Felicitas Mayall - Nachtgefieder

  • Ein leiser Krimi mit viel Atmosphäre


    Inhalt (Verlagsinfo)


    Donatella Cipriani, eine elegante Italienerin, wird mit intimen Fotos erpresst. Kommissarin Laura Gottberg lässt sich nur widerwillig auf den Fall ein – was hat sie mit den erotischen Irrungen und Wirrungen einer Mailänder Industriellengattin zu tun? Als aber in einem Münchner Luxushotel der Engländer Sir Benjamin Sutton tot aufgefunden wird, erscheint die Sache in einem anderen Licht. Es ist der Beginn riskanter Ermittlungen, die Laura Gottberg in die Toskana führt und ihren Freund, Commissario Angelo Guerrini, beinahe das Leben kosten wird.



    Meine Meinung


    Die Hauptpersonen Laura Gottberg mit ihrer Familie und Angelo Guerrini sind liebevoll herausgearbeitet und erscheinen einem sehr glaubhaft.
    Der Erzählstil ist sehr angenehm. Felicitas Mayall fängt sehr routiniert sowohl die Stimmung in München, in Siena aber auch in der ländlichen Toscana ein. Man hört, riecht und schmeckt sowohl „Weißwürscht“ als auch erlesene italienische Küche, Caffè und spürt Nebelschwaden über Hügel und Bauernhöfe ziehen.


    Bei „Nachtgefieder“ handelt es sich um einen Krimi der leisen Töne. Der Spannungsaufbau braucht seine Zeit, richtig heftig wird es eigentlich nur im Zusammenhang mit verbiesterten, kläffenden oder gar fliegenden Hofhunden. Der „Hund mit Oberleitung“ wird mir wohl noch länger in Erinnerung bleiben. Die Beziehungen zwischen Laura, ihren Kindern, ihrem Vater und Angelo sind relativ zentral, stellenweise treten die Ermittlungen für meinen Geschmack etwas zu sehr in den Hintergrund. Vor allem gegen Schluss hätte ich gerne etwas detailreichere Polizeiarbeit gelesen bei den Ermittlungen sowohl um den Geldverleiher als auch um die Erpressungen der betuchten Damen. Der Schluss wird dem Leser leider nur in einem sehr kurzen Epilog unkommentiert präsentiert. Mit Donatella Ciprianis letzter Tat wird der Leser mehr oder weniger ratlos zurückgelassen.



    Mein Fazit:


    Ich bin sehr froh, dass ich die Gelegenheit hatte, Felicitas Mayalls Welt um Laura Gottberg kennen zu lernen. Ich fand den Krimi jetzt nicht gerade ein „Pageturner“, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Aber die leise unaufdringliche Art der Ermittler vor dem Hintergrund der herbstlichen Toscana habe ich sehr genossen und ich denke, dass ich mir den einen oder anderen Vorgängerkrimi durchaus mal vornehmen werde.
    Wer unblutige, leichtere Krimilektüre mit einem hohen Anteil an leisen, zwischenmenschlichen Tönen mag, dem würde ich Nachtgefieder mit gutem Gewissen empfehlen.


    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!

  • Ich liebe die Krimis um Kommisarin Gottberg und ihren italienischen Kollegen und Liebhaber!


    Hab auf diesen Teil und mit Spannung gewartet und bin grad am lesen! :study:


    Die anderen Teile hab ich schon verschlungen und sie haben einen schönen Platz in meinem Regal.

  • In diesem Buch geht es um eine
    Liebschaft zwischen einem verheirateten Mann und einer ebenso verheirateten
    Frau. Mit dieser Liebschaft wird die Frau dann erpresst. Der Liebhaber wird ermordet aufgefunden. (Fall
    Laura Gottberg). Und es geht um Zinswucher und dem Mord an einem Geldverleiher
    (Fall Angelo Guerrini). Diese beiden Fälle treffen in Italien aufeinander.


    Zum Inhalt:


    Zunächst ist Donatella unschlüssig, ob sie zur Polizei
    gehen soll. Sie ist verheiratet, hat einen Geliebten und wird damit erpresst. lhr Verhalten ist etwas verwirrend. Sie geht
    zur Mordkommission, und obwohl ihr Laura Gottberg erklärt, dass sie dafür nicht
    zuständig ist, besteht sie darauf, dass sie den Fall übernimmt. Laura will die
    Ge3ldübergabe überwachen, doch es kommt nicht dazu. Denn der Erpresser hat abgesagt! Doch davon
    verrät Donatella der Kommissarin nichts. Im Privatleben erfährt Laura, dass ihr Sohn
    Luca zu seinem Vater - ihrem geschiedenen Mann - ziehen will. Und dann wird im Hotel Vier Jahreszeiten ein
    Mann tot aufgefunden. Es stellt sich als Mord heraus, und der Ermordete ist der
    Geliebte Donatellas, Benjamin Sutton. Doch
    noch immer will Donatella über diese Beziehung nichts weiter verraten.


    In Italien beschwert sich eine Bäuerin über einen
    Geldverleiher mit Wucherzinsen. Und es wird ein Toter auf einem Feld gefunden,
    in dessen Mund ein Bündel Geldscheine steckt. Angelo befürchtet, dass hier die
    Mafia mit im Spiel ist. Er trifft auf das Anwesen Vita divina, das ganz in der
    Nähe der Fundstelle steht. Und er schleust eine alte Bekannte als Spion ein.
    Allerdings bittet er sie um Vorsicht. Doch dann passiert ein Unglück, als
    Angelo dem Geldverleiher auf die Spur kommt. Und Laura reist nach Italien. Sie hat Angst um Angelo, der im Krankenhaus
    liegt. Die Kommissarin verbringt viel
    Zeit an seinem Krankenbett. Sie vermutet, dass die Drahtzieher des Mordes aus der Gegend
    von Siena sind, und bleibt auch deshalb hier., um weiter zu ermitteln…


    Fazit:


    Für mich wurde die Geschichte erst spannend, als der tote
    Sutton gefunden worden war. Es wurden für meinen Geschmack viel zu viele
    private Details in dem Buch erzählt, und zu wenig über die Ermittlungen der
    Polizei. Alles verlagerte sich nach Italien, von den Ermittlungen der deutschen
    Kollegen hörte man nicht mehr viel. Und am Ende wurde nicht alles eindeutig
    aufgeklärt. Für mich war es eher ein Liebesroman mit Krimieffekt, als
    umgekehrt, wie es eigentlich sein sollte. Also zuviel Privates und zuwenig Krimi. Das Ende ist unbefriedigend, denn es
    bleiben zu viele Fragen offen. Aber trotzdem hat mir das Buch gefallen, wenn es
    auch wegen der Mängel nur drei Sterne bekommt.

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Felicitas Mayalls Krimireihe um den italienischen Commissario Angelo Guerrini aus Siena und die Hauptkommissarin Laura Gottberg aus München zählt für mich zu den besten Serien dieses Genres.

    Die beiden Protagonisten haben sich vor längerer im ersten Band der Serie bei einer grenzüberschreitenden Ermittlung kennen und lieben gelernt. Jeweils seit einiger Zeit von ihren Ehepartnern getrennt bzw. geschieden, haben sie sich auf eine Fernbeziehung eingelassen, die nicht ganz einfach sich gestaltet. Im letzten Band „Die Stunde der Zikaden“ war es ihnen zwar vergönnt, zwei Wochen Urlaub miteinander zu machen, doch auch hier mussten sie einen „Fall lösen“.

    Immer wenn die beiden länger zusammen sind, reifen Träume von einem dauerhaften Zusammenleben, doch dann kommt die Realität der jeweiligen Lebenswelten in Siena und München wieder dazwischen. Für Angelo Guerrini ist es in dem vorliegenden neuen Buch seine Exfrau Carlotta, die ihn bedrängt und wieder mit ihm anbandeln will und für Laura Gottberg die Ankündigung ihrer Tochter, für eine Weile zu ihrem Vater zu ziehen.

    Die Väter von Guerrini und Laura spielen auch im neuen Buch wieder eine wichtige Rolle als Ratgeber, Zuhörer und Ideengeber im privaten und im beruflichen Bereich. Denn auch der siebte Fall, in dem „Laura Gottberg ermittelt“, wächst sich zu einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Laura und Angelo aus, obwohl es zunächst, wie so oft, gar nicht danach aussieht.

    Als eines Tages eine sehr elegant gekleidete Frau im Münchner Polizeipräsidium auftaucht, die aus Italien stammt und sich nur auf italienisch ausreichend ausdrücken kann, wird sie von den Kollegen zu Laura Gottberg geschickt, die gerade ihren Dienst begonnen hat und eigentlich in Ruhe Akten aufarbeiten will.
    Signora Donatella Cipriani hat ein delikates Problem. Sie ist mit dem mächtigen Mailänder Industriellen Ricardo verheiratet, der für die Lega Nord für das römische Parlament kandidiert und auch für höhere Aufgaben sich geeignet wähnt. Er hat sie vor Jahren aus ihren Schulden geholt und ihre kleines Möbelkunstatelier gerettet. Dafür erwartet er von ihr, dass sie ihn durch entsprechende Repräsentation bei seinen politischen Ambitionen unterstützt. Sonst ist sie ihm recht egal. Kein Wunder also, dass die attraktive Donatella dem Werben eines englischen Mannes von Adel nachgibt und eine Beziehung mit ihm beginnt. Doch bald schon wird sie mit intimen Fotos erpresst. Nachdem sie schon mehrfach gezahlt hat, wollten die beiden sich trennen, doch nun ist ihr Lover verschwunden. Donatella öffnet sich im Gespräch mit Laura Gottberg, die sich nur widerwillig auf den Fall einlässt. Irgendein Bauchgefühl sagt ihr von Anfang an, dass hier irgendetwas nicht stimmt.

    Dann wird in einem Münchner Luxushotel die Leiche eines Mannes gefunden. Es ist Sir Benjamin, den Donatella als vermisst gemeldet hatte. In seinen Unterlagen finden sich mehrer Identitäten. Unter anderem der Hinweis auf eine Ehefrau in Hamburg.

    Zur gleichen Zeit etwa wird auf einem freien Feld bei Siena von dem Bauern Bellagamba die Leiche eines Mannes gefunden und Angelo Guerrini mit den Ermittlungen beauftragt. Und nun beginnt, wie in vielen Büchern vorher schon, Felicitas Mayall in einem permanenten Wechsel der Schauplätze eine Spannung aufzubauen, die einen das Buch nun nicht mehr aus den Händen legen lässt. Denn so langsam wird deutlich, dass nicht nur Donatella ihren Sir Benjamin in Siena kennengelernt hat, sondern dass es dort ein exklusives Wellness-Institut gibt, dass offenbar eine wichtige Rolle in der ganzen Sache spielt.

    Mayall wechselt nicht nur zwischen Siena und München hin und her in einer sich immer weiter zuspitzenden und mit nicht wenigen Überraschungen aufwartenden Handlung, sondern sie verbindet auch geschickt die berufliche Zusammenarbeit und die private Beziehung zwischen Laura und Angelo. Während sie bei der Lösung des Falles wieder gut zusammenarbeiten, gibt es in ihrer Beziehung erneut Spannungen, nachdem sie sich in ihrem Urlaub so nahe gekommen waren. Das liegt nicht nur an Angelos ehemaliger Frau Carlotta, sondern auch an antiken Liebesgedichten, die Angelo einst Laura geschenkt hatte und denen sie nun bei ihren Ermittlungen in Donatellas Unterlagen wieder begegnet.

    Ein spannender Kriminalroman mit vielen Seitenhieben auf die italienischen Verhältnisse der Gegenwart und einer harten Bewährungsprobe für die Beziehung eines sympathischen Ermittlerpaares, von dem man in der Zukunft sicher noch einiges lesen wird.