Original : Französisch, 2009
ZUM INHALT:
Innerhalb weniger Monate wurde Carrère Zeuge zweier Ereignisse, die ihm am meisten Angst bereiten: der Tod eines Kindes für seine Eltern während seines Aufenthaltes auf Sri Lanka zurzeit der Tsunami Katastrophe 2004, und dann, einige Monate später, einer jungen Frau, Schwester seiner Lebensgefährtin, für ihren Mann und ihre Kinder. Die Krebserkrankte war als Richterin in Verschuldungsprozessen jahrelang tief verbunden mit einem ähnlich engagierten Berufsgenossen, der, wie sie, selbst schon in der Jugend eine erste Krebserkrankung hatte erleiden müssen und ebenfalls „hinkte“. Jemand lud Emmanuel Carrère ein, diese Geschichten niederzuschreiben. Dabei schreibt er in Parallele auch – wie wir es von ihm gewohnt sind – in offener Weise von seinem eigenem Empfinden und Wachsen.
Dieses Buch spricht vom Leben und vom Tod, von der Krankheit und der Armut, von Gerechtigkeit und Liebe. Es ist authentisch.
(Quelle: freie Übersetzung und Nachschliff der französischen Amazonseite: http://www.amazon.fr/Dautres-v…oks&qid=1304785161&sr=8-2 )
MEINE MEINUNG:
Es handelt sich also hierbei erneut nicht einfach um einen Roman, sondern eben eher einen authentischen Bericht, der allerdings von der feinen Feder eines guten Schriftstellers stammt.
Die Themen von Verlust und Tod, sei es einer Tochter, sei es einer Ehefrau und Mutter, sind ernst. Doch die Gestalten der zwei Hauptgeschichten werden in großer Menschlichkeit und Würde gezeichnet. So konnten mich diese Geschichten in all ihrer Traurigkeit nicht einfach (nur) deprimieren, sondern auch einen Respekt in mir hervorrufen.
Es kann sein, dass die beruflichen Handlungsweisen der beiden „hinkenden Richter“ zu ausführlich dargestellt werden, bzw. etwas ins Technische gehen können. Doch diese Beschreibungen dienen auch dazu, uns jene Menschen in der Ausübung ihres Berufes nahezubringen.
Emmanuel Carrère ist bei aller nüchterner Beschreibung der anderen Hauptfiguren selber ein Handlungsträger: es geht auch – wie so oft in seinen Büchern – um seinen eigenen Lernprozess. Das mag, vor allem anfangs, fast stören, wenn er „von sich redet“, wo es um andere geht. Doch das ist seine Art von Ehrlichkeit und Offenheit: er kann sich nicht verstecken hinter Floskeln, sondern spricht von seinen auch widersprüchlichen Gefühlen, Erfahrungen. Und seiner Zerbrechlichkeit, die ihm quasi im Gesicht geschrieben steht.
Doch man muss es einfach gestehen : im Kontakt mit diesen « anderen Leben als das Meinige » (freie Übersetzung des Titels) kommt auch im Leben des Autors etwas in Bewegung. Es ist doch erstaunlich, dass die Erfahrung von Tod bei diesen mehr oder weniger nahen Personen in ihm selber zum ersten Mal im Leben hinausführt zu einem wahren Willen nach Beständigkeit und Treue in der eigenen Beziehung, die am Anfang des Berichtes schon fast dem Ende entgegensteuerte.
Dieses parallele Erzählen ist für mich selber ein wichtiger Kern des Buches!
Zu entdecken! (Die Übersetzung sollte doch kommen?)
Der Roman wurde 2009 mit dem Prix des lecteurs de l'Express, dem Prix Marie Claire du roman d'emotion und 2010 mit dem Globe de cristal ausgezeichnet.
Die Inhaltsangabe auf der deutschen Amazonseite ist mehr als fragwürdig, da sie den eigen dastehenden ersten Teil quasi verschweigt.
ZUM AUTOR:
Emmanuel Carrère, geboren am 9. Dezember 1957, ist ein französischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Er studierte am Institut d'études politiques in Paris. Er war zunächst Filmekritiker und begann dann 1982 mit einem ersten Buch über Werner Herzog. 1983 erschien sein erster Roman. Oft kann man seine Bücher als „Autofiktion » bezeichnen.
Broché: 309 pages
Editeur : POL (5 mars 2009)
Collection : FICTION
Langue : Français
ISBN-10: 9782846822503
ISBN-13: 978-2846822503