Vadim Panov - Die Prophezeiung / Voiny nachinaiut neudachniki / Войны начинают неудачники

  • Sie leben mitten unter uns, Magier, fantastische Wesen, Lebewesen, die vor den Menschen die Erde beherrschten. Seit Beginn der Erde herrschten unterschiedliche Völker und hielten sich an ihrer Macht fest, bis das nächste Volk es ihnen streitig machte. Die alten Machthaber flüchteten und erschufen die Verborgene Stadt und nach und nach wurde dieser Ort Zuflucht für die abgesetzten Völker. Dann trat der Mensch in Erscheinung und die alten Völker gerieten in Vergessenheit, doch sie waren immer präsent, nur nicht sichtbar.


    Die Verborgene Stadt war schon da bevor ein neuer menschlicher Ort erschaffen wurde, Moskau. Drei Herrscherhäuser teilen sich die Macht in dieser Parallelstadt, die Luden, die Naw und die Tschuden. Hinzu gesellen sich genetisch ähnliche Völker, die den 3 untergeordnet sind und alles wird von Magie bestimmt, die von den 3 Haupthäusern via magischer Artefakte zur Verfügung gestellt wird. Dies ist nun schon seit Jahrtausenden so, doch die Luden haben einen neuen Trumpf in der Hinterhand, um die anderen 2 Häuser zu überbieten, eine Prophezeiung die verkörpert wird durch den Boten. Der Bote ist auserkoren den Grünen Hof, das Machtzentrum der Luden zu übernehmen und die Verborgene Stadt an sich zu reißen. Doch der Jüngling rechnete nicht mit dem Machtstreben der Königin der Luden, Wseslawa. Sie will die Macht nicht abtreten an diesen Jungen, sie lässt ihn fortschaffen mittels List und Trug, doch sie rechnete nicht damit, dass der Bote in sie verliebt war und sein Exil nutzt, um Rache zu üben.


    Lubomir, so der Name des Boten, schaffte es schon das magische Artefakt der Luden zu manipulieren und dessen Magie nur für sich zu nutzen, nun plant er den Raub des magischen Artefakts der Tschuden, das Karthagische Amulett. Seine Armee bilden die Rothauben, ein Randvolk in der Verborgenen Stadt, dümmlich und nur auf Krawall aus nutzt er deren Stämme für seine Pläne. Der Überfall scheint gut zu gehen, die Tschuden sind überrascht und Lubomir gelingt es auch das Artefakt an sich zu nehmen, doch er rechnete nicht mit dem Eingreifen der Nawen. Diese setzten menschliche Söldner ein und fingen das Artefakt ab. Cortez, der Anführer der Söldner ist jedoch schwer verwundet und macht sich einen Menschen zur Hilfe, Artjom, der von einer Parallelwelt schon mal gehört hat durch seine Freundin und alles nur für Spinnerei abtat. Doch mit Cortez auf dem Beifahrersitz wird seine Weltvorstellung ein Ende haben und er gerät nun mitten hinein in die machtpolitischen Kämpfe eine Stadt, die genau neben ihm existieren soll und dem Wahn eines Magiers, der die gesamte Welt in den Krieg stürzen will!

    Meinung:


    Auf der Rückseite des Buches heißt es Panov sei nach Sergej Lukianenko und Dmitrey Glukhovsky der neue Bestseller-Autor Russlands. Liest man sein Debüt mag man dem zweifellos zustimmen!


    Schon die ersten Kapitel ließen aber ein Gefühl aufkommen, dass man das alles schon irgendwie kennt. Kein Wunder, spukt doch im Hintergrund immer die Wächter-Reihe von Lukianenko. Magische Wesen, Zauberer und ein Kampf um die Macht und all dies mitten unter uns, bzw. in Moskau. Natürlich lastet dieser Schatten auf Panovs Buch, doch da ich persönlich nur die 1. Verfilmung kenne der Wächter-Reihe, kann ich völlig unbefangen heran gehen und mich hinein ziehen lassen in eine Welt neben der unseren. Eine Stadt mitten neben dem bekannten Moskau, keine Portale oder Türen in ein Paralleluniversum, nein ein Leben genau neben den Menschen. Gemeinsame Orte, Gebäude und Straßen und dennoch magisch abgeschirmt vor den fragenden Blicken der Menschen.


    Die Verborgene Stadt ist die Zuflucht alter Völker, Lebewesen die menschlich ähnlich sein können oder völlig unserer Phantasie entsprungen. Eine Stadt gestützt durch die aufgeteilte Macht der drei Herrscherhäuser, die unter einem Codex friedlich zusammenleben und dennoch alle ihre eigenen Ziele haben. Durch das Auftauchen des Boten scheinen die Luden, die dem Menschen am ähnlichsten sind, Oberwasser zu bekommen, doch durch die Verbannung durch die Königin wird der einstige Retter bald zur Bedrohung der ganzen Stadt. Es tobt ein Kampf um die magischen Artefakte der 3 Häuser und doch sind die Menschen nicht gänzlich von des Boten Schrecken verschont.


