Celine Kiernan - Schattenpfade

  • Freund...Vater...König...

    Wen würdest du opfern?


    Nichts ist mehr, wie es war, als die fünfzehnjährige Wynter nach ihrer langen Lehrzeit im Norden nach Hause zurückkehrt. Ein dunkler Bann scheint über dem Königreich zu liegen: Alte Bekannte weichen Wynter aus, und ihre geliebten Katzen und die sonst so freundlichen Geistern weigern sich, mit ihr zu sprechen. Vor allem aber ist einer ihrer besten Freunde spurlos verschwunden: Kronprinz Alberon. Was ist mit ihm geschehen? Warum hat König Jonathon eine Schreckensherrschaft errichtet? Und was hat es mit den Gerüchten um eine neue, furchterregende Waffe auf sich? Wynter sieht sich vor eine schicksalhafte Wahl gestellt: Soll sie sich dem Willen des Königs beugen oder sich von ihm und ihrer Familie lossagen und das Geheimnis lüften?

    (Klappentext innen)


    meine Inhaltsbeschreibung

    „Schattenpfade“ ist der Auftakt zu einer Trilogie. Die Geschichte um Wynter Moorehawke spielt in einem mittelalterlichen Europa, in dem Geister umherwandern und Katzen mit Menschen sprechen. Wynter und ihr Vater, ein enger Freund des Königs Jonathon, kehren nach fünf Jahren im hohen Norden nach Hause zurück. Wynter, die sich so auf die beiden Prinzen, ihre Ziehbrüder, gefreut hat, ist entsetzt, denn Kronprinz Alberon ist verschwunden und niemand scheint zu wissen, wohin. Es ist verboten mit Katzen oder Geistern zu reden. Alle Toleranz und Offenheit scheint aus dem Königreich verschwunden zu sein; auf einmal ist die Herkunft und Hautfarbe wichtig.

    Doch erwartet erwartet nur Schlechtes Wynter in ihrer Heimat?

    Prinz Razi, der Bastardsohn des Königs, ist zu Hause und immer noch der selbe gutmütige, schlaue Freund und Bruder. Und da ist auch noch der schelmische Christopher, Razis Pferdearzt und neuer Freund, den Wynter erst gar nicht leiden kann. Aber mit der Zeit beginnt sie ihn zu mögen und erfährt über seine schreckliche Vergangenheit. Zusammen wollen die drei die Wahrheit erfahren: über den Wandeln im Königreich, über Alberons Verbleib und über die geheimnisvolle Waffe, die so brutal zu sein scheint.


    Eigene Meinung:

    „Schattenpfade“, Celine Kiernans Debüt, ist meiner Meinung nach ein gelungener, wunderschöner, klasse, bezaubernder, lesenswerter Auftakt zu einer wundervollen Trilogie.

    Celine Kiernan legt ihren Schwerpunkt auf die Charaktere und eine sanfte wachsende Liebe und nicht so sehr auf Action und Kämpfe. Schattenpfade ist daher eher ein ruhiges, seichtes Buch, welches einen aber dennoch nicht langweilt. Das liegt vor allem an zwei Dingen:

    Erstens an der sehr schöne, klare Schreibweise. Das Hofleben und die höfischen Gepflogenheiten werden gut und interessant beschrieben, sodass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte. Auch die Personen reden der Zeit (die sicherlich etwas anders war, als das „echte“ Mittelalter, da es weder Geister, noch so tolerante Königreiche und Menschen gab) angemessen, jedoch nicht zu übermäßig geschwollen, sodass man sie immer verstehen konnte.

    Und zweitens an den tollen, tiefen Charakteren. Wynter ist eine Halbwaise, die sich in dem Männerhandwerk, der Tischlerei, behaupten möchte und die ihren Weg zur eigenständigen Frau sucht, damit sie irgendwann ohne ihren liebenden Vater leben und für sich sorgen kann. Razi, „der Araber“, der Wynter und seinen jüngeren Halbbruder Alberon über alles liebt. Mit dem Wandel im Königreich wird der sanfte Arzt mit Hass und Feindlichkeiten konfrontiert. Und natürlich Christopher, der erst mit seiner neckischen und unbeugsamen Art überall aneckt, besonders bei Wynter :wink: , sich aber dann als treuer Freund, dem in der Vergangenheit furchtbares passiert sein muss. Besonders Christopher hat mich begeistert. Allein wegen ihm bekommt das Buch schon 3 Sterne von mir. Ich habe mich ihn, seine wunderbaren Grübchen und sein Verhalten richtig verliebt. :love:

    Aber auch Wynters Vater, ein starker Mann, geschwächt von einer Krankheit, Jonathon, ein König, der verzweifelt ist und verzweifelt handelt, und die Freundschaft zwischen diesen beiden Männern, sind wunderbar gezeichnet.

