Patrick Graham - Sühneopfer

  • Kurzbeschreibung (von Amazon.de):
    Peter Shepard hat alles, was man sich nur wünschen kann: ein großes Haus in San Francisco, eine liebende Ehefrau und zwei süße Töchter. Doch manchmal überkommen ihn Panikattacken. Er fürchtet den Tag, an dem die Wahrheit ans Licht kommt und alle, die er liebt, in den Tod reißen wird. Und als ein Fremder seine Frau und seine Töchter brutal ermordet, wird er an das Versprechen erinnert, das sich zwanzig Jahre zuvor in den dunklen Verliesen einer Zuchtanstalt sechs Kinder gegeben hatten. Ein Pakt, den er verraten hat. Es ist für ihn an der Zeit, Buße zu tun …

    Über den Autor (von Amazon.de):

    Patrick Graham, geboren 1968, war bis zu einem Unfall Flugpilot und arbeitet seitdem als internationaler Unternehmensberater. Seine größte Leidenschaft gehört aber der Religionsgeschichte. Daraus resultiert auch sein fulminanter Debütroman, »Das Evangelium nach Satan«, der in Frankreich über Nacht zum Bestseller wurde und den begehrten »Prix Maison de la Presse« erhielt.

    Handlung:

    Peter Shepard ist ein Staranwalt in Los Angeles, der mit Reichtum, einer tollen Frau und gesunden Zwillingskindern gesegnet ist. Seit seinem Schlaganfall hat er aber psychische Probleme, lebt mit ständigen Angstzuständen und kann sich an sein Leben vor diesem Ereignis nicht mehr erinnern. Als seine Frau Barbara mit den Kindern eine Verwandte besuchen will, muss Peter am Telefon mit anhören wie sie mit dem Auto von einem falschen Polizisten angehalten und ermordet wird. Seine Kinder werden in der brütend heißen Wüste abseits des Highways zurückgelassen. Peter schaltet die Polizei ein und macht sich selbst auf die Suche, aber nach einigen Tagen findet er nur noch den Wagen mit drei Leichen. Von da an stürzt Peter in ein tiefes Loch. Allerdings beginnt er sich zu erinnern, was er als Teenager gemacht hat. Zusammen mit seiner Jugendliebe Wendy war er auf der Flucht aus einem Heim für schwererziehbare Kinder und wurde nach seiner Ergreifung in eine noch viel schlimmere Anstalt gesteckt. Dort herrschte ein strenges und brutales Regiment unter der Führung eines religiösen Fanatikers. Das einzig Positive in seinem knallharten Gefängnisalltag war nun eine Gruppe von 4 Jugendlichen, zu denen er und Wendy schnell Anschluss fanden und die sich fortan „Verlorene Jungs“ nannten. Mit ihnen schloss er einen Pakt fürs Leben und einen solchen sollte man immer einhalten…

    Meine Meinung:

    Am Anfang tat ich mich etwas schwer um in die Geschichte hineinzufinden. Kaum hat man sich orientiert und versucht den Charakter von Peter etwas zu durchschauen mit seinen Ängsten und seinen Problemen, bricht auch schon das nächste rein, als er mit anhören muss wie seine Frau getötet wird. Sein Charakter scheint sehr komplex, interessant und vielschichtig zu sein. Allerdings bekommt man ihn zunächst auch nicht so richtig zu greifen. Es prasselt zuviel auf den Leser ein und ich tat mich schwer, der Flut der Eindrücke Herr zu werden.


    Nach einiger Zeit wird dann abwechselnd von Peter in der Gegenwart, der sich auf eine große Reise macht, berichtet, sowie von seinen Erlebnissen als Jugendlicher in diesem Gefängnis, wobei klar auf letzterem das Hauptaugenmerk liegt. Zunächst mag man es kaum gleuben, dass dieser reiche Anwalt einmal ein solch verkorkster Jugendlicher war, doch später schließt sich auch dieser Kreis. Ab dem Zeitpunkt an als vom Gefängnisaufenthalt Peters erzählt wird, geht es steil bergauf mit der Geschichte und ich konnte "Sühneopfer" kaum mehr aus der Hand legen auf Grund der Spannung. Die eher kürzeren Kapitel im Roadmovie-Stil als Peter in der Gegenwart seine Mitgefangenen besucht, waren ebenfalls sehr interessant zu lesen.


    Wie es in diesem Gefängnis zugeht, ist absolut krass. Patrick Graham scheint ein aufmerksamer Stephen King-Leser zu sein, denn die ganze Anstalt mit dem Reverend als Leiter und seinen brutalen Schergen, die aus ehemaligen Insassen rekrutiert wurden, hat mich sofort an die Besserungsanstalt aus dem Buch "Der Talisman" von Stephen King und Peter Straub erinnert. Der Zusammenhalt der kleinen Gruppe und deren Zusammensetzung (1 Mädchen, 1 Dicker, 1 Großmaul, 1 Jude, 1 Schwarzer...) hat mich wiederum an die Freunde aus "Es" denken lassen. Im Gegensatz zu der Anstalt in "Der Talisman" ging es hier allerdings noch eine Stufe abstossender und brutaler zu. Vergewaltigungen, schwere Bestrafungen, brutale Prügeleien, sexueller Missbrauch, Gewalt in jeglicher Form und sogar Mord sind hier an der Tagesordnung. Einige der Insassen müssen auch eine öffentliche Beichte abhalten und was hier aus ihrem früheren Leben ans Tageslicht kommt, lässt einen schon das ein oder andere Mal schlucken. Hier wird jedenfalls so einiges an psychischer und physischer Gewalt losgetreten.


    Die ganze Geschichte verbreitet eine sehr düstere und dunkle Atmosphäre und positive Erlebnisse für ein kurzes Aufhellen gab es eigentlich gar nicht. Gerade dies hat mir aber ziemlich gut gefallen, und es passt auch gut zu dem sehr beklemmend aussehenden Cover.


    Sympathieträger gibt es nicht so wirklich. Zwar fiebert man klar mit Peter und seinen Freunden mit, aber ich könnte nicht sagen, dass ich sie besonders mochte. Erzählen diese doch z.B. ohne mit der Wimper zu zucken davon, wie sie Menschen getötet oder Tiere gefoltert haben. Allerdings hat es der Autor geschafft, dass man die Gegenspieler, und hier allen voran den Reverend und einen gemeinen und brutalen Polizisten namens Brunswick regelrecht hassen musste.


    Fazit: Ein etwas verhaltener und chaotischer Beginn, der sich im Laufe der Geschichte zu einem Spitzen-Thriller steigert und in einem fulminanten Showdown mündet, so dass unter dem Strich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: bleiben.

  • Ach Kapo, warum musst du nur immer so interessante Bücher so gut vorstellen [-( Wohin soll denn meine Wunschliste noch wachsen?
    Spaß beiseite: Danke für die tolle Rezi. Das hört sich wirklich nach einem Buch an, das nicht lange auf meiner WuLi verweilen wird.

    Gelesen in 2024: 30 - Gehört in 2024: 24 - SUB: 631


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Vielen Dank Kapo für die ausführliche Rezi. :thumleft:


    Es steht bereits auf meiner Liste, da mir ja schon die beiden ersten Bücher von Patrick Graham sehr gut gefallen haben. Ich mag einfach seine Storys und bin schon sehr gespannt auf diese. :winken:

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Originaltitel: Retour à Rédemption
    448 Seiten



    Meine Meinung:
    Peter Shepard ist einer der angesehensten Firmenanwälte der Westküste. Er lebt mit seiner Frau und den zweijährigen Zwillingen in San Francisco. Großes Haus, sehr gut situiert, alles könnte bestens sein, wenn er nicht vor fünf Jahren einen Schlaganfall gehabt hätte und seitdem auch Gedächtnislücken. Außerdem bekommt er immer wieder Panikattacken.


    Seine Frau ist gerade mit den beiden Mädchen zu ihrer Tante nach Nevada unterwegs. Während er mit ihr telefoniert, wird sie von einem Sheriff angehalten. Dieser teilt ihm dann mit, dass er seine Frau ermordet hat und nun mit den beiden Töchtern in der Wüste unterwegs ist. Nun beginnt für Peter ein Wettlauf gegen die Zeit, er muss unbedingt die Mädchen finden.


    Peter erhält mit der Post ein Foto, das wie ein Klassenfoto aussieht, auf dem sechs Köpfe rot eingekreist sind und auf der Rückseite steht: „Jugendstrafanstalt Redemption, Mississippi, Juli 1986.“ Die Erinnerung daran nimmt ihn sofort gefangen, einer der Jungs auf dem Foto, 14 Jahre alt, ist er selbst.


    Nun wird abwechselnd in zwei Handlungssträngen das Leben vor 20 Jahren in Redemption und das in der Gegenwart erzählt. Eine brutale, aber auch sehr traurige Geschichte, die einen sofort fesselt. Die sechs Köpfe auf dem Foto sind die Insassen, die sich zu einer Gruppe gefunden haben, dicke Freunde wurden und einen Pakt geschlossen haben. Sie nennen sich die „Verlorenen Jungs“.


    Sehr intensiv und eindrucksvoll werden die einzelnen Charaktere dieser sechs Freunde gezeichnet. Jeder bekommt praktisch sein Kapitel, in dem seine Lebensgeschichte erzählt wird. Und obwohl ja wirklich alle Verbrecher sind, tun sie mir trotzdem bis zu einem gewissen Grad leid. Der Aufbau der Geschichte ist ganz hervorragend und die Spannung steigert sich bis zum Ende hin, bis beide Zeitabschnitte zusammenfinden. Der Rest findet in der Gegenwart statt und ist genau so ergreifend und interessant, wie die ganze Geschichte.


    Ich habe von Patrick Graham schon die ersten beiden Bände mit der Protagonistin Maria Parks gelesen und wusste, dass es sich hier um einen Einzelband handelt. Trotzdem dachte ich anfangs, es ist nicht so, wie ich es erwartet habe, es ist ganz anders geschrieben. Als ich aber dann ein weiteres Stück der Geschichte gelesen habe, war mir klar, es ist eindeutig ein Patrick Graham. Sehr außergewöhnlich und interessant, sehr auf den Punkt gebracht und richtig spannend. Ganz besonders gut gelungen ist ihm die Balance zwischen Brutalität und Gefühle und das Ende hat auch noch einige Überraschungen bereit. Mir hat die Geschichte wieder sehr gut gefallen.


    Ein Roman, der einem nicht so schnell aus dem Kopf geht, auch wenn einiges überzogen ist.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)