Silke Porath/Andreas Braun - Klostergeist

  • Normal ist das nicht, wenn dem Prior des Spaichinger Klosters, Pater Pius, ein Mensch vor die Füße fällt. Und dieser Mensch kam von ziemlich weit oben, nämlich direkt vom Turm der Klosterkirche. Mit dem Namen des Opfers könnte man jetzt sehr böse Wortspiele machen: Denn der Tote ist Hans-Jürgen Engel, der Bürgermeister der Stadt Spaichingen. Gewissermaßen ein gefallener Engel.
    Die Ermittlungen leiten die Kommissare Verena Hälble und Thorben Fischer. Obwohl die Bezeichnung „Team“ ein wenig übertrieben klingt. Die beiden sind mehr so wie Hund und Katze. Trotzdem müssen sie sich mit der Frage beschäftigen ob der Bürgermeister Selbstmord begangen, ob es sich um einen Unfall gehandelt haben könnte oder ob hier vielleicht sogar ein Mord passiert ist.
    Im Zuge ihrer Ermittlungen erkennen die beiden Polizisten, dass die Idylle einer Kleinstadt oftmals sehr trügerisch sein kann. Hinter der Maske bürgerlichen Wohlverhaltens findet man sehr oft Dinge die man nicht unbedingt dort vermuten würde. So auch hier.
    Pater Pius schaltet sich – ungewollt – in die Ermittlungen ein. Bei seinem Trauerbesuch bei der Witwe des Bürgermeisters fällt ihm zufällig ein Kontoauszug in die Hände, ein Kontoauszug der nicht nur den Pater in Erstaunen versetzt.
    Silke Porath und Andreas Braun haben einen unterhaltsamen Krimi geschrieben. Gerade die Freunde des Regionalkrimis kommen bei dieser Geschichte auf ihre Kosten. Solide Krimikost, durchaus glaubhaft auftretende Protagonisten und eine Stadt die offenbar einen Besuch wert ist. Das Autorenteam erzählt routiniert, die Sprache ist fließend, da holpert und stolpert nichts durch Buchstaben und Sätze.
    Als ein wenig plump allerdings empfand ich den Hinweis, der in die Geschichte eingewoben wurde, auf eine andere Krimiautorin des Gmeiner-Verlages, der Hinweis auf einen Krimi von Monika Detering wirkte etwas aufgesetzt und war in meinen Augen deplatziert.
    Im Gesamtergebnis ein grundsolider Krimi der sicher keine ekstatischen Reaktionen hervorrufen wird, der aber gut unterhält und dessen Lesezeit keine vergeudete Lebenszeit ist.
    Mal schauen ob wir den Pater Pius irgendwann in einem weiteren Krimi treffen werden. Zu hoffen wäre es.

  • Nach der Morgenmesse treten die Brüder des Spaichinger Konvents hinaus in den kalten Novembermorgen. Plötzlich stürzt ein Mensch vom Klosterturm, direkt vor die Füße des geschockten Pater Pius. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um den Bürgermeister Hans-Jügen Engel handelt. Verena Hälble und Thorben Fischer werden auf den Dreifaltigkeitsberg gerufen und mit den Ermittlungen betraut. Einen Selbstmord schließen die beiden aus und deshalb konzentrieren sich ihre Untersuchungen auf das private und berufliche Umfeld des Bürgermeisters. Obwohl Pater Pius selbst tief erschüttert von den Vorkommnissen ist, leistet er der trauernden Witwe Beistand. Dabei gerät zufällig ein Kontoauszug in seine Hände. Pater Pius überlegt nicht lange, sondern steckt den geheimnisvollen Auszug in die Tasche seiner Kutte. Zurück im Konvent, bereut er seine spontane Tat zutiefst. Doch dann überwiegt sein kriminalistischer Spürsinn und Pater Pius beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.


    Meine Meinung


    Der Einstieg in die Handlung fällt leicht, da man durch den Sturz des Bürgermeisters sofort mitten im Geschehen ist. Es gelingt dem Autorenduo hervorragend die düstere Atmosphäre des Novembermorgens zu vermitteln, sodass man schon fast versucht ist, sich beim Lesen fröstelnd über die Arme zu reiben. Das Interesse an dem Kriminalfall ist somit von Anfang an da und lässt auch im weiteren Verlauf der Handlung nicht nach.


    Das liegt sicher auch an den recht gegensätzlichen Protagonisten dieser Erzählung. Sie alle haben gewisse Eigenarten, die beim Leser die unterschiedlichsten Gefühle hervorrufen. Die Kommissarin Verena Hälble wirkt gründlich, aber durchaus sympathisch und liegt sehr oft im Wettstreit mit sich selbst. Ihr Kollege Fischer weckt dagegen zwiespältige Gefühle, da er sich nur schwer an eine weibliche Chefin gewöhnen kann, die Arbeitsplätze wechselt, sobald er sich von einer Freundin trennt und stets bewundert im Rampenlicht stehen möchte. Pater Pius ist keinesfalls weltfremd und verschroben. Er hat seine Schwächen und steht auch noch dazu. Dadurch wirkt er besonders sympathisch.


    Der Schreibstil der Autoren ist nicht nur locker und angenehm lesbar, sondern auch überraschend humorvoll. Man ist sich stets bewusst, dass die Handlung dieses Regionalkrimis im Schwabenland spielt. Die Bewohner des Städtchens sprechen so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und verwenden häufig den regionalen Dialekt. Dadurch wirkt die Erzählung besonders authentisch. Die Verwendung der Dialekte ist gut abgestimmt, sie nehmen also keinesfalls Überhand. Selbst wenn man nicht über die regionalen Sprachkenntnisse verfügt, sollte man den Gesprächen ohne Schwierigkeiten folgen können.


    Unterbrochen wird die Kriminalhandlung durch kurze Einschübe des Radiosenders "Donauwelle". Diese unterscheiden sich durch das Schriftbild von der eigentlichen Erzählung. Hier wird man mit regionalen Informationen versorgt und bekommt die Blitzerwarnungen der Umgebung geliefert. Entlaufene Hunde, Rabattschlachten der ansässigen Optiker, Hörerwünsche und Kurznachrichten lockern das Programm auf. Zunächst weiß man nicht, wie diese Einblendungen einzuordnen sind. Doch im weiteren Verlauf wird klar, dass sie nichts mit dem Kriminalfall zu tun haben, sondern nur als humorvolle Auflockerung zu betrachten sind. Leider gelingt das nicht immer, denn die hohe Anzahl der Einblendungen hemmt den Lesefluss der sonst so spannenden und humorvollen Krimilektüre.


    Die Kriminalhandlung ist durchgehend spannend. Das Autorenduo legt verschiedene Spuren aus, die man bereitwillig in die eigenen Ermittlungen einbezieht. Da Täter und Motiv lange im Dunkeln bleiben, ist die Spannung bis kurz vor Schluss gewährleistet. Das eigentliche Ende ist allerdings etwas enttäuschend, da es zu abrupt kommt. Man fühlt sich von den überraschenden Ereignissen und dem Abschluss etwas überrollt. Eine ausführlichere Schlussszene wäre hier wünschenswert gewesen. Das Kapitel " Was danach geschah..." liefert allerdings umfassende Informationen zum weiteren Geschehen. Dieser Teil versöhnt mit dem abrupten Ende und sorgt dafür, dass man das Buch mit einem zufriedenen Gefühl zusammenklappt.



    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen. Zum Inhalt haben meine Vorredner bereits vieles geschrieben, so dass ich nichts hinzufügen brauche.


    Mir ging es fast zu schnell in dem Krimi. Ein bisschen mehr Verwicklung hätte ich mir schon gewünscht auch wenn bis zum Schluss unklar war, wer der Täter war.


    Sehr amüsant fand ich die niedergeschriebenen Radiobeiträge. Besonders die Werbeblöcke mit den Rabattaktionen der örtlichen Optiker waren urkomisch und ließen mich oft schmunzeln. Auch wenn es nicht zum Genre passt, fand ich es als herrlichen Rahmen in dem Buch. Wer wird schon bei der Fallaufklärung vom örtlichen Radioprogramm begleitet?


    Von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: .

    :flower: Das Leben findet immer einen Weg und blüht pötzlich da wieder auf, wo man es am wenigsten erwartet.

  • Ich habe das Buch auch gelesen und war enttäuscht. Der Kriminalfall (bzw. die Kriminalfälle) war langweilig, die Ermittler provinziell und öde, der einzige Lichtblick war vielleicht Pater Pius.
    Die eingestreuten Radiomeldungen waren anfangs vielleicht noch ganz lustig, ab der 5. Wiederholung nervten mich die Optiker-Sonderangebote aber im Buch genauso wie Werbung im normalen Leben und ich hab diese Abschnitte nur noch überflogen.


    Für mich war das echt ein ziemlich schlechter Regionalkrimi, den ich nur aufgrund der Kürze überhaupt fertiggelesen habe.

  • Hallo!


    Da ich Bd. 2 nun in der Mache habe, schnell noch meinen Eindruck zu Bd. 1 :-,


    Grundidee der Handlung
    Spaichinger Konvent & Brüdergemeinschaft, die über eine Leiche stolpern....
    Da geht der Gedanke schon alleine in Richtung Schwarz-weiß Verfilmung mit Heinz Rühmann und dessen Rolle des Pater Brown. Oder wer hat noch nie von Bruder Cadfael , der berühmtesten Krimireihe Ellis Peters gehört oder gelesen?

    Sprache und Stil

    Der Krimi ist mit 227 Seiten sehr dünn und die Sprache leicht und flüssig zu lesen, so dass man das Buch sehr schnell weglesen kann. Selbst ich, die an dem Tag 9 Stunden gearbeitet habe, hat es an einem Tag durchgelesen, denn es war auch so spannend, daß ich jede freie Minute zu dem Buch griff.


    Figuren
    Das Autorenduo, welches jeder für sich schon Bücher veröffentlich hat, hat in ihrem ersten gemeinsamen Kriminalroman geschafft, ihre Figuren liebenswert, witzig und realistisch wirken zu lassen.
    Durch die Beschreibung des Lebens des Konvents alleine gewinnen die Charakter des Glaubensbrüder alle Sympatien des Lesers, so z.b. das Ritual, während den Mahlzeiten aus einem Krimi vorgelesen zu bekommen, oder aber die sonntägliche Angewohnheit gemeinsam Tatort-Folgen zu schauen und daraus ein Ratespiel zu deklarieren, bei dem jeder nach den ersten 20 Minuten seinen Tipp über den Mörder abgeben muß.
    unser Protagonist führt die Hitliste mit Abstand an....
    Auch ist er jemand der während dem Beichdienst Stephen King liest ....


    Aufmachung des Buches
    Wie schon geschrieben, ist das Buch recht dünn. Es ist in gewohnter Gmeiner-Verlagsqualität mit stabilem Taschenbuch-Einband.
    Das Cover zeigt passend zum Plot, einen hohen Turm (Dreifalligkeitstumr????) dessen Spitze im Nebel liegt und dadurch schon ein wenig geheimnisvoll und gruselig erscheint.


    Fazit
    Mir hat das Buch sehr sehr gut gefallen.
    Die Zwischenpassagen, zwischen den wechselnden Handlungssträngen aus Polizei- und Pater Pius-Sicht sind Radio Donauwellen Einspielungen.
    Ist zwar eine gute Überleitung, jedoch haben sie nicht wirklich zur Handlung beitragen und nervten zum Ende hin doch so sehr, dass ich sie überlas.
    Der Plot ist gradlinig und spannend aufgebaut ohne Längen und unnötige Ausschmückungen.
    Falls es einen weiteren Teil mit Pater Pius geben wird, bin ich auf alle Fälle dabei!!!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: