Joseph Roth - Hiob

  • Rezension 4:
    Der Roman „Hiob“ geschrieben von Joseph Roth, erzählt die Familiengeschichte des Religionslehrers Mendel Singer, welche als Beispiel für das Schicksal der ostjüdischen Migranten steht.
    Mendel, seine Frau und ihre vier Kinder Jonas, Schemarjah, Mirjam und Menuchim führen ein einfaches und glückliches Leben im russischen Zuchnow. Doch durch die Erkrankung von Menuchim wird ihr idyllisches Leben zerstört und die Familie zerbricht.
    Die Familie zieht ohne Menuchim in die USA, wo sie sich voneinander und ihrer alten Lebensweise noch mehr entfremdeten.
    Mendel wendet sich durch zahlreiche Schicksalsschläge von Gott ab und gewinnt seine Hoffnung erst wieder, als er seinen verloren geglaubten Sohn Menuchim, der von seiner Krankheit geheilt war, wiedertrifft. Abschließend kann man sagen, dass der Roman „Hiob“ ein von Tragik und Emotionen bestimmtes Buch ist.
    Dieser Roman entspricht nicht meinem Literaturgeschmack, da er zu emotionsreich ist und zu wenig Handlung besitzt.

  • Den Inhalt haben meine vorherigen Rezensenten prima zusammengefasst, daher möchte ich hier nur nochmals das Buch weiter empfehlen.

    Joseph Roths Art und Weise zu erzählen, einfach, sachlich und schnörkellos, dabei kompetent und einfühlsam, ist es, die mich jedes Buch von ihm, schon wegen der Sprachmelodie, genießen lässt. Nichts finde ich übertrieben oder gar schwülstig, er findet für alles das richtig Maß.

    Schöner kann ich es auch nicht ausdrücken ! Nach dem "Radetzkymarsch" war dies der zweite Roman, den ich von Joseph Roth gelesen habe und sicherlich werde ich mich nach und nach durch sein Werk lesen. Im Vergleich zum "Radetzkymarsch" fand ich den Hiob etwas "langatmiger": Die Schicksalsschläge finden alle im letzten Drittel der Erzählung statt. Bis dahin lernen wir Mendel Singer und seine Familie kennen, die mir aber durch das komplette Buch hinweg unsympathisch blieben, vielleicht auch, weil ich mich nicht so sehr in deren Situation hineinversetzen konnte. Da hatte ich mit den von Trottas mehr mitgelitten... Im Grossen und Ganzen aber ein gutes, empfehlenswertes Buch, das sich dank Joseph Roths Schreibstil einfach lesen lässt.

  • "Hiob" habe ich auch in der Schule gelesen (dank Krankheit in den Ferien habe ich es auch in knapp 2 Tagen durch gehabt), und ich war und bin immer noch sehr beeindruckt.
    Zu Beginn konnte ich recht wenig mit dem Inhalt anfangen und auch wenn mir die jüdischen Traditionen entfernt bekannt vorkamen, war ich nicht richtig gefesselt.
    Allerdings muss ich im Nachhinein sagen, dass grade dieses "alltägliche", die Normalität und fast schon Gleichgültigkeit, die Roth seinen Figuren in den Mund legt, den Reiz des Romans für mich ausmacht.


    Hiob ist kein Roman, in dem sich die Ereignisse häufen; aber in gewisser Weise tun sie es doch, die Familie Singer ist stämdig im Wandel, ohne dass Mendel sich selbst je wandelt, er verliert seine Familie stück für Stück und bekommt am Ende das größte Geschenk zurück.


    Meiner Meinung nach ist "Hiob" ein wirklich besonderer, lesenswerter Roman, dessen kleine Feinheiten man oftmals erst im Nachhinein ausfindig macht.
    (Ich habe das Buch vor einigen Wochen nochmal gelesen und mir sind noch unzählige Dinge aufgefallen, die mir beim ersten Lesen durchgegangen sind...)

  • Zum Inhalt wurde ja schon genug geschrieben, den spare ich mir jetzt mal.


