Reinhold Ulrich - Warum wir nicht lügen, selbst wenn wir es tun

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    Als strittiges Zwillingspaar begleiten sie uns ein Leben lang, die Lüge und die Wahrheit. Ihre genauen Abgrenzungen und Unterscheidungen liegen im Verborgenen des menschlichen Gehirns begründet, wo aus der Wahrheit die Lüge und aus der Lüge die Wahrheit wird. Der Autor nimmt uns an der Hand, bringt uns die Geschwister etwas näher und damit auf den Weg zu mehr Freiheit für uns selbst, welchen wir dann letztlich viel bewusster und leichter, aber doch selbst gehen können.


    Auf den ersten Blick kommt dieses Buch unscheinbar daher. Ein schlichter weißer Hintergrund, oben ein blauer Streifen, auf dem sich der Name des Autors befindet. Auf dem weißen Hintergrund wird der Titel bekannt gegeben. Optisch ist es definitiv kein Highlight. Ich selbst wüsste für diese Thematik jedoch auch kein passendes Cover. Auch auf den zweiten Blick fragt sich der Leser, womit sich das Buch genau befasst. Die Kurzbeschreibung des Buches ist im Internet zu finden. Auf der Rückseite des Buches erwartet den Leser allerdings nur ein weißer Hintergrund. Wer das Buch also im Buchladen entdeckt, wird sich nur durch das Durchblättern des Buches über den Inhalt informieren können. Doch was erwartet nun den Leser?


    Der Titel selbst provoziert und reizt den Leser. Lügen ist schließlich ein alltägliches Thema. Kleine Notlügen, Verschönerungen oder absichtliche Verdrehungen von Tatsachen – jeder Mensch hat schon einmal gelogen.


    Eingangs beschäftigt sich Reinhold Ulrich mit dem Begriff „Lüge“. Er beleuchtet sie aus verschiedenen Blickwinkeln und lässt seinen Gedankengängen bezüglich der Thematik „Lügen“ freien Lauf. Er beleuchtet die Gesellschaft, die Herrschenden Lügner, die notorischen Lügner, das gesamte Weltbild und versucht dem Leser das Verständnis für die Logik des Lügens zu verdeutlichen. Er zeigt ebenfalls auf, dass eine Lüge nicht immer eine Lüge sein muss. Kompliziert, aber seine Thesen sind bemerkenswert. Es wird keinen Leser geben, der am Ende dieses Werkes nicht über das Thema nachdenken wird.


    Der Inhalt ist wirklich interessant und diese neuen Blickwinkel, Gedankengänge und Thesen finde ich für die heutige Gesellschaft sehr wertvoll. Es eröffnet dem Leser eine ganz neue Sichtweise. Aber stimmt die These: Wir lügen, weil wir lügen müssen? Um dies für euch zu entscheiden, solltet ihr dieses kleine, aber komplexe Heft selbst einmal lesen.
    Allerdings wird der Leser gleich zu Beginn feststellen, dass es mit einem einmaligen Lesen nicht getan ist. Selbst ich, habe dieses Werk zwei Mal gelesen, um wirklich alles verstehen zu können. Das liegt zum einen an der Masse von Thesen, die es zu überdenken gilt. Zum anderen liegt es am Schreibstil von Reinhold Ulrich.
    Der Autor verwendet leichte, anschauliche Worte, die seine Gedankengänge und Thesen hervorragend vermitteln. Nichtsdestotrotz lässt sich sein Werk schwer lesen. Reinhold Ulrich neigt zu langen, verschachtelten Sätzen. Der Inhalt diese Sätze ist nicht schwer, durch die Länge kann der Leser jedoch oft das Eigentliche aus den Augen verlieren oder auch nur denken, dass er etwas wesentliches überlesen hat. Im Grunde schreibt der Autor seine verschachtelten Gedanken so auf, wie man sie auch tatsächlich denken würde. Er verwendet kaum Fremdworte und selbst Leseanfänger dürften keine Probleme mit den Worten haben. Nur die Länge der Sätze, manche gehen über acht Zeilen, ist einfach zu viel. Ich persönlich empfand diese leichten, aber verschachtelten Sätze als sehr anstrengend. Ein oder zwei solcher Sätze sind noch in Ordnung, aber fast jeder Satz ist mehrere Zeilen lang. In meinen Augen wäre der eine oder andere Punkt statt einem Kommata lieber gewesen. Um jedoch eine zweite Meinung einzuholen, habe ich meinem Mann mehrere Passagen vorgelesen und ihn sogar damit zum Lachen gebracht, aber auch seine Neugierde geweckt. Lachen musste er, weil er nicht glauben konnte, dass ein Mann so lange Sätze schreiben kann und er verschachtelte Sätze faszinierend findet. Seine Neugierde wurde auf Grund der interessanten Thesen geweckt, sodass er das Buch ebenfalls begeistert gelesen hat. Am Ende musste er mir allerdings zustimmen, dass an manchen Stellen kürzere Sätze einprägsamer und verständlicher gewesen wären.


    Mir und meinem Mann hat dieses Werk inhaltlich gut gefallen. Wer sich einmal mit interessanten Thesen und Gedankengängen bezüglich des wichtigen Themas „Lügen“ auseinandersetzen will, sollte sich dieses Buch kaufen. Zudem kann ich das Buch auch Lehrern empfehlen, die für ihren Unterricht noch ein ansprechendes Buch suchen.