Hilary Mantel - Wölfe / Wolf Hall

  • Heute habe ich mir die ersten beiden Teile in der Mediathek angesehen und gönne mir morgen den dritten. Ich bin begeistert!

    Das freut mich, denn ich kenne das Buch nicht und bin auch begeistert. :) Vor allem Mark Rylance als Cromwell gefällt mir sehr gut.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Endlich, endlich habe ich das Buch vom SuB befreit. Und nun weiß ich nicht, wie ich es bewerten soll, weil es so viele verschiedene Emotionen in mir ausgelöst hat... Aber alles der Reihe nach.


    Zunächst einmal war ich mit den namhaften Personen der Handlung bereits einigermaßen vertraut, was es einfacher gemacht hat, der Geschichte zu folgen. Einfacher, aber doch nicht allzu einfach, weil ständig neue Personen aufgetaucht sind, die mich persönlich eher irritiert haben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie nicht (mehr oder weniger) ausführlich vorgestellt wurden, wie man es von anderen Büchern gewöhnt ist, sondern so "nebenbei" eingeführt wurden. Deswegen habe ich viel Gebrauch vom Personenverzeichnis gemacht, da ich sonst gar nicht wüsste, wer das nochmal war. Und ich muss sagen, dass ich normalerweise gar kein Problem mit vielen Personen habe. Dass es hier so viele Namensvetter gegeben hat, ist mir beispielweise nur bei den Thomassen aufgefallen. Gerade DIE habe ich aber problemlos auseinanderhalten können, weil ja noch die Nachnamen dabeistanden. Und sind zum Glück unterschiedlich. Wenn da aber jemand in einem kurzen Abschnitt auftaucht und viele Seiten später plötzlich von seiner Frau die Rede ist, ist das Ganze dann nicht so einfach.


    Den wirklich eigenen Stil der Erzählung fand ich am Anfang noch recht erfrischend. Es ist einfach etwas anderes, den Namen des Protagonisten fast immer durch "er" zu ersetzen (was in diesem Fall tatsächlich besser ist, als ständig "sagte Thomas" zu lesen und sich zu fragen, welcher denn nun gemeint ist). Manchmal musste ich zwar ein bisschen sortieren, um zu wissen, wer gerade was gesagt hat, aber insgesamt hat mich diese Eigenheit nicht gestört. Was mir im Verlauf der Geschichte gefehlt hat, war eine gewisse Kontinuität. Es war immer ein roter Faden da, doch ich hätte es schöner gefunden, wenn die vielen Abschnitte, in die die Geschichte eingeteilt ist, miteinander verbunden gewesen wären und man einen fließenden Text gehabt hätte. Dass die Autorin generell einen ziemlich genauen Schreibstil aufweist und das Erzählte auf das Wichtigste kondensiert, ist ein recht interessanter Ansatz. Nur war mir die Art der Erzählung manchmal zu unpersönlich, zu kalt. Nichtsdestotrotz merkt man natürlich, dass sie sich mit dieser Zeit und vor allem mit Cromwell sehr viel auseinandergesetzt hat.


    Das Buch hatte mir aber auch schöne Momente zu bieten. Meine Lieblingsszene, von der ich wirklich beeindruckt war, war die Enthüllung von Cromwells Portrait. Die Art, wie er sein Abbild reflektiert hat, und wie es die anderen Betrachter getan haben, ging einfach unter die Haut. Interessant fand ich auch Mantels Darstellung des Königs. Man hat von ihm ja ein bestimmtes Bild im Kopf und wird durch ihre verständnisvolle Art, ihn darzustellen, vollkommen überrascht. Deswegen finde ich es spannend, die gleiche Periode durch die Augen verschiedener Autoren zu betrachten. Mir fällt auf Anhieb eine Autorin ein, die Anne Boleyn um einiges besser wegkommen ließ als ihren Ehemann, was hier definitiv nicht der Fall war. Und Mary Boleyn hatte ich bisher noch gar keine Aufmerksamkeit geschenkt, da kann ich mich bei Mantel nur bedanken.


    Insgesamt habe ich das Buch mit gemischten Gefühlen beendet und ich denke, dass es sich hier definitiv um ein Werk handelt, das man selbst austesten muss. Einfach schon deswegen, weil seine Art sich von den anderen Büchern unterscheidet, die in die gleiche Richtung gehen.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Von den zahlreichen Thomassen abgesehen fand ich das mit den Namen auch nicht so schlimm. Und dass es der Thomasse seinerzeit gar viele gab, weiß man ja, wenn man sich schon mit den Tudors beschäftigt hatte.

  • Lange habe ich für dieses Buch gebraucht und oft hatte ich eigentlich keine Lust mehr weiter zu lesen, obwohl es ein gutes Buch ist. Doch jetzt ist es geschafft. :applause:


    Vom Aufbau her ist es sehr übersichtlich, die Zeiträume werden am Anfang von jedem Kapitel angezeigt und man kann auf den letzten Seiten des Buchs die Personen mitsamt der Zeit ebenen in denen sie auftauchen nachschlagen, sogar Stammbäume sind vorhanden. Soweit so gut. Mit dem Schreibstil hatte ich am Anfang große Probleme, die sich zum Teil durch das gesamte Buch gezogen haben. Ich hatte Teilweise Probleme herauszufinden wer denn gerade spricht oder wer gemeint ist und obwohl ich weiß das Cromwell mit "er" gemeint ist dachte ich manchmal es wäre jemand anderes gemeint. Ein bisschen verwirrend das ganze. Abgesehen davon ließ es sich trotzdem ganz gut lesen, vor allem wenn man sich an die Schreibweise gewöhnt hat.


    Auch an die vielen Personen, die kommen und gehen, gewöhnt man sich mit der Zeit. Dadurch das ich mit der Serie "Die Tudors" vertraut bin, konnte ich die vielen Thomassen unterscheiden, aber auch andere Personen waren mir vertraut. Es gab sogar Personen von denen ich in der Serie keine gesehen habe, sie aber im Buch da waren. Da sieht man wieder wie abgekürzt Filme/Serien sein können und es gut ist das dazugehörige Buch zu kennen. Überrascht haben mich auch die Charakter der Personen. Cromwell war für mich durch die Serie immer extrem skrupellos, das ist er im Buch zwar auch, aber da ist er aber auch menschlicher, jemand mit Gefühlen. Er kommt mir zum Teil auch als einer der das Beste aus sich machen möchte und am ende dann zu ehrgeizig geworden ist rüber. Genauso wie bei Cromwell habe ich bei den anderen Personen gemerkt, dass sie ganz anders sind wie ich sie mir vorgestellt habe. Aber das ist das schöne an dem Buch. Man kennt zwar die Geschichten um die Tudors aber man kann nicht mit Sicherheit sagen wie sie wirklich waren, wie sie sich verhalten oder gefühlt haben und doch kommt es hier richtig gut rüber. Hier ist es nicht so oberflächlich gehalten wie in der Serie und das ist gut so.


    Ich fand es sehr interessant zu lesen, wie aus einem jungen Burschen der von seinem Vater bis zum geht nicht mehr verprügelt wurde, ein stattlicher Mann mit Kindern und einem hohen Posten innerhalb der Monarchie wurde. Es gabt stellen wo ich dachte, wow das hätte ich jetzt nicht gedacht oder wie kann man nur so herzlos sein. Aber zu Zeiten von Henry VIII war es besser mit dem Fluss du gehen statt dagegen anzukämpfen.
    Ein sehr interessantes Buch mit vielen Informationen. Für jeden der sich mit Henry VIII und seinem Gefolge auseinandersetzt sehr zu empfehlen.
    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    :love: Perfekt ist das Leben nie.
    Aber es gibt Menschen, die es perfekt machen. :love:

  • Ich lese ja eher selten historische Romane, aber diese Geschichte macht wieder Lust auf mehr... Hervorragend recherchiert, schafft es Mantel die eigentlich recht bekannte Geschichte aus neuer Sicht spannend zu erzählen. Zudem sehr detailreich, sodass ich ausgiebig nebenbei im Internet über die vielen Nebenfiguren recherchiert habe. Ein sehr empfehlenswertes Werk, dem man sich aber mit viel Ruhe, Ausdauer und Interesse widmen muss; zum Nebenherlesen eher nicht geeignet. Aber die Mühe lohnt sich!