study:


    lg taliesin :winken:

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  • Ach - ich musste den elbischen Namen der Schlacht einfach in die Überschrift schreiben - ich liebe diese Sprache mit ihrem wunderbaren Klang!


    Ein wirklich unsagbar trauriges, aber auch kraftvolles Kapitel ist es, in dem über die Schlacht der Ungezählten Tränen berichtet wird.

    Zwar triumphiert Morgoth, aber sein größter Feind, Turgon ist entkommen. Morgoth ahnt, dass ihm von diesem stolzen König noch Unheil drohen wird.

    Das hat auch Húrin erkannt, als er Turgon fort schickt:

    Zitat

    Solange Gondolin steht, wird Morgoths Herz das Fürchten nicht verlernen.

    Wir spüren die Erbarmungslosigkeit und auch die Hoffnungslosigkeit im Angesicht der Niederlage. Der Leser kann
    kann gar nicht so schnell umblättern wie er möchte.

    Doch selbst in dieser bitteren Niederlage bewahrt Tolkien uns Lesern einen Funken Hoffnung, mit den Worten, die Húrin Turgon mit auf den Weg gibt. Aber welches Schicksal erwartet ihn nun, da er lebend in Morgoths Hände fällt..... :study:

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich liebe Tolkiens Art zu erzählen. Er hat so eine märchenhafte und eindringliche Erzählstimme wie kaum ein anderer Autor, ich finde es einfach wunderschön, egal, wie traurig die Geschichte auch sein mag, Und Túrins Geschichte ist sehr traurig.

    Er liebt seine Schwester sehr, doch leider stirbt sie jung. Trost findet Túrin in seiner Trauer leider nicht bei seinen Eltern, aber zum Glück hat er Sador (eigentlich Labadal), einen Knecht, der ihm stets zuhört. Ihm stellt er viele schon philosophisch anmutende Fragen und erhält sehr ernsthafte Antworten. Ihm vertraut Túrin auch an, dass er zu den Elben will, um von ihnen zu lernen. Darüber ist Sador recht geteilter Meinung.

    Der Knecht ist wirklich eine interessante Figur, auch wenn er nur so kurze Zeit auftritt. Sador hat eine gute Seele und da er ja auch nicht von dem Fluch betroffen ist, den Húrins Familie zu ertragen hat, ist er auch eine gute Hilfestellung für den Jungen.

    Zum Geburtstag schenkt Húrin seinem Sohn ein Elbenmesser, das dieser aber sofort an Sador weiterverschenkt, da er dem Alten ein Geschenk machen möchte, aber ja nur Dinge verschenken darf, die ihm gehören. Sein Vater schilt ihn deswegen keineswegs, sondern lobt ihn wegen seiner Großzügigkeit und seiner Güte.

    Das war eine wunderschöne Szene. Ich bin gespannt, wie weitreichend sie vielleicht noch in der Geschichte sein wird. Sador gibt dadurch, dass er das Messer zum Sesselbau für Húrin nutzt, ja auch etwas zurück. Morwens Kritik an Sador finde ich sehr schade, aber sie ist ja ohnehin sehr düster und die Trauer um ihre Tochter, die bei ihr so weit geht, dass das Wort "Lachen" verbannt wird aus ihrem Haus, macht ihre Schwermütigkeit noch gravierender.

    Ein unnötig hartes Urteil Morwens, die Sador hier unter anderem wegen eines Unfalls kritisiert. Da ist der Vater schon einfühlsamer und seine Reaktion auf die Aussage seiner Frau ist bemerkenswert.

    Finde ich auch. :)

    Tolkien ist einer der wenigen Autoren, der mit nur sparsam gesetzten brutalen Szenen eine Schlacht beschreiben kann. Wir spüren die Erbarmungslosigkeit und auch die Hoffnungslosigkeit im Angesicht der Niederlage. Der Leser kann kann gar nicht so schnell umblättern wie er möchte.

    Ich habe bei solchen Szenen oft das Gefühl, dass ich sie am liebsten nur überfliegen möchte. Bei Tolkien geht mir das nicht so - da will ich nichts verpassen!

