4. Teil: "Das Ende vom Ende" ab 26.07.05

Ich habe fertig

Der vierte Teil liest sich recht flüssig, hat mir sehr gut gefallen.
Gleich zu Beginn das Kapitel 51 "Die Goldene Mauer" gibt eine interessante ERklärung über Macht - Machthaber - und dass die Mächtigen ohne "Fußvolk" überhaupt nicht mächtig sind.

Ebenfalls wird der Erfolg von Demagogen recht nachvollziehbar erklärt.Dass es vor allem auf die Person selber ankommt, auf die Stimme, Körperhaltung, Ausstrahlung etc. und weniger auf die Ideen und Gedanken die transportiert werden. Wir haben hier in Österreich ja ein prädestiniertes Beispiel wie gut es funktionieren kann, wenn er sich mittlerweile auch schon wieder am absteigenden Ast befindet.

Allerdings glaube ich, dass es nicht nur auf die Person selber ankommt, sondern immer auch auf die Umstände und das Umfeld. Gehts den Leuten schlecht, ist die Lage schlecht, haben es Demagogen leichter als wenn es den Leuten gut geht.

Aber die Weise und der Stil, wie Mulisch das alles beschreibt, ist einzigartig und wunderbar. Maggie Thatcher als "bürgerliche Kleopatra, mit durchtriebener Erotik" zu beschreiben - das ist grenzgenial.

Auch Hitler als "eigentlicher >entarteter Künstler>" zu beschreiben, auf das muss man kommen!

Genauso erklärt er in demselben Kapitel den Verlust an den Glauben an Gott in Verbindung mit der sich rasant entwickelnden Technik. Der Mensch kann "Gott spielen". Die Idee der "kernlosen Anarchie" in die sich faschistische Tyrannen einnisten werden.

Die Reise nach Italien ist eine wunderbare Exkursion, ich sehe die ganzen Bauwerke vor mir.

Jerusalem wird sehr authentisch beschrieben. Ich war selber vor einigen Jahren im "Heiligen Lannd" und habe noch diese vielen Widersprüche dieses Landes in Erinnerung. Das Aufeinanderprallen der Religionen und Kulturen, die vielen religiösen Stätten, an jeder Straßenecke steht Militär, das Nicht-Miteinander- sondern Gegeneinander der Religionen.

Das Ende war abzusehen, war für mich keine Überraschung.

Hier habe ich noch einen ganz wunderbaren Link gefunden, mit vielen Abbildungen von Bauwerken und Dingen, die im Buch vorkommen:

http://www.bela1996.de/literature/mulisch.html

Fazit: Ein ganz wunderbares Buch, das man wohl zum besseren Verständnis sicherlich ein zweites Mal lesen muss. Ein Buch, das ich sehr genossen habe, das mich sehr zum Nachdenken angeregt hat, dass meinen Horizont um vieles erweitert hat und genügend Stoff zum Diskutieren gibt.

PS. Sehr schade, dass diese Leserunde nicht richtig zustande gekommen ist. Schade deshalb, weil ich bisher noch kaum einem Buch begegnet bin, dass sich besser für eine Leserunde eignet als dieses.

PPS: Danke für die Bereitstellung eines eigenen 4-teiligen Threads

Hey Rosalita: es ist noch nicht mal der 26.! Ich weiß nicht, wie es den anderen geht, aber zumindest ich hab momentan halt viel Stress und bin auch viel unterwegs, und gerade so ein Buch, das eben zum Nachdenken anregt, möchte ich nicht nebenher lesen, sondern genießen Und das dauert dann eben länger.

Hallo Azrael,
ja ich weiß, ich bin der Zeit voraus.

Aber nachdem so eine richtige parallele Leserunde nicht aufkam, ich glücklicherweise Urlaub hatte, mich das Buch sowieso nicht losgelassen hat, habe ich so drauf los gelesen.

Liebe Grüße!!

