Scott Sigler - Implantiert

  • Jedes Jahr sterben weltweit Hundertausende durch Mangel an Spenderorganen. Doch dieser Mangel soll behoben werden und mehrere Genetikfirmen forschen weltweit nach einer Lösung für dieses Problem. Jede Firma versucht als erste den Markt zu bedienen, denn dadurch würde man eine Vormachtstellung erzielen, von den Gewinnen ganz zu schweigen. Doch diese Forschung birgt Risiken, denn sie ist Neuland und schwierig umzusetzen. In Grönland kommt es dabei zu einer verheerenden Katastrophe. Die Firma Novozyme unterhielt dort eine Forschungseinrichtung, doch es ging was schief. Bei dem Projekt wurde mit Schweinen gearbeitet, doch der bekannte Schweinevirus übertrug sich auf andere Lebewesen, Menschen. Das US-Militär wurde von der dänischen Regierung hinzugezogen und der Abgesandte des USAMRIID, Colonel Fisher soll die Lage einschätzen. Auf den Überwachungssystemen sieht man den Projektleiter durch die Gänge der Einrichtung kriechen, Blut hustend und schwer atmend. Er ist der einzige Lebende. Viele sind am Virus binnen Stunden gestorben, den Rest erschoss der Projektleiter, denn ein Ausbruch des angepassten Schweinevirus könnte globale Folgen haben. Deshalb beschließt Fisher schweren Herzens die Zerstörung der Einrichtung.


    Dieser Fall bewegt die G8 zum Handeln und zum Schließen aller Einrichtungen weltweit, die sich diesem Forschungszweig angenommen haben. Doch eine Firma will diesen Schritt nicht einsehen, Genada. Deren Vorsitzende, die Brüder Paglione, haben seit mehreren Jahren schon an der Xenotransplantation forschen lassen. Auch an menschlichen Freiwilligen, was sie auf Druck Fishers und seines Teams einstellen mussten, damit sie ihre Lizenz behalten konnten. Doch nun forschen sie geheim weiter, auf Baffin Island. Hoch im kanadischen Norden versucht ein Team von 4 Wissenschaftlern den genetischen Code zu entschlüsseln. Sie wollen Leben künstlich erschaffen, was dann als Spender in Frage kommt. Doch da jeder tierische Organismus vom menschlichen Immunsystem abgestoßen und zerstört wird, ist die Suche nach einem geeigneten genetischen Vorfahr wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Geleitet wird das Projekt von Claus Rhumkorff und überwacht wird die ganze Forschungseinrichtung von P.J. Colding, der früher zusammen mit Fisher arbeitete.


    Genada muss Erfolge aufweisen, denn Fisher ist ihnen auf den Versen und die Geldgeber unruhig. Hoffnung birgt neues genetisches Material, was sogar ausgestorbene Arten beinhaltet. Die Bioinformatikerin Jiandan wagt einen letzten Schritt, in dem sie sich auf das Organ beschränkt, was sie vorher immer außer Acht ließen, die Haut. Dies ermöglicht eine Überlebenschance des neuen Lebens von über 90 Prozent, ein Wert der nie zuvor erreicht wurde. Dieses Leben ist eine Mischung aus verschiedenen Genen und soll den Urahn aller Säugetiere darstellen, ein Leben was dem menschlichen Körper nahe kommt. Doch was sie als befruchtete Zellen in Kühe einpflanzen, wird bald mehr sein als ein Organspender.


    Meinung:


    Ha, der Sigler. Kaum fängt man mit dem Buch an überkommt einen wieder das Gefühl von purem Glückshormonüberschuss. Implantiert vermischt wieder Thriller mit purem Horror. Diesmal sind es keine Außerirdischen Invasoren oder im Erdkern lebende Aliens, nein diesmal gilt sein Augenmerk der wissenschaftlichen Seite. Ein ernstes Thema ist die Basis des Romans, Organspende. Sigler zeigt auf, das es weltweit einen Mangel an Spenderorganen gibt und der Markt noch unerschlossen ist, dieses Problem im Sinne des Allgemeinwohls zu lösen.


    Eine fiktive Gentechnikfirma namens Genada ist im globalen Rennen um die Marktreife. Weltweit forschen Unternehmen nach der Lösung für Spenderorgane und Genada ist Beispiel für den hartumkämpften Markt. Jene Firma, die als erste Ergebnisse liefern kann würde im Wettbewerb eine Art Monopol aufbauen können und somit Milliardengewinne erzielen. Dieser Ehrgeiz ist Ansporn für die beiden Hauptverantwortlichen des Unternehmens, die Gebrüder Paglione, die den Erfolg unbedingt wollen. Sie bauen auf ihr Team aus Wissenschaftlern und die Geheimhaltung des Projekts, denn jedes Sicherheitsleck könnte Konkurrenten in die Hände spielen oder die Regierungen der Welt auf den Plan rufen. Genada stand schon einmal kurz vor der Schließung und dies soll nicht noch einmal passieren.


