David E. Hilton - Wir sind die Könige von Colorado

  • Tod und Trauma in Colorado


    Originaltitel: Kings of Colorado
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bettina Arbabanell
    392 Seiten in 55 Kapiteln + Danksagung


    Klappentext:
    Will Shepard ist dreizehn Jahre alt, als er sich mit einem Messer gegen seinen gewalttätigen Vater zur Wehr setzt. Während der Vater überlebt, wird Will - eigentlich noch ein Kind - zu einem zweijährigen Zwangsaufenthalt auf einer abgelegenen Erziehungsranch hoch in den Bergen von Colorado verurteilt.
    Gemeinsam mit anderen Jugendlichen muss er dort wilde Pferde zähmen. Die Arbeit ist hart, und schon bald muss Will erfahren, dass auf dieser Ranch nicht nur der Wille von Tieren gebrochen werden soll. Doch er findet auch Freunde: Coop, Benny und Mickey, die eine verschworene Gemeinschaft bilden. Während die Jungen der Willkür der sadistischen Aufseher und eines hinterhältigen Mitgefangenen ausgesetzt sind, machen sie sich immer wieder gegenseitig Mut: "Scheiß auf die Welt da draußen. Hier drinnen sind wir Könige. Wir sind die Könige von Colorado."
    Als eines Tages Pferde ausbrechen, wird ein Trupp von Gefangenen und Wärtern aufgestellt, um die Tiere wieder einzufangen. Auch Will und seine Freunde nehmen an dieser Expedition teil - bei der es für die Jungen schon bald ums nackte Überleben geht.


    Über den Autor: (vom Klappentext kopiert
    David E. Hilton, Jahrgang 1974, ist als Junge oft mit seinen Eltern zum Skifahren in den Bergen gewesen. Auf dem Weg dorthin kam die Familie stets an einem verwitterten Schild mit der Aufschrift »Erziehungsanstalt« vorbei. Die Frage, wie diese Anstalt wohl ausgesehen und was sich dort ereignet haben mag, hat David E. Hilton nun mit seinem ersten Roman beantwortet. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Austin, Texas.


    Aufbau / Allgemeines:
    Will Shepard, über 60 Jahre alt, erlebt vor seinem Haus den Unfall eines Tiertransporters, bei dem ein Pferd getötet wird. Dadurch kommen Erinnerungen an seine Zeit im Erziehungscamp hoch, die er seit seiner Entlassung verdrängt hat. Aber jetzt kommen sie mit Wucht, und Will konfrontiert sich mit ihnen, indem er sie aufschreibt. Zunächst nur für sich, bis er einen unerwarteten Telefonanruf erhält.


    Inhalt:
    Wills Kindheit mit einer Mutter, die er innig liebt, und einem Vater, der ihn und die Mutter prügelt und quält, endet an dem Tag, an dem er seinem Vater ein Messer in den Leib sticht. Er wird zu zwei Jahren Haft im Erziehungscamp Swope, einer Pferderanch, verurteilt. 70-80 Jungen verbüßen dort ihre Strafen; sie verrichten alle notwendigen Arbeiten mit den Pferden und im Haus. Doch nicht die harte Arbeit ist die Strafe, sondern die Grausamkeit der Wärter und der Mitgefangenen. Einzig die Clique von vier Jungs, die sich zusammenschließen, und die Leiterin der Krankenstation, Doreen Little, geben Will Halt.


    Eigene Meinung:
    Dass das Buch das normal menschliche Gerechtigkeitsempfinden gewaltig strapazieren würde, konnte man nach der Leseprobe bereits ahnen, und es ist wirklich starker Tobak. Die Jugendlichen werden von Wärtern und andern Gefangenen geprügelt, misshandelt, sexuell missbraucht und getötet. Kein Kapitel ohne eine brutale Szene, die meisten davon detailliert beschrieben. Blut und Tränen fließen literweise. Es scheint bisweilen, als hätte der Autor sich selbst bei der Schilderung der Brutalität selbst übertreffen wollen. Und wenn man glaubt, schlimmer würde es nimmer, kann er noch eins draufsetzen. Ich gebe zu: Das Buch hat mich an die Grenze dessen geführt, was ich an Gewalttätigkeit in Büchern ertrage (z.B. Jagd auf Kinder und deren Erschießung).
    Wills Freunde sind, ähnlich wie er, Opfer ihrer Umgebung oder sitzen unschuldig ein. Die Wärter sind rohe, kaltherzige Monster ohne einen Funken Mitgefühl oder Entgegenkommen. (Der einzige, der anders ist, kündigt kurz nach Wills Ankunft.) Bis auf den grausamsten, Frank Croft, kann man sie nicht unterscheiden, sie sind alle gleich. Gleich böse, gleich unmenschlich, gleich niederträchtig. Sie erscheinen nicht als Personen, sondern als eine gesichtslose Gruppe Folter- und Tötungsmaschinen. In dieser Pauschalisierung und in der undifferenzierten Charakterbeschreibung liegt das große Manko des Buches.


    Fazit:
    Ein Buch, das den Leser in einen Sog aus Gewalt, Hass und Wut zieht. Wer das aushält, hat ein fesselndes Lese-Erlebnis vor sich.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



    Einmal editiert, zuletzt von Marie ()

  • Danke, Marie, für deine Rezension! Allein vom Klappentext her klingt das Buch total interessant, aber ich bin froh, dass du dem noch einiges hinzuzufügen hast! Denn man muss sicherlich mit Darstellungen von Gewalt rechnen, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie du es beschreibst. Jetzt bin ich sehr unschlüssig, wie ich das Buch auf meiner Wunschliste einordnen soll. Welchen Umfang nimmt denn der Teil der Handlung ein, wo es um die Expedition "draußen" geht Und wie sieht es dort mit diesen Beschreibungen aus? Hat das Buch überhaupt eine andere Handlung als Gewalt? 8-[

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • @ gaensebluemche,
    die Expedition beginnt auf Seite 262 und dauert genau 100 Seiten; das ist der heftigste Teil des Buches.
    Man kann nicht sagen, dass Handlung durch Gewaltszenen ersetzt wird, es geht auch und vor allem um Freundschaft und das Überleben, aber die gesamte Handlung ist von Gewalt durchsetzt und wird von ihr begleitet.
    Ehrlich gesagt: Wenn ich das Buch nicht bei vorablesen gewonnen hätte und mich verpflichtet fühlte, eine Rezension zu schreiben, hätte ich es etwa nach der Hälfte abgebrochen. Nicht weil es ein schlechtes Buch wäre, sondern weil ich die ständigen Schlägereien und die Brutalität nicht ausgehalten habe. Ich schaue mir ja nicht einmal Boxkämpfe im Fernsehen an, weil ich nicht sehen kann, wie sie sich vermöbeln. Auch wenns sportlich ist und beide es wollen.

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  • sondern weil ich die ständigen Schlägereien und die Brutalität nicht ausgehalten habe.


    So etwas mag ich auch nicht. Deshalb habe ich auch keinen Leseeindruck für dieses Buch geschrieben, obwohl ich es nicht uninteressant fand.


    Mein Gewinnbuch aus derselben Woche ist noch nicht mal eingetroffen und Du hast sogar schon die Rezi geschrieben. Ich frage mich wirklich, wo "Der Frauenjäger" bleibt, er sollte angeblich Anfang dieser Woche verschickt werden.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • @ Marie:


    Na gut. Dann bleibt das Buch auf alle Fälle erst mal auf der Wunschliste, aber kaufen werde ich es mir wohl nicht. Vielleicht läuft es mir mal in der Bibliothek über den Weg. Dann kann ich ja immer noch entscheiden, inwieweit ich die Gewaltszenen verkrafte.

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  • Danke für Rezi.
    Bin schon gespannt - hab´s ja auch bei Vorablesen gewonnen und nehme an, dass es dann nächste Woche da sein wird.


    Die Leseprobe hat mir sehr gefallen.....mal sehen, wie ich mir mit dem Rest tue. So viel Gewalt und Brutalität - naja, ich les ja viele Biografien/Schicksalserzählungen, da kommt das leider oft auch nicht zu kurz und ist pure Realität.


    Romane mit soviel Gewalt hab ich bisher - so glaube ich - noch nicht gelesen.

    _______________________________________________
    Gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen,
    die ich nicht ändern kann.
    Gib mir den Mut die Dinge zu ändern,
    die ich nicht akzeptieren kann.
    Und gib mir die Weisheit
    zwischen beiden unterscheiden zu können!!!

  • dass es dann nächste Woche da sein wird.


    Merkwürdig. Meins war am Dienstag, den 15. da, und wie man im vorablesen-Thread sieht, haben die meisten Gewinner es auch an diesem Tag bekommen.

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  • Merkwürdig


    Vielleicht wohnt Tipsy in Österreich? Helga bekommt ihre Bücher doch auch immer später als die anderen.
    Mein "Frauenjäger" ist heute endlich gekommen.

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  • Um es voraus zu schicken: ja, es werden brutale Szenen geschildert und es fließen Blut und Tränen. Aber es gibt auch Szenen, die den Leser berühren, Szenen voll Liebe und Zuneigung. Und wir lernen mit Miss Little einen wunderbaren Menschen kennen - einen Engel, mitten in der Hölle.


    Doch nun hier mein Eindruck:


    Zitat


    "Im Sommer 1963, als ich dreizehn war, stieß ich meinem Vater ein Davy-Crockett-Taschenmesser in die Brust. Das ist fast 50 Jahre her."
    Mit diesem Satz beginnt der Roman, in dem wir William Sheppard dabei begleiten, wie er seine Erinnerungen zu Papier bringt. Eigentlich hat er Angst vor diesen Erinnerungen, weil seine furchtbare Kindheit damit wieder real wird. Aber er möchte auch Gerechtigkeit üben und vielleicht sogar ein wenig Rache.


    Wir erfahren, wie es dazu kommen konnte, dass ein dreizehnjähriger Junge seinen Vater niedersticht. William hat mein vollstes Verständnis. Das schlimmste an der Situation ist, dass er doch seine Mutter schützen wollte, diese ihm nach der Tat aber mit Abscheu begegnet.


    Und nun beginnt der Leidensweg von William auf einer Farm irgendwo im Nirgendwo, die sich Erziehungsanstalt nennt, für William und seine Mithäfltinge zur Hölle wurde.
    Schnell schält sich heraus, wer die "Fieslinge" sind und in wem Will wahre Freunde finden wird. Und wieder einmal spielt ein Kartenspiel eine Rolle, wenn es um Akzeptanz geht... 4 Könige für die 4 Freunde, die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wissen, dass sie Freunde sind. Die Könige von Colorado!


    David E. Hilton schreibt schnörkellos und ohne Umwege. Diese Gradlinigkeit bringt sehr viel Tempo in die Geschichte, was mir sehr gut gefallen hat. Hilton schreibt auch schonungslos."Wir sind die Könige von Colorado" ist ein Buch über verlorende Unschuld und Freundschaft. Es ist ein Buch über die Kunst, dort wo Brutalität und Grausamkeit herrschen, Mensch zu bleiben. Über Kinder, die Dinge erleben müssen, die ihre Jugend viel zu früh beenden. "Keiner von uns wird je wieder derselbe sein.", sagt Mickey. Aber wichtig ist doch, dass sie sich nicht selbst verlieren.


    Am Ende blickt Will auf sein Leben zurück und sagt etwas erstaunliches:

    Zitat

    "Ich habe mein Leben geliebt und bin geliebt worden, und ich glaube, das ist das Größte was man überhaupt erreichen kann. "


    Einen besonderen Pluspunkt verdient das Ende. Als ich dachte, die Geschichte von William Shepard ist zu Ende, genauso wie sein Leben, gibt Hilton dem ganzen nochmals eine Wende - mehr sei nicht verraten.


    Von mir erhält das Buch volle :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Hiri, danke für deine Eindrücke! Jetzt bin ich eigentlich doch wieder total interessiert an diesem Buch. O:-)

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


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  • Merkwürdig. Meins war am Dienstag, den 15. da, und wie man im vorablesen-Thread sieht, haben die meisten Gewinner es auch an diesem Tag bekommen.


    €nigma hat recht - bin aus Österreich. Und da dauert´s immer eine Woche länger! :wink:
    Also rechne ich mit dieser Woche Di oder Mi!

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    Gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen,
    die ich nicht ändern kann.
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    die ich nicht akzeptieren kann.
    Und gib mir die Weisheit
    zwischen beiden unterscheiden zu können!!!

  • Durch eine Sterbende weiße Stute an seine schlimme Vergangenheit erinnert, entschließt sich William Shepard in einer Schlaflosen Nacht, dazu einen Teil seiner Jugendzeit niederzuschreiben. Ein Teil, der von Gewahlt und Demütigung dominiert war.


    Zitat

    "Im Sommer 1963, als ich dreizeh Jahre alt war, stieß ich meinem Vater ein Davy- Crocket- Taschenmesser in die Brust"


    So beginnt William's Geschichte. Nach Jahren der Dehmütigung und der Gewalt, die von Will's Alkoholkranken Vater ausgingen, sieht William rot. Um seine Mutter zu beschützen, die seit Jahren von ihrem Mann geschlagen, vergewaltigt und drangsaliert wurde, sieht William nur noch einen ausweg. Er sticht seinen Vater nieder. Aufgrund seiner Tat muss will, auf die Erziehungsranch in den Rocky Mountains. Dort lernt Will neben Brutaler Gewahlt auch 3 Jungen kennen, Benny, Mickey und Coop. Die drei werden Freunde und geben sich in der Hölle immer wieder halt.
    Eines Tages, brechen ein paar Pferde aus der Ranch aus. Mehrer Gefangene und Werter, werden aufgestellt, um die Tiere wieder zurück zu bringen. Auch Will und seine Freunde sind dabei doch dieser Trip, zeigt ihnen, was wirklich die Hölle auf Erden ist.


    Mir fällt es sehr schwer, diesen Roman zu bewerten. Auf der einen Seite, ist mir immer wieder schlecht geworden, von den brutalen Gewahltszenen, die eine schlimmer als die andere, die der Autor offen und detaliert beschreibt. Auf der anderen Seite steht die Freundschaft der Jungs und die Krankenschwester, Miss Little, als starken Kontrast zur Gewahlt. Ich muss erlich sagen, dass ich nicht weiß ob ich den Roman fertig gelesen hätte, wenn ich ihn nicht für Vorablesen Rezensieren sollte. Das fertig lesen hat sich an für sich aber gelohnt, auch wenn irgendwann die Tränen flossen. Ich würde diesen Roman nur Menschen empfehlen, die einen wirklich straken Magen haben und den Gewaltszenen nicht allzuviel ausmachen.

  • Das Leben des 13-jährigen William Paul Sheppard ist geprägt von Gewalt. Sein alkoholkranker Vater misshandelt ihn und auch Wills Mutter fast täglich. An manchen Tagen muss Will die Musik lauter drehen, um nicht zu hören, wie seine Mutter von ihrem Mann vergewaltigt wird.


    Eines Tages fällt sein Vater im Alkoholrausch wieder über seine Mutter her und bricht ihr mit einem Kochtopf den Arm. Will, der seine Mutter über alles liebt, versucht, sie zu beschützen und greift zum Taschenmesser. Die Stiche perforieren zwar die Lunge seines Vaters, sind jedoch nicht tödlich.


