Massimo Carlotto - Banditenliebe

  • Inhalt:
    Marco „Alligator“ Buratti ist ein Privatdetektiv ohne Lizenz. Unterstützt wird er durch seine beiden Freunde Max la Memoria und Beniamino Rossini. Alle drei haben reichlich Erfahrung mit Schmuggel, Gefängnis oder ganz allgemein Erfahrungen mit dem Überleben zwischen den Mafia-Strukturen Europas. Nachdem Rossinis Freundin entführt wird, steht für die drei schnell fest, dass es mit einem Fall aus der Vergangenheit zu tun hat. Die Suche nach Sylvie läuft auf Hochtouren, es müssen so einige, auch gefährliche, Kontakte geknüpft und etliche Euros locker gemacht werden. Die Suche nach den Hintermännern der Entführung stellt sich als gar nicht so leicht heraus.

    Meine Meinung:

    Die Sprache des Autors ist sehr fesselnd und passt gut zu der Geschichte. Es geht recht ruppig zu, wie es vor diesem Hintergrund angebracht ist. Marco, Max und Beniamino können es sich nicht leisten Schwäche zu zeigen, wenn sie sich gegen die Mafia-Clans behaupten und überleben wollen. Während das erste Kapitel noch in der 3. Person geschrieben ist, zeigen die restlichen Kapitel die Sicht von Marco. Der Roman ist sehr spannend geschrieben und erklärt sehr anschaulich die Methoden und Verstrickungen von Mafia und Co. Die vielen rivalisierenden Clans, Geheimdienste, Polizei machen es allerdings etwas schwierig der Handlung zu folgen. Im Laufe der Geschichte tauchen immer neue Akteure auf, die in verwirrender Weise mit dem Raub und der Entführung zusammenhängen. Durch den langen Handlungszeitraum von 5 Jahren wird das noch erschwert, zumal der Roman nur knapp 190 Seiten umfasst. Im Vordergrund steht hierbei aber immer der Zusammenhalt zwischen den drei Banditen. Sie machen während dieser Zeit auch eine gewisse Veränderung durch und scheinen sentimentaler zu werden, was für Leute ihres Schlages wohl eher ungewöhnlich ist, aber diese Bande hebt sich in vielerlei Hinsicht von den herrschenden Gangster-Stereotypen ab. Vor allem Marco scheint im Laufe der Jahre mehr oder weniger sein Leben in Frage zu stellen.


    Fazit:
    Alles in allem ein sehr interessanter Einblick in die Welt des organisierten Verbrechens aus Sicht von drei Gangstern, die sich doch deutlich von den anderen abheben. Die vielen Akteure mit ihren zahlreichen Verstrickungen machen es etwas schwer der Geschichte zu folgen, worunter leider auch die Spannung etwas leidet. Titelbild, Titel und Einband sind sehr gut auf die Geschichte abgestimmt, auch wenn mir persönlich das Titelbild nicht ganz so gut gefällt. Dennoch ist der Roman aufgrund der tiefen Einblicke in die Welt von Mafia und Co. sehr empfehlenswert.


    Aufgrund der genannten Kritikpunkte, vergebe ich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne.

    Viele Grüße
    Aventurin


    :study:Rebecca Gablé - Hiobs Brüder


    SuB: 92 / Gelesen 2016: 7

  • Ein Kleinkrimineller und seine Freundin, eine Tänzerin, die in den Clubs auftritt. Eine richtige Banditenliebe. Doch dann holt ihn und seine zwei Freunde die Vergangenheit ein. Sein Freund Marco ist ein „Ermittler“, der vor Jahren eine Ermittlung zu einem großen Drogenraub ausgeschlagen hat. Den aufdringlichen Mann haben sie beseitigt und zur Erkennung seinen Ring zurück gelassen und genau dieser Ring taucht wieder auf während Sylvie, die Frau verschwindet. Die drei krempeln das ganze Land um, um sie zu finden. Sie tauchen in die Welt der Mafiosi ein, korrupte Bullen, Prostituierte, Informanten. Schließlich finden sie Sylvie, aber sie ist nicht mehr die, die sie mal war. Und weiter geht die Jagd, nach Genugtuung und Rache.


