Chevy Stevens - Kein Entkommen / Still Missing

  • Kurzmeinung

    mhameist
    Tolle fesselnde Story mit einem überraschenden Ende.
  • Kurzmeinung

    aida2008
    gute Story - total überraschende Auflösung - lesenswert
  • Autor Chevy Stevens
    Titel Still Missing – Kein Entkommen
    Seitenzahl 418
    Verlag Fischer
    Genre Thriller
    Preis 8,99€
    Erscheinungsdatum Januar 2011


    Inhalt bei amazon.de
    „Was würdest du tun, wenn dich jemand am helllichten Tag entführt? Wenn du ihm vollkommen ausgeliefert bist? Wenn es aus dieser Hölle kein Entkommen gibt? Würdest du töten? Und wäre dann wirklich alles vorbei?
    Ein Thriller wie ein Albtraum, der immer wieder neu beginnt.
    Ein ganz normaler Tag, ein ganz normaler Kunde mit einem freundlichen Lächeln. Doch im nächsten Moment liegt die junge Maklerin Annie O Sullivan betäubt und gefesselt in einem Lastwagen. Als sie erwacht, findet sie sich in einer abgelegenen, schallisolierten Blockhütte wieder. Ihr Entführer übt die absolute Kontrolle über sie aus. Ein endloser Albtraum beginnt hinter dem ein noch schlimmerer auf sie wartet...“



    Meine Meinung
    Mensch, was wird dieses Buch gehyped. Ich musste es einfach lesen und versprach mit von der Inhaltsangabe, sowie vom Cover, einen super spannenden Thriller.
    Doch leider wurde ich total enttäuscht.


    Die Maklerin Annie O’Sullivan wird an einem normalen, sonnigen Tag von einem „Kunden“, der sie überfällt, entführt. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einer abgelegenen Berghütte. Sie darf nichts selbst entscheiden, ab jetzt gehört sie ihrem Entführer. Er sperrt sie ein, die Hütte ist dunkel, Annie darf nur essen, wenn er es erlaubt, sie darf sich nur waschen, wenn er es erlaubt und alle anderen Dinge, wie lesen oder putzen, darf sie ebenfalls nur tun, wenn ihr Entführer es ihr gestattet. Für Annie beginnt die Hölle auf Erden Realität zu werden und schnell ist sie dabei, ihren Verstand zu verlieren. Dass alles jedoch noch schlimmer werden kann, hätte Annie nie erwartet...


    Das Buch wurde aus der Sicht des Entführungsopfers Annie geschrieben. Was wir zu lesen bekommen, sind einzelne Therapiesitzungen bei ihrer Therapeutin, wir sind also quasi wöchentlich live dabei. Diese Art der Romans war für mich neu und es hat mir gefallen.


    Annie wirkt sehr selbstsicher zu beginn des Buches, sie ist zickig und frech und erklärt ihrer Therapeutin gleich von Beginn an, wie der Hase läuft. Dies hat mir gut gefallen.
    Der Schreibstil der Autorin wirkt dadurch frisch und neu, das Buch hat damit wirklich gut angefangen.
    Schnell wird der Leser erfahren, wie es zur Entführung kam. Hier wurde es auch spannend. Die Brutalität des Entführers kommt gut herüber, man ist geschockt und kam in den Genuss eines Psychothrillers.
    Einiges an Blut wird ebenfalls „vergossen“, wenn auch nicht wirklich viel, da es eher auf die Psyche schlägt, durch die körperlichen und psychischen Misshandlungen, denen Annie ausgeliefert ist.


