Tod und Trauma in Colorado
Originaltitel: Kings of Colorado
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bettina Arbabanell
392 Seiten in 55 Kapiteln + Danksagung
Klappentext:
Will Shepard ist dreizehn Jahre alt, als er sich mit einem Messer gegen seinen gewalttätigen Vater zur Wehr setzt. Während der Vater überlebt, wird Will - eigentlich noch ein Kind - zu einem zweijährigen Zwangsaufenthalt auf einer abgelegenen Erziehungsranch hoch in den Bergen von Colorado verurteilt.
Gemeinsam mit anderen Jugendlichen muss er dort wilde Pferde zähmen. Die Arbeit ist hart, und schon bald muss Will erfahren, dass auf dieser Ranch nicht nur der Wille von Tieren gebrochen werden soll. Doch er findet auch Freunde: Coop, Benny und Mickey, die eine verschworene Gemeinschaft bilden. Während die Jungen der Willkür der sadistischen Aufseher und eines hinterhältigen Mitgefangenen ausgesetzt sind, machen sie sich immer wieder gegenseitig Mut: "Scheiß auf die Welt da draußen. Hier drinnen sind wir Könige. Wir sind die Könige von Colorado."
Als eines Tages Pferde ausbrechen, wird ein Trupp von Gefangenen und Wärtern aufgestellt, um die Tiere wieder einzufangen. Auch Will und seine Freunde nehmen an dieser Expedition teil - bei der es für die Jungen schon bald ums nackte Überleben geht.
Über den Autor: (vom Klappentext kopiert
David E. Hilton, Jahrgang 1974, ist als Junge oft mit seinen Eltern zum Skifahren in den Bergen gewesen. Auf dem Weg dorthin kam die Familie stets an einem verwitterten Schild mit der Aufschrift »Erziehungsanstalt« vorbei. Die Frage, wie diese Anstalt wohl ausgesehen und was sich dort ereignet haben mag, hat David E. Hilton nun mit seinem ersten Roman beantwortet. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Austin, Texas.
Aufbau / Allgemeines:
Will Shepard, über 60 Jahre alt, erlebt vor seinem Haus den Unfall eines Tiertransporters, bei dem ein Pferd getötet wird. Dadurch kommen Erinnerungen an seine Zeit im Erziehungscamp hoch, die er seit seiner Entlassung verdrängt hat. Aber jetzt kommen sie mit Wucht, und Will konfrontiert sich mit ihnen, indem er sie aufschreibt. Zunächst nur für sich, bis er einen unerwarteten Telefonanruf erhält.
Inhalt:
Wills Kindheit mit einer Mutter, die er innig liebt, und einem Vater, der ihn und die Mutter prügelt und quält, endet an dem Tag, an dem er seinem Vater ein Messer in den Leib sticht. Er wird zu zwei Jahren Haft im Erziehungscamp Swope, einer Pferderanch, verurteilt. 70-80 Jungen verbüßen dort ihre Strafen; sie verrichten alle notwendigen Arbeiten mit den Pferden und im Haus. Doch nicht die harte Arbeit ist die Strafe, sondern die Grausamkeit der Wärter und der Mitgefangenen. Einzig die Clique von vier Jungs, die sich zusammenschließen, und die Leiterin der Krankenstation, Doreen Little, geben Will Halt.
Eigene Meinung:
Dass das Buch das normal menschliche Gerechtigkeitsempfinden gewaltig strapazieren würde, konnte man nach der Leseprobe bereits ahnen, und es ist wirklich starker Tobak. Die Jugendlichen werden von Wärtern und andern Gefangenen geprügelt, misshandelt, sexuell missbraucht und getötet. Kein Kapitel ohne eine brutale Szene, die meisten davon detailliert beschrieben. Blut und Tränen fließen literweise. Es scheint bisweilen, als hätte der Autor sich selbst bei der Schilderung der Brutalität selbst übertreffen wollen. Und wenn man glaubt, schlimmer würde es nimmer, kann er noch eins draufsetzen. Ich gebe zu: Das Buch hat mich an die Grenze dessen geführt, was ich an Gewalttätigkeit in Büchern ertrage (z.B. Jagd auf Kinder und deren Erschießung).
Wills Freunde sind, ähnlich wie er, Opfer ihrer Umgebung oder sitzen unschuldig ein. Die Wärter sind rohe, kaltherzige Monster ohne einen Funken Mitgefühl oder Entgegenkommen. (Der einzige, der anders ist, kündigt kurz nach Wills Ankunft.) Bis auf den grausamsten, Frank Croft, kann man sie nicht unterscheiden, sie sind alle gleich. Gleich böse, gleich unmenschlich, gleich niederträchtig. Sie erscheinen nicht als Personen, sondern als eine gesichtslose Gruppe Folter- und Tötungsmaschinen. In dieser Pauschalisierung und in der undifferenzierten Charakterbeschreibung liegt das große Manko des Buches.
Fazit:
Ein Buch, das den Leser in einen Sog aus Gewalt, Hass und Wut zieht. Wer das aushält, hat ein fesselndes Lese-Erlebnis vor sich.