    Vadim Panov baut nämlich ein geschicktes Konstrukt ein, das beide Städte fortan verbinden soll. Ein Serienkiller treibt sein perfides Unwesen und weidet junge Frauen aus. Als Vivisektor tituliert ist er die Brücke zwischen dem menschlichen Moskau und der Verborgenen Stadt. Das man schon früh weiß wer der Täter ist, ist kein Knick im Spannungsbogen, schließlich erwartet man bei dem Buch keinen Thriller sondern einen Fantasy Roman. Doch der Vivisektor verbindet beide Städte und zieht somit auch Charaktere an, die sonst im Fantasyteil nicht vorkommen würden und er macht das Verständnis leichter, das in Moskau 2 Welten existieren.


    Hauptcharaktere gibt es einige, da Panov sich nicht auf einen Helden einlässt und mehrere Stränge baut um sein Werk dem Leser verständlich zu machen. Da gibt es natürlich die Hauptgeschichte rund um den Boten und seinen Rachefeldzug gegen alle Herrscherhäuser. Dann den Vikisektor-Fall, der betreut wird vom besten Polizisten Moskaus, Major Kornilow. Hinzu kommt noch Artjom, der durch einen Zufall hineingezogen wird und beide anderen Stränge verbindet. Neben diesen Personen ranken sich noch etliche andere Charaktere, menschliche und nicht menschliche. Die 3 Herrscher, Vasallen, Arbeitskollegen usw. eine Vielzahl an Charakteren, die alle zur Gesamtstory beitragen und ein Puzzleteil bilden. Das dabei nicht die Tiefe fehlt und die gängigsten Personen auch näher beleuchtet werden ist fast schon ein Wunder, in einem Buch von knapp 560 Seiten Story, in der immer was passiert.


    Das Buch lebt von einer rasanten Erzählweise und von einem Charme, den Panov gezielt aufblühen lässt, Es sprudelt vor Action und magischen Dingen und dennoch lebt es auch von den Eigenarten der Charaktere und einem durchgehend ironischen oder humoresken Ton, der das Lesen auffrischt und es nicht verkommen lässt zu einem epischen, drögem Gut-gegen-Böse Epos. Nein, Panov schafft es alles locker zu erzählen und dennoch ein Buch zu kreieren, dass fesselt. Eine Welt entstehen zu lassen, die sich in die menschliche eingebracht hat und trotzdem völlig phantastisch gefüllt ist. Ein moderner Aufguss der Magie, die sich einfügt in ein Russland was selbst den Anschluss an den technischen Westen sucht und somit nicht staubtrocken mit Zauberstäben daherkommt. Das Buch war durchgehend ein Genuss und zeigt, das russische Autoren vielleicht von der Grundidee ähnliche Themen im Kopf haben, sie aber alle eine eigene Welt bauen. Lukianenkos Schatten mag lang sein, doch man sollte Vadim Panov eine Chance einräumen, als unbefangener Leser sowieso und als Fan solcher Themen allemal, denn Die Verborgene Stadt könnte eine Reihe werden, die aus dem Schatten mit Leichtigkeit heraustreten könnte!

  • Erst einmal vielen Dank für diese hervorragende Rezi, Lesewalli! :thumleft:
    Auf das Buch bin ich schon mehrfach aufmerksam geworden, nun wandert es aber endgültig auf die Wunschliste. Es klingt zwar nicht wie etwas völlig Neues, aber da ich von Lukianenko bisher noch nichts gelesen habe (kenne ebenfalls nur die Filme) und von Glukhovsky nur 1 Buch, bin ich auch noch nicht ganz russisch-fantasy-geplagt :wink: und werde mir "Die Prophezeiung" wohl bald mal zulegen. :)

  • Eben, weil ich auch noch keine Vorgeschichte mit Ostblock Fantasy hatte war dieses Buch eben kein Aufguss von Altbekanntem. Wie gesagt, die Grundzüge mag man kennen wenn man die Verfilmung sah, aber sonst ist das alles recht frisch für meinen Leseverstand. ^^

  • Ich lese gerade mit Begeisterung den dritten Band und denke, dass ich mir auch die weiteren Bände nach und nach holen werde. Da ich im Original lese und Panov bislang bei 17 Verborgene-Stadt-Büchern ist, hab ich noch einiges vor mir.
    Der Vergleich mit Lukianenko drängt sich natürlich auf, aber für mein Empfinden bleibt es beim Vergleich. Ich mag die Wächter-Reihe nicht, diese hier ist viel facettenreicher und unterhaltsamer. Das erste Buch ist am Anfang etwas kompliziert, weil man als Leser direkt mitten hinein katapultiert wird in eine verrückte Welt, aber es wird besser.
    Die Krimi-Handlung um den Serienkiller läuft eher nebenbei und ist natürlich nichts für eingefleischte Krimi-Fans, dafür ist sie einfach zu dünn. Mich hat's nicht gestört, ich habe das eBook ja gekauft, weil ich Phantastik lesen wollte und keinen Krimi.


    Fazit: Nette, sehr russische Fantasy von einem Autor, den man im Auge behalten sollte.


    ***
    Aeria

  • Auch wenn die Versuchung vielleicht groß ist, wäre es Panov gegenüber nicht gerecht ihn mit Lukianenko zu vergleichen, da die Geschichten doch anders sind. Sonst müsste man ja auch jedes zweite High Fantasy Buch mit Herr der Ringe vergleichen :)


    Aber nun zum Buch selber:
    Die fast 600 Seiten waren beinahe beängstigend schnell weg gelesen, was zum einen am Schreibstil Panovs lag, aber auch an der Vielfalt von Ereignissen. Auch gibt es mal kein reines "Gut oder Böse" denken, wie wir es aus unsere "normalen" Fantasy gerne gewohnt sind. Der Leser muss Dinge und Ereignisse immer wieder neu bewerten und sich fragen, ob man am Ende doch nicht zu schnell geurteilt hat.
    Mir hat vor allem die humorvolle Seite und die lockere Art gefallen, die in diesem Buch angeschlagen wird. Das Buch ist sehr vielseitig und Langeweile sucht man daher vergeblich. Einige Dinge kommen im Kopfkino einfach großartig rüber :)
    Was ich allerdings ein bisschen Schade fand war, dass die verschiedenen Häuser für meinen Geschmack etwas spärlich sind und auch der Glossar in der Hinsicht sehr hilfreich ist. Aber ich bin guter Dinge, dass man im Laufe der nächsten Bücher etwas mehr erfahren wird.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    The message is in the silence
    Whisper words to calm your mind


    We're running out of time
    Can't seem to recognize
    What put us here in the first place
    Counting down the days, beginning of the end
    (In Flames - Sounds Of A Playground Fading)

  • Immer, wenn ich nach Panov google, komme ich auf den Büchertreff und die "Verborgene Stadt"-Reihe.


    Wo kann man die Beschreibung dieser Buchserie ändern? Ist das Pseudo-Russisch? Jedenfalls ist der "Original"-Titel oben nur eine Ansammlung kyrillischer Buchstaben ohne jeden Sinn.
    Die Reihe heißt "Тайный Город" (Geheime/Verborgene Stadt), der erste Band trägt im Original den Titel "Войны начинают неудачники".


    ***
    Aeria

  • Immer, wenn ich nach Panov google, komme ich auf den Büchertreff und die "Verborgene Stadt"-Reihe.


    Wo kann man die Beschreibung dieser Buchserie ändern? Ist das Pseudo-Russisch? Jedenfalls ist der "Original"-Titel oben nur eine Ansammlung kyrillischer Buchstaben ohne jeden Sinn.
    Die Reihe heißt "Тайный Город" (Geheime/Verborgene Stadt), der erste Band trägt im Original den Titel "Войны начинают неудачники".


    ***
    Aeria


    Hinweise zu Serien teilst du am besten direkt @Mara mit. Und am allerbesten gleich in diesem Thread.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Jedenfalls ist der "Original"-Titel oben nur eine Ansammlung kyrillischer Buchstaben ohne jeden Sinn.
    Die Reihe heißt "Тайный Город" (Geheime/Verborgene Stadt), der erste Band trägt im Original den Titel "Войны начинают неудачники".


    ***


    Wir freuen uns hier sehr wenn etwas verbessert wird, aber so eine Ansammlung kyrillischer Buchstaben ohne jeden Sinn ist es ja doch nicht, es mag sich zwar ein Fehler eingeschlichen haben, ich bin gern bereit ihn auszubessern.
    In der Reihe: Bоины Hауинаиот Hевааунику
    Deine Angabe: Войны начинают неудачники
    Was ist der Unterschied zwischen и und й hab das mit dem Häckchen darüber noch nicht gesehen, aber ich bin ja auch Laie und frage deshalb. :wink:

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • @Mara
    Das erste Wort ist fast richtig, der Rest ist kurios.
    Der Unterschied zwischen den beiden Buchstaben kann man am ehesten mit i und j erklären. Das Wort Bоины bedeutet Krieger, aber Войны heißt Kriege, beides ist Plural, im Singular gibt es noch weitere Unterschiede. Das soll hier aber kein Russischunterricht werden. Ist mir halt ins Auge gesprungen.


    ***
    Aeria