    Leider war es hier auch schon mit der Spannung und dem Thrill. Was folgt ist einfach nur eine – meiner Meinung nach – „normalen“ Entführungsstory. Was genau der „Psycho“, wie Annie ihren Entführer nennt, alles mit ihr veranstaltet und was er alles von ihr verlangt, möchte ich natürlich nicht verraten. Aber für mich war es nichts „besonderes“, bzw. überraschendes. Annies Benehmen und Entwicklung war größten Teils glaubwürdig, viele Dinge empfand ich aber auch als sehr unlogisch und ich konnte mich so gut wie nie in sie hineinfühlen.
    Zur Mitte hin wird die Geschichte immer uninteressanter und langweiliger. Ab Seite 200 etwa quälte ich mich nur noch durch. Ich überlas oftmals Sätze und wurde absolut nicht mehr gefangen genommen. Die Luft war raus. Leider.


    Das Ende war meiner Empfindung nach ein Witz. Totaler Schwachsinn und meines Gefühls nach auch total unlogisch. Plötzlich gab es fast nur noch Ermittlerarbeit, was eher einem Krimi nachkam.
    Die Aufklärung des Falles hat mir demnach überhaupt gar nicht gefallen. Es ist zwar überraschend, aber ich empfand keinerlei Gefühl a la „WAS???“ oder „Oh mein Gott! Damit hätte ich ja nie gerechnet!!!“ Nein, es war einfach nur ein „Ach so...“-Gefühl.


    Schade, ich kann den Hype um das Buch nicht nachempfinden und kann euch leider von diesem Buch abraten. Da hilft es auch nichts, dass die Autorin sehr gut ausschaut ;-)
    Liebe Chevy, das war nichts (für mich).


    Gerade so :bewertung1von5::bewertung1von5: von :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Vielen Dank Andy, für die interessante Rezension. Ist dir wirklich gut gelungen, auch wenn du das Buch eher weniger gut fandest.
    Mich hat es neugierig gemacht. :winken:

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

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    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Ich habe mir dieses Buch am Samstag in der Buchhandlung meines Vertrauens gekauft! Da war es als DER Geheimtip ausgestellt. Der Klappentext hörte sich für mich ganz gut an! Bin gespannt, wie ich das Buch finden werde. Es wandert erstmal auf meinen SUB :wink:

    :study:  M. Hjorth & H. Rosenfeldt - Die Opfer, die man bringt:musik: Andreas Gruber - Todesreigen
    2019: gelesen: 18 --- gehört: 2

  • Meine Meinung:

    Wenn man sich die ganzen furchtbaren Geschehnisse im Fernsehen ansieht und/oder in der Zeitung liest, was Menschen anderen Menschen antun und oft nicht mal ein schlechtes Gewissen haben, dann weiß man ungefähr was einem in diesem Buch erwarten wird.
    Es ist zwar nur ein Buch, aber oftmals kam mir der Gedanke, dass sowas nah an der Realität ist, was da geschrieben worden ist.
    Entführung, Misshandlung und Vergewaltigung.
    Es gibt zwar Momente in denen man sagen würde, insbesondere zum Ende hin, na ja, hätte man etwas anders schreiben können.
    Aber in den wenigen Momenten, in denen man das denkt, machen das Buch nicht schlecht.
    Von mir bekommt Still Missing - Kein Entkommen
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne

  • Auf meinem SUB liegt es ja bereits, weil mich die Inhaltsangabe sehr angesprochen hat. Nun bin ich schon richtig neugierig darauf. :winken:

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Danke für die Rezi. War wirklich interessant und ausführlich. Hat mich aber auch neugierig gemacht. Ich bin nämlich gerade vor zehn Minuten auf dieses Buch gekommen, als ich mein neuestes Buch aufschlug und ein Lesezeichen mit Empfehlung für dieses buch herauspurzelte. Entführungen packen mich immer wieder. Ich hab ja auch erst vor einer Woche Natascha Kampuschs Buch "3096 Tage" fertig gelesen. Bin schon gespannt wie es mir gefällt. Werde ich mir morgen natürlich unbedingt kaufen!

