Inhaltsangabe lt. amazon:
Günther Wehking weiß, dass er in Gefahr schwebt, und übergibt Anwalt Marc Hagen einen Brief. Im Fall, dass sich Wehking einen Tag lang nicht meldet, soll seine Tochter Edda das Schreiben erhalten. Tatsächlich stirbt er wenig später und Edda kann kaum glauben, was ihr Vater ihr hinterlassen hat: einen Vierzeiler, auf dessen Inhalt sie sich keinen Reim machen kann; von Irminsul und Schicksal ist die Rede. Gemeinsam mit Marc Hagen versucht sie, die Botschaft zu entschlüsseln; eine rasante Reise in die Vergangenheit und zu deren Zeugnissen beginnt...
Meine Meinung:
Andreas Hoppert schickt Marc Hagen mit Edda, deren Vater ihr eine rätselhafte Botschaft hinterlassen hat, in die nordisch / germanische Sagenwelt. Runen spielen eine Rolle, sagenumwobene Ort und historische Figuren. Die beiden meinen, dass sie auf der Suche nach der Lanze des Schicksals sind und hangeln sich mühsam von Hinweis zu Hinweis. Erschwerend für Hagen kommt hinzu, dass ein Geheimbund seine Freundin und deren Tochter entführt hat und die beiden töten will, wenn er nicht einen geheimnisvollen Code findet, der ebenfalls von Wehking versteckt worden sein soll. Und dann findet da auch noch ein G8-Gipfel statt, der wohl Ziel eines terroristischen Anschlags werden soll.
Eigentlich ist das Stoff für mehr als eine Geschichte, zusammengepresst auf nicht mal 300 Seiten. Nunja. Der Stil von Hoppert gefällt mir gut, er hält sich nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf und liefert nur so viel Informationen zu den Figuren, wie der Leser braucht, um sie zu verstehen (das kann natürlich auch ein Nachteil sein, ich fand es allerdings ausreichend.).
Was mir allerdings gar nicht gefiel, war der enorme Mangel an Allgemeinbildung, den der Anwalt Hagen da an den Tag legt. Dass nicht jeder mit der nordischen Mythologie vertraut ist, kann ich ja noch nachvollziehen. Aber dass Marc Hagen den Namen "Josef von Arimathia" nur aus Indiana Jones Filmen kennt, ist in meinen Augen schon ein Armutszeugnis. Nunja - Andreas Hoppert nutzt diese Bildungslücken um den Leser in die germanische Sagen- und Götterwelt einzuführen und dazu druckt er praktischerweise gleich seitenweise Wikipedia-Zitate ab - das spart dem Leser das eigene Recherchieren... Ich konnte mich damit allerdings nicht anfreunden.
Dass ein G8-Gipfel Ziel terroristischer Anschläge sein kann, ist nachvollziehbar. Aber der ganze Ablauf des Geschehens wirkt mir zu konstruiert. Und auch die Thule-Gesellschaft wurde nicht überzeugend dargestellt. Einflussreiche Männer, die sich mit den Namen germanischer Götter versehen und eine Gesellschaft wiederbelebt haben, die sich dem Schutz und der Erhaltung der arischen Rasse verschrieben hat, planen "Ragnarök" - ohne Rücksicht auf das eigene Überleben? Wie gesagt: das alles ist Stoff, der auf nicht einmal 300 Seiten schwer unterzubringen ist.
Inhaltlich konnte mich "Der Thule-Code" nicht überzeugen. Pluspunkt: der Leser lernt einiges aus der deutschen Geschichte, über Sehenswürdigkeiten in Bielefeld und Umgebung und über nordische Mythologie. Hopperts Stil dagegen ist gut zu lesen und trotz aller Kritik war auch durchaus Spannung vorhanden.
Dieser Krimi bekommt von mir . In Anbetracht der Kritiken bei amazon und der Überlegung, dass man vielleicht doch nicht mit Band 6 einer Reihe anfangen sollte werde ich Andreas Hoppert und seinem Marc Hagen aber auf jeden Fall eine zweite Chance geben.