Roddy Doyle - The Deportees

  • Klappentext:


    In den letzten paar Jahren hat Roddy Doyle Geschichten für die Metro Eireann geschrieben, eine Zeitung, gestartet von und gerichtet an Immigranten nach Irland. Jede der Geschichten gibt eine neue PErspektive der Einwanderungserfahrung, etwas, das im heutigen Irland von wachsender Relevanz und Wichtigkeit ist.


    Die Geschichten gehen von "Guess Who's Coming to Dinner", in der ein Vater, der stolz darauf ist, so offen it seinen Töchtern über Sex reden zu können gezwungen ist, sich mit seinen Gefühlen auseinander zu setzen, als eine dieser Töchter einen "schwarzen Kumpel" mitbringt bis zu der erschreckenden Geistergeschichte "The Pram", in der ein polnisches Kindermädchen die Geduld mit den älteren Schwestern ihres Schutzbefohlenen verliert und beschließt - in einer Wendung, die sie gelernt hat - sie sich vor Angst in die Hose scheißen zu lassen.


    Eigene Beurteilung:


    Seit The Commitments hat sich Irland von einem Auswanderungs- in ein Einwanderungsland gewandelt und dieser Entwicklung tragen die Geschichten in diesem Buch hervorragend Rechnung.


    Die Titelgeschichte lässt uns wieder mit Jimmy Rabbitte aus „The Commitments“ zusammen kommen, der mittlerweile ein mehr oder minder normales häusliches Leben mit Frau und Kindern führt und den auf einmal wieder der Trieb erfasst eine neue Band ins Leben zu rufen – gerade als seine Frau ein weiteres Mal schwanger wird. Diese Band soll nun nur aus Immigranten bestehen und der Casting-Prozess läuft deutlich anders ab als in „The Commitments“ – und auch das Ergebnis ist ein deutlich anderes.

    „New Boy“ ist nicht unbedingt auf die Migrationserfahrung bezogen, sondern beschreibt sehr intensiv, wie ein Junge in eine neue Klasse kommt. Sein Hintergrund spielt dabei für ihn und für seine Reaktionen eine Rolle, wobei die Reaktionen, die er bei seinen neuen Klassenkameraden hervorruft wohl eher typische für „den Neuen“ in bestimmten Klassen ist.

    „57% Irish“ beschäftigt sich in sehr satirischer Art und Weise mit dem Problem von Einwanderungstests und in diesem Fall verschiebt sich der Fokus von Einwanderern aus dem afrikanischen Raum auf solche aus Osteuropa, ein Bezugspunkt, der auch in der Nanny-Geschichte „The Pram“ eine Rolle spielt, die gewisse Gebrüder-Grimm-Elemente enthält.

    „Black Hoodie“ geht auf Vorurteile gegen Menschen afrikanischer Herkunft, Jugendliche in Kapuzen-Sweatshirts und Rollstuhlfahrer in einer sehr überraschenden Kombination ein und ist sicherlich eine der lustigsten Geschichten in dieser Sammlung ohne dabei allerdings weniger zum Nachdenken anzuregen.

    „Home in Harlem“ und „I Understand“ beschäftigen sich mit der Frage der Identitätsfindung als irischer Schwarzer und als ehemaliger Kindersoldat in einem mittlerweile deutlich friedlicherem Land – und mit Überkompensationen, die solche Identitätsfindungen oft eine Zeitlang mit sich bringen können.

    Sehr präzise beobachtet – auch in Hinblick auf ein Irland, das sich seit „The Commitments“ und The Van deutlich verändert hat. Schmeckt eindeutig nach mehr.