    Die Geschehnisse im Prolog in Grönland, als man als Leser aufgezeigt bekommt, womit man im Buch als Hauptthema zu rechnen hat, sind Auslöser für die verschärften Bedingungen des Ancestor Projekts, der Erforschung des Ursäugetieres. Diese Gene sollen helfen die bislang aufgetretenen Probleme beim Überleben des neuen Lebens zu überwinden. Ein Wagnis, schließlich ist vieles noch Theorie und nur Computersimulationen dienen für Anhaltspunkte. So liest man die Hälfte des Buches um die Entdeckung des geeigneten Gens. Doch dieser Teil ist nicht minder spannend, schließlich hat man hier ein Scott Sigler Buch in den Händen. Man spürt die Gefahr die besteht, wenn falsche Gene gemischt werden und man lernt die Charaktere kennen.


    Hauptcharakter ist sicherlich P.J. Colding. Einst für das USAMRIID tätig, die militärische Einrichtung für medizinische Forschung von Infektionskrankheiten, wandte er sich nach dem Tod seiner Frau von diesem Karriereweg ab. Er machte Paul Fisher verantwortlich und griff ihn tätlich an, wurde letztlich aus dem Dienst entlassen und von den Paglione Brüdern angestellt als Sicherheitschef des Ancestor Projektes. Sein Wissen soll helfen mögliche Einmischungen durch das USAMRIID schon im Keim zu erkennen und ihnen aus dem Weg zu gehen. Er sorgt sich um das Wissenschaftlerteam und speziell um deren wichtigstes Mitglied. Die Chinesin Dr. Liu Jiandan leidet unter Wahnvorstellungen, seit ihrer Kindheit vom Staatsapparat zum Erfolg missbraucht und als Aushängeschild der Bioinformatik herhaltend, ist das Ancestor Projekt für sie einerseits Ansporn aber auch Alptraum. Sie träumt von erschaffenen Kreaturen, Träume die bald wahr werden sollen. Zum Team gehören noch der Deutsche Claus Rhumkorff, die Holländerin Erika Hoel und Tim Feely. Überwacht werden alle durch 4 Sicherheitsbeamte, einschließlich Colding. Gunther Jones, der in seiner vielen Freizeit eine Vampir Trilogie schreibt, die Stephenie Meyer ins Gesicht schlagen soll und Andy Crosthwaite, der als engster Freund von Magnus Paglione im Team ist. Eben dieser Magnus Paglione muss herhalten für den obligatorischen wahnsinnigen Charakter in einem Sigler Buch. Er ist der personifizierte Sadist, der alles für das Unternehmen und seinen Bruder macht und auch vor Mord nicht zurückschreckt.


    Spätestens seit Jiandan den richtigen Genpool findet ist man dann mittendrin im Horrorteil des Buches. Ihre falschen Berechnungen werden lebendig in ihren Leihmüttern, Kühen. Was in ihnen rasend schnell wächst hat nix mehr gemein mit allen bekannten Arten auf der Welt. Es sind Monster. Monster, die in der Gebärmutter schnell ein Gewicht von gut 150 Pfund zustande bringen, einen riesigen Kopf haben der mit rasiermesserscharfen Zähnen ausgestattet ist, 15 cm lange Klauen an den Gliedmaßen und einem Instinkt, der als erstes das frühe Leben prägte, Hunger. Was in den Kühen heranwächst ist ein Raubtier ohne Gleichen, Organspenden sind nur noch ein Traum, bald wird man als Leser freudig lesen dass die lebenden Menschen um ihre Organe bangen müssen.


    Dieses Buch ist abgedreht, aberwitzig, brutal und einfach ein Sigler. Es bietet die bekannten Charaktertypen seiner Bücher auf und verknüpft sogar seine Romane. Der aus Infiziert und Virulent bekannte CIA Direktor Longworth ist Fishers Vorgesetzter und es kommt auch die Erwähnung einer Atombombe ins Gespräch, welche über Chicago gezündet wurde. Element aus dem Ende von Virulent. Man könnte meinen Scott Sigler bastelt sich wirklich seine eigene Welt und lässt seine Charaktere von einem Alptraum zum nächsten stolpern. Beängstigend und faszinierend zugleich und für mich mal wieder ein Buch zum Schmunzeln und Gruseln! Herrlich!