    Das Buch hat mich nicht umgehauen, aber es ist gut. Es ist authentisch und beschreibt sie Szenen in der es spielt gut. Mich persönlich haben die Zeitsprünge gestört, sie waren besonders am Anfang etwas irritierend. Aber sie waren notwendig um die Zeit zu überbrücken und die Handlung nicht unnötig in die Länge zu ziehen und damit die Geschichte langweilig werden zu lassen. Gut fand ich, wie realistisch auch die Skrupel der Kleinkriminellen geschildert wurden. Es waren keine abgebrühten Gangster, die kein Gefühl kennen. Die Sprache ist hart, authentisch und passend für die Geschichte, die erzählt wurde.

    Bücher lesen
    heißt wandern gehen
    in ferne Welten,
    aus den Stuben,
    über die Sterne.
    Jean Paul


    Books are a uniquely portable magic. - Stephen King

  • Marco, Max und Beniamino sind das, was man Ehrenleute nennen würde, würden sie nicht einem kriminellen Gewerbe nachgehen. Marco ist auf das Finden von allem und jedem spezialisiert, Max der kluge Kopf für jeden auch noch so verrückten Plan und Beniamino schmuggelt alles was kommt. Im Gegensatz zu den ersten Beiden schreckt er auch nicht vor Gewalt zurück. Doch allen dreien ist gemeinsam, dass sie nichts mit Drogen zu tun haben wollen. Bei dieser Meinung bleiben sie auch, als ein obskurer Unbekannter sie mit allen Mitteln dazu bringen will, für ihn herausfinden, wer zum einen für den Riesencoup in Padua verantwortlich ist: Ein knapper Zentner Heroin, Kokain und anderes wurde aus dem rechtsmedizinischen Institut gestohlen. Und wo zum andern das Rauschgift geblieben ist, denn alle Ermittlungen verliefen im Sande. Da trotz ihrer Weigerung der Fremde nicht lockerlässt, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihn ins Jenseits zu befördern. Die Sache scheint völlig vergessen, als zweieinhalb Jahre später Beniaminos Freundin Sylvie entführt wird: Es ist zweifellos klar, dass es sich um einen Racheakt für den ermordeten Unbekannten handelt. Sie machen sich auf die Suche nach Sylvie und landen in einem Netz der Korruption und Intrigen der serbischen und bosnischen Mafia wie auch der Polizei.
    Was Massimo Carlotto hier in gerade mal 180 Seiten abhandelt, wäre bei anderen Autoren noch nicht mal in der doppelten Seitenzahl möglich gewesen. Entsprechend dicht gepackt ist die Handlung, so dass wer Landschafts- oder ausführliche Gemütsbeschreibungen sucht, hier nicht fündig werden wird. Dennoch fühlt man sich mit den drei Hauptpersonen bald vertraut, die Anderen gegenüber auf ihre Art ehrlicher und respektvoller sind als so manches geachtete Mitglied der Gesellschaft. Carlotto lässt Marco die Geschichte erzählen in einer rauhen, ehrlichen Sprache, aber nicht ohne Selbstironie, und so nimmt man ihm und seinen Freunden auch ihre zeitweilige Robin-Hood-Einstellung ab (Spenden an Prostituiertenvereine, Unterstützung Illegaler...) und findet alle nur noch sympathischer :-) Auch an deutlicher Gesellschaftskritik wird nicht gespart, doch sie ist nie überzogen oder penetrant.
    Ein Krimi (?) der alles zu bieten hat: Spannung, Gefühl, Brutalität, Empfindsamkeit, Gnadenlosigkeit und Mitgefühl. Und das alles auf 180 Seiten. Nur ein Manko: 180 Seiten - viel zu wenig. Aber die Weichen für eine Fortsetzung sind schon gestellt...

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

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