    Im Prozess verkündet der Richter das Urteil: Vierundzwanzig Monate in einer Erziehungsanstalt in Colorado. Für Will bedeutet das zwei gestohlene Jahre seines Lebens – und zwei Jahre, in denen er seine Mutter vor den Attacken seines Vaters nicht beschützen kann. Dass die Swope Ranch, die für die nächsten Jahre sein neues zu Hause werden soll, noch brutaler sein wird, als die Schläge seines Vaters, kann er nicht ahnen. Die Ranch, auf der Wildpferde durch die jugendlichen Insassen gezähmt werden, benötigt keine Mauern und Zäune, denn sie liegt in einem Tal, das mehr als viertausend Meter über dem Meeresspiegel liegt. In den zwölf Jahren, die diese Ranch als Erziehungsanstalt dient, hat nicht einer der Insassen einen Fluchtversuch unternommen. Aber jeder Versuch hätte unweigerlich mit dem Tod des Flüchtenden geendet und das wird auch Will gleich an seinem ersten Tag vom Direktor Walter Barrow unmissverständlich klargemacht.


    Auf der Ranch sitzen neunundsiebzig Jungen ihre Strafe ab und Will merkt recht bald, dass dort die Gesetze des Stärkeren gelten und sowohl unter den Mitgefangenen als auch den Aufsehern einige Sadisten sind. Die einzigen Freunde findet er in Mickey, Coop, Benny und der schwarzen Krankenschwester Miss Little. Nur sehr schlecht kommt Will mit den Hasstiraden einiger Mitgefangenen zu Recht, die sich auch oft gegen seine Freunde richten.


    Als eines Tages ein paar Pferde ausbrechen, sieht sich ein Trupp Gefangener und Wärter vor dem Problem, die Pferde wieder einzufangen. Unter ihnen: Will und seine Freunde, aber auch ihr Erzfeind Silas und der sadistische Aufseher Frank Kroft, der sich öfter mal an einigen schwächeren Jungen vergreift. In der Nacht gelingt es Silas, die Waffe eines Aufsehers zu entwenden und es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod …


    Schon allein das Cover des Romans vermittelt dem Leser, dass es hier um eine düstere Geschichte geht. Dunkle Wolken über den unendlichen Weiten Colorados. Der Blick auf den Horizont ist ein Blick in schwarze Finsternis. Der Autor schreibt sehr direkt und schont seine Leser nicht. Deswegen würde ich Menschen, die Gewaltszenen nur schwer verarbeiten können auch von diesem Buch abraten.


    Während der ganzen Zeit des Lesens hat mich das Gefühl von ständiger Beklemmung und Hilflosigkeit begleitet. David E. Hilton lässt den Roman mit einem Unfall beginnen, bei dem ein Pferd ums Leben kommt. Zeuge dieses Unfalls ist der 62-jährige William Sheppard. Der Tod der weißen Stute ruft ein Schlüsselerlebnis in ihm hervor und bringt ihn dazu, seine Erinnerungen an den Sommer 1963, als er mit dreizehn Jahren seinem Vater ein Messer in die Brust sticht, aufzuschreiben. „In diesem Moment kamen die Menschen und Orte, die ich so lange hinter jener verschlossenen Tür eingesperrt hatte, wieder zum Vorschein, und ich wurde von der Vergangenheit überrollt.“


    Ich habe selten einen Autor erlebt, der einen Roman mit so viel Intensität schreibt, wie David E. Hilton. Fast könnte man davon ausgehen, dass Hilton selbst diese Geschichte so erlebt hat. Aber dem ist nicht so und man mag es fast nicht glauben. Schon gleich von Beginn an, war ich wie gelähmt und gleichzeitig gefesselt von dieser Brutalität, die Wills Leben beherrscht. Sein Vater nennt ihn Mädchen oder Schwuchtel. Die Schläge, die er von ihm bekommt, schmerzen nicht annähernd so sehr, wie die Schwäche seiner Mutter. Immer und immer wieder verteidigt sie ihren Ehemann und sagt, dass er ein guter Mann ist. Als Will seinen Vater in seiner Verzweiflung niedersticht, sieht ihn die Mutter ganz entsetzt und voller Abscheu an und fragt ihn: „Wie konntest du das tun, William! Oh, mein Gott. Wie konntest du nur!“


    Dass Will sich in diesem Moment nicht verraten gefühlt hat, sondern nur Mitleid mit seiner Mutter hatte, ist für mich nur sehr schwer nachzuvollziehen. Genauso habe ich mich ständig gefragt, wie er diese zwei Jahre auf der Ranch psychisch überstehen konnte. Der Autor hat die Gewaltszenen so detailliert beschrieben, dass ich Tränen in den Augen hatte. Und niemand, wirklich niemand hat es geschafft, sich dagegen aufzulehnen. Wenn ich den Roman mit einem Wort beschreiben müsste, würde mir nur eines einfallen: SCHMERZ


    Das Thema Freundschaft nimmt in diesem Buch einen sehr hohen Stellenwert ein und gerade dort läuft der Autor mit seiner gefühlvollen Art zu Schreiben, zur Höchstform auf. Die Beschreibungen von den Gefühlen und Gedanken der Jungen, die sind so authentisch, dass man einfach mit leidet. Die seltenen Augenblicke des Glücks werden mit den nächsten Schicksalsschlägen gleich wieder zu Nichte gemacht. Der Tod ist in diesem Buch ein treuer Weggefährte und ich konnte mich damit nur schwer arrangieren.


