Paul Melko - Die Mauern des Universums

  • Kurzbeschreibung (von amazon.de):
    Was wäre, wenn wir uns selbst begegnen würden – wortwörtlich!
    John Rayburn hat eine rosige Zukunft vor sich: Highschool beenden, danach Physik studieren und vielleicht mal heiraten ... Bis eines Tages ein anderer John Rayburn aus einem Paralleluniversum auftaucht. Sein Doppelgänger überlässt ihm ein Gerät, mit dem man andere Welten bereisen kann, und John bricht auf zum Abenteuer seines Lebens. Doch als er feststellt, dass er nicht mehr zurückkehren kann, ist es schon zu spät ...


    Über den Autor (von phantastik-couch.de):
    Der amerikanische Science-Fiction-Autor Paul Melko wurde am 22. Mai 1968 in Athens, Ohio geboren. Seine erste Kurzgeschichte erschien 2002 in Realms of Fantasy. Weitere Stories konnte er in Asimov’s Science Fiction, Strange Horizons und Live Without a Net veröffentlichen, bevor 2008 sein erster Roman „Singularity´s Ring“ erschien, für den er mit dem Locus Award und mit dem Compton Crook Award ausgezeichnet wurde. Seine Novelle „The Walls of the Universe“, die die Basis für seinen zweiten Roman bildet, wurde 2007 für den Hugo Award nominiert. Paul Melko lebt heute mit seiner Frau und vier Kindern in der Nähe von Columbus, Ohio.


    Handlung:
    John Rayburn ist ein ganz normaler Junge, der auf einer Farm in Ohio aufwächst. Er hat tolle Eltern, die ihn unterstützen und ist ein guter Schüler. Eines Tages trifft er in der Nähe seines Zuhauses einen Jungen, der ganz genauso aussieht wie er. Der Junge behauptet, dass er die gleiche Person wie John ist, nur dass er aus einem Paralleluniversum stammt. Er ist im Besitz eines Gerätes mit dem er durch die unendlich vielen nebeneinander existierenden Universen reisen kann. Diese sind sich angeblich alle relativ ähnlich bis auf einige wenige Unterschiede. Der John aus dem anderen Universum, von nun an „Prime“ genannt, da er der „erste John“ ist auf den er trifft, hat eine Menge Geld dabei und behauptet, er habe Erfindungen aus den anderen Universen übernommen und sich patentieren lassen. Er überredet John dazu, eine Reise in eine andere Welt mit seinem Gerät zu machen während Prime ihn so lange in seinem Leben „vertreten“ will. Das Gerät braucht 12 Stunden um sich wieder aufzuladen, danach soll John zurückkehren. Überraschenderweise funktioniert es tatsächlich und er findet sich in einem anderen Universum wieder. Dort sind die Unterschiede allerdings deutlich größer als er angenommen hat. Sein anderes Ich und seine andere Familie scheinen sich überhaupt nicht hier zu befinden. Die Reise war ein riesiger Fehler, denn es war von Anfang an Primes Vorhaben, Johns Leben zu übernehmen. Während John nicht mehr zurückkann in seine Welt und ziellos durch die Universen streift, setzt Prime seine Pläne um.

    Meine Meinung:
    "Die Mauern des Universums" beginnt absolut vielversprechend. Man wird ohne Vorgeplänkel sofort in die Geschichte geworfen, denn die Begegnung mit dem Doppelgänger findet schon nach wenigen Seiten statt. Paul Melko baut von Anfang an eine ungeheuere Spannung auf, da man unbedingt wissen will, was es mit dem Reisen durch die Universen auf sich hat, wie es funktioniert, woher Prime das Gerät hat usw.


    Der Wechsel durch die Universen war ganz toll dargestellt. Die verschiedenen Welten zeigen sich sehr abwechslungsreich: Viele ähneln sehr unserer Welt, auch wenn geschichtliche Ereignisse dort etwas anders abgelaufen sind. Manche Universen sind jedoch völlig unterschiedlich. Beispielsweise kommen wir durch eine Welt, die völlig unbewohnt zu sein scheint und in der unbekannte Tiere ihr Unwesen treiben, aber auch in Welten, in denen gerade ein nuklearer Winter herrscht.


    Die beiden Hauptfiguren sind zwar die gleiche Person und es gibt auch genügend Parallelen in ihren Charaktern, aber sie scheinen doch völlig unterschiedlich zu sein. Sehr sympathisch fand ich John Rayburn, der mit seiner ungewöhnlichen Situation sehr gut umgeht. Der zweite John Rayburn, also Prime, wurde eher als Bösewicht aufgebaut, da er schließlich ohne Skrupel Johns Leben stiehlt und auch vor anderen Verbrechen nicht zurückschreckt. Dabei wurden auch fast so etwas wie philosophische Fragen aufgeworfen, die in die Richtung gehen ob es weniger schlimm ist jemanden zu töten, jetzt da man weiß, dass diese Person schließlich in unendlich vielen Versionen existiert. Den zwar einfachen und leicht zu lesenden, aber durchaus fesselnden Schreibstil von Paul Melko fand ich auch überdurchschnittlich gut.


    Nach Johns Reisebeginn schaltet der Autor zwischen den beiden Protagonisten hin und her, wobei mir die leider nicht so oft auftretenden Stellen mit Prime etwas besser gefallen haben. John Rayburn hatte den deutlich größeren Anteil an der Geschichte und war dies anfangs noch hochspannend, kam es dann irgendwann so weit, dass er in einem dem unseren sehr ähnelnden Universum sesshaft geworden ist. Ab dieser Stelle nahm die Rasanz der Geschichte leider stark ab und der Autor hat irgendwie ein wenig die Story aus den Augen verloren. John lernt 2 Studenten kennen mit denen er einen Flipperautomaten nachbauen will, welchen es in diesem Universum noch nicht gibt. Über diese Tätigkeit sowie über sein Vorhaben, sein Gerät zum Reisen durch die Universen genauer zu untersuchen, werden massig Seiten verschwendet, in denen es nur um den technischen Aspekt ging. Zudem hat die ganze Flippergeschichte ziemlich schnell genervt. Ein weiteres Manko war noch das Eintreten der Studentin Grace in die Geschichte. Diese Person mit ihrer Art, jedes Gespräch mit einem überdrehten Sarkasmus zu führen, konnte ich kaum ertragen.


    Schade, ab dem letzten Drittel wurde ganz, ganz viel Potenzial verschenkt. Am Ende wird es zwar wieder interessant, überraschend und spannend, aber um meine absolute Leseempfehlung zu geben, reicht das nicht ganz. Interessant hätte ich es auch noch gefunden, wenn religiöse Ansichten eingebracht worden wären, aber dieses Thema wurde leider nur kurz angeschnitten.
    Ich gebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: für eine tolle Story, deren Umsetzung leider nicht immer das Gelbe vom Ei war.

  • Tolle Rezi, Kapo! Vielen Dank fürs Vorstellen! Das Buch klingt echt gut! Den Teil, den du kritisierst, kann man notfalls ja quer lesen. :wink: Das Buch kommt sehr weit nach oben auf die Wunschliste! :thumleft:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Tolle Rezi, Kapo! Vielen Dank fürs Vorstellen! Das Buch klingt echt gut! Den Teil, den du kritisierst, kann man notfalls ja quer lesen. :wink: Das Buch kommt sehr weit nach oben auf die Wunschliste! :thumleft:

    Danke für das Lob, gaensebluemche.
    Freut mich, dass ich trotz einer Rezi, die nicht durchgehend ein gutes Buch darstellen sollte, Dein Interesse wecken konnte. Würde mich sehr interessieren wie Du diese Geschichte findest. Die entsprechenden Stellen könnte man im Übrigen sehr gut querlesen, da sie für die Story an sich nicht wirklich relevant sind.