    Auch die Nebencharakter sind gut beschrieben; sie machen für mich das Schloss lebendig. Klar hatte ich die geschniegelten Boten, feinen Hofdamen und Marni, die burschikose Köchin, vor Augen.


    Leichte Abstriche bekommt das Buch wegen einer (meiner Meinung nach) sehr brutaler Folterszene, von der ich nicht eine so ekelige Beschreibung gebraucht hätte. (Hier scheint das „echte“ Mittelalter doch etwas durchzukommen.)

    Außerdem merkt man, dass das Buch der Auftakt zu einer Trilogie ist. Viele Geheimnisse sind auch nach dem ersten Band nicht geklärt, und das Ende ist zwar soweit befriedigend, trotzdem ein Cliffhanger. Daher musste ich mir auch direkt den zweiten Teil (Geisterpfade) kaufen, sobald er erschienen war, um zu wissen, wie es weitergeht und um Christophers Vergangenheit komplett zu lüften.


    Das Buch ist zwar ein Fantasy- und Jugendbuch, jedoch sind die Fantasyelemente sehr gering (da der König verboten hat, mit Katzen oder Geistern zu sprechen, tauchen diese auch entsprechend selten, ca. 3 bis 4 Mal, im Laufe der Geschichte auf). Daher kann man sich vielleicht auch an das Buch heranwagen, wenn man normalerweise keine Fantasybücher mag. Zu dem Punkt, ob das Buch auch für ältere Leser geeignet ist, obwohl Jugendbuch, kann ich nichts genaues sagen, da ich selber in die Zielgruppe falle. Jedoch ist Wynter vernünftig, ernsthaft und muss im Laufe der Geschichte schnell erwachsen werden. Und auch Christopher und Razi sind beide um die 20 Jahre alt, und auch keine typischen Teenager. Daher habe ich das Buch auch in die Kategorie Fantasy eingeordnet.


    Fazit: Unbedingt lesen!

    Insgesamt bekommt das Buch, vor allem wegen seiner tollen Charakteren und Beschreibungen

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: und ein :love: für Christopher...


    Celine Kiernan - Schattenpfade/The Poison Throne
    Celine Kiernan - Geisterpfade/The Crowded Shadows
    Celine Kiernan - Königspfade (noch nicht erschienen)/The Rebel Prince

    "Die Hoffnung auf etwas Bleibendes ist es, die uns den Garaus macht, nicht wahr? Wenn wir nur diesen dummen Wunschtraum abschütteln könnten, diesen Glauben, dass wir dieses Mal bleiben dürfen. Dass es dieses Mal von Dauer sein wird. Dann wären wir alle viel glücklicher." Christopher Garron
    --> Schattenpfade

  • Zugang zur WuLi! :dance:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • "Schattenpfade" ist ein sehr gelungener Auftakt einer Trilogie.


    Von der ersten Seite an ist man im Bann der Geschichte, in einer Art Sog, obwohl eigentlich nicht sehr viel passiert. Kiernan legt keinen großen Wert auf spannende Abenteuer und epische Schlachten: stattdessen beschreibt sie den Hof des Königs, an dem Wynter und ihr Vater unterkommen, das Tischlerhandwerk, die einzelnen Charaktere und ihre Beziehungen untereinander so lebendig und gefühlvoll, dass man das Gefühl hat, ein Teil der Handlung zu sein und Wynter auf ihrem Weg zu begleiten.


    Sehr gut gefallen hat mir die Protagonistin. Ja, Wynter hat einen Männerberuf erlernt und zieht die Arbeit den Banketten vor, dennoch sträubt sie sich nicht gegen ihre Rolle und hat kein Problem damit, ein Mädchen zu sein. Sie kann sich Männern gegenüber behaupten, ist mutig, ehrlich und liebt ihre Freunde und ihren Vater über alles, dabei ist sie jedoch kein wandelndes Klischee, das "keine Lady sein möchte!!1!!" Wenn sie gegen etwas aufbegehrt, dann weil jemand ihren Freunden schadet oder weil etwas ihren Überzeugungen widerspricht. Zudem ist sie - bisher - noch ein kleines Wunderkind. Ja, sie spricht mit Katzen, doch früher scheint dies in dem Königreich ganz normal gewesen zu sein.


    Auch die Nebencharaktere sind, wenn auch nicht alle sympathisch, sehr interessant. Besonders hervor stechen hier natürlich Wynters Freunde, Razi und Christopher, die beide einen außergewöhnlichen und faszinierenden Hintergrund aufweisen, über den man gerne mehr erfahren würde, aber auch ihr Vater Lorcan ist durch und durch liebenswert und sein Zustand erweckte bei mir regelmäßig Mitgefühl. Allerdings fand ich auch den "bösen" König sehr spannend. Seine Beweggründe sind bisher noch sehr unklar; Sein plötzlicher Wandel ist sehr ungewöhnlich und auch die Zuneigung, die er für Lorcan empfindet, steht im krassen Gegensatz zu seinem kalten, beherrschten Auftreten. Dadurch ist er definitiv die ambivalenteste und eine der interessantesten Figuren der Geschichte.


    Der Fantasy-Anteil fällt in diesem Buch leider tatsächlich sehr gering aus, ist aber durchaus vorhanden und ich kann mir vorstellen, dass er in den beiden anderen Bänden mehr ausgebaut ist. Aber auch ohne sprechende Katzen und Geister gibt es in Schattenpfade genug zu entdecken: die Welt erinnert zwar an Königshöfe früherer Zeiten, dennoch ist alles neuartig und fremd. Die ausgezeichnete Schilderung der Handlung und der Umgebung tut ihr übriges; das Buch braucht gar keine seitenlangen Schlachten oder übermäßig viel Magie, es ist auch so unglaublich interessant. Allerdings gibt es auch ein paar Stellen, die als spannend bezeichnet werden können, sodass niemand mit gähnender Langeweile rechnen muss.
    Was die "sehr brutale Folterszene" betrifft, von der LaIsaBella spricht: ehrlich gesagt habe ich keine Szene als übermäßig brutal empfunden und ich bin normalerweise sehr zart besaitet. Aber dies ist natürlich Ansichtssache, nicht jeder hält die gleichen Dinge für brutal.


    Die Liebesgeschichte war passend, ziemlich glaubwürdig und gut in die Handlung integriert. Sie nahm keinen großen Teil an, spielte aber dennoch eine entscheidende Rolle und schreitet keineswegs zu schnell voran. Zwar hat mich gestört,

    , aber da recht deutlich wird, dass er etwas für Wynter empfindet, ist es zu vernachlässigen - jeder hat eine Vergangenheit. Insgesamt ist die kleine Liebesgeschichte eine nette Ergänzung zur Handlung, ohne überflüssig zu sein.
    Zudem ist auch die tiefe Freundschaft zwischen Razi, Wynter und Christopher sehr schön und es hat viel Spaß gemacht, von dieser engen Bindung zu lesen.


    Leider kann ich dem Buch nicht die volle Punktzahl geben.
    Dies liegt daran, dass man ganz klar merkt, dass Schattenpfade "nur" der Auftakt einer Reihe ist. Sehr, sehr viele Fragen bleiben offen - eigentlich wird überhaupt nichts geklärt, sondern nur die Situation wird geschildert, ohne dass man Gründe genannt bekommt. Der Leser tappt vollkommen im Dunkeln. Natürlich ist dadurch die Neugierde auf den zweiten Band sehr hoch, da aber nicht klar ist, was eigentlich passiert ist, sind viele Dinge für mich unbegreiflich. Ein Beispiel ist das Verhalten mehrerer Charaktere, das sich während einer einzelnen Konversation oft von einem Extrem ins andere änderte. Da man die genauen Hintergründe nicht kennt, sind diese Schwankungen nicht erklärbar und wirken etwas übertrieben - ich bin mir aber sicher, dass dies durch die Folgebände noch klarer werden wird.
    Wie gesagt: Schattenpfade ist der Auftakt der Reihe, was bedeutet, dass nur die Weichen gestellt wurden. Dies ist keineswegs schlecht, was ich in diesem Band gelesen habe, verspricht eine sehr gute Fortsetzung und ich bin gespannt darauf, was nun mit dem Thronerben passiert ist, ob das Königreich gerettet werden kann und natürlich, ob die drei Freunde ihre Ziele erreichen.
    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: , um noch etwas Luft nach oben für den zweiten Band zu lassen, den ich kaum erwarten kann.

    Carpe Diem.
    :study: Amelie Winter - Liebesglück und Landluft

    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher