Friedhelm Werremeier: Der Richter in weiß

  • Friedhelm Werremeier: Der Richter in weiß; Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg 1971; 138 Seiten; ISBN: 3-499-42210-7

    Als Peter Beerenberg, Chefarzt von Beruf, tot und erschossen aufgefunden wird, sieht es anfangs nach Notwehr aus. Schließlich kann

    seine Frau Brigitta Würgemale am Hals vorweisen. Doch dann kommen Hauptkommissar Paul Trimmel Zweifel. Was ist wirklich Geschehen?


    Werremeier ist Journalist von Beruf. Nach der Veröffentlichung von kriminologischen Sachbüchern wandte er sich der Kriminalliteratur zu. Er hat auch unter dem Pseudonym Jacob Wittenbourg Krimis veröffentlicht. Ein Komissar Trimmel kam auch in der Fernseh-Krimiserie "Tatort" vor.


    Werremeiers Buch ist schon an vielen Stelle ungewöhnlich. Nicht nur, daß die Wortwahl an vielen Stellen steif und formal, fast schon juristisch geprägt ist. Nein. Es ist mehr. Von Anfang an ist klar, daß ein Tötungsdelikt vorliegt und wer die Tat ausführte. Die Frage ist allerdings: Ist die Mörderin zurechnungsfähig und daher für ihre Tat verantwortlich zu machen?


    Auch wenn hier erstmals die forensische Medizin Einzug in einen Kriminalroman hält, geht es nicht um Profiler nach amerikanischem Vorbild. Es geht vielmehr um das Gutachter-(Un-)Wesen, das wohl auch damals schon (nur an deutschen?) Gerichten zu beobachten war. Wie kommen solche Gutachten zustande? Wie beeinflußbar sind die Gutachter? Wer ist der Auftraggeber des Gutachtens? Wie parteiisch sind die Gutachten? Wie aussagekräftig und brauchbar sind Gutachten? Der Autor wirft diese Fragen auf, ohne eine Antwort zu geben. Es kann sie wahrscheinlich auch nicht geben, zumindest nicht pauschal. Dafür ist dieser Themenbereich dann doch wieder zu pauschal und komplex. Ein paar Denkanstöße kann er dann aber doch geben.