Turgenjew, Iwan - Fantastische Erzählungen

  • Ein Traum (1876)


    Der namenslose Protagonist und gleichzeitig Ich-Erzähler beschreibt zu Beginn seine Mutter: Eine immerwährende Traurigkeit umhüllt ihr wundervolles Antlitz, sie ist fortwährend in schwarz gekleidet, seit dem der Vater verstorben ist. Aber der Erzähler vermutet hinter dieser Traurigkeit weit mehr, denn manchmal überkommt sie ein Ekel und schrickt vor ihrem Kind zurück.


    Ein Einzelkind ist der Protagonist gewesen, ein Sonderling. >Nicht verzogen, noch verbittert, aber Zerrüttet und von schwacher Gesundheit.< Ein Einzelgänger, der viel schläft und träumt. Und ein Traum verfolgt ihn schon recht lange: Der Vater ist nicht tot und er, das Kind, besucht ihn. Dieser ist nicht erfreut darüber, er brummt und geht. Das Kind läuft hinter dem Vater her, doch dieser ist plötzlich verschwunden und zurück bleibt nur das Brummen.


    Eines Tages begegnet der Erzähler diesem Mann aus seinen Träumen!


    >>Ich konnte mich unmöglich mit dem Gedanken abfinden, dass sich zu einen solchen übernatürlichen, geheimnisvollen Anfang ein solches sinnloses und gewöhnliches Ende schließen könne!<<


    Was letztlich „Ein Traum“ ist und was nicht, ob die Wirklichkeit wahrlich existiert, und was mit surrealen Elementen lediglich gekoppelt, oder ein Traum im Traum geträumt wird, bleibt verborgen. Ein schönes Spiel hat sich da Turgenjew erdacht, rein fiktiv wie die meisten Geschichten.


    Drei Begegnungen (1861)


    Ein Jäger und auch wieder gleichzeitig der Ich-Erzähler begegnet auf dem Rückweg von einer Jagd wieder einmal den Alten, der wie so oft an der Mauer des Anwesen lehnt, und sie plaudern eine Weile miteinander. Anders als bei den anderen Begegnungen mit dem Greis entdeckt der Jäger Licht und auch Stimmen, er vernimmt gar Gesang im Herrenhaus. Ist die Herrschaft da? fragt er seinen Gesprächspartner. Ja, die Damen seien zu Besuch. Doch der Gesang erinnert den Jäger an eine junge Stimme aus Italien, eine sehr attraktive Persönlichkeit, der er vor ein paar Jahren begegnet ist. Und so macht er sich am nächsten Tag auf einen Erkundungszug durch das Dorf um heraus zu finden, wer der Besuch im Herrenhaus ist …


    Diese Erzählung verdeutlichst sehr schön das Sprichwort >>wie der Zufall es so will<<, und fast ein Jeder kann eine solch seltsame Geschichte des Lebens erzählen und immer wieder ist man überrascht.


    Visionen (1863)


    Im Schlaf kommt dem Ich-Erzähler die Vision einer schönen Frau, die ihn bei der alten Eiche erwartet. Er geht aber viele Tage in der Abenddämmerung nicht zur Eiche und immer wieder erscheint ihm die Schönheit im Traum. Dann endlich kommt er der Verabredung nach und tatsächlich trifft er seine Vision an der Eiche. Sie flüstert ihm zu, er solle sich ihr hingeben. Und er geht darauf ein …