    „Die Kindheit misst
    sich in Geräuschen und Anblicken, bevor das Dunkel der Vernunft heranwächst.“

    John Betzeman

  • Vielen Dank für die Rezi, DaveAndy, und sehr schade, das Dir das Buch nicht so gefallen hat. Ich habe es bereits in meinem Regal stehen und ich bin sehr gespannt, wie es mir gefallen wird :winken:

  • Auch ich wurde von dem Hype über das Buch angesteckt bzw. hab mich anstecken lassen. Nachdem ich dann noch einige Seiten gelesen hatte, musste ich natürlich wissen, wie es weiter geht.


    Ich fange mal mit den positiven Dingen an. Das Buch war super zu lesen, es ging ratz fatz und ich hatte am Ende eines Kapitels immer eine Neugier verspürt, weiter zu lesen. Die Entführung von Annie, die Perversion, nachdem ihr Entführer handelt und vor allem die Tatsache, dass Annie selbst ihre Geschichte - also musste sie das ja irgendwie überstehen - erzählt, waren sehr spannend. Vor allem mal was ganz neues. Ich empfand die Story auch als sehr realistisch.


    Nun zu den weniger "tollen" Sachen. Ich glaube, diese negativen Aspekte wurden hauptsächlich durch eine falsche Grunderwartung gespeist. Denn dieses Buch ist definitiv KEIN Thriller. Eine passende Kategorie zu finden, ist meiner Meinung nach schwierig. Etwas für die Psyche, ein bisschen Krimi, etwas Drama und Erzählung - ein Mischmasch eben.


    Zugegebenermaßen war ich enttäuscht nach der 1. Auflösung


    Das Ende hätte auch noch etwas ausführlicher, detailreicher gestaltet werden können. Ich musste ein wenig Nachdenken, damit ich überhaupt verstand, wie sich das Motiv zusammensetze. Aber interessant war es doch.


    Summa summarum: Die Story war gut, die Erzählperspektive was neues und echt interessant, aber an der ein oder anderen Stelle hätte ich mir mehr gewünscht. Das hätte ein richtig guter Thriller werden können.
    Nichts destotrotz hat es mir recht gut gefallen, wenn auch nicht unter der Perspektive eines Thrillers.
    Von mir gibts :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Schöne Rezi!
    Mir ging es ähnlich. Vor einigen Wochen fiel mir die Leseprobe in die Hände, da sie fast schon penetrant oft in diversen Buchhandlungen auslag. Diese fand ich ausgesprochen gut. Spannend, anders, lesenswert. Auch die Buchhändlerin lobte das Buch in den Himmel. Zudem hat mir das Cover sehr gut gefallen. Kurzum, das Buch wurde gekauft. Leider ging es mir dann ähnlich wie DaveAndy. Mit zunehmender Seitenzahl wurde es langatmiger. Ich habe nie den Punkt erreicht, an dem ich es richtig schlecht fand oder es abbrechen wollte, aber dennoch war ich enttäuscht. Manche Wege der Autorin fand ich zu einfach, von einem "Psychothriller" oder der "intelligenten Hochspannung" erwarte ich anderes.


    Im Nachhinein (oder auch, wenn ich meine Zeilen hier lese) frage ich mich, ob ich es vor ein paar Jahren ebenso empfunden hätte, oder ob ich mittlerweile durch die etlichen Thriller (literarisch, wie auch im wahren Leben) abgestumpft bin.


    Ich gebe dem Buch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: mit starker Tendenz zum Aufrunden.

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • Ich verstehe die zweigeteilte Meinung. Einerseits war es wirklich interessant, da ich so einen Entführungsfall noch nie gelesen habe. Aber andererseits fand ich es vom Stil und und so ok. Nicht Überhammer, aber ok. Aber meiner Meinung nach war Annie manchmal etwas zu unrealistisch. Für mich wirkte sie einfach nicht wie eine Frau, die solch grausame Dinge widerfahren waren. Sie war noch immer so schlagfertig.

