Walko - Die große Pechsträhne

  • Man wird es bestimmt schon gemerkt haben, dass ich ein Fan von Kinderbüchern bin, die von einfallsreichen Illustratoren gemacht wurden. Ein solcher ist Walko mit seinen Buchreihen für Leseanfänger, die die Fantasie der Kinder besonders gut anregen und noch besser ist es natürlich, wenn diese zum Selbst-Aktiv-Werden förmlich auffordern.
    In der Buchreihe Walkos um die Pappenburg sind es z.B. Mäuse, die sich verschiedene fantastische Dinge, wie z.B. eine Rakete, aus Pappe basteln...und die man durchaus nachbasteln kann.


    Eine andere Buchreihe über zwei unzertrennliche Freunde ist von ihm ebenfalls im arsEdition-Verlag erschienen und handelt von Abenteuern, die direkt der Erlebniswelt kleiner Kinder entlehnt sind, die das Glück haben, draussen spielen zu dürfen. Diese Bücher suchen in Wort und Illustrationen ihresgleichen. Ähnlich gute Geschichten kenne ich bisher in der Qualität nur noch von Janosch und Erwin Moser, die manchen Eltern ebenfalls ein Begriff sein dürften und bei denen Tiere - wie zum Beispiel der kleine Bär und der kleine Tiger die Rolle der Menschenkinder übernehmen.


    Ein Buch aus der Abenteuer-Reihe "Hase und Holunderbär" von Walko möchte ich Euch nun heute vorstellen und zwar ist es schon der 6. Band aus dieser Reihe mit dem Titel "Die große Pechsträhne".


    Ein sehr gut gebundenes Bilderbuch mit wunderschönen Illustrationen. Die Seiten wirken fest und haben eine gute Qualität, wirken etwas beschichtet und machen auf mich den Eindruck, als ob man Flecken, die durch klebrige Kinderhände entstehen können, durchaus vorsichtig abwischen könnte, ohne dass die Seiten darunter leiden. Das sollte man aber bestimmt sofort tun, einer völligen Durchnässung halten sie gewiß nicht Stand, genau so wenig, wie sie reissfest sind. Aber im Alter von 6-7 Jahren wissen Kinder in der Regel ja schon, wie man mit Büchern vorsichtig umgeht, damit man lange etwas davon hat.


    Das Buchcover ist aus richtig dicker, beschichteter Pappe gefertigt und zeigt auf der Frontseite eine Szene aus der Buch-Geschichte. Die Rückseite enthält außer einem Logo der Kinderbuchreihe über die Abenteuer von Hase und Holunderbär eine kurze Zusammenfassung, worum es in der Geschichte geht und nochmals eine kleine Szene aus der Geschichte. Die Illustrationen auf dem Cover und im Buch selbst sind in sehr natürlichen, warmen Farben gehalten, wie sie draussen in der Natur zu finden sind. Denn alle Geschichten, die bisher von den zwei tierischen, dicken Freunden erschienen sind, spielen sich draussen im Freien ab und laden Kinder geradezu dazu ein, die kleinen Abenteuer nach zu spielen.


    Die inneren Buchseiten sind meist so aufgeteilt, dass jeweils 2/3 der Seite von den Illustrationen eingenommen werden und das restliche Drittel enthält den sehr angenehm zu lesenden Text in mittelgroßer Schriftgröße. Wenn es die Situation im Fortgang der Geschichte erfordert, steht allerdings auch manchmal nur ein einziger Satz unter oder neben einer interessanten Illustration.


    Insgesamt gesehen eignet sich das ganze Buch sowohl zum Vorlesen, während die Kinder die Bilder betrachten, als auch zum Selberlesen.
    Allerdings sollte man beim abendlichen Vorlesen vor dem Zubettgehen einplanen, dass es gut eine halbe bis ganze Stunde dauern könnte, bis man das Buch durchgelesen hat. Die tollen Illustrationen enthalten nämlich sehr viele witzige Details, wie z.B. eine ganze Biberfamilie, die an unterschiedlichen Stellen hinter Baumstämmen hervorlugt. Als Kind kann man dadurch, dass man den Vorleser darauf hinweist, natürlich perfekt das Lesevergnügen hinauszögern, wie jede Mama und jeder Papa bestimmt bestätigen kann ;-)


    Der Holunderbär und der Hase, der auch von vielen Ritter Freund genannt wird und immer einen tollen Helm und ein Glücksschwert aus Holz trägt, spielen an einem sehr windigen Tag im Freien, in der Hasenheide. Sie haben viel Spass daran, zuzusehen, wie Blätter, kleine Stöckchen und andere Kleinigkeiten, die sie in die Luft werfen, vom Wind fortgetragen werden. Bis ein starker Windstoß den Strohhut vom Kopf des Holunderbären weht und der Wind ihn mit sich fortträgt. Dieser Hut ist nämlich der Glückshut des Holunderbären, weil ein vierblättriges Kleeblatt, das die Freunde einmal gefunden hatten, hinter dem roten Band des Hutes steckt. Der Holunderbär ist fest davon überzeugt, dass ihm sein Strohhut deswegen immer Glück gebracht hat.


    Die beiden Freunde suchen in der Richtung, in der der Wind den Hut davongetragen hat, alles ab. Bis zum Einbruch der Dämmerung finden Hase und Holunderbär ihn allerdings nicht und müssen unverrichteter Dinge ihr gemütliches Baumhaus aufsuchen. Der Holunderbär wird allerdings immer betrübter, weil er sich in den Kopf gesetzt hat, dass er bestimmt kein Glück mehr haben wird ohne ihn. Und tatsächlich stolpert er prompt über eine Baumwurzel.
    Sein Freund versucht, ihn aufzumuntern und tröstet ihn damit, dass sie am nächsten Morgen nochmals alles gründlich absuchen werden.


    Gesagt, getan. Sie fragen alle anderen Tiere, ob diese den Hut eventuell gesehen oder gefunden haben. Jeder behauptet, den Hut in einer anderen Richtung wegfliegen gesehen zu haben. Eine Fluggans vermutet sogar, der Hut habe sich in wärmere Gefilde aufgemacht. ;-) Familie Biber am Bach hat sogar einen Hut gefunden. Allerdings ist es leider der falsche Hut, der dem Hasen aber dennoch irgendwie bekannt vorkommt. Als Ersatz bekommt der Holunderbär den Hut von Papa Biber sogar geschenkt, aber seine Pechsträhne scheint trotzdem nicht abzureissen.


    Der Holunderbär wird immer betrübter und steigert sich, durch einige Missgeschicke bestärkt, die ihm nun tatsächlich passieren, immer mehr in die Vorstellung hinein, dass ihm nun nichts mehr richtig gelingen würde und möchte sich am liebsten gar nicht mehr aus dem Baumhaus fortbewegen. Doch selbst dort brechen durch sein Gewicht auf der umlaufenden Holzveranda ein paar morsche Bretter unter ihm weg. Auch der Hase weiß nun nicht mehr, wie er seinen Freund aufmuntern kann. Auch mit Humor kommt er nicht weiter, weil der Holunderbär argumentiert, dass "Ritter Freund" ja sein Glücksschwert noch habe, dass ihn beschützt.


    Am nächsten Morgen fällt dem Hasen plötzlich ein, an wem er den Hut sonst immer gesehen hat. Dem alten Einsiedler Jonny am Fuß des Hasensteins gehörte er nämlich und dem Hasen gelingt es sogar, den Holunderbär dazu zu überreden, Jonny den Hut zurück zu bringen. Aus lauter Angst, dass ihm wieder etwas Schlimmes passieren könnte, bewegt sich der Holunderbär aber übervorsichtig und kann nicht begreifen, wie sein Freund so völlig sorglos über Stock und Stein hoppst.


    Wie es weiter geht, wollen wir mal nicht verraten. Aber es wird noch ganz schön spannend und die Geschichte nimmt nicht nur eine unerwartete Wendung, sondern hat auch gleich noch etwas wertvolle Weisheit und sogar eine kleine Pointe zu bieten.


    Ein Bilderbuch sollte im Prinzip selbsterklärende Bilder und Zeichnungen beinhalten. Ein Vorlesebuch darf natürlich mehr Text enthalten. Ein Buch für die ersten Lesejahre sollte beides in stimmiger, harmonischer Mischung enthalten.


    Diese Bücher von Walko sind meiner Ansicht nach mit fröhlichen Bildern versehen, die von Witz und sehr viel Detailliebe geprägt sind und eine sehr gelungene Mischung aus einer spannenden und fröhlich, leichten Geschichte und wirklich dazu passenden Bildern darstellen. Etwas Ähnliches ist mir bisher in dieser Qualität nur noch von Erwin Moser, Sven Nordqvist und Janosch bekannt, wobei ich aber nicht ausschließe, noch einige schöne Entdeckungen machen zu können.


    Ich würde diese Buchreihe von Walko ohne Bedenken für die angegebene Altersstufe empfehlen und kann mir vorstellen, dass Kinder sie nicht nur gerne immer wieder betrachten und lesen, sondern gerne auch alle Bände sammeln.


    Mir gefallen sie jedenfalls sehr gut und ich werde sie gerne für die Enkel aufheben.