    Trotzdem kann ich sagen, dass „Wir sind die Könige von Colorado“ eins der besten und intensivsten Bücher ist, welches ich in letzter Zeit gelesen habe. Selbst nachdem ich es schon seit ein paar Tagen ausgelesen habe, wühlt es mich immer noch auf und ich könnte schon wieder weinen. Weinen um die vielen Wills in dieser Welt, die es noch gibt und deren Leben geprägt ist, von Hass, Brutalität, Korruption und tiefer Hoffnungslosigkeit. Ich danke David E. Hilton für ein Buch, das uns daran erinnert, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben, Freundschaften zu pflegen und es nicht als selbstverständlich anzusehen, wie gut es uns allen geht.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann!"


    :love: :love: :love:

  • So, heute Nacht bin ich damit fertig geworden:



    Klappentext:


    Will ist dreizehn Jahre alt, als er sich nicht mehr anders zu helfen weiß: Im Sommer 1963 stößt er seinem gewalttätigen Vater ein Messer in die Brust. Der Vater überlebt, und Will wird dazu verurteilt, zwei Jahre auf einer abgelegenen Ranch in den Bergen von Colorado zu verbingen. Gemeinsam mit anderen straffälligen Jugendlichen soll er dort wilde Pferde zähmen. Doch schon bald stellt sich heraus, dass auf dieser Ranch nicht nur der Wille von Tieren gebrochen werden soll.


    Inhalt:


    Der Unfall eines Pferdehängers, wobei eine hübsche Schimmelstute zu Tode kommt weckt in William Sheppard Erinnerungen.
    Erinnerungen die er weggesperrt hatte, Erinnerungen die lange zurück liegen.
    62 jahre und gerade eben arbeitslos geworden beschließt der Witwer seine Geschichte aufzuschreiben, damit sie nicht für immer in Vergessenheit gerät.
    Und er erzählt.
    Von seiner Kindheit mit einem Trinker als Vater, der sowohl seine Mutter als auch ihn regelmässig verprügelt hat.
    Davon, dass es irgendwann als er dreizehn Jahre alt war eskaliert ist und er - um seine Mutter zu beschützen - seinem Vater das Messer in die Brust gestochen hat.

    Er wird daraufhin zu zwei Jahren in einer Erziehungsanstalt in den Bergen von Colorado verurteilt.

    Was er dort erlebt würde man wohl als etwas bezeichnen, was man normalerweise nicht beschreiben kann.
    Hass, Wut, Aggressivität, Brutalität - sowohl von Seiten der Erzieher als auch zwischen den Jugendlichen untereinander.
    Aber trotz des täglichen Kampfes ums Überleben sind da auch ganz zarte Knospen von Freundschaft und Liebe.
    Besonders die Krankeschwester Miss Little, welche dafür da ist die Jungs nach Misshandlungen und Rauferein wieder zusammenzuflicken schenkt Will und seinen Freunden Benny, Mickey und Coop sehr viel Nähe und Wärme.


    Und dann sind da noch die Pferde.
    Nach einem schweren Unfall mit der Stute Reaper wird Benny mehr tot als lebendig weggebracht. Will macht sich Vorwürfe, dass er Mitschuld an dieser Tragödie hat. Er nimmt sich heimlich der wilden und aggressiven Stute an und schafft es tatsächlich ihr Vertrauen zu gewinnen.
    Das gefällt dem Mithäftling Silas gar nicht. Ihm gefällt nämlich gar nichts, außer die anderen Jungs zu quälen und misshandeln.


    Nach dem Ausbruch einiger Pferde in die Wildnis der Berge müssen einige Jungs mit auf die Suche. Es wird zu einem Kampf um Leben und Tod. Einen Kampf, der durch Silas mehr das Gesicht des Todes trägt als den des Lebens.


    Als Will seine Geschichte fertig geschrieben hat, er sein Leben quasi ein zweites Mal durchgemacht hat, steht für ihn etwas fest.
    Wird er den Kampf ums Überleben neuerlich gewinnen oder nicht?
    Und was hat die schöne Miss Little mir diesem Ausgang zu tun?


    Meine Meinung:


    Harte Kost. Aber trotzdem hat es Davd E. Hilton in jeder Zeile geschafft mich zu fesseln. Und man glaubt so fest daran, dass Will seine Lebensgeschichte aufgeschrieben hat, dass man ganz vergisst, dass es sich ja um einen Roman und keine Biographie handelt.


    Wobei die Tatsache, dass es sich um einen Roman handelt den Leser vielleicht hoffen lässt, dass es in der Realität hoffentlich nicht ganz so brutal zugehen darf. Wovon ich persönlich ja leider nicht ganz überzeugt bin.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

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    die ich nicht ändern kann.
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    die ich nicht akzeptieren kann.
    Und gib mir die Weisheit
    zwischen beiden unterscheiden zu können!!!

  • Ein Mann wird Zeuge eines Unfalls, bei dem ein Pferd zu Tode kommt. Dies ist der Auslöser dafür, dass seine Vergangenheit ihn wieder einholt und er schreibt seine Geschichte auf, wie er als dreizehn Jähriger auf eine Ranch für jugendliche Straftäter kommt und was er während dieser Zeit alles erlebt. Es geht um Freundschaft, Schikane und Mord.


