Amos Oz - Mein Michael

  • Inhalt lt. Klapptentext:
    Hannah Gonen, 30 Jahre alt, trennt sich nach 10 Jahren Ehe von ihrem Mann, dem Geologen Michael Gonen. Als Studentin hat sie ihn kennengelernt, sich in ihn verliebt. Sie hat ihr Studium aufgegeben, Mann und Kind ernährt, den Widerstand von Miachaels Verwandtschaft ertragen - und seine Lieblosigkeit. Jetzt resümiert sie, vergegenwärtigt sich noch einmal die Situation ihrer Ehe. Amos Oz´Roman ist nicht nur die Geschichte von Hannah Gonen und einer Ehe, die nicht gutgehen konnte, sein Buch ist auch ein Stück israelischer Geschichte.



    Meine Meinung:
    Leider ein weiterer Abbruch. Dabei fing es doch so gut an:

    Zitat


    Ich schreibe dies nieder, weil Menschen, die ich geliebt habe, gestorben sind. Ich schreibe dies nieder, weil ich als junges Mädchen erfüllt war von der Kraft der Liebe und diese Kraft der Liebe nun stirbt. Ich will nicht sterben.


    Ich habe schon einige Bücher gelesen, bei denen es um das Thema Beziehungen ging, auch um gescheiterte. Schon gleich am Anfang wunderte ich mich darüber, warum die beiden heirateten. Nichts aber auch gar nichts hatte die beiden eigentlich miteinander verbunden.
    So wundert es nicht, dass Hannah immer deprimierter in dieser Ehe wurde. Im Gegensatz zum Klappentext empfand ich Michael nicht als sehr lieblos. Er war eigentlich bemüht, Hannahs Depressionen zu ertragen, bei der Pflege des Kindes zu helfen, nur half das nicht viel. Nach ca. 100 Seiten gab ich die ganze Geschichte auf, sie wurde mir einfach zu depressiv. Ich hatte einfach kein Interesse mehr an den Protagonisten. Da war auch nichts mehr, was mich noch an dem Buch fesseln konnte. Es wurde für mich ein Jammern auf hohem Niveau, bei dem ich ständig das Gefühl hatte, den Protagonisten zuzurufen: Na, dann ändere doch endlich was an deiner Situation und lass dich nicht so gehen! Wohlgemerkt: ich empfand es so. Es wäre interessant zu wissen, ob es da anderen Leser ähnlich ging?


    Doch aufgeben werde ich diesen Autor nicht, es liegen noch andere Bücher auf meinem SuB, die entdeckt werden wollen.

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  • Ich kenne keine Prosatexte von Amos Oz, habe aber einen Essayband zur Intoleranz, zum Fanatismus gelesen - sehr beeindruckend.
    Es ist ja ein Mann, der sich im Dialog in Israel sehr eingesetzt und was zu sagen hat. Von daher zumindest hatte ich den Eindruck, dass er ein paar interessabte Dinge geschrieben haben muss. Berichte, falls Du später auf der Suche fündig wirst?!

  • Es ist ja ein Mann, der sich im Dialog in Israel sehr eingesetzt und was zu sagen hat. Von daher zumindest hatte ich den Eindruck, dass er ein paar interessabte Dinge geschrieben haben muss.

    Aus dem Grund war ich bei dem Buch mit höheren Erwartungen ran gegangen.


    Bei Amazon steht bei dem Buch, lt. "Das Buch der 1000 Bücher" (ich hoffe, dass es o.k. ist wenn ich hier das Zitat einfüge?):

    Zitat

    Aufbau: Die Ich-Erzählerin beschreibt linear die Chronologie ihres privaten Lebens. In den genauen Beobachtungen der Randfiguren entwirft sie ein Panorama der israelischen Gesellschaft mit ihren sozialen und religiösen Differenzen. In den sachlichen Bericht mischen sich als fremdes, märchenhaftes Element ihre Träume von einem sagenhaften Europa und einem vitalen Arabien.
    Wirkung: Mein Michael war der erste Bestseller aus Israel überhaupt; er wurde in viele Sprachen übersetzt und gilt als einer der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts. In Israel war er wegen etlicher Tabubrüche heftig umstritten. Die verzweifelte Hannah mit ihrer ungelebten Sehnsucht nach Heldentum und erotischen Abenteuern widersprach dem neuen optimistischen Frauenbild. Als Skandal empfunden wurde ihre sexuelle Faszination für die arabischen Männer sowie die unterschwellige Heroisierung des palästinensischen Terrorismus, als dessen Opfer und Anstifterin sie sich in ihren Träumen sieht und damit zum Symbol für ihr umkämpftes, zwischen Überlegenheitsgefühlen und Unterlegenheitsängsten schwankendes Land wird.

    Es mag sein, dass das Buch bei seinem Erscheinen hohe Wellen ausgelöst hatte, nur kamen die bei mir leider nicht an :pale: . Es mag sein, dass ich da mehr als genügend Bücher über Beziehungen und auch über das Leben der Bevölkerung in Israel gelesen habe. Ich kam in diesem Fall einfach nicht mit der Ich-Erzählerin klar. Mit ihren Phantasien, Wunschvorstellungen und Träumen. Da fehlte mir einfach irgendwas. Von daher würden mich auf jeden Fall auch andere Meinungen über das Buch interessieren.
    (Wie man unschwer merkt, ich hasse Abbrüche :mrgreen: .)


    Berichte, falls Du später auf der Suche fündig wirst?!

    Das werde ich auf jeden Fall tun. Zwei Bücher von Oz habe ich auch schon gelesen, die ich persönlich mochte. "Plötzlich tief im Wald" und "Sumchi". Von daher bleibt Oz ein Schriftsteller, den ich schon weiterempfehlen kann!