    „Die Kindheit misst
    sich in Geräuschen und Anblicken, bevor das Dunkel der Vernunft heranwächst.“

    John Betzeman

  • Hallo,
    ich fand das Buch toll. Einfach zu lesen; mir hats echt gefallen und somit kann ich über die kleinen "Fehlerchen" hinwegsehen. Auch mir hat diese etwas ungewöhlichere Art der Entführung zugesagt, somit war es schon irgendwie mal was anderes. Ich hatte es schnell durch und fand es schade, dass es schon zu Ende ist. Sowas hatte ich in letzter Zeit nicht so oft. Ich konnte es kaum aus der Hand legen.
    Lg

  • Ich habe das Buch heute morgen zuende gelesen und ich muss sagen, auch ich war ziemlich enttäuscht. Meine Arbeitskollegin hat mir das Buch empfohlen, dabei hat sie eigentlich ein gutes Händchen für Thriller. Naja, das klingt jetzt etwas extrem. Sooo schlecht war das Buch ja nicht. Den Anfang fand ich fesselnt und auch den Schreibstil gelungen. Man konnte es schnell von der Leber weg lesen ohne sich groß anstrengen zu müssen. Ein gutes Buch für zwischendurch. Doch dabei bleibt es dann auch. Das Ende war so lala. Wie oben schon gesagt, es war mehr ein "Achso"-Gefühl und mit der Protagonisten wurde ich auch nicht richtig warm. Ich dachte zwar immer "oh das ist schlimm", aber durch die Distanz die ich nie überbrücken konnte, konnte ich nicht wirklich mit ihr mitfühlen. Auch von den vielen Nebencharakter sind auch nur die wenigsten sympathisch. Sagt schon einiges wenn mir ihre Therapeutin am ehesten zusagt, obwohl sie nicht einmal den Mund aufmacht (Vielleicht liegt es darab :-, ). Trotzdem gibts von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war
    -Bertholt Brecht-


    Gelesene Bücher 2012:2
    Gelesene Seiten: 798
    SUB-Stand: 328
    :pale:
    :study:
    Birgit Fiolka - Blutschwestern. Die Legende von Engil
    :study: Nina Blazon - Zweilicht

  • Also ich habe dieses Buch ebenfalls empfohlen bekommen. Momentan bin ich noch total gefesselt. Aber nach der Resonanz, die ich eben gelsesen habe, bin ich neugirig ob ich diese Meinung auch teilen werde. Wäre schade um das Buch, denn es fängt ja ziemlich miteißend an.

    Pessimismus wird nur von den Optimisten verbreitet. Die Pessimisten sparen ihn für schlechtere Zeiten auf.

    (Gabriel Laub)


    "Ein Buch ist ein Garten, den man in der Tasche trägt."


    "Ein Buch ist ein Haufen toter Buchstaben? Nein, ein Sack voll Samenkörner."

    SuB-Abbau-Wette mit Nane23. Start 18.10.2012. Geschafft: 10/10. :montag:


  • Annie, eine junge Maklerin, wird eines Tages während einer Hausbesichtigung von einem Mann überwältigt und entführt. Sie findet sich wieder in einer Hütte. Wo sie genau ist, weiß sie nicht.
    Sie erlebt eine Zeit, die von physischer und psychischer Gewalt und Brutalität gezeichnet ist.
    Erzählt wird die Geschichte aus Annies Sicht. Sie sitzt bei ihrem Therapeuten und erzählt in 26 Sitzungen, was ihr wiederfahren ist und wie die Geschichte ihren Lauf nimmt.
    Viel mehr darf man eigentlich vom Inhalt nicht verraten.


    Der Erzählstil ist mal ganz was neues, zumindest für mich. Aber was stellt man sich unter einem THRILLER vor? Nervenzerreißende Spannung, Action – so in etwa sollte ein Thriller schon aussehen. Ich würde dieses Buch eher als Psychodrama beschreiben. Ein Thriller war es auf keinen Fall. Trotzdem lässt sich dieses Buch sehr gut lesen. Nach jedem Kapitel (Sitzung) wollte ich wissen, wie es weitergeht.


