Rose-Anne Clermont - Buschgirl: Wie ich unter die Deutschen geriet

  • Was haben die Romane "My dear krauts" von Roger Boyes, "Nothing for ungood" von John Madison und "Buschgirl" von Rose-Anne Clermont gemeinsam? Alle handeln davon, wie der Ich-Erzähler des Buches (gebürtige(r) Amerikaner(in)/Engländer) Deutschland entdeckt hat. "Buschgirl: Wie ich unter die Deutschen geriet" habe ich gerade erst ausgelesen und möchte es euch nun vorstellen. Allerdings habe ich entschieden, dass ich diese Rezension etwas untypisch anfangen möchte. Untypisch deshalb, weil die ersten Sätze sich nicht direkt auf das Buch beziehen, sondern eine persönliche Einleitung darstellen werden.


    Wie einige von euch vielleicht schon auf meinem Blog gelesen haben, habe ich selbst ein Jahr in den USA gelebt. Daher habe ich die Unterschiede zwischen Deutschland und den Staaten persönlich erfahren und auch den Kulturschock, als ich wieder zurück nach Deutschland ging. Selbst nach nur einem Jahr hat man sich so stark an das Amerikanische gewöhnt, dass schon fast eine "Wiedereingliederung" nötig war ^^ Von daher habe ich selbst unzählige witzige Begebenheiten erlebt, die allein aus den Unterschieden der zwei Länder resultierten und war gespannt, was mich in "Buschgirl" erwartet.


    Das "Buschgirl" ist eine junge Frau, die in den USA aufgewachsen ist und haitianische Wurzeln besitzt. Dadurch hat sie eine dunkle Hautfarbe und ist deshalb sowohl in den USA als auch in Deutschland immer wieder aufgefallen. Als sie 17 Jahre alt ist verliebt sie sich in einen deutschen Austauschschüler, mit dem sie auch eine Beziehung führt. Jahre später fliegt sie nach Deutschland, da sie dort ein Stipendium für ein Studienjahr erhalten hat. Anschließend pendelt sie immer wieder zwischen den USA und Deutschland hin und her, u.a. wegen einem anderen Mann. Schlussendlich zieht sie ganz nach Deutschland, gründet dort eine Familie und lebt nun in Berlin.


    Das Buch erzählt das Leben von Rose-Anne Clermont in dem es auf kulturelle Unterschiede, witzige Vorfälle und Vorurteile hinweist. Es gab allerdings nur ein paar wenige witzige Stellen, in denen Missverständnisse durch die unterschiedlichen Sprachen entstanden sind. Ansonsten spielt Clermont mit Vorurteilen, die Menschen gegenüber Menschen anderer Länder (USA - Haiti, Deutschland - USA) oder anderer Hautfarbe haben. So muss sie sich zum Beispiel in Deutschland damit rumärgern, dass alle sie für eine Afrikanerin halten, die selbst bei 50°C noch nicht schwitzen sollte.


    Zitat

    "Ja genau, du erwartest, dass die Deutschen Englisch sprechen! Typisch amerikanisch. Das ist dir ja wohl klar? Wie dein oberflächliches Lächeln. Deine Höflichkeit. Das ist alles so was von - von amerikanisch." (Seite 39)


    Die Grundidee des Romans finde ich klasse: Eine Person entdeckt ein anderes Land, hat deshalb witzige Begebenheiten, ein paar Schwierigkeiten und stößt auf Vorurteile. Daraus könnte ein gutes Buch werden. Die Umsetzung fand ich allerdings ziemlich schwach. Die angeblich "amüsanten Erfahrungen" sind nur selten witzig, die einzelnen Kapitel wirken lieblos aneinandergereiht und ich finde es unstimmig, wenn die Protagonistin im Buch Vorurteile, die ihr entgegengebracht werden, anprangert, selbst aber erzählt, wie sie mit anderen Frauen ausländischer Herkunft über die Deutschen lästert. Was mich an dem Buch aber richtig gestört hat war folgendes: Es wird sofort klar, dass Rose-Anne Clermont eine dunkle Hautfarbe hat. Dieses wird im Buch auch sehr oft erwähnt, allerdings nie direkt. Sie benutzt dafür eine Umschreibung und sagt immer, sie sei berühmt oder dies und das passiere wegen ihrer Berühmtheit. Das zieht sie die ganzen 220 Seiten durch und hat mich wirklich angestrengt. Es gibt doch mittlerweile genügend politisch korrekte Wörter dafür. Kann man das Kind denn nicht beim Namen nennen?


    Fazit: Mich hat das Buch nicht gut unterhalten, eher gelangweilt und ich bin sehr enttäuscht, dass die gute Grundidee nicht umgesetzt wurde.



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