Sie leben mitten unter uns, Magier, fantastische Wesen, Lebewesen, die vor den Menschen die Erde beherrschten. Seit Beginn der Erde herrschten unterschiedliche Völker und hielten sich an ihrer Macht fest, bis das nächste Volk es ihnen streitig machte. Die alten Machthaber flüchteten und erschufen die Verborgene Stadt und nach und nach wurde dieser Ort Zuflucht für die abgesetzten Völker. Dann trat der Mensch in Erscheinung und die alten Völker gerieten in Vergessenheit, doch sie waren immer präsent, nur nicht sichtbar.
Die Verborgene Stadt war schon da bevor ein neuer menschlicher Ort erschaffen wurde, Moskau. Drei Herrscherhäuser teilen sich die Macht in dieser Parallelstadt, die Luden, die Naw und die Tschuden. Hinzu gesellen sich genetisch ähnliche Völker, die den 3 untergeordnet sind und alles wird von Magie bestimmt, die von den 3 Haupthäusern via magischer Artefakte zur Verfügung gestellt wird. Dies ist nun schon seit Jahrtausenden so, doch die Luden haben einen neuen Trumpf in der Hinterhand, um die anderen 2 Häuser zu überbieten, eine Prophezeiung die verkörpert wird durch den Boten. Der Bote ist auserkoren den Grünen Hof, das Machtzentrum der Luden zu übernehmen und die Verborgene Stadt an sich zu reißen. Doch der Jüngling rechnete nicht mit dem Machtstreben der Königin der Luden, Wseslawa. Sie will die Macht nicht abtreten an diesen Jungen, sie lässt ihn fortschaffen mittels List und Trug, doch sie rechnete nicht damit, dass der Bote in sie verliebt war und sein Exil nutzt, um Rache zu üben.
Lubomir, so der Name des Boten, schaffte es schon das magische Artefakt der Luden zu manipulieren und dessen Magie nur für sich zu nutzen, nun plant er den Raub des magischen Artefakts der Tschuden, das Karthagische Amulett. Seine Armee bilden die Rothauben, ein Randvolk in der Verborgenen Stadt, dümmlich und nur auf Krawall aus nutzt er deren Stämme für seine Pläne. Der Überfall scheint gut zu gehen, die Tschuden sind überrascht und Lubomir gelingt es auch das Artefakt an sich zu nehmen, doch er rechnete nicht mit dem Eingreifen der Nawen. Diese setzten menschliche Söldner ein und fingen das Artefakt ab. Cortez, der Anführer der Söldner ist jedoch schwer verwundet und macht sich einen Menschen zur Hilfe, Artjom, der von einer Parallelwelt schon mal gehört hat durch seine Freundin und alles nur für Spinnerei abtat. Doch mit Cortez auf dem Beifahrersitz wird seine Weltvorstellung ein Ende haben und er gerät nun mitten hinein in die machtpolitischen Kämpfe eine Stadt, die genau neben ihm existieren soll und dem Wahn eines Magiers, der die gesamte Welt in den Krieg stürzen will!
Meinung:
Auf der Rückseite des Buches heißt es Panov sei nach Sergej Lukianenko und Dmitrey Glukhovsky der neue Bestseller-Autor Russlands. Liest man sein Debüt mag man dem zweifellos zustimmen!
Schon die ersten Kapitel ließen aber ein Gefühl aufkommen, dass man das alles schon irgendwie kennt. Kein Wunder, spukt doch im Hintergrund immer die Wächter-Reihe von Lukianenko. Magische Wesen, Zauberer und ein Kampf um die Macht und all dies mitten unter uns, bzw. in Moskau. Natürlich lastet dieser Schatten auf Panovs Buch, doch da ich persönlich nur die 1. Verfilmung kenne der Wächter-Reihe, kann ich völlig unbefangen heran gehen und mich hinein ziehen lassen in eine Welt neben der unseren. Eine Stadt mitten neben dem bekannten Moskau, keine Portale oder Türen in ein Paralleluniversum, nein ein Leben genau neben den Menschen. Gemeinsame Orte, Gebäude und Straßen und dennoch magisch abgeschirmt vor den fragenden Blicken der Menschen.