    Ich habe mir überlegt, ob die Auflösung der Geschichte auch nur annähernd so passieren könnte. Anfangs dachte ich nur, was für eine hanebüchene Auflösung.


    Es gab noch ein paar Szenen, über die ich noch nachdenken musste:




    Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Hätte das Buch nicht unbedingt die Bezeichnung „Thriller“ gehabt, dann wäre die Erwartungshaltung des Lesers auch nicht so hoch. Allerdings wären dann die Verkaufszahlen wahrscheinlich auch nicht so gut.


    Von mir gibt es gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Nachdem ich nun endlich fertig bin mit Schmökern, muss ich sagen, dass ich das Buch am Ende gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Zwischendruch habe ich mich in der Mitte des Buches etwas gelangweilt, aber das hat das das letzte Drittel wieder wett gemacht.


    Natürlich ist es ein sehr außergewöhnliches Ende, aber bestimmt nicht undenkbar, wenn man es mit der Realität vergleichen möchte. Es passieren viele schrecklich und unglaubliche Dinge, wieso nicht auch das?


    Aufjedenfall kann ich das Buch weiterempfehlen.

    Pessimismus wird nur von den Optimisten verbreitet. Die Pessimisten sparen ihn für schlechtere Zeiten auf.

    (Gabriel Laub)


    "Ein Buch ist ein Garten, den man in der Tasche trägt."


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  • Ich habe das Buch zum Geburtstag geschenkt bekommen, hätte es mir aber wohl auch selbst gekauft, wenn der SUB-Stand mich nicht immer so böse anschauen würde. Ich fand den Klapptext interessant und das Cover wunderschön, aber das Buch hat mich dann leider auch zumindest gegen Ende enttäuscht.


