Originaltitel: Forbidden
Genre: Jugendroman, Liebesroman
Inhalt (Amazon.de):
Die sechzehnjährige Maya und ihr ein Jahr älterer Bruder Lochan kümmern sich um ihre drei jüngeren Geschwister, während ihre Mutter sich dem Alkohol und ihrem Liebhaber zuwendet. Verzweifelt versuchen die beiden, ihre Familie zu erhalten und kommen sich dabei immer näher. Sie wissen, was der andere denkt und fühlt, geben sich Halt und sind sich gegenseitig Trost. Eines Tages wird mehr aus ihrer Beziehung. Maya und Lochan wissen, dass sie etwas Verbotenes tun, aber ihre Gefühle sind stärker und sie können nicht mehr ohne den anderen sein. Denn: Wie kann sich etwas Falsches so richtig anfühlen? Sensibel und eindringlich erzählt Tabitha Suzuma von einer bedingungslosen Liebe über alle Grenzen hinweg. Ein Tabuthema, dass bewegt, fesselt und lange nachklingt.
Über die Autorin (frei übersetzt von wikipedia.com):
Tabitha Suzuma wurde 1975 in London geboren. Mit einer englischen Mutter und einem japanischen Vater ist sie das älteste von 5 Kindern. Sie hasste die Schule, weigerte sich arbeiten zu gehen und saß immer ganz hinten im Klassenzimmer, um Geschichten zu schreiben. Mit 14 brach sie die Schule ab - sehr zur Erleichterung ihrer Lehrer und dem Ärger ihrer Eltern. Zehn Jahre später kehrte sie wieder in ein Klassenzimmer zurück, dieses Mal allerdings als Lehrerin. Zu diesem Zeitpunkt schrieb sie ihren ersten Roman "A Note of Madness". Im Anschluss schrieb sie weitere drei Jugendromane: "From where I stand", "A voice in the Distance" und "Without looking back". Ihr neuester Roman "Forbidden" behandelt eine inzestuöse Liebesgeschichte zwischen Bruder und Schwester. Derzeit arbeitet sie an einem Buch über das Thema Sterbehilfe, welches sich "A time to die" nennt.
Eigene Meinung:
Ursprünglich landete “Forbidden” auf meiner Wunschliste, weil ich ungeheuer neugierig war, wie die Autorin es schaffen sollte eine Liebesgeschichte zwischen Geschwistern zu Papier zu bringen, ohne dass man das Buch mittendrin verwirrt abbrechen möchte, geschweige denn das alles glaubhaft nachvollziehen kann. Und vor allen Dingen: wie soll das denn bitte ausgehen? Ich war mir sicher, dass sich im Laufe der Geschichte wohl herausstellen würde, dass die beiden eigentlich gar keine Geschwister sind. Immerhin gibt es hier doch hier keinen anderen Ausweg. Tja, ich hatte mich geirrt. Denn den gab es doch…
Lochan und Maya sind Teil einer 5köpfigen Familie, wenn man die Eltern mal außen vor lässt. Ihre Geschwister sind zwischen 5 und 13 Jahre alt, sie selbst 16 (Maya) und 17 (Lochan). Alle haben es nicht leicht, da der Vater die Familie verlassen hat, als Lochan gerade Mal 12 war und ihre Mutter bekommt man kaum noch im nüchternen Zustand zu Gesicht. Sie ist einem Jugendwahn verfallen, der sie dazu treibt, lieber mit ihrem neuen Lover um die Ecken zu ziehen, als sich um ihre Kinder zu kümmern. Ihr macht es absolut nichts aus, dass inzwischen Maya und Lochan den Haushalt und die Erziehung übernommen haben, um ihren Geschwistern unter diesen chaotischen Zuständen trotzdem ein so normales Leben wie möglich bieten zu können. So gehen die beiden also einkaufen, bringen die kleinen zur Schule und auch zu Bett, machen das Essen, halten die Wohnung sauber und kontrollieren Hausaufgaben und einen halbwegs geregelten Tagesablauf. Ihre Mutter unterstützt ihre Kinder lediglich nur noch finanziell, und selbst das muss man ihr noch angestrengt aus der Tasche ziehen. Lochan und Maya teilen sich dadurch die Bürde, das einzige Band zu sein, das die Familie noch zusammenhält. Wenn sie die Rollen der Ersatzeltern nicht übernehmen, steht ganz schnell das Jugendamt vor der Tür und wird die Geschwister auseinander reißen. Sie dürfen sich also nichts von ihren Sorgen anmerken lassen, müssen sich regelmäßig um die Patzer ihrer Mutter kümmern und sind verdammt dazu, ihr eigenes Leben hintenanzustellen und auf ihre Jugend zu verzichten. Die beiden sind untereinander die einzigen, mit denen sie noch offen über alles sprechen und sie selbst sein können. Und so kommt es schließlich soweit, dass Maya und Lochan Gefühle entwickeln, die eigentlich nicht sein dürften…
