Klappentext:
Manche Gedanken lassen sich gut schneiden, wie Papier. Andere sind hart wie Alabaster. Der Gedanke an das Mädchen vom Strand ist ein unendlicher Alabastergedanke – für August, der nicht lügen kann, nichts in Gesichtern liest und für den Berührung eine Kröte auf der Haut ist. Ein Zufall wirft sein geregeltes Leben aus der Bahn. Und konfrontiert August mit einem Gefühl, das völlig neu für ihn ist.
Über den Autor:
Alexander Rösler wuchs in den Siebzigerjahren in der hessischen Provinz auf, besuchte die Gesamtschule zwei Dörfer weiter und wurde beim Fußballspielen meistens ins Tor gestellt. Die Entscheidung für ein Medizinstudium kam per Post. Heute lebt Alexander Rösler mit Frau und Kindern in Hamburg und arbeitet als Geriater und Neurologe im Krankenhaus. Seit 1999 schreibt er nebenbei erfolgreich Bücher für Jugendliche.
Allgemeines zum Buch:
„Ein Kuss ist ein ferner Stern“ umfasst 216 Seiten und gliedert sich in eine Vielzahl an Kapiteln, die alle eine angenehme Länge haben. Manche Kapitel umfassen nur eine oder zwei Seiten oder sogar nur wenige Zeilen, andere Kapitel haben eine Länge von ungefähr fünf Seiten. Länger sind die Kapitel selten, sodass sich das Buch angenehm lesen lässt.
In diesem Buch gibt es drei Erzähler: Rudi, Freya und August. Rudi ist Germanistikstudent im zweiten Semester und wollte schon immer ein Buch schreiben. Wie der Leser gleich im ersten Abschnitt von „Ein Kuss ist ein ferner Stern“ erfährt, ist es ihm auch gelungen, nämlich mit demselben Buch, das der Leser gerade in seinen Händen hält. Ergeben hat sich die Geschichte aufgrund von Notizbucheinträgen, die Freya und August verfasst haben. Während Freya und August nur über die besagten Notizen als Erzähler zu Wort kommen, schaltet sich Rudi immer wieder als Erzähler ein, um Zwischenkommentare abzugeben und die Handlung voranzutreiben.
Das Buch umfasst einen Handlungszeitraum von knapp vier Monaten. Sowohl die Notizbucheinträge als auch die Kommentare von Rudi sind jeweils mit einer Datumsangabe und einer Überschrift versehen.
Abgerundet wird das Buch durch eine sympathischen Danksagung des Autors.
Das Buch ist als Hardcover mit Leseband beim Arena Verlag erschienen. Das Cover des Buches ist wie ein Scherenschnitt auf lindgrünem Hintergrund gestaltet, was sehr hübsch aussieht und definitiv neugierig auf den Inhalt des Buches macht.
Meine Meinung zum Buch:
Rudi stellt als Germanistikstudent im zweiten Semester große Ansprüche an sich und sein erstes eigenes Buch. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, „was Echtes, was Authentisches“ zu schreiben, „was mit Liebe, aber nicht so Hollywood-08/15-Kram“, „was mit Krankheit, Tragik und Konflikt“, „was mit lebendigen Figuren mit Entwicklungspotenzial“, „ohne Konservierungsstoffe, naturidentischen Aromen und so’n Krams“, dafür „mit echter Sehnsucht, mit Anspruch, mit Alkohol, Sex, Boxen und mit süßen Tieren“.
Rudi ist der Meinung, dass er diese Anforderungen mit seinem Buch erfüllt hat. Und auch der Leser mag zu diesem Ergebnis kommen. Denn „Ein Kuss ist ein ferner Stern“ ist ein vielseitiger Roman mit lebendigen Figuren, die allerhand erleben.
Während Rudi mit seiner spontanen und direkten Art hauptsächlich als Erzähler fungiert, der kein Blatt vor den Mund nimmt und mit coolen Sprüchen nur so um sich wirft, stehen im Mittelpunkt des Romans doch Freya und August. Beide treffen sich zufällig, doch hinterlassen einen großen Eindruck beim jeweils Anderen. Das ist der Stoff, aus dem Liebesgeschichten gemacht sind. Doch die Sache hat einen Haken: August war noch nie verliebt und weiß nicht, woran man überhaupt merkt, dass man verliebt ist. August lebt in seiner eigenen Welt, in der feste Regeln gelten, in der er es sich nicht traut, anderen Menschen in die Augen zu sehen. August ist gut in Mathe, nimmt dafür aber alles sehr wörtlich. Mit Berührungen kann August nicht umgehen. Außerdem fühlt er sich immer verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. August ist ein ganz besonderer Mensch, und auch wenn beim Leser der Begriff „Autismus“ im Hinterkopf auftauchen mag, wird er doch nie laut ausgesprochen. Denn August ist einfach, wie er ist. Viel wichtiger als die Ursachen dafür, warum er in seiner eigenen Welt lebt, ist die Frage, wie es geschafft werden kann, ihn aus der Reserve zu locken, ihn als fröhlichen und aufgeweckten Menschen zu erleben.
Und hier kommt Freya ins Spiel, die August in seinem Wollpullover, den er selbst im Winter trägt, und seiner stillen Art irgendwie sofort in ihr Herz schließt. Als Rudi dies erkennt, setzt er es sich zur Aufgabe, beide miteinander zu verkuppeln. Ob ihm dies gelingt, und ob er dabei wirklich die entscheidende Rolle spielt, das lest ihr am besten selbst!
„Ein Kuss ist ein ferner Stern“ ist kein Liebesroman. Zwar kommt Liebe in diesem Buch ohne Frage vor, aber auch andere Themen spielen eine große Rolle. Vor allem das Anderssein von August ist es, was vom Autor umfassend problematisiert wird. Aber „Ein Kuss ist ein ferner Stern“ ist auch ein Buch über Freundschaft und Vertrauen. Und über Musik.
Der Schreibstil von Alexander Rösler ist ganz besonders. Er schafft es, sich in seine Protagonisten hineinzuversetzen und seinen Stil deren Stil anzupassen. Rösler schreibt frisch und lebendig, mit einem Augenzwinkern. Rösler schafft farbenfrohe Bilder, stellenweise neigt sein Stil schon fast zum Poetischen. So liest sich das Buch leicht und schnell.
Mein Fazit:
Ein Buch so besonders wie seine Charaktere.