Zitat

Original von Rosalita

Hallo Azrael,
ja ich weiß, ich bin der Zeit voraus.

Ich wollte nur darauf hinweisen, daß meine Beiträge noch kommen - wenn auch etwas verspätet!

Liebe Grüße zurück!

Also war es der dritte Teil, der sich so zog.
Ja, Rosalita, so habe ich es auch empfunden
Der letzte Teil war einfach große Klasse, nicht wahr?
Sagenhaft wie Mulisch aus dem anfänglich "normalen" Roman in so eine Schiene fahren kann Aber wunderbar!

Zum Glück hatte ich das Buch noch nicht aus der Hand gelegt, ansonsten hätte ich den tollen Schluss verpasst.

Ich poste es nun noch einmal, was ich dir schon in einer Mail geschrieben habe, Rosalita.

Ich bin bei diesem Buch hin und hergerissen.
Auf der einen Seite finde ich es genial, und auf der anderen Seite sehr aufgesetzt.
Ich habe bei Mulisch das Gefühl, dass er krampfhaft Th. Mann nacheifert, aber an dessen Sprache und Vielfalt bei Weitem nicht mithalten kann. Im Zauberberg findest du den Themenreichtum fließend, natürlich, ja ganz weich. Bei Mulisch hat man das Gefühl er schlägt mit der Pauke zu, weißt du/Ihr was ich meine?

Hallo Heidi!

Ja, ich glaube ich weiß, was du meinst. Es stimmt auch, dass dieses Buch sehr "unflüssig" geschrieben ist .... die Erzählform, der Stil ist von Kapitel zu Kapitel verschieden. Z.B. im 2. Kapitel, als hauptsächlich die Entwicklung (Heirat, Geburt, etc....) erzählt wird, gibt es nur ganz wenige Exkursionen in die Wissenschaft. Und wenn, dann wirklich schön verwoben und versponnen in die Handlung.
Im 3. Teil hingegen gibts Wissenschaft pur. Das ist teilweise wie eine wissenschaftliche Abhandlung.

Ich habe zwar von Thomas Mann noch nicht viel gelesen :oops: (aber das wird sich bald ändern .... du machst mir so richtig Appetit und es stehen auch einige Manns bei mir zuhause herum) aber ich kann mich nicht erinnern, dass Mann solche "Sprünge" in Stil und Erzählform macht.

Nichtsdestotrotz hat Mulisch meiner Meinung nach immer wieder "die Kurve gekratzt" - immer dann, wenn es langatmig wurde passierte wieder etwas, mit dem man überhaupt nicht rechnete, und die Spannung war wieder hergestellt.

Aber, da stimme ich dir zu, eine serh interessants Buch, schwer zu analysieren und teilweise sehr schwer nachzuvollziehen.

Aber ich werde mir auf jeden Fall noch "Das Attentat" zu Gemüte führen, und schauen, wie er da schreibt.

Ich bin noch immer nicht ganz fertig :oops: :oops: :oops: . Das ist insofern furchtbar, weil mir das Buch ja wirklich sehr gut gefällt, abr ich hab halt echt keine Zeit zum Lesen...

Den Anfang des 4. Teils fand ich ein bißchen öde. Quinten geht fort und findet seinen Vater - eh klar. Das war irgendwie nicht die große Überraschung. Jetzt bin ich gerade so weit, daß Quinten die beiden Gesetztafeln gefunden hat. Irgendwie bin ich nicht ganz glücklich mit diesem Teil. Quinten und Onno diskutieren munter drauf los, und ich ertappe mich immer wieder dabei, wie meine Gedanken abschweifen. Ich glaube, ich würde mir vielleicht ein bißchen mehr privaten Hintergrund wünschen. Soweit ich mich erinnere, hat Onno noch kein einziges Mal nach Ada gefragt, weiß also nichts von dem Krebs. Das finde ich irgendwie merkwürdig.
Aber vielleicht liegen meine Probleme mit den letzten Seiten auch wirklich nur daran, dass ich einfach sooo langsam und nur mit Pausen zum Lesen komme.