    David E. Hilton schafft es einen mit seinem Buch in den Bann zu ziehen. Die Sprache ist lebendig und eindringlich.


    Die Personen sind gut gezeichnet und man kann mit ihrem Schicksal mitleiden. Die Welt auf der Ranch ist keine reine Schwarz-Weiß-Zeichnung. Sie ist auch durch Graustufen geprägt, die diese Geschichte nur noch umso lebendiger macht. Es gibt Zeiten der Freude aber auch der Trauer und Angst.


    „Wir sind die Könige von Colorado“ ist eines dieser Bücher, die man einem Rutsch durchlesen kann, wenn man sich die Zeit dazu nimmt. Ein gut geschriebener Roman mit interessanten Charakteren und ihren Geschichten, wie sie auf diese Ranch in Rockys von Colorado gekommen sind.
    Von mir bekommt das Buch gute :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne.

  • Hauptfigur des Debütromans von David E. Hilton ist William Sheppard, der von seiner bis ins Alter verdrängten, schrecklichen Jugendzeit in den sechziger Jahren erzählt. Im Alter von dreizehn Jahren sticht William auf seinen Vater ein, als dieser wieder einmal die Mutter schlägt und missbraucht. Daraufhin wird William zu einem zweijährigen Aufenthalt auf einer sogenannten Erziehungsranch in den Bergen von Colorado verurteilt. Dort regieren eigene Gesetze. Der Alltag zwischen zu zähmenden Pferden und skrupellosen Aufsehern ist rau und grausam, gnadenlos und unbarmherzig. Trotzdem gibt es kleine Lichtblicke, nämlich das Erleben von Freundschaft und Zusammengehörigkeit unter vier gleichgesinnten Jungs, die sich in Anlehnung an ein Kartenspiel die Könige von Colorado nennen. Eines Tages brechen mehrere Pferde aus, die Suche nach ihnen beginnt und die Situation eskaliert.
    David E. Hilton beschreibt William's Geschichte zwar nüchtern, aufgrund der geschickt gewählten Ich-Form jedoch sehr eindringlich. Die Handlung ist besonders am Anfang des Buches mitreißend und fesselnd. Allerdings reiht sich im Verlauf des Geschehens ein brutales Ereignis an das andere, so dass ich mit der Zeit die Lust am Lesen verlor. Auf der Ranch, auf der unmenschliche, kaum als solche zu bezeichnende Erziehungsmethoden herrschen, gibt es entweder Gut oder Böse, und das Böse ist an Härte kaum zu überbieten. Ob die ausführlichen und sich wiederholenden Schilderungen von Gewaltszenen wirklich nötig gewesen sind, bleibt für mich fraglich. Meiner Meinung nach hemmen sie das Fortschreiten der Handlung und gehen auf Kosten der Charakterisierung der Personen, denn gerade über William's Freunde und ihre Vorgeschichten hätte ich gerne mehr erfahren. Auch mit dem Ende, das in Bezug auf William's Schicksal vielleicht versöhnlich stimmen mag, kann ich mich nicht so recht anfreunden.
    Der Roman hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Auf der einen Seite haben mir Sprach- und Erzählstil des Autors gut gefallen, auf der anderen Seite habe ich Tiefgang und Sensibilität vermisst und war stattdessen mit jeglicher Form von Brutalität konfrontiert.
    Ich hatte mich auf William, seine Freunde und Colorado gefreut. Daß dieses Leseerlebnis kein Zuckerschlecken wird, war mir im Vorhinein klar. Doch von der Umsetzung eines interessanten und realitätsnahen Themas bin ich insgesamt gesehen enttäuscht.

  • Und hier mein Fazit nach dem lesen des Buches......