Ich kann vorab schon mal verraten: ich hatte nicht eine Minute lang gedacht “Um Himmels Willen, wie können die nur?!”. Durch die herzzerreißenden Umstände, in denen Maya und Lochan ihr Leben leben, vermittelten sie mir nicht das Gefühl, dass es sich hier um das durchschnittliche Geschwisterpaar handelt. Lochan und Maya, die abwechselnd aus der ersten Person ihre Geschichte erzählen, hatten eine unglaubliche Last zu bewältigen und dadurch auch eine weitaus engere Beziehung zueinander, als es normalerweise der Fall wäre. Sie müssen sich jederzeit aufeinander verlassen können und sich gegenseitig unterstützen, damit beide zusammen dem Druck standhalten können und nicht an ihrem Lebensumständen zerbrechen. Lochan leidet unter Angstzuständen, die ihn überkommen wann immer er sich mit fremden Personen unterhalten muss, und auch Maya hat neben ihrer besten Freundin kaum Kontakt zu anderen. Erst als sie plötzlich von einem gut aussehenden Kerl ihrer Schule auf ein Date eingeladen wird, kommt die eigentliche Problematik zwischen Maya und Lochan zum Vorschein. Die beiden sind verwirrt, als sie feststellen müssen, dass zwischen ihnen weitaus mehr ist, als nur Geschwisterliebe. Sie wissen genau, dass es nicht als normal gesehen wird, bekommen Gänsehaut wenn sie daran denken, dass sie damit sogar gegen das Gesetz verstoßen. Sie selbst sind hin und her gerissen, wie sie mit der Situation umgehen oder ob sie sich dem überhaupt hingeben sollen. Doch ihre Zuneigung zueinander ist so groß, dass sie sich nicht dagegen wehren können.
Nie hätte ich gedacht, dass dieses Buch mir so ans Herz geht. Die familiäre Situation ist so dermaßen ungerecht, dass man sich kontinuierlich wünscht, man könnte die Mutter packen, durchschütteln und mit Ohrfeigen überhäufen und anschreien. Maya und Lochan sind dadurch auf eine ganz brutale Weise aneinander geschweißt worden und könnten ihren Alltag ohne emotionalen Halt des anderen gar nicht mehr bewältigen. Irgendwie kam es mir während dem lesen daher schon fast natürlich vor, als sich plötzlich mehr entwickelte. Beide werden so authentisch dargestellt, dass man nicht eine Sekunde an der Liebe der beiden zweifeln kann und sich hier genauso sehr ein Happy End wünscht, wie bei jeder anderen Liebesgeschichte. Mich haben die ersten 250 Seiten bis morgens um 04.00 wach gehalten, weil mich die Geschichte so gefesselt hat. Den Rest habe ich dann am darauf folgenden Morgen verschlungen. Und schließlich hat das emotionale Ende es geschafft, dass sich die Geschichte der beiden endgültig in mein Gedächtnis brennt. Ich gehöre ja eigentlich nicht zu den sensibleren Lesern, aber ich musste wirklich erst mal tief durch atmen, als ich die letzte Seite zugeschlagen habe.
Fazit: Eine wirklich tolle Geschichte, die mich sehr berührt hat, wundervoll geschrieben war und einzigartige Charaktere sowie eine außergewöhnliche Story aufweist. Zwar handelt es sich hier um ein “Tabu-Thema”, doch trotzdem wünscht man sich sehnlichst, dass die beiden glücklich werden und ihre Probleme so gut es geht meistern können. Einen seltsamen Moment gab es für mich nicht ein einziges Mal und die Autorin hat hier m.E. ein ganz besonderes Buch geschrieben. Für mich ein absolutes Highlight!
PS: Offizielles Erscheinungsdatum dieser deutschen Übersetzung ist August 2011!