Hallo Azrael!

Schoen, dass du durchaeltst!
Also, ich fand den 3. Teil eher muehsam weil so wissenschaftlich, der 4. Teil ging wieder voll weg. Der war total abgehoben und unterschied sich immens von den anderen Teilen. Hat mir doch sehr gut gefallen!

Hallo Rosalita!

Gestern hab ich das Buch nun endlich zu Ende gelesen. Du hast recht, der vierte Teil ging dann doch sehr schnell weg vom Wissenschaftlichen und wurde dann noch sehr spannend und war toll zu lesen.

Dass Onno und Quinten endlich damit beginnen, sich miteinander auseinanderzusetzen, fand ich gut. Im Hinblick darauf, dass Quinten Onno immer so angehimmelt hat, fand ich es interessant festzustellen, wie unterschiedlich die beiden doch auch sind. Und dass es einen Menschen gibt, für den Onno klein beigibt.
Merkwürdig erscheint mir doch, dass Quinten für seine Oma, die ihn schließlich aufgezogen hat, insofern so wenig übrig hat, dass er sich nicht bemüßigt fühlt, sich mal bei ihr zu melden.

Dass Onno Max Mutter sieht und erkennt, war doch sehr überraschend. Die Tatsache mit der Vaterschaft hatte ich mir jedoch schon gedacht. Ich frag mich nur, was Mulisch uns damit sagen wollte, da ja Quinten so sehr an seinem vermeintlichen Vater Onno hing. Vielleicht, dass nicht Blut dicker ist als Wasser sondern Einbildung alles bewirken kann? *grübel*

Onnos "Abgang" hat mir nicht sonderlich gefallen. Ich hätte mir mehr ein natürlicheres Ende, ein menschllicheres Schicksal für ihn gewünscht.Den Schluß für Onno fand ich hingegen passend. Ach ja: die Wiederkehr des Raben hat mir auch gut gefallen, das hat für mich alles sehr rund wirken lassen.

Zitat

Original von Azrael

Merkwürdig erscheint mir doch, dass Quinten für seine Oma, die ihn schließlich aufgezogen hat, insofern so wenig übrig hat, dass er sich nicht bemüßigt fühlt, sich mal bei ihr zu melden.

Diesbezueglich sind meine Gedanken dahin gegangen, dass Quinten halt ein fast "kuenstliches", bewusst geschaffenes Wesen ist (DNA-Diskussion im Vorwort) und deshalb einige menschliche Zuege fehlen.

Zitat

Original von Azrael

Onnos "Abgang" hat mir nicht sonderlich gefallen. Ich hätte mir mehr ein natürlicheres Ende, ein menschllicheres Schicksal für ihn gewünscht.

Naja, es war wohl schon etwas uebersinnlich, aber wiederum habe ich fuer mich jene Gedanken, die ich oben schon erwaehnt habe. - Auftrag erfuellt, zurueck dorthin, wo er hergekommen ist.

Aber ich kann dir nur zustimmen, ein Buch dass irrsinnig viel zum Nachdenken aufgibt, ein Buch dass es sicherlich verdient, nochmals gelesen zu werden!

Liebe Gruesse!!

Hi Rosalita!

Ich meinte oben natürlich Quintens Abgang :oops: , aber du hast das eh richtig verstanden!

Wenn man es so betrachtet, dass er ja eigentlich ein für einen bestimmten Auftrag geschaffenes Wesen ist, dann hast du schon recht, dann wirkt der Abgang wieder verständlich SO hatte ich es gar nicht betrachtet.

Danke, dass du auch jetzt noch meine Beiträge gelesen und darauf geantwortet hast, obwohl du es ja schon lange durch hast!

Hallo Azrael,

ich tue nichts lieber als ueber gelesene Buecher zu reden, und an dieses Buch hat bei mir wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ich erinnere mich gerne zurueck.

Liebe Gruesse!!