  • Ich habe bei solchen Szenen oft das Gefühl, dass ich sie am liebsten nur überfliegen möchte. Bei Tolkien geht mir das nicht so - da will ich nichts verpassen!


    Ja, das stimmt. Und deshalb kann ich auch immer gar nicht verstehen, wenn manche Leser "Herr der Ringe" zu langatmig finden. Tolkien ist einfach ein wunderbarer Erzähler - man muss sich nur auf ihn einlassen.

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  • Ja, das stimmt. Und deshalb kann ich auch immer gar nicht verstehen, wenn manche Leser "Herr der Ringe" zu langatmig finden. Tolkien ist einfach ein wunderbarer Erzähler - man muss sich nur auf ihn einlassen.

    Ich glaube, das ist genau das Problem, das manche mit Tolkien haben. Man kann sich nicht hinsetzen und einfach nur konsumieren, was einem vorgekaut wird, man muss sich darauf einlassen, dass Tolkien seinen Lesern Bilder und Welten erschafft, die man nur dann betreten kann, wenn man wirklich in Ruhe liest.


    Ich habe jetzt mal schon das dritte und vierte Kapitel gelesen, weil ich nicht weiß, wie und ob ich morgen zum Posten komme. Hoffe, das ist okay. :uups:
    Was ich an Tolkiens Figuren oftmals und auch hier wieder so bemerkenswert finde, ist ihre Heldenhaftigkeit im Angesicht des Unvermeidlichen. Húrin beugt sich Morgoth nicht, aber nicht, weil er keine Angst hätte, sondern weil er weiß, dass Morgoth seine Versprechungen niemals halten wird. Seine Worte sind eindringlich und bewundernswert - Gänsehautgefühl:

    Zitat

    Du bist blind, Morgoth Bauglir, und du wirst es immer sein und nur das Dunkle sehen. Du weißt nicht, welchen Gesetzen die Herzen der Menschen folgen, und wenn du es wüsstest, könntest du sie nicht beeinflussen. Ein narr, wer ein Angebot Morgoths annimmt! Zuerst wirst du nehmen, was man dir gibt, und dann dein Versprechen nicht halten. Ich würde nur den Tod als Lohn empfangen, wenn ich dir sagte, was du wissen willst." (S. 66)

    Morgoth macht sich über Húrin lustig und verweist auf seine Macht und Stärke, doch Húrin, der weiß, dass er ohnehin verloren ist, bleibt stark und beugt sich dem Bösen nicht. Zur Strafe muss er an einem Ort gebunden bleiben, ohne dass er fliehen oder sterben könnte, und er muss alles durch Morgoths Blick wahrnehmen, was für Húrin sicherlich unvorstellbar grausam ist.
    Túrin muss bald schon Abschied von Morwen nehmen, denn diese denkt an das Versprechen, dass sie Húrin gab - die Flucht in ein sicheres Gebiet. Da Morwen schwanger ist, traut sie sich den Weg nicht zu, und sicherlich hofft sie auch, dass sie, je länger sie bleibt, ihre Chancen erhöht, ihren Mann wiederzusehen. Sie spürt, dass Húrin noch lebt und ersehnt seine Rückkehr. Doch damit ihr Sohn nicht zum Sklaven wird, schickt sie ihn fort. Túrin geht, obwohl der Abschied ihn sehr schmerzt, weil er sich seiner Rolle bewusst ist. Dabei hat ihm wiederum Sador geholfen, der ihm deutlich machte, dass man sich selbst manchmal in einer bestimmten Rolle sehen muss, um die richtige - schwerere - Entscheidung zu treffen:

    Zitat

    Labadar will nicht, dass du gehst, doch sador, der Knecht Húrins, wird glücklich sein, wenn Húrins Sohn außerhalb der Reichweite der Ostlinge ist. (S. 78 )

    An seine Role und damit sein Schicksal erinnert, zieht Túrin los, obleich es ihm beinahe das Herz bricht. Ein wunderschönes und sehr wichtiges Kapitel, nehme ich an, weil es um Verantwortung und Konsequenzen geht. Undendlich traurig und gleichzeitig so schön.