    Joseph Roth ist für mich die Autorenentdeckung in meinem Leserleben. Bis jetzt gab es noch keinen Roman (oder Erzählung) der mir nicht gefallen hätte. Und jedesmal ist es das gleiche bei mir, die Inhaltsbeschreibung klingt völlig langweilig, aber kaum mit dem Buch angefangen bin ich in einem Lesesog gefangen, der seinesgleichen sucht. Das habe ich nicht so oft in dieser Intensität, deshalb erwähne ich es :wink: Dieses Büchlein habe ich in zwei Tagen verschlungen und habe mit den Protagonisten gelitten und gehofft.


    Hiob ist kein Roman, in dem sich die Ereignisse häufen; aber in gewisser Weise tun sie es doch, die Familie Singer ist stämdig im Wandel, ohne dass Mendel sich selbst je wandelt, er verliert seine Familie stück für Stück und bekommt am Ende das größte Geschenk zurück.

    So sehe ich das auch :)


    Wer hier einen Pageturner erwartet, dürfte wohl sehr enttäuscht werden, aber der ganze Aufbau des Buches ist klar komponiert und nichts dem Zufall überlassen. Die Sprache klar und punktgenau. Roth erinnert mich da ein wenig an einen Maler, wenn man mir den Vergleich erlaubt.

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  • Bis jetzt gab es noch keinen Roman (oder Erzählung) der mir nicht gefallen hätte. Und jedesmal ist es das gleiche bei mir, die Inhaltsbeschreibung klingt völlig langweilig, aber kaum mit dem Buch angefangen bin ich in einem Lesesog gefangen, der seinesgleichen sucht.

    Dann empfehle ich Dir dringend, "Die Kapuzinergruft" zu lesen - da Dir ja der Radetzkymarsch gefiel, sollte diese "Fortsetzung" auch passen. Für mich der beste Roman von Joseph Roth.
    Leider hatte ich aber auch kürzlich ein Band mit Feuilletontexten (Drei Sensationen und zwei Katastrophen) von ihm, das mir weniger gefiel. Wie Du schon sagtest: eigentlich kann die Inhaltsbeschreibung noch so langweilig klingen, aber man wird dennoch durch seinen Schreibstil gefangen - das klappt bei Kurztexten leider nicht. Tolle Schreibe, aber zu knappe Texte, um gefangen genommen zu werden. In diesem Fall sollte man sich wirklich für das Kino der 1920er Jahre interessieren...

  • Dann empfehle ich Dir dringend, "Die Kapuzinergruft" zu lesen - da Dir ja der Radetzkymarsch gefiel, sollte diese "Fortsetzung" auch passen. Für mich der beste Roman von Joseph Roth.

    Auf meiner Leserliste steht es auf jeden Fall schon, aber nicht in der Ausgabe von Zweitausendeins. Das Buch ist eine absolute Zumutung für meine Augen mit dieser Winzschrift :wuetend: "Hotel Savoy" konnte ich mal anlesen, das scheint auch noch interessant zu sein und wenn diese Schrift nicht gewesen wäre.... Aber! Ich habe mir gerade beide Bücher auf den Reader runtergeladen, beide gibt es als kostenlose eBooks. Jetzt stellt sich nur noch die Frage wann lesen :wink:


    Leider hatte ich aber auch kürzlich ein Band mit Feuilletontexten (Drei Sensationen und zwei Katastrophen) von ihm, das mir weniger gefiel. Wie Du schon sagtest: eigentlich kann die Inhaltsbeschreibung noch so langweilig klingen, aber man wird dennoch durch seinen Schreibstil gefangen - das klappt bei Kurztexten leider nicht. Tolle Schreibe, aber zu knappe Texte, um gefangen genommen zu werden. In diesem Fall sollte man sich wirklich für das Kino der 1920er Jahre interessieren...


    Danke für die Warnung! Kurztexte werde ich in dem Fall wohl eher meiden. Zumal sich mein Interesse für das Kino der 1920er Jahre eher in Grenzen hält.

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  • Joseph Roth ist für mich die Autorenentdeckung in meinem Leserleben.

    Und ich bin dir nach wie vor dankbar, dass du mir so lange gut zugeredet hast, als ich nach dem Radetzkymarsch nicht mehr so recht von Joseph Roth hören wollte. Da hätte ich eine Menge verpasst. :friends:
    ... so auch den Hiob, zu dem ich mir dank der bereits vorhandenen Kommentare weitere Ausführungen sparen werde.