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  • Leider ein weiterer Abbruch. Dabei fing es doch so gut an:

    genauso empfinde ich es auch gerade - ich bin mittlerweile auf Seite 184 und auch kurz davor abzubrechen - mit dem Wissen, dass ich dieses Buch dann ganz sicher nicht nochmal eine Chance geben würde…. weshalb ich noch mit mir ringe. Mir geht es haargenauso wie Farast: ich werde mit den Charakteren nicht warm, mir ist Hannah als Protagonistin zu sehr jammerndes Etwas als eine erwachsene Frau, ich möchte am liebsten auch beide immer nur schütteln.


    Dabei stört mich v.a. schon mal die Diskrepanz zwischen Klappentext und Geschichte:
    es wird das Gefühl vermittelt, dass Hannah sich opfert um ihrem Mann eine Karriere zu ermöglichen und er es ihr womöglich nicht dankt. Dabei stimmt das absolut nicht. Hannah wird ungewollt schnell schwanger und depressiv und (nach meinem Empfinden) hysterisch… es ist ihr Mann, der sich um alles kümmert, der sich um Frau und Kind sorgt, neben dem Studium arbeitet, seine Wünsche hintenan stellt und kämpft um ein gemeinsames Leben. Sie "spielt" die Kranke, flüchtet sich in Krankheit um sich nicht mit dem Leben auseinanderzusetzen und als sie irgendwann mal wieder mitarbeitet und ihren Mann etwas entlastet, wirft sie das wenige Geld mit Händen zum Fenster raus. Das war nicht die Geschichte, die im Klappentext beschrieben wurde und ich erwartet hatte - und so etwas kann ich nicht ausstehen, ehrlich gesagt. Ich empfinde es als Täuschung des Lesers…..


    Dass ich in Hannahs Träumen nicht unbedingt die Konflikte des jungen Israels mit der arabischen, feindlichen Umgebung identifizieren kann schiebe ich jetzt durchaus mal auf meine Unwissenheit um die damalige Zeit im Nahen Osten - ich hab da große Lücken… aber ich empfinde das gesamte Buch bisher nicht als eine Geschichte der israelischen Gesellschaft, als ein Bild dieser - ich hab auch nicht das Gefühl, dass die Nebenfiguren deutlich gezeichnet werden….


    soweit meine Eindrücke zu diesem Buch - mal schauen, ob ich mich durch die restlichen 160 Seiten noch durchkämpfe oder doch noch das Handtuch werfe… was ich genauso wenig mag wie Farast :-?

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Sehr schön noch eine Meinung über das Buch zu lesen, die sich mit meinem Eindruck deckt. Mit ziemlicher Sicherheit gebe ich diesem Buch keine zweite Chance mehr, aber mittlerweile habe ich dem Autor wieder eine Chance gegeben und habe mit "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" begonnen und bis jetzt (ich bin auf Seite 137 von 829) hat mich das Buch völlig gepackt. Sprachlich und inhaltlich sehr interessant.

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  • So, ich habe das Buch tatsächlich fertig gelesen - ich hatte eine Pause eingelegt, ein anderes Buch eingeschoben, und dann in den letzten beiden Tagen es einfach durchgezogen. Aber es bleibt bei meinem Eindruck und meiner Bewertung: ich kann dem Buch nichts abgewinnen. Sicherlich spielt meine Unwissenheit über die Geschichte Irraels in den 50er Jahren eine große Rolle - ich kann vieles einfach nicht beurteilen, was sich auf diese Teile des Romans bezieht. Aber die Teile, die sich auf die beiden Protagonisten Hannah und Michael beziehen, auf ihre Ehe und Liebe - oder eben nicht vorhandene Liebe - die kann ich für mich beurteilen. Gleich wie Farast konnte ich schon gar nicht verstehen, warum zwei solch unterschiedliche Menschen überhaupt eine so überstürzte Ehe eingehen… das konnte nicht gut gehen. Aber bei all den Szenen einer Ehe, die Oz hier beschreibt, kann ich nicht verstehen warum Hannah als die um eine Liebe Betrogene dargestellt wird während doch Michael mit all seinen ihm zur Verfügung stehenden emotionalen und materiellen Mitteln versucht, alles zu ermöglichen was machbar ist und sie zu verstehen, zu schützen, zu unterstützen. Dass er kein Held, kein Heroe aus irgendwelchen Jungmädchenträumen ist, war ja kein Geheimnis und auch Hannah bei ihrer Hochzeit schon bewußt. Warum also diese für mich verzerrte Darstellung? Ich verstehe es nicht. Nein, dieses Buch ist nicht mein Buch.


    Für den Mut des Autors, doch so heikle Themen wie Hannahs Träume einer sexuellen Beziehung zu Arabern oder den Kampf der Palästinenser gegen die Israelis zu thematisieren in einer Zeit, in der das für Aufruhr sorgen musste, gebe ich dem Buch 2 Sterne - aber auch nur dafür.


    tom leo: ich kann mir gut vorstellen, dass Amos Oz sehr gute Essays über politische und gesellschaftliche Phänomene schreibt. Ich halte ihn bestimmt nicht für einen Dummkopf - nur dieses Buch ist eben nicht mein Buch. Aber so wie Farast, werde ich ihm bestimmt irgendwann mit einem anderen Buch eine neue Chance geben. Vielleicht sorge ich nur vorher dafür, dass meine Bildungslücken über die damalige Zeit im vorderen Orient ein wenig mehr geschlossen werden. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier