Tracy Chevalier - Das Mädchen mit den funkelnden Augen / Die Lieder des Mr. Blake / Burning Bright

  • Nach dem Unfalltod eines Sohnes zieht der Stuhlmacher Thomas Kellaway mit seiner Frau Anne und den beiden jüngsten Kindern Jem und Maisie nach London, weil besonders Anne einen Tapetenwechsel brauchen kann. Für die Kinder, besonders den neugierigen Jem, ist die Großstadt äußerst faszinierend, haben sie doch bisher nur beschauliches Dorfleben auf dem Lande gekannt. Bald findet Thomas Arbeit bei einem Zirkus, der in Lambeth zu Hause ist, und die Kinder freunden sich mit Maggie an, die zwar über keinerlei Bildung verfügt, sich dafür aber in den Straßen bestens auskennt.


    Die französische Revolution liegt nur wenige Jahre zurück, und ganz England ist auf der Hut vor Sympathisanten der Jakobiner und bedroht sie mit schweren Strafen. Dem Nachbarn der Kellaways scheint das jedoch egal zu sein. William Blake heißt er und läuft keck mit roter Jakobinermütze durch die Straßen. Auch sonst ist er ein Freigeist, der zu Jems Begeisterung nicht nur Gedichte und Lieder schreibt, sondern sie auch illustriert und druckt. Jem, Maggie und Maisie sind wie gebannt von dieser Persönlichkeit.


    Ein hübsches kleines Sittengemälde von London im Jahre 1792. Tracy Chevalier entführt uns in düstere Gassen und volle Zirkuszelte, verrufene Schenken und überfüllte Plätze, in den bescheidenen Haushalt der braven Kellaways und das Künstlerleben der Blakes.


    Leider spielt William Blake hier nur eine Nebenrolle - ich hätte mir etwas mehr über ihn zu lesen gewünscht, der den wunderbaren "Tyger" und andere große Gedichte verfasst hat. Die Kellaways und die freche Maggie sind zwar allesamt recht sympathische Protagonisten, deren Lebensweg wohl oder übel eng mit dem Zirkus verknüpft ist und über die ich durchaus gerne gelesen habe, doch gegen den schillernden Blake wirken sie ein wenig fade.


    Vielleicht bin ich auch angesichts von Titel und Klappentext mit zu hohen Erwartungen herangegangen, was Blakes Beteiligung angeht.


    Der deutsche Titel ist mMn übrigens total daneben - sowas Nichtssagendes ... es gibt allerdings auch eine Auflage unter dem Titel "Die Lieder des Mr. Blake". Gefällt mir schon besser.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die Bücher, die ich bisher von der Autorin gelesen habe, waren unterhaltsam und kurzweilig, wenn mir auch bei ihrer Personenzeichnung die Tiefe fehlte. Doch dieses Buch habe ich abgebrochen, weil bis zur Seite 120 nichts passiert. Die Familie Kellaway zieht nach London, Sohn Jem freundet sich mit der Göre Maggie an, mit Nachbar William Blake werden ein paar Worte gewechselt, die Vermieterin ist unfreundlich, man hat dennoch im Theaterdirektor und Hausbesitzer einen Gönner, die Kinder streifen durch die Straßen, ... Nichts, was vom Hocker reißt, und auf den ersten 100 Seiten keine Handlung erkennbar ist. So viel Langeweile muss ich mir nicht noch weitere 280 Seiten lang antun. Abbruch.


    Ich habe übrigens diese Version gelesen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich erinnere mich, dass mir bei diesem Buch die Gänge durch London gefielen. Hatte auch erwartet, mehr über Mr. Blake zu erfahren.


    Tracy Chevalier kann es aber besser: Zwei bemerkenswerte Frauen und Das dunkelste Blau gefielen mir wesentlich besser.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)