Originaltitel: The Rapture
Klappentext:
Die Psychotherapeutin Gabrielle Fox bekommt eine neue Patientin, die 16jährige Bethany, die ihre eigene Mutter grausam ermordet hat. Bethany behauptet, sie könne Naturkatastrophen vorhersehen. Unheimlicherweise treffen ihre Vorhersagen tatsächlich ein. Gabrielle weigert sich, an eine übernatürliche Erklärung zu glauben. Doch was, wenn tatsächlich die alles vernichtende Katastrophe eintritt, die Bethany prophezeit?
Über die Autorin (von Amazon kopiert):
Liz Jensen studierte Englisch am Somerville College in Oxford, arbeitete als Journalistin in Hongkong und Taiwan, danach als Produzentin für die BBC sowie als Journalistin und Bildhauerin in Frankreich. Heute lebt sie in London und Kopenhagen. Sie hat bereits eine Reihe von Romanen veröffentlicht. Mehrmals war sie u.a. für den Orange Prize und den Guardian First Book Award nominiert.
Aufbau / Allgemeines:
In vier Teilen mit insgesamt 16 Kapiteln entwirft die Autorin auf 394 Seiten eine Therapiegeschichte und parallel dazu eine Vision vom Untergang der Welt und eine Liebesgeschichte.
Inhalt:
Die Erde steht am Abgrund: Katastrophen, die vom Klimawandel ausgehen, verbreiten Endzeitstimmung, die verschiedene Ideologien wie Öko- und religiöse Erweckungsgruppen sprießen lässt.
Bethany, Tochter des Anführers der „Glaubenswelle“ hat ihre Mutter ermordet. Gabrielle sitzt nach einem Autounfall querschnittgelähmt im Rollstuhl und ist froh über ihre neue berufliche Chance als Psychologin in einem Kinderheim für extrem gefährliche gewaltbereite Kinder. Einer persönlichen Therapie widersetzt sich Bethany, aber sie überschüttet Gabrielle mit mysteriösen Vorhersagen über Katastrophen, die über die Erde hereinbrechen, und fertigt Zeichnungen an. Da ihre Prophezeiungen termingenau eintreffen, forscht Gabrielle nach glaubwürdigen und wissenschaftlich belegbaren Möglichkeiten für die exakten Vorhersagen. Ihr zu Seite steht der Physiker und Klimaforscher Frazer Melville, der für sie bald mehr ist als nur ein Mitstreiter.
Eigene Meinung:
Bethany ist hochbegabt, klein, zierlich und körperlich unterentwickelt mit abstehenden schwarzen Haaren, misstrauisch, spröde im Umgang und aggressiv gegen Hilfsangebote – als ich diese Figur zum ersten Mal kennenlernte, hieß sie Lisbeth Salander -.
Die erste Hälfte des Buches liest sich langweilig. Die Autorin beschreibt die Zustände auf der Erde, sprachlich sehr gekonnt, aber so, dass der Eindruck einer fernen zerstörten Welt entsteht, die sich ein Leser von außen betrachtet ohne persönlich betroffen zu sein.
Gabrielle kommt nur schwer mit ihrem Schicksal klar. Selbstmitleid wäre eine nachvollziehbare Reaktion, aber die ständigem Kämpfe zwischen selbst auferlegtem Verbot und Lamoyanz ermüden und schaffen eine Distanz zu dieser Figur.
Nach der ersten Hälfte nimmt die Handlung Tempo auf, die Ereignisse überschlagen sich. Durch den pausenlosen Aktionismus der Personen wird die Geschichte vorangepeitscht und wirkt wie die Vorlage zu einem Apokalypse-Film. Dabei geht es drüber und drunter, oft zu Lasten der Sorgfalt. Es mag eine Kleinigkeit sein, dass Bethany ihren Kopf rasiert und wenige Seiten später „ungekämmt“ ins Zimmer spaziert, doch gerade diese Lappalien, die man schnell überliest, lassen die Frage aufkommen, ob zumindest bedeutende Handlungsstränge gewissenhaft recherchiert sind.
Die Liebesgeschichte folgt vorübergehend einem Schema, das man aus Heftchenromanen kennt und verwässert Szenen, die für den Ablauf eine maßgebliche Rolle spielen könnten. Mitunter scheint es, als wisse die Autorin selbst nicht genau, was sie will:
Zufällig erscheint das Buch auf dem deutschen Markt zu einer Zeit, die in diesen Stunden aus einer Fiktion grausame Realität macht. Schade, dass es der Autorin nicht gelingt, echtere Menschen mit wahrhafter Angst und Verzweiflung um ihre Existenz und die der Welt darzustellen.
Fazit:
Thematisch interessant und sehr aktuell, doch leider in der Umsetzung schwach vor allem durch die Personenkonstellation und -zeichnung und die Unentschiedenheit zwischen Ökothriller, Liebe und Psycho.