    Rezension
    Die Geschichte wird aus Sicht der Maklerin Annie erzählt, die Opfer einer Entführung wurde. Dazu hat Chevy Stevens einen ungewöhnlichen Erzählstil für einen Thriller gewählt: wir schlüpfen in die Rolle von Annies Therapeutin. In regelmäßigen Sitzungen durchlebt Annie noch einmal in Ausschnitten ihr Martyrium und wir erfahren auch, was aktuell in ihrem Leben passiert. Das war für mich in so fern für einen Thriller ungewohnt, als dass damit die gesamte Handlung auf das Behandlungszimmer der Therapeutin, das wir nur in Annies Rückblicken verlassen, und Annies rein subjektive Sicht der Dinge fixiert wurde. Der Leser muss sich hier also im Prinzip mit einem 400 Seiten starken Monolog zufrieden geben. Aber Annie ist sympathisch, eigenwillig und neigt zu jeder Menge Selbstironie, die bei mir ungeachtet des nicht gerade humorigen Themas immer wieder für Lacher gesorgt hat. Deshalb hat sich die Geschichte für mich sehr kurzweilig lesen lassen.
    Und in etwa bis zur Mitte des Buches war auch die Handlung ein heißer Kandidat auf die volle Punktzahl. Denn schnell wird klar, dass Annie kein normales Entführungsopfer mit der obligatorischen Lösegeldforderung ist. Vielmehr war ihre Verschleppung nur der Auftakt zu einem Albtraum, der sich stark auf der psychologischen Ebene abspielt. Ihr Entführer ist weiß Gott nicht pazifistisch veranlagt, aber es geht ihm vor Allem um eines: absolute Kontrolle über "seine" Frau, die er in einer perfekt dafür ausgerichteten Berghütte festhält. Was für psychische und physische Qualen Annie dabei erleiden muss, das bekommen wir sitzungsweise in Häppchen serviert. Zu wissen, dass sie letztendlich irgendwie freigekommen ist, macht es dabei weder erträglicher noch langweiliger, zusehen zu müssen, wie sie sich immer weiter aufgibt. Denn wir haben der Annie in ihren Rückblenden eines voraus- der Leser weiß durch ihre Berichte von aktuellen Ereignissen, was für Spuren all das bei ihr hinterlassen hat. Das beschreibt Chevy Stevens sowohl in der Vergangenheit, als auch der Gegenwart sehr eindringlich. Sie verzichtet auf die großen Worte und verdeutlicht Annies Leid vielmehr durch Taten, Gesten oder Gedanken.
    Alles in allem ging das Ganze also recht schnell in Richtung Psychothriller mit viel Psycho und vergleichsweise wenig Thriller im klassischem Sinne. Mir persönlich hat das sehr gut gefallen, weil es (wenn gut gemacht) absolut mein Genre ist. Die Entführungsgeschichte hat zwar das Rad nicht neu erfunden, hat mich aber trotzdem gefesselt. Hätte die Autorin in diesem Stil weitergemacht, dann wäre das für mich mit ziemlicher Sicherheit ein Fall für die vollen fünf Frösche gewesen. Aber ab der Mitte wurde meiner Meinung nach aus dem Psychothriller ein stark psychologisch angehauchter Krimi. Das an sich hat sich immer noch ganz gut lesen lassen, konnte aber leider an Spannung und Sog nicht mit dem starken Auftakt mithalten. Außerdem passiert einiges, das für mich zu glatt, überzogen oder schlicht unrealistisch war. Es scheint, als hätte die Autorin noch für ganz großes Kino sorgen wollen, dabei hätte dieses Buch das gar nicht nötig gehabt. Und gelungen ist es ihr leider auch nicht.
    Mehr Aufmerksamkeit und Kreativität hätte es viel mehr bei den Nebencharakteren benötigt. Dort wurden mir zu viele Klischees erfüllt und bis zum Letzten ausgereizt. Annies Mutter als Drusilla herself ist das beste Beispiel. Mal im Ernst: welche Mutter denkt nach der Heimkehr der verlorenen Tochter primär an die Beschaffenheit ihrer Pasta-Sauce?!) Das fällt nicht weiter auf, während es hauptsächlich um Annies Leidensgeschichte auf dem Berg geht, aber gerade gegen Ende hin hat mich das Verhalten ihrer Umwelt sehr gestört.


    Fazit
    Chevy Stevens hat ein großes Talent dafür, auf der psychologischen Ebene anzugreifen. Aber in Sachen Plot wäre gegen Ende hin weniger und dafür tiefer wesentlich mehr gewesen. Deshalb für mich leider nach anfänglicher Begeisterung doch kein Highlight- aber ein Erstlingswerk, das Hoffnung auf eine Steigerung im nächsten Buch "Never Knowing: Endlose Angst" macht.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:



    Mausi:

    :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
    :bewertung1von5: Bücher/Seiten 2022: 53/23.270 || SUB 277 O:-) (Start:287)

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    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

  • Vielen Dank für die Rezi. Ich habe das Buch auch kurz nach Erscheinen gelesen und wäre nicht so gnädig gewesen. Da ich Psychothriller sehr gerne lese, hat mich der Klappentext natürlich angesprochen. Nachdem ich das Buch beendet hatte, war ich allerdings sehr enttäuscht, das hatte ich mir wesentlich spannender vorgestellt. Mein Fazit: kann man lesen, muss man aber nicht!!! Da gibt es wirklich besseres.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Ich war eher enttäuscht von dem Buch. Der Klappentext las sich sehr spannend, nur das Buch war es dann leider nicht.
    Insgesamt lies sich das Buch zwar flüssig runterlesen, aber es hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
    Die Geschichte wird abwechselnd in der Gegenwart und in der Vergangenheit erzählt, dadruch bekommt man einen recht guten Eindruck in das Gefühlsleben der Hauptperson. Dennoch plätschert die Geschichte meistens nur vor sich hin, ohne wirklich große Spannungesbögen aufzubauen.
    Mein Fazit ist, dass ich das Buch nicht weiteempfehlen würde.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)