Klappentext:
In ihrer Kindheit waren sich die Schwestern Franka und Lydia einmal sehr nah – bis es zum Bruch kam. Eines Tages steht Lydia schwer krank mit ihrer kleinen Tochter Merle vor Frankas Tür. Widerwillig nimmt die kinderlose Franka ihre Nichte bei sich auf. Merle zwingt die Frauen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zusetzen, doch dann ist Lydia plötzlich verschwunden.
Meine Meinung:
Dieser Roman hat mich schon innerhalb weniger Seiten durch seinen klaren und ungeschönten Schreibstil in seinen Bann gezogen.
Zuerst dachte ich das auch dieser Roman wieder mit viel Klischee behaftet ist, doch Irrtum!
Die Protagonisten Franka und Lydia, begegnen nach jahrelanger Kontaktstille als Lydia schwer krank mit ihrer Tochter Merle vor Frankas Türe steht.
Nachdem Lydia ins Krankenhaus kommt, ist Franka gezwungen, ihre Nichte Merle zunächst bei sich aufzunehmen.
Gezwungen ist das richtige Wort, denn Franka, die kinderlos ist, versteckt ihre Gefühle für Merle unter einer Schutzmauer.
Zu groß ist der Schmerz, den ihr ihre Schwester zugefügt hat und sie spürt zunächst einmal nichts anderes als Verachtung.
Lydia geht es ebenfalls so und Merle zwingt die beiden im wahrsten Sinne des Wortes, sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen.
Gar nicht so, leicht denn Merle wird andauernd in diesem Strudel aus Hass hineingezogen.
Dabei habe ich persönlich mich als Leser öfter gefragt, wie viel erträgt dieses Kind denn noch?
Renate Ahrens beschreibt diese Situation klar und deutlich und verschönt nichts.
Ich hatte als Leser das Gefühl, den Schmerz und die Wut deutlich zu spüren, ja sogar die Verachtung wirkte hier völlig lebendig.
Immer wieder liest der Leser Gedankensprünge, die die Gefühle deutlich machen.
Auch gibt es Einblicke in die Kindheit, die sehr schnell klar werden lassen das schon von Kindes Beinen an, so einiges in der Familie schief gelaufen ist.
Als Puffer dient hier Jan, der Freund von Franka, der zumindest für Merle das Beste will, und versucht zwischen der Franka und Merle zu vermitteln.
Die Figuren sind hier sehr charakterlich dargestellt. Der Leser lebt sich schon auf den ersten Seiten schnell ein und bekommt das Gefühl in den Sog der Emotionen mitgerissen zu werden.
Man möchte beide Schwestern an den Schultern packen und schütteln, das Kind trösten oder auch einfach mal das Buch zu knallen, damit die Handlung einen nicht so mitnimmt.
Genau damit fesselt Renate Ahrens ihren Leser. Es gelang mir nicht von dieser tragischen Familiengeschichte abzulassen, ich habe das Buch an einem einzigen Nachmittag gelesen.
297 Seiten haben mich völlig in ihren Bann gezogen und mit einem Kloß im Hals zurück gelassen.
Dieser Roman überzeugte mich, weil es sich nicht um Klischee handelte und er obendrauf auch noch Tiefgang besitzt.
Fazit:
„Fremde Schwestern“ ist ein tragischer Familienroman, der den Leser zum Nachdenken anregt. Ein tragisches Schicksal, das dem Leser zeigt, wie fremd sich Schwestern werden können.
Renate Ahrens wurde 1955 geboren und arbeitet seit 1986 als freie Autorin. Sie schreibt Theaterstücke, Romane und Deutsch- englische Kinderbücher.