Kapitel 5 (Naokos Brief)
Schon nachdem Toru die Eingangszeilen des Briefes von Naoko gelesen hat, lässt er sich von seinen Gefühlen mitreißen. Toru hat sich ja schon
im letzten Kapitel eingestanden, dass Kizukis Tod seine Welt ins wanken gebracht hat. Naoko ist die einzige Verbindung und könnte für ihn auch
die einzige Hilfe sein. Allerdings mag man bezweifeln, dass die sensible Naoko diese Hilfe geben kann.
ZitatNaokos siebenseitigen Brief in der Hand überließ ich mich enem wilden Strom von Gefühlen. Schon nach den ersten wenigen Zeilen war mir,
als hätte die reale Welt um mich herum völlig die Farben verloren.
Naokos Brief erscheint jedoch recht optimistisch. Sie ist seit 4 Monaten im Sanatorium und die Ruhe und Abgeschiedenheit scheinen ihre Lebensenergien
wieder erweckt zu haben. Sie entschuldigt sich bei Toru dafür, dass sie ihn ungerecht behandelt hat und ihn mit in ihre Depression gerissen hat.
Ihre Beschreibungen des Tagesablaufes und auch der therapeutischen Gespräche weisen darauf hin, dass sie, wie sie sagt, ihre Macken erkennt und lernt
mit ihnen umzugehen. Andererseits ist sie sich sehr bewusst, dass die Welt im Sanatorium eine geschützte Welt ist, die weit enfernt ist von der rauhen
Welt die sie nach ihrem Aufenthalt erwarten würde. Sie schreibt:
ZitatDas einzige Problem an dieser Einrichtung ist, dass man sie am liebsten gar nicht mehr verlassen würde, ja, sogar eine gewisse Angst davor
entwickelt. Hier fühlt man sich entspannt und geborgen. Alle Defekte kommen einem ganz natürlich vor, und man hält sich für geheilt. Aber ich
bezweifle, ob die Außenwelt uns auch so wahrnehmen würde.
Toru denkt lange über ihren Brief nach, während er ihr altes Ritual, ziellos durch Tokyo zu laufen, alleine vollzieht. Später ruft er im Sanatorium an und
lässt sich einen Besuchstermin für den nächsten Tag geben.
Auf das nun bald folgende Treffen der beiden bin ich sehr gespannt. Geht es Naoko wirlich so gut wie sie schreibt? Ich hege so meine Zweifel.
Das sechste Kapitel ist ca. 80 Seiten lang und es wäre gut, wenn wir auch dieses lange Kapitel aufteilen würden.
lg taliesin