Sergio Bizzio, Stille Wut

  • Inhalt (Klappentext):
    Seit zwei Monaten treffen sich der Bauarbeiter José Maria und das Hausmädchen Rosa heimlich in einem Hotel in Buenos Aires, um sich zu lieben. Als Rosas Dienstherren in Urlaub fahren, lädt sie ihren Freund in die Villa ein, doch dann kehrt die Herrschaft früher als erwartet aus dem Urlaub zurück. José Maria verschwindet fluchtartig., hat tatsächlich aber das Haus nie verlassen - aus gutem Grund: Er wird verdächtigt, seinen Vorarbeiter auf der Baustelle ermordet zu haben und muss sich verstecken. Während Rosa aus Sorge um ihn fast verzweifelt, nistet José Maria sich in einem ungenutzten Mansardenzimmer der Villa ein. Bei seinen nächtlichen Ausflügen in die bewohnten Teile des Hauses beobachtet er, was Rosa in der Villa alles über sich ergehen lassen muss. Und er kann nicht tatenlos zusehen.....


    Autor:
    Sergio Bizzio, 1956 im argentinischen Villa Ramallo geboren, begann seine Karriere als Drehbuchautor und Filmregisseur und arbeitet seit Ende der achtziger Jahre auch als Schriftsteller. Für sein Filmschaffen wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, für Animalada erhielt er den Regiepreis des Nationalen Filminstituts in Argentinien und den Preis für den besten ausländischen Film beim Latin American Cinema Festival of New York. Sein Roman "Stille Wut" erschien 2004, wurde mit dem Premio Internacional de Novela de la Diversidad und dem Premio La Mar de Letras ausgezeichnet und machte den Autor international bekannt. Sergio Bizzio lebt heute in Buenos Aires.


    Allgemeines/Aufbau:
    Org. Titel: Rabia
    Seitenzahl: 238
    36 Kapitel


    Meine Meinung u. Bewertung:
    Da sitzt nun José Maria, genannt Maria, tagelang, wochenlang, monatelang, jahrelang in diesem Mansardenzimmer. Als "Freund" zum Reden hat er zunächst nur eine Ratte. Er hat nur den Rucksack bei sich, den er bei der Arbeit mitführt. Er ernährt sich aus der Küche der Villenbesitzer auf seinen nächtlichen Ausflügen, die ihn fit halten, meist nackt, lernt jeden Winkel des Hauses im Dunkeln zu erkennen. Dann wird er mutiger beobachtet auch tagsüber das Geschehen im Haus, und ruft Rosa vom Zweitanschluß im Haus an ohne ihr natürlich seinen Aufenthaltsort zu verraten.
    Der Mord am Vorarbeiter war unverzichtbar und sein weiteres Einmischen im Haus dient, seiner Meinung nach, nur Rosas Sicherheit. Somit eine Selbstverständlichkeit.
    Sergio Bizzio gelingt es ausgezeichnet eine teufliche, unheimliche Atmosphäre zu schaffen. Man spürt Marias Augen im Nacken. Das Buch liest sich flüssig und spannend.
    Dennoch gibt es einige Ungereimtheiten, die ich jedoch nicht so schwerwiegend finde. Nur mit der Glaubwürdigkeit hapert es gewaltig. Maria benutzt das Bad, telefoniert und ernährt sich aus dem Bestand der Küche. Wenn Rosa im Mansardenzimmer gelegentlich putzt, verschwindet er vorübergehend in der Rumpelkammer nebenan. Gut das Haus hat vier Stockwerke, wobei die beiden letzten nicht benutzt werden, aber die Kinder der Tochter auf Besuch gehen auf Erkundung. Und selbst die entdecken ihn nicht. Er treibt es auf die Spitze und verlässt sogar das Haus. Niemand hört etwas, niemand sieht etwas über Jahre hinweg.
    Der Schluß setzt schließlich alles in Frage.
    Meine Bewertung trotz dieser Kritik : :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Fazit: Ein toll geschriebenes Buch, bei dem die mangelnde Glaubwürdigkeit leider den Geniestreich verhindert.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Stephanie Cowell, Die Frau im grünen Kleid

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.