Die Verborgene Stadt ist die Zuflucht alter Völker, Lebewesen die menschlich ähnlich sein können oder völlig unserer Phantasie entsprungen. Eine Stadt gestützt durch die aufgeteilte Macht der drei Herrscherhäuser, die unter einem Codex friedlich zusammenleben und dennoch alle ihre eigenen Ziele haben. Durch das Auftauchen des Boten scheinen die Luden, die dem Menschen am ähnlichsten sind, Oberwasser zu bekommen, doch durch die Verbannung durch die Königin wird der einstige Retter bald zur Bedrohung der ganzen Stadt. Es tobt ein Kampf um die magischen Artefakte der 3 Häuser und doch sind die Menschen nicht gänzlich von des Boten Schrecken verschont.
Vadim Panov baut nämlich ein geschicktes Konstrukt ein, das beide Städte fortan verbinden soll. Ein Serienkiller treibt sein perfides Unwesen und weidet junge Frauen aus. Als Vivisektor tituliert ist er die Brücke zwischen dem menschlichen Moskau und der Verborgenen Stadt. Das man schon früh weiß wer der Täter ist, ist kein Knick im Spannungsbogen, schließlich erwartet man bei dem Buch keinen Thriller sondern einen Fantasy Roman. Doch der Vivisektor verbindet beide Städte und zieht somit auch Charaktere an, die sonst im Fantasyteil nicht vorkommen würden und er macht das Verständnis leichter, das in Moskau 2 Welten existieren.
Hauptcharaktere gibt es einige, da Panov sich nicht auf einen Helden einlässt und mehrere Stränge baut um sein Werk dem Leser verständlich zu machen. Da gibt es natürlich die Hauptgeschichte rund um den Boten und seinen Rachefeldzug gegen alle Herrscherhäuser. Dann den Vikisektor-Fall, der betreut wird vom besten Polizisten Moskaus, Major Kornilow. Hinzu kommt noch Artjom, der durch einen Zufall hineingezogen wird und beide anderen Stränge verbindet. Neben diesen Personen ranken sich noch etliche andere Charaktere, menschliche und nicht menschliche. Die 3 Herrscher, Vasallen, Arbeitskollegen usw. eine Vielzahl an Charakteren, die alle zur Gesamtstory beitragen und ein Puzzleteil bilden. Das dabei nicht die Tiefe fehlt und die gängigsten Personen auch näher beleuchtet werden ist fast schon ein Wunder, in einem Buch von knapp 560 Seiten Story, in der immer was passiert.
Das Buch lebt von einer rasanten Erzählweise und von einem Charme, den Panov gezielt aufblühen lässt, Es sprudelt vor Action und magischen Dingen und dennoch lebt es auch von den Eigenarten der Charaktere und einem durchgehend ironischen oder humoresken Ton, der das Lesen auffrischt und es nicht verkommen lässt zu einem epischen, drögem Gut-gegen-Böse Epos. Nein, Panov schafft es alles locker zu erzählen und dennoch ein Buch zu kreieren, dass fesselt. Eine Welt entstehen zu lassen, die sich in die menschliche eingebracht hat und trotzdem völlig phantastisch gefüllt ist. Ein moderner Aufguss der Magie, die sich einfügt in ein Russland was selbst den Anschluss an den technischen Westen sucht und somit nicht staubtrocken mit Zauberstäben daherkommt. Das Buch war durchgehend ein Genuss und zeigt, das russische Autoren vielleicht von der Grundidee ähnliche Themen im Kopf haben, sie aber alle eine eigene Welt bauen. Lukianenkos Schatten mag lang sein, doch man sollte Vadim Panov eine Chance einräumen, als unbefangener Leser sowieso und als Fan solcher Themen allemal, denn Die Verborgene Stadt könnte eine Reihe werden, die aus dem Schatten mit Leichtigkeit heraustreten könnte!