    Ein aufwühlendes Buch ist dieses Werk von David E. Hilton.
    Es katapultiert den Leser in die nicht allzu weit entfernte Vergangenheit der 60er Jahre in Amerika.
    Der Mittfünfziger William Sheppard sieht auf der Straße ein Pferd verenden und damit bricht für ihn sein Lebenstrauma wieder auf. Emotionsgschüttelt beginnt er, das was ihn formte aufzuschreiben und endlich einmal in Worte zu fassen.
    Aufgewachsen ist er in einem gewaltätigen Haushalt. Seine Mutter und er, sind den Übergriffen des stets alkoholisierten Vaters ausgesetzt. Will bekommt mehr als einmal mit wie seine Mutter verprügelt und vergewaltigt wird. In seiner Verzweiflung ihr helfen zu wollen,dieses Drama zu beenden, sticht er seinen Vater eines Tages nieder.Nach der Tat steht seine Mutter aber weiterhin zu ihrem prügelnden Ehemann und nicht zu ihrem Sohn. Das Urteil für ihn lautet 2 Jahre Erziehungscamp auf einer abgelegenen Pferderanch in den Bergen von Colorado.
    Die Monate dort werden für ihn zu noch viel Schlimmerem werden, als es sein familiäres Umfeld je war. Der Direktor und der überwiegende Teil der Aufseher führen dort in der Abgeschiedenheit der Berge eine rigide,autoritäre,sadistische-gewalttätige Einrichtung, die Jugendlichen unterschiedlichster Coleur den Willen brechen soll. Prügelinitiationen werden veranstaltet, bei denen die Aufseher Wetten abschließen, kleinste Vergehen werden mit Bunkerhaft geahndet, verrohte, psychopathische Mitinsassen dürfen an ihren Leidensgenossen schalten und walten wie sie wollen und es wird darüber hinweggesehen.
    In dieser grausamen Umgebung gibt es nur punktuell Erwachsene die den Jungs etwas wie Wohlwollen oder Herzenswärme entgegenbringen. Miss Little die schwarze Krankenschwester ist eine von ihnen. Ein kleiner Lichtstreif, der es schafft gütig und dennoch streng zu sein und der es einigen ermöglicht nicht völlig unterzugehen und jegliche Grenzen zu überschreiten.
    In dieser an sich asozialen Umgebung findet Will eine Truppe von drei weiteren Jungs die sich irgendwann die" Könige von Colorado" nennen, weil in ihren Träumen ja doch alles möglich ist. Dieses Quartett gibt sich Halt und schafft sich kleine Fluchten im Kartenspiel und Geschichten erzählen, bei der Arbeit in den Pferdeställen der Ranch und im Laufe der Zeit erfährt man von jedem den Grund seines Hierseins auf der Ranch. Keine harten, abgeklärten Gewalttäter, sondern zum Teil Unglücksvögel und Verzweifelte, deren Versuche ihrem Leben eine Wende zu geben oder jemandem zu helfen eskalierten und schiefgingen.Die Notsituation und das Ausgeliefertsein schweißt sie hier zusammen. Viel Zeit wird diesem Freundeskleeblatt nicht bleiben, zu unerbittlich sind die gewalttätigen Übergriffe und Entgleisungen des Aufsehers Frank Kroft und des Mithäftlings Silas Green..und der brachiale Showdown nimmt in den Bergen seinen Lauf, als einige Aufseher und Häftlinge entlaufene Mustangs einfangen sollen......
    Hilton hat ein bedrückendes und dunkles Buch geschrieben, dass einen dennoch nicht loslässt. Ein Buch das einen oft wütend macht, angesichts des Ausgeliefertseins der Jungen und der Macht der einzelnen Aufseher. Gewalt erzeugt aber auch wieder Gewalt, denn es geht ums nackte Überleben. Wie weit muss man stillhalten und sich drangsalieren lassen? Wo ist Schluß damit? Welchen Preis bezahlt die eigene Seele und Psyche für die Gegenwehr? Wird man selbst zum sadistischen Monster oder lässt sich brechen? Tut sich ein gangbarer Mittelweg auf? Viele Fragen und viel Potenzial zum Nachdenken bietet dieses Buch.Es ist kein Bericht von realen Geschehnissen, aber dennoch mit Gewissheit in etlichen Erziehungsanstalten vorgekommen. Nicht nur in Amerika........
    Ein Buch ohne Happy End, aber mit einem dezent-versöhnlichen Schluß.Ein Buch, das sich als Leseeindruck tief eingräbt.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :P Ich lese gerade: "Die eisblaue Spur" Yrsa Sigurdardottir


    :musik: Ich höre gerade: "Der Vollstrecker"


    Gelesene Bücher 2011: 23

  • Zum Inhalt:
    William Sheppard ist 62, gerade wurde ihm seine Stelle gekündigt. Als er einen Autounfall beobachtet, bei dem ein Pferd schwerverletzt wird und dann auf der Straße stirbt, kommen in ihm die Erinnerungen an seine Jugend hoch und er beschließt, diese aufzuschreiben.
    Mit 13 Jahren hat er versucht, seinen Vater umzubringen, einen gewalttätigen Alkoholiker, der ihn und die Mutter regelmäßig verprügelt hat. Aber anstatt dafür gelobt zu werden, ist seine Mutter entsetzt und das Gericht verurteilt ihn zu 2 Jahren Erziehungsanstalt, auf der Swope Ranch in Colorado. Diese Ranch liegt tief in den Rocky Mountains und dort werden Wildpferde gezähmt sowie straffällig gewordene Jungs „therapiert“.
    Den Jungs wird erzählt, es wäre ein Privileg, dass sie ihre Strafe dort in der Natur abarbeiten dürfen anstatt im Knast zu sitzen. Doch sehr schnell stellt sich heraus, welche Zustände auf der Ranch herrschen. Kämpfe zwischen den Jungs sind nicht nur nicht untersagt, die Aufseher und der Anstaltsleiter wetten sogar auf den Sieger. Die Aufseher sind größtenteils Sadisten, laufen mit Waffen herum und scheuen deren Einsatz nicht, obwohl es doch eigentlich sowieso keine Fluchtmöglichkeit in der Einsamkeit des Gebirges gibt. Jeder mit einem Funken Menschlichkeit in sich, verlässt die Ranch wieder so schnell er kann, außer der Krankenschwester, die für die Jungen wenigstens ein kleiner Lichtblick ist.
    Trotz alledem findet Will relativ schnell Anschluss an einige der anderen Jungen und es entwickeln sich zaghafte Freundschaften. Benny, Mickey, Coop und er spielen abends gemeinsam Karten und stehen auch sonst füreinander ein – soweit sie können, denn andere sind oft stärker.
    Während die Jungs sich mit dem Leben auf der Ranch und den teilweise fürchterlichen Geschehnissen irgendwie arrangieren und sich nicht unterkriegen lassen, beginnt das wahre Grauen, als eine Gruppe Aufseher und Jungen sich auf den Weg ins Gebirge macht, um einige entlaufene Pferde wieder einzufangen.

    Meine Meinung:
    Ein sehr fesselnder und zugleich ungemein beklemmender Roman. Dass das Erziehungssystem sowie Wertmaßstäbe in den USA der 60er Jahre sicher etwas völlig anderes waren als heute, ist das eine. Unfassbar aber das tägliche Grauen, das diese Jungs erleben mussten und das aus der Perspektive des erwachsenen Will so nüchtern geschildert wird. Man weiß vom Prolog her, dass er diese langen 2 Jahre offensichtlich überleben wird, aber während der Erzählung zweifelt man des Öfteren daran, dass er aus alldem heil herauskommen wird.
    Während auf der einen Seite die sowohl körperlichen als auch emotionalen Grausamkeiten geschildert werden, wird andererseits eine Geschichte von Freundschaft erzählt, wie man sie selten findet. Diese Jungs werden durch die Geschehnisse zu derart engen Kameraden zusammengeschweißt – aber auch ihre Freundschaft hilft ihnen oft nichts, nicht alle überleben ihre Strafe auf der Ranch. Während die ersten zwei Drittel des Buches das Grauen eher unterschwellig schildern und auch immer wieder Raum für Hoffnung lassen, eskaliert die Situation endgültig, als die Gruppe sich auf die Suche nach den entlaufenen Mustangs macht. Was hier an Grausamkeiten geschieht, ließ mich beim Lesen mehr als einmal Innehalten und Schaudern. Wie Menschen einander derartiges antun können, übersteigt meinen Horizont. Und trotzdem immer wieder der Funke der Freundschaft, der einem Hoffnung gibt, dass nicht alle so sind, dass es inmitten des Bösen auch etwas Gutes gibt, das nicht zerstört werden kann!

  • Meine Meinung:


    "Keiner von uns wird je wieder derselbe sein."


    Das Buch wird der Leseprobe, die ich vor ein paar Jahren gelesen habe und so gut fand, absolut gerecht.
    Die Geschichte fängt mit einem wirklich bedrückend dramatischen, ersten Satz an, woraufhin ich Fesselndes erwartet habe. - Das habe ich auch bekommen. Ich wurde nicht enttäuscht.


    Will Sheppard wird Zeuge eines Autounfalls mit einem Anhänger, in dem eine weiße Stute transportiert wird. Das wunderschöne Pferd stirbt dabei und Will kann nichts tun. Die tote Stute lässt Erinnerungen in ihm wach werden, die er nie ganz verarbeitet hat. Weil ihn diese Situation, in der seine Vergangenheit wieder hochgekommen ist, nicht mehr loslässt, setzt er sich Zuhause entschlossen hin und beginnt das aufzuschreiben, was ihn schon seit Jahren quält...
    Alles beginnt damit, dass der 13-jährige Will, nachdem er seinem Vater ein Messer in die Brust gestochen hat, auf eine Erziehungsranch in Colorado, die weit abgeschieden von der Zivilisation liegt, gebracht wird.
    Zuerst sah es für Will so aus, als ob er dort nicht so schnell Anschluss finden würde, doch schon bald haben die 4 Jungs Will, Mickey, Benny und Coop zueinander gefunden, die fortan die besten Freunde sein sollten, und geglaubt haben, sie könnten dort in dieser Hölle, die "Könige von Colorado" sein...


    Was das Vierergespann auf dieser Ranch alles durchmachen und sich gefallen lassen muss, was die Freunde alles erleben und welchen Ungeheuern sie sich stellen müssen - all das war so, ich weiß nicht, mir fehlen die Worte. So dramatisch, traurig und böse, aber vor allem unglaublich unfair. Ich habe mit den Charakteren mitgelitten wie selten bei einem Buch.
    Für Will hatte ich gleich von Anfang an tiefe Sympathie und Verständnis empfunden, bei den anderen Jungs hat es auch nicht lange gedauert, bis sie mir ans Herz gewachsen sind.
    Ich wollte die ganze Zeit, dass auch mal was Schönes auf dieser Ranch passiert. Aber bis auf die tiefe Freundschaft untereinander, die immer wieder so richtig schön in den verschiedensten Situationen beschrieben wurde, kann man kaum von etwas zusätzlich Positivem für die Freunde sprechen.
    Oja! Positiv war auch noch die Hoffnung, die zwischendurch kurz aber doch wiederkehrend, zwischen den Zeilen herauszulesen war. Vielleicht hat es das sogar noch einen Ticken dramatischer gemacht, jedenfalls war das für mich einfach die richtige Mischung, um mich in die richtige emotionale Stimmung zu versetzen. Deswegen weiß ich, dass ich das Buch definitiv nicht so schnell vergessen werde.


    Also das ist nur zum Ende hin eine schöne Geschichte, der ganze Rest ist mehr oder minder harte Kost. Wie Freundschaft und Hoffnung darin aber dargestellt und beschrieben wird, macht diese Lektüre unheimlich lesenswert!


    5 Sterne!