Klappentext:
Straßburg im Jahr 1253: Auf dem Odilienberg, einer Kultstätte außerhalb der Stadttore, kämpft der mächtige Zirkel der sieben Hexen, die der Göttin Morrigan dienen, gegen das Böse. Der dunkle Herrscher Beliar und seine Gefährtin Elinor stehen kurz davor, die weisen Frauen zu besiegen und die Welt in ewige Finsternis zu stürzen. In ihrer Not rufen die Hexen eine Zauberin, deren Macht die ihre übertrifft – eine Zauberin, die nicht in ihrer Zeit lebt.
Die junge Restauratorin Ravenna hat keine Wahl. Das magische Erbe ihrer Großmutter und der Wille der Sieben versetzen sie von einem Tag auf den anderen ins Mittelalter. Nichts hat sie auf das vorbereitet, was sie erwartet: Beliar, der seine Schatten längst bis in ihre Gegenwart hinein wirft, ist ein furchtbarer, unberechenbarer Gegner, der die Menschen wie Schachfiguren manipuliert. Ravenna weiß bald nicht mehr, wem sie noch trauen kann. Selbst der ihr zugewiesene Gefährte, Ritter Lucian, dem sie ihr Leben und ihr Herz anvertraut, scheint sie zu hintergehen.
Über die Autorin:
Lea Nicolai (geb. 1972) liebt ihren Kräutergarten, ihre drei Katzen, ihre Bibliothek, Kerzenschein und Musik. Sie studierte Musikwissenschaft und singt in einem Jazzchor. Das Thema Hexen fasziniert sie seit langem, weil es Magie, Mystik und Wirklichkeit verbindet. Für den Roman „Die Hexen“ ging sie auf Zeitreise ins Elsass.
Allgemeines zum Buch:
Mit seinen 703 Seiten ist „Die Hexen“ ein schöner dicker Schmöker. Dem Inhaltsverzeichnis am Anfang des Buches lässt sich dessen Aufbau entnehmen. Danach gliedert sich das Buch in einen Prolog, 34 Kapitel sowie einen Epilog. Die Kapitel haben jeweils einen Titel, der auch zu dessen Inhalt passt. Am Ende des Buches findet sich ein Glossar mit einem Personenverzeichnis sowie der Übersetzung einiger Hexensprüche.
Das Buch spielt im Elsass des 13. und 21. Jahrhunderts. Geschrieben ist „Die Hexen“ aus der Sicht eines allwissenden Erzählers in der Vergangenheitsform.
"Die Hexen" ist als Taschenbuch beim Heyne Verlag erschienen
Das Cover des Buches ist sehr geheimnisvoll gezeichnet und weckt das Interesse am Inhalt des Buches. Auch im Inneren des Buches setzt sich die tolle Gestaltung fort.
Meine Meinung zum Buch:
Der Einstieg in das Buch fällt etwas schwer, denn der Prolog spielt im Jahr 1253 und versetzt den Leser sofort in eine mittelalterliche Situation, ohne dass die Hintergründe oder Zusammenhänge näher erläutert werden. Der Leser trifft auf Elinor, die von ihren Hexenschwestern verstoßen wurde und den Odilienberg verlassen musste. Elinor ist voller Hass und Zorn und so führt sie einen Zauber durch, von dem sie sich Unterstützung für ihre Rache an den Sieben erhofft. Wer genau diese Sieben sind, was ihre Aufgabe ist, wer Elinor ist, das erfährt der Leser erst im Verlauf des Buches. Nach und nach werden die Zusammenhänge deutlich und es fällt zunehmend leichter, in die Geschichte rein zu kommen.
Mit dem ersten Kapitel springt der Leser in das Jahr 2011 und lernt Ravenna kennen. Obwohl das Buch teilweise auch in der Neuzeit spielt, sind auch diese Szenen bzw. Kapitel von einer mittelalterlichen Atmosphäre umgeben. Denn Ravenna ist von Beruf Steinmetzin und restauriert zusammen mit ihren Kollegen die Kathedrale von Straßburg. Es ist eine besondere Atmosphäre, die Ravenna aufgrund ihres Berufs umgibt. Sie hat etwas Magisches und Mächtiges an sich. Ravenna ist aber ein ganz besonnener und intelligenter Mensch, der nicht an Magie oder Hexerei glauben mag. Dabei muss sie selbst zugeben, dass sie sich vor allem aufgrund ihres Berufs zum Mittelalter hingezogen fühlt. Und immer wieder ereilen sie urplötzlich Visionen... Schließlich landet sie tatsächlich weit in der Vergangenheit, diese Zeitsprünge sind aber eher unspektakulär. Während sich Ravenna erst noch dagegen sträubt, zu akzeptieren, dass sie sich tatsächlich in der Vergangenheit befindet, muss sie doch umso schneller lernen, sich mit der Situation zu arrangieren. Denn einige Frauen, sie nennen sich die Sieben, haben Großes mit ihr vor. Ravenna soll zur Hexe ausgebildet werden, denn sie wird für gewisse Aufgaben benötigt. Während die Ausbildung zur Hexe normalerweise sieben Jahre dauert, hat Ravenna nur sieben Tage dafür Zeit. Und die laufen unerbittlich ab.
Ravennas Schwester Yvonne macht keinen Hehl aus ihrer Vorliebe für Magisches und Mystisches. Sie ist diejenige, die Seancen abhält und Pentagramme auf den Küchenfußboden zeichnet. Regelmäßig hat sie versucht, ihre Schwester davon zu überzeugen, dass es Magie tatsächlich gibt. Dies erübrigt sich im Verlauf des Buches und schon bald wird sie viele Abenteuer zusammen mit ihrer Schwester erleben. Dabei begegnen sie nicht nur Hexen und Druiden, sondern auch Dämonen, Hexenjägern und Elfen. Rätsel um einen geheimnisvollen Siegelring müssen gelöst werden, während gleichzeitig Gefahren durch Hexenverbrennungen drohen.
Lea Nicolai ist mit „Die Hexen“ ein fantastischer Roman auf hohem Niveau gelungen. Das Buch wirkt sehr erwachsen, die Magie und Mystik ist anspruchsvoll und erlesen. Die Handlung ist sehr gut durchdacht und enthält einige überraschende Wendungen. Die zahlreichen Charaktere lassen sich nur sehr schwer in die Kategorien „Gut“ oder „Böse“ einordnen. Hilfreich ist hier das Glossar, das es ermöglicht einen Überblick über die vielen Charaktere zu behalten.
Dazu ist der Schreibstil der Autorin sehr ansprechend und stellenweise schon fast poetisch. Nicolai gibt sich viel Mühe damit, sowohl ihre Charaktere als auch die Handlungsumgebung zu beschreiben. Stellenweise findet man auf vier bis sechs Seiten nicht einen einzigen Dialog, dafür umso ausführlichere Beschreibungen. Dabei schafft es die Autorin, den Lesefluss aufrecht zu erhalten, denn die Darstellungen sind so bildhaft und anschaulich, dass sie für ein farbenfrohes und plastisches Kopfkino sorgen. Es gibt aber natürlich auch Dialogen und diese zeugen stellenweise sogar von Witz und Humor. Dies ist nicht zuletzt auf Ravenna zurückzuführen, die ein durchaus als lose zu bezeichnendes Mundwerk hat.
Die umfangreiche Handlung mit vielen Handlungssträngen sorgt für Abwechslung und Spannung. Für gewöhnlich besteht für die Hexen die Regel, dass niemandem durch das Bewirken von Magie ein Schaden zugefügt werden darf. Doch längst nicht alle Hexen halten sich an diese Regel und mitten hinein in diesen Strudel der Schwarzen Magie gerät Ravenna.
Mein Fazit:
Ein erwachsener und anspruchsvoller Roman voller Weißer und Schwarzer Magie, in deren Strudel eine junge Frau gerät, die den Gedanken daran, dass es Hexen tatsächlich gibt, ihr ganzes